Elfenzeit 8: Lyonesse. Uschi Zietsch
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Elfenzeit 8: Lyonesse - Uschi Zietsch страница 26

Название: Elfenzeit 8: Lyonesse

Автор: Uschi Zietsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773320

isbn:

СКАЧАТЬ sich ab. »Das wusste ich nicht«, stieß sie hervor. Sie rieb sich die Arme, als ob sie frieren würde. »Du warst der Erste, ich hatte darin keine Erfahrung. Wenn ich das nur geahnt hätte!«

      »Ich glaube«, sagte er behutsam, »da kommen mehrere Faktoren zusammen.«

      Sie atmete tief durch und drehte sich zu ihm. »Und welche?«

      »Du bist sterblich geworden, Anne. Das mag dir noch nicht so offenkundig bewusst sein, aber das verändert. So wie mich die Erkenntnis verändert, dass ich jetzt unsterblich bin.«

      »Und weiter?«

      »Anscheinend ist es bei dieser Sache … dieses Geschenks an mich wie bei einem Handel. Du gibst mir etwas, also muss ich dir auch etwas geben. Elfenregeln.«

      »Wunderbar«, sagte sie bitter. »Ich gebe dir meine Macht und Kraft und bekomme dafür von dir deine Schwäche.«

      »Nein«, widersprach er. »Menschlichkeit.«

      »Was ist der Unterschied?«

      »Immerhin habe ich dir keine Seele geschenkt.«

      »Dafür bin ich sehr dankbar.«

      Eine Weile standen sie schweigend voreinander. Robert hoffte, dass Anne nicht sehen konnte, wie tief gekränkt er war. Er konnte aber auch verstehen, dass sie nicht minder verletzt war.

      »Seit Jahrtausenden bin ich die Muse der Menschen«, murmelte sie. »Wie konnte das nur geschehen?«

      »Es ist die Zeit, die Veränderungen bringt«, sagte er leise. »Du bist immer noch eine Dämonin, Anne, es hat sich nichts geändert. Aber es schadet nicht, wenn deinerseits nicht mehr alles aus der Distanz beobachtet wird. Wenn du Anteil hast am Schicksal anderer, und sie nicht einfach nur lenkst.«

      Sie stieß einen trockenen Laut aus. »Das ist nicht Elfenart.«

      »Eben doch«, widersprach er. »Rian. Pirx. Grog. Und erinnere dich an das, was wir beim Priesterkönig erlebt haben. Hingabe, Zuneigung, Aufopferung.« Langsam legte er seine Hände an ihre Schultern. »Befreie dich von deinem Vater, Anne. Er ist nicht das Maß aller Dinge, auch wenn er dich einst darauf konditioniert hat. Durch deine einzigartige Gabe unterscheidest du dich von seiner gefühllosen Kälte. Was Menschen durch dich geschaffen haben, kann nicht von dir emotionslos in Gang gesetzt worden sein. Magie ist keine Maschine. Das kann ich beweisen, ich habe schon eine Ley-Linie gesehen, sie ist lebendig und pulsiert. Sie ist das Adergeflecht zum Herzen der Welt. Und ich habe oft genug deine Leidenschaft erlebt, in vielen verschiedenen Situationen.«

      Ihre tiefliegenden Augen ruhten auf ihm. »Und darum liebst du mich?«

      Er hob leicht die Schultern. »Das ist schwer zu erklären. Es gibt viele Gründe – und keinen. Zumindest keinen rationalen, den man analysieren kann. Mein Herz hat so entschieden, und dann ist es eben so. Nicht zu ändern.«

      »Das ergibt doch keinen Sinn.«

      »Die Liebe ist ihr eigener Sinn, Anne.«

      »Aber was empfinde ich wohl für dich nach dieser langen Zeit?«, sagte sie nachdenklich.

      »Immerhin schon ein Fortschritt, dass du es überhaupt zugibst«, schmunzelte er.

      »Nachdem ich den Schritt getan habe, stand das außer Frage.« Sie blieb ernst. »Und nun bemerke ich weitreichende Veränderungen an mir, die mich beunruhigen. Sie sollten mir missfallen, aber dem ist nicht so. Das verwirrt mich am meisten und das muss ich erst … ergründen.«

      »Und warum kannst du es nicht einfach geschehen lassen?«

      »Einfach so?« Sie klang schockiert.

      Er nickte. »Schau, du lebst schon so lange, Anne. Du hast alles, was möglich ist, mehrmals erlebt – aber das hier noch nicht. Das ist einmalig, so wie es die Liebe eben auch ist. Wie wär’s, wenn du es zulässt und dadurch herausfindest, wohin es führt? Es könnte sogar Spaß machen.«

      Anne hob die Brauen. Dann zuckte ein Lächeln in ihren Mundwinkeln. »Du hast zu viel von mir gelernt. Ich sollte dich verlassen und Toms Muse werden.«

      »Von dem lass die Finger! Außerdem ist er nicht an Frauen interessiert.«

      »Na und? Ich bin eine elfische Dämonin. Denkst du, das wäre mein erstes Mal?«

      Robert nahm ihren Arm, hakte ihn bei sich unter und schlenderte mit Anne weiter. In diesem Moment hörte der Schneefall auf, die Wolkendecke riss auf und schickte einen gleißenden Sonnenstrahl durch die klare, kalte Luft.

      »Wenn das kein Zeichen ist!«, bemerkte er lachend.

      »Unheilbarer Romantiker«, versetzte sie und stieß ihn leicht in die Seite. »Lass uns zum Stachus gehen und die Lage sondieren, bevor wir uns heute Nacht an die Arbeit machen.«

      *

      Die Sonne ging schon früh unter in diesen Tagen. Die Kälte biss zu, sobald es anfing zu dunkeln, und die Leute drängelten sich an den Glühweinständen. Dick eingepackte Straßenmusikanten aus Ecuador spielten Weihnachtslieder mit Quechua-Flöten, und sogar ein Maroniverkäufer hatte sich eingefunden, neben dem Stand mit den gebrannten Mandeln und Magenbrot. Überall brannte festliche Beleuchtung, Weihnachtssterne, Kometen, Engel und mehr, umrankt von grünen Girlanden. Die Jäger der Weihnachtsgeschenke steckten ihre Reviere in den Kaufhäusern ab und feilschten um die besten Schnäppchen.

      Die Polizisten liefen möglichst unauffällig zu zweit Patrouille, sondierten unentwegt die dunklen Stellen oder hielten Ausschau nach verdächtig wirkenden Gestalten.

      Es herrschte friedliche Feierabendstimmung, obwohl es erst Spätnachmittag war und im Sommer um diese Uhrzeit jeder an den Badesee gefahren wäre. Vereinzelt stäubte Schnee vom Himmel und brachte die Luft zum Glitzern.

      Albert hasste und liebte diese Zeit am meisten. Er hasste sie, weil sie ihn zum Weinen brachte, wenn er sich zwangsläufig an die Vergangenheit erinnerte, als er noch einer von denen da gewesen war. Einer der geschäftig dahineilenden Familienväter, die sich beeilten, nach Hause zu kommen, nur vorher rasch eine Kleinigkeit besorgten. Damals hatte er die Penner genauso mitleidvoll angeschaut, wie er heute betrachtet wurde, und hatte gar nicht verstehen können, wie man so tief sinken konnte. Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass das sogar sehr schnell gehen konnte und man nicht unbedingt Einfluss auf die Entwicklung hatte.

      Wie lange war das her? Nein, nein, nicht zählen. Dann musste er nur noch mehr weinen, und nichts war demütigender, als vor all denen da zu heulen. Sie sprachen einem auch so schon jegliche Würde ab.

      Aber immerhin, und das war der Grund, warum Albert diese Zeit liebte, waren sie zu Weihnachten freigiebiger und nachsichtiger. Die Beruhigung des schlechten Gewissens. Auch die Niedrigsten sollten es mal ein bisschen besser haben, und man hinterfragte nicht, wieso sie auf der Straße saßen und bettelten.

      Heute war ein recht guter Tag gewesen, stellte Albert fest. Da würde er sehr spät, wenn kaum mehr jemand da war, in den Frittenburger gehen und sich den Bauch vollschlagen. Kurz vor Betriebsschluss bekam er da oft noch einen Nachlass. In diesen Wochen gegen Jahresende musste Albert zwar oft frieren, aber nicht hungern. Da er nicht trank, was eine rühmliche Ausnahme war, wie er wusste, hatte er meistens etwas zu essen, und ab und zu durfte er in einem Geschäft die Mitarbeiterdusche benutzen und leistete sich den Waschsalon. СКАЧАТЬ