Elfenzeit 8: Lyonesse. Uschi Zietsch
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Название: Elfenzeit 8: Lyonesse

Автор: Uschi Zietsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773320

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СКАЧАТЬ sträubte. »Wenn ich dir diese Frage stelle, liegt die Vermutung nahe, dass ich nicht der Mörder bin, meinst du nicht? Andernfalls wärst du gar nicht mehr am Leben.«

      »Möglich«, brummelte Chad, er klang nicht vollends überzeugt. »Lass mich endlich los, das ist demütigend!«

      Robert kam der Aufforderung nach, die gebückte Haltung war ohnehin mehr als unbequem, und er stellte sich aufrecht hin, die Arme vor der Brust verschränkt. »Also, was geht hier vor sich?«

      »Woher soll ich das wissen?« Chad schüttelte sich und strich das Fell glatt. »Ich bin neutral, ich halte mich aus allem raus. Halte mich fern von den Menschen und den meisten Elfen. Ich wäre schon längst fort, wenn das Tor funktionieren würde, aber irgendwas blockiert den Durchgang!«

      »Vielleicht hängt das eine mit dem anderen zusammen«, überlegte Robert. »Wieso hast du London verlassen?«

      »Sagte ich bereits. Seit die Grenzen fallen und die Zeit überall einbricht, dreht alles durch. In London ist ein Machtkampf ausgebrochen.«

      »Zwischen wem?«

      »Das willst du nicht wissen. Nicht mal ein Vampir will was mit denen zu tun haben.«

      »London gehört doch zum Königreich Crain, nicht wahr?«

      »Ja, aber es hat einen eigenen Machtbereich, sehr alt. Fanmór musste Unabhängigkeit zugestehen, er hat nur die oberste Gerichtsbarkeit. Und jetzt ist dort Krieg ausgebrochen zwischen zwei Mächtigen, da bin ich abgehauen. Wie viele andere übrigens.«

      Robert rieb sich das vom Dreitagebart bedeckte Kinn. »Ganz schön leichtsinnig, allein zu reisen, wenn man so klein ist.«

      Chad grinste plötzlich, und das beunruhigte Robert umgehend. »Bin ja nicht allein«, sagte der Kobold, und dann bekam Robert auch schon gewaltig eins über den Schädel gebraten.

      4.

       Der Zorn des Windes

      Die Sonne brannte auf ihn herab. Kein Schatten, der ihm vorauslief, während er Richtung Norden ging. Seine Stiefel hinterließen keine Spuren, nur kurze Eindrücke, die sofort verwehten. Der Umhang, nicht viel mehr als grobes, an den Rändern ausgefasertes Gewebe, flatterte im heißen Wüstenwind.

      Zug um Zug kehrten die Erinnerungen wieder, doch noch immer gab es große Lücken. Nur sein dunkler Turm in der Geistersphäre könnte sie ihm zurückgeben, aber trotz der Stärkung durch die Panzerechse war er nach wie vor zu schwach, dorthin zu gelangen. Also Ayoubs Rat folgen und gen Norden gehen, zum Meer, »wo alles begann«, was auch immer das bedeuten mochte. Doch der Nomade war nicht ohne Grund bei ihm gewesen.

      Er wusste wieder, wer er war.

      Er wusste wieder, was er war.

      Aber er erinnerte sich nicht, was ihn hierher verschlagen hatte.

      Da war Island gewesen … eine große Schlacht … aber warum? Was war seine Beteiligung daran gewesen? Was hatte ihn besiegen können?

      Der Getreue blieb stehen und richtete den Blick zum wolkenlosen Himmel. »Bruder …«, flüsterte er. Hatte er schon jemals um Hilfe gebeten? Er konnte sich nicht entsinnen. Sie wäre allerdings sehr willkommen. Er erhielt keine Antwort.

      Warum nur war er nach Island gegangen? Verschwommen tauchten Gesichter in seiner Erinnerung auf, doch er wusste nicht, wer sie waren. Ich habe meine Aufgabe und mich selbst vergessen. Ich werde verschwinden, wenn ich nicht schnell genug bin, um …

      Ja, was zu finden? Was genau war der »Anfang«? Wodurch konnte der Getreue gerettet werden?

      Er hob den Arm und betrachtete die Faust, öffnete sie, ballte sie wieder. Er spürte die Bewegung der Muskeln und erkannte, dass er vorher nicht nur sehr schnell, sondern auch unermesslich stark gewesen war. Die Erinnerung an diese Kraft war in ihm und trieb seinen Körper voran … oder vielmehr das, was von ihm übrig war. Er war nicht so recht stofflich, aber keinesfalls sphärisch.

      Ein Schrei schallte durch die Wüste und wehte den Sand von der Düne. Der Getreue schrie Wut und Frustration hinaus. Der Wunsch zu töten kam in ihm auf, die Finger in zuckendes Fleisch zu tauchen, um seiner Existenz eine Basis zu geben, sie besser zu fühlen, sich zu verankern. Hatte er sich je zuvor in einer ähnlichen Situation befunden? Wenn ja, wie hatte er herausgefunden?

       Ich bin abgeschnitten von etwas, das sterben muss, wenn ich nicht rechtzeitig zurückfinde. Ich weiß nicht, was es ist, nur, dass es Bestandteil meiner Aufgabe ist. Oder die Aufgabe selbst? Was kann ich tun? Wie kann ich verhindern, dass ich schwinde? Ich muss meinen Turm erreichen …

      Der Boden schwankte unter seinen Füßen, die Sicht verschwamm. Die Grenzen zwischen den Welten waren hier fließend und nicht mehr undurchlässig. Der Getreue bewegte sich vermutlich gleichzeitig in der Menschen- und der Anderswelt. Nur die Geistersphäre konnte er nicht erreichen, obwohl unter ihm die mächtige Ley-Linie pochte, deren Verlauf er folgte. Sie gab ihm die Kraft, durch die Wüste zu wandern, aber sie verweigerte die Energie zum Wechsel in den dunklen Turm. Warum nur?

      »Vielleicht Rache?«

      Eine hohe Stimme kicherte hinter dem Getreuen und fuhr über ihn hinweg. Er sah sich um, da kam es schon von rechts: »Ist doch kein Wunder, nach allem, was du ihr angetan hast, oder?«, und von links: »Sie zu besetzen, zu missbrauchen, ihr die Freiheit zu nehmen …«

      »Schweig still!«, fauchte der Getreue. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«

      Ein heißer Windstoß raubte ihm fast den Atem, brauste über ihn hinweg und zerrte an seinem Gewand. »Spiel nicht den Unschuldigen, Kapuzenmann! Du bist hier, um zu sühnen, und wir alle sehen dabei zu!«

      »Dann zeig dich doch«, forderte der Getreue. »Wie sonst sollte ich wissen, ob du auch wirklich lachst?«

      Das hohe Pfeifen erklang wieder, blies heiß und trocken um ihn herum, brauste dann davon. Auf einem Dünenkamm vor ihm bildete sich ein Wirbel, der die leicht verschwommene Gestalt eines schmalen Jünglings mit langen Locken und einem kecken kleinen Fez auf dem Kopf annahm. Seine tanzenden, von Schnabelschuhen bedeckten Füße wirbelten den Sand auf und verfestigten seine Konturen.

      »Erkennst du mich nun, Schattenloser?« Er lachte herunter.

      »Ghibli«, brummte der Getreue. »Ich gehe nach Norden, also pack dich und verschwinde nach Süden, wo du hingehörst!«

      »Ha! Ich puste, wo und wie ich will, und blase dich um!«

      Da musste der Verhüllte lachen, wenngleich krächzend. »Das hat schon der Sohn des Nordwinds vergeblich versucht.«

      »Reize mich nicht!« Ghibli stürmte heran, doch der Getreue hielt ihm unbeeindruckt stand. Menschen und Elfen mochten in dieser trockenen Hitze halb verdorren, ihm machte das nichts aus. Er hatte sich an dem Krokodil gestärkt und er stand auf der Ley-Linie.

      »Was willst du?«, fragte er ungehalten. »Wenn du nutzbringend sein willst, so blase mich über den Gebirgskamm da vor mir, das erspart mir viel Mühe.«

      Am Horizont waren hoch aufgetürmte Felsengrate zu erkennen, soweit das Auge reichte. Unmöglich, sie zu umgehen. Steine und absolute Trockenheit lauerten dort, gnadenlose Hitze und steile Pfade. Die Grenze zu Ägypten verlief mitten hindurch. Doch dorthin durfte СКАЧАТЬ