Elfenzeit 8: Lyonesse. Uschi Zietsch
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Название: Elfenzeit 8: Lyonesse

Автор: Uschi Zietsch

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Elfenzeit

isbn: 9783946773320

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СКАЧАТЬ Zeiten sind vorbei!«

      »Sie fangen erst an«, knurrte der Getreue. Es würde ihn Kraft kosten, aber das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Er bückte sich, tauchte die Hand in den Sand und rührte darin wie in einer Teigschüssel. Er rührte und rührte, und nach einer Weile wurde der Sand schwerelos und stieg auf, bildete eine Spirale, die um sich selbst tanzte.

      »Was machst du da?«, rief Ghibli und kam auf leichter Brise näher. Er nahm wieder die Konturen des Jünglings an und sah neugierig zu.

      »Ich erschaffe eine Dünentänzerin«, antwortete der Getreue.

      »Was? Was? Lass mich sehen, ich kann nichts erkennen!« Ghibli wehte aufgeregt noch näher heran und jauchzte wie ein Kind, als sich weibliche Rundungen und Formen aus der Spirale bildeten, und Haare wie Schleier, die um die zierliche Gestalt wehten. Die Dünentänzerin hob die Arme und tanzte anmutig, bevor sie vollendet war.

      »Warum so aufgeregt?«, fragte der Getreue und unterdrückte den Spott in seiner Stimme. »Du selbst erschaffst sie doch!«

      »Ach nein«, sagte Ghibli traurig, »das macht mein Bruder, Chamsin. Er erschafft sie vor dem Sturm und zeigt sie Karawanen, bevor er sie unter Sand begräbt.«

      »Dann bitte ihn doch, dir eine zu schenken!«

      »Kann ich nicht diese haben? Bitte, bitte?«

      Unter seiner Kapuze lächelte der Getreue finster. Er würde den jungen Wind Respekt lehren. Seine Hände vollführten ein paar Gesten, mit denen er die Dünentänzerin aufzunehmen schien und dann zu einer Düne schickte, auf deren Kamm sie zierlich landete und sofort weitertanzte.

      »Du hattest wohl noch keine?«, fragte der Getreue scheinbar leutselig.

      Ghibli schüttelte das windumtoste Haupt. »Chamsin hat es nie zugelassen, dabei bin ich längst alt genug! Er ist immer so streng und sagt, ich bin für den Süden zuständig, während er überall ist. Was für ein Unsinn!« Seine Gestalt schwankte unruhig hin und her, wie eine dünne Palme im Sturm. Seine Augen waren so begierig auf die Dünentänzerin gerichtet, dass er nicht einmal wissen wollte, wie der Getreue etwas zustandebrachte, das sein Bruder sonst als alleinige Fähigkeit zur Schöpfung beanspruchte.

      Der Getreue bewegte die Finger, als wäre die Dünentänzerin seine Marionette, und ließ sie tanzen, tanzen …

      Ghibli vergaß alle Vorsicht und brauste zu ihr. Er wehte um sie herum, umhauchte sie wispernd, und nach einer Weile fing sie an, sich an ihm zu orientieren. Sie drehte sich mit ihm, mit wiegenden Hüften und fließenden Armen, Sand stieg auf und umhüllte sie beide. Immer schneller und schneller drehten sie sich, immer mehr Sand wirbelte auf, wurde zu einem dichten Umhang, einer … Mauer.

      Endlich merkte Ghibli es. »Was tust du?«, erscholl seine Stimme aus dem fest gewobenen Wirbel, der sich immer noch rasendschnell drehte und nichts mehr hindurchließ. »Lass mich frei!«

      Der Getreue musste sich den Bauch halten, so lachte er. Es tat ihm gut, neue Kräfte durchströmten ihn, und er fühlte sich bedeutend besser.

      »Tanz, kleiner Wind, tanz!«, rief er dem gefangenen Südwind zu. »Die Dünentänzerin ist allein dein, genieße das Geschenk!«

      Lachend ging er weiter, während Ghibli verzweifelt hinter ihm herschrie, ihm drohte, ihn verfluchte, ihn zuletzt um Befreiung anbettelte. Aber der Getreue hatte kein Ohr mehr dafür. Ghibli hatte bekommen, wonach er verlangt hatte, alles weitere ging ihn nichts mehr an. Beschwingt schritt er aus, erklomm die Düne und ließ sich auf der anderen Seite hinabsinken.

      Die Berge waren nun nicht mehr fern. Dem Getreuen war nicht wohl zumute, wenn er an die schwierige Überquerung dachte. Er würde sich von der Ley-Linie entfernen, die sich zudem dort verzweigte. Der Hauptstrang floss weiter nach Ägypten, zur Oase Siwa, und ein Nebenzweig folgte dem Pfad nach Norden, zu nicht weniger bedeutungsvollen Orten … zumindest hatte der Getreue es so in dunkler Erinnerung.

      Doch die Felsen waren hoch, der Abstand weit, in seiner gegenwärtigen Verfassung keine angenehme Vorstellung. Früher … hätte er sich einfach an seinen Bestimmungsort gedacht. Aber nicht nur, dass ihm die Kraft dazu fehlte – er kannte seinen Bestimmungsort nicht. Vermutlich würde er sich erst daran erinnern, wenn er ihn erreicht hatte.

      Die Dünen zogen sich allmählich zurück, und eine Kiesebene breitete sich am Fuße des Gebirges aus. Sobald er das Reich des Sandes verlassen hatte, gab es keine Deckung mehr, auch keine Hilfsmittel für kleine Zaubertricks.

      So ungeschützt und schwach zu sein … fast wie ein Mensch.

      Der Mann ohne Schatten lächelte grimmig. Dann soll es eben so sein.

      Nur noch etwa vierhundert Meter trennten den Sand vom Stein.

      Da verdunkelte sich innerhalb weniger Augenblicke der Himmel, und ein Sturm brach aus. Ein Sandsturm, der von Süden her mit gewaltiger Geschwindigkeit heranrollte. Sandwogen, höher als ein Tsunami, rasten heran und bedeckten im Nu das Himmelsblau. Der Getreue hastete in die Deckung einer Düne, die Einzige, die ihm blieb. Noch während er sich niederließ, um den Sturm über sich hinwegbrausen zu lassen, materialisierte vor ihm eine aus Sandwirbeln geformte Gestalt, ein Mann von drei oder vier Metern Höhe, der so sengende Hitze ausstrahlte, dass der Sand rings um ihn zu Glas gebacken wurde.

      »Schattenloser!«, donnerte er.

      »Chamsin!«, gab der Getreue zurück, denn er zweifelte keinen Moment daran, dass der mächtigste und tödlichste von Ghiblis Brüdern eingetroffen war. »Was verschafft mir die Ehre?«

      »Das weißt du besser als ich!«, brüllte der glühende Wüstenwind. »Was hast du meinem Bruder angetan?«

      »Nichts. Was sollte man einem Wind schon antun können? Er weht davon.«

      »Wenn er es vermag! Du hast ihn eingesperrt, die schlimmste und unerträglichste Schmach für unsere Art!«

      »Oh, aber es war sein Wunsch – er wollte eine Dünentänzerin für sich, ohne dass du davon …«

      »Schweig!« Chamsin wuchs immer mehr in die Höhe, und Flammen umloderten ihn.

      Als er sich umsah, erblickte der Getreue eine gigantische Sandwelle über sich, die in der Bewegung eingefroren war. Würde sie freigesetzt, überspülte sie vermutlich noch die Südflanke des Gebirges und begrub alles unter sich. Der dabei ausgestoßene Staub würde bis Europa wehen und Fensterscheiben und Autos gelb färben. Möglicherweise war die Sandwolke sogar noch am Himmel erkennbar.

      »So ein Aufwand nur meinetwegen?«, rief der Getreue. »Ich fühle mich geschmeichelt!«

      »Ich tu dir einen Gefallen, wenn ich dich hier und jetzt begrabe«, dröhnte Chamsin. »Viele sind bereits auf der Suche nach dir. Es hat sich an gewissen Stellen herumgesprochen, dass du kränkelnd durch die Wüste ziehst, und eine Menge sehnen sich nach Rache.«

      »Wie überaus zuvorkommend von dir, mich zu warnen. Aber nun muss ich weitergehen.« Der Getreue richtete sich auf und schickte sich an, auf das Gebirge zuzuschreiten.

      Chamsin tobte vor Zorn, seine Gestalt verflüchtigte sich und formte sich neu zu einer rasenden Windsäule. »Du wagst es, mich zu missachten?«

      »Du kannst mich nicht töten«, versetzte der Getreue. »Niemand kann das. Und für Rache besitze ich nicht mehr genug Substanz. Ich würde СКАЧАТЬ