Wir verwendeten stets die blauen Beutel und die kleine Schippe zum Aufsammeln und doppelten Verpacken des Hundekots, egal wo – ob auf dem Grundstück eines Nachbarn oder in einem öffentlichen Park. Deshalb wusste Trixie, dass wir ihn nicht dort liegen lassen würden, wo sie sich entleert hatte. Und wenn wir von einem Spaziergang zurückkehrten, steuerten wir sofort unsere Abfallcontainer an, um die vollen Beutel in den dafür vorgesehenen Behälter zu werfen. Oft teilte Gerda Trixie dabei mit: »Wir müssen noch kurz bei der Bank of America vorbeigehen, um deine Einzahlung abzugeben.« Mir kam es dann so vor, als wüsste unsere in Fell gekleidete Tochter, dass das scherzhaft gemeint war, denn jedes Mal wedelte sie bei diesen Worten mit dem Schwanz und grinste.
Unser Haus auf dem Hügel hatte Meeresblick. Und wie in vielen solcher Gemeinden in Südkalifornien lagen die Landparzellen an der schmalen Seite des Hauses, da Grund und Boden hier äußerst kostspielig waren. Auf der Hausseite mit Meeresblick hatten wir keinen Rasen, nur Terrassen, doch zur Straßenseite hin einen bescheidenen Grasstreifen, der jedem Hund ein ansprechendes WC bot – nicht jedoch Trixie. Sie beharrte darauf, unsere Grundstückgrenzen zu verlassen, ehe sie sich ihrem größeren Geschäft widmete.
Um ihr Toiletten-Tao einzuhalten, musste sie unser Strandhaus sehr viel genauer untersuchen. Auf der Rückseite des Hauses, die auf das Wasser hinausging, gab es keinen Rasen, nur Veranden und einen Sandstrand. Die Vorderseite lag zu einer Straße hin, die so schmal war, dass man sie eher eine Gasse hätte nennen müssen. Allerdings hörte ich, dass jene Menschen, die anderen Leuten gegenüber den Verdacht ausschließen wollten, ihr Eingang sei von Mülltonnen flankiert, zwischen denen Penner schliefen, diese Gasse lieber als »Sträßchen«, »Durchgang« oder »Laufgang« bezeichneten. Auf der anderen Seite der Gasse, hinter unserem Haus, lagen Landparzellen, die ebenfalls zu unserem Grundstück gehörten. Hier gab es Gras, Gärten und Zitronenbäume. Oft forderte ich Trixie auf, sich in dieser grünen Oase zu entleeren, doch intuitiv war ihr klar, dass auch diese Oase unser Besitz war. Und deshalb wollte sie sich dort nicht hinhocken.
Eine hohe Mauer trennte unsere Gärten von der öffentlich zugänglichen Gasse ab, zu der ich Trixie notgedrungen führen musste. Zwischen der Gasse und dem öffentlichen Fußweg verlief ein knapp anderthalb Meter breiter Grünstreifen mit Gras und Bäumen. Die Stadt verlangte von uns wie auch von unseren Nachbarn, das Gras zu mähen und den Grünstreifen entlang unserer Grundstücke zu pflegen. Manche Nachbarn ersetzten das Gras allerdings durch pflegeleichtere Steinplatten.
Obwohl dieser schmale grüne Gürtel nicht direkt zu unserem Grundstück gehörte, schien Trixie zu wissen, dass wir für dessen Pflege mitverantwortlich waren. Und das war für sie offensichtlich Grund genug, den Grasstreifen als Tabuzone zu betrachten, in der sie keine Exkremente hinterlassen durfte. Wir mussten sie bis zum Streifen am Nachbargrundstück oder auf der anderen Straßenseite bis zu einem winzigen Park führen, bevor sie sich an die zweite Hälfte ihrer geschäftlichen Erledigungen machte.
Woher diese Hündin wusste, wo unser Land endete und das unserer Nachbarn begann, weiß ich nicht. Aber Trixie hatte ein so präzises Gefühl für Grundstücksgrenzen, dass sie nur einen einzigen Schritt über die Grenze zu tun brauchte, um dem Ruf der Natur zu folgen.
Im Zusammenhang mit Trixies Toiletten-Kodex war der lustigste aller Vorfälle zugleich derjenige, der mich am meisten anrührte. Er ereignete sich während einer vierwöchigen Phase, in der sich Trixie mindestens einmal oder zweimal am Tag übergeben musste. Zuvor war sie niemals richtig krank gewesen, und ihr Zustand machte uns große Sorgen.
Damals hatten wir das Haus auf dem Hügel bereits verkauft und waren in unser jetziges Haus gezogen – das erste Haus, das ein von uns konzipierter Neubau war. Unser Grundbesitz umfasst zweieinhalb Morgen – jede Menge Platz für Trixie zum Rennen und Spielen.
Als sie unter Magenproblemen zu leiden begann, weckte uns mitten in der Nacht ihr schreckliches Würgen. Ein paar Mal erbrach sie sich auf den beigefarbenen Teppichboden in unserem Schlafzimmer, was sie eindeutig bekümmerte. Abgesehen von unserem Schlafzimmer bestehen die meisten Fußböden in diesem Haus aus feingeschliffenem, matt versiegeltem Kalksandstein. Sofern Trixie uns rechtzeitig wecken konnte, wartete sie, dass wir die Schlafzimmertür öffneten, sauste dann die Treppe hinunter und übergab sich über dem Steinboden, wo das Erbrochene leichter aufzuwischen war und keine Flecken hinterließ.
Mittlerweile ist den Leserinnen und Lesern dieses Buches sicher klar, dass es darin nicht um einen Wildfang von Hund geht, der Kissen zerfetzt, Katzen jagt und an Möbeln kaut. Ich habe nicht übertrieben, als ich auf früheren Seiten behauptete, Trixie sei mehr als nur ein Hund – genauso wie jeder von uns mehr ist als der Körper, den wir bewohnen. Diese Hündin, dieses Individuum, diese geistvolle, in Pelz gekleidete Persönlichkeit war für uns ein wahres Wunder und eine wahrhaftige Offenbarung.
Trixies Tierärzte hatten Schwierigkeiten, die Ursache ihres Magenleidens zu diagnostizieren. Selbst nachdem sie zu dem Schluss gekommen waren, vermutlich handele es sich um eine Nahrungsmittelallergie, mussten wir durch die Versuch-und-Irrtum-Methode herausfinden, welches Futter ihren Magen so reizte. Bis wir endlich wussten, dass sie entweder unter einer Weizen- oder einer Rindfleischallergie litt, und beschlossen, Weizen und Rindfleisch von ihrem Speiseplan zu streichen, hatten wir so viel Erbrochenes beseitigt, dass man es im Guinness-Buch der Weltrekorde hätte aufführen können, gäbe es darin eine derartige Rubrik von Meisterleistungen.
Während dieser Phase war Trixies schlimmste Zeit die zwischen zwei und drei Uhr früh. Sobald ihr die Übelkeit mehr und mehr zusetzte, weckte sie uns, indem sie in der Dunkelheit zu unserem Bett tapste und laut keuchte, denn Trixie bellte kaum und winselte nie. Mit dem Pioniergeist, der unsere Vorfahren dazu trieb, mit einem Remington-Gewehr neben dem Bett und einem langen Jagdmesser zwischen den zusammengebissenen Zähnen zu nächtigen, bewahrte ich nahe beim Bett mittlerweile ein Paar Jeans, Schuhe, eine Rolle mit Papierhandtüchern, eine Sprühflasche des Flecken- und Geruchentferners Nature’s Miracle und einen Plastikbeutel auf. Von dem Moment an, in dem mich Trixies heftiges Keuchen weckte, bis zu dem Augenblick, in dem ich in Jeans und Schuhen steckte, Nature’s Miracle in der Hand, bereit, Trixie bis zum nächsten Steinfußboden zu folgen, brauchte ich irgendwann nur noch 2,23 Sekunden.
Mit genügend Weitblick hätten wir wie die Feuerwehrleute eine Rutschstange von unserem Schlafzimmer bis zu den unteren Stockwerken installieren lassen. Dann hätte ich Trixie im Gang mit dem Steinbelag erwarten können, während sie die Treppe hinuntereilte.
In der Nacht, die Trixies Toiletten-Tao auf die härteste Probe stellte, zeigte die Uhr 3:30, als sie uns weckte. Um 3:30:02:21 steckte ich in Jeans und Schuhen, hatte meine Ausrüstung dabei und war einsatzbereit – es war mein persönlicher Rekord.
Diesmal raste sie den ganzen Weg vom dritten Stock ins Erdgeschoss hinunter, und zwar zu dem Gang, der zur Garage führte, wo sie eine bearbeitete Version ihres abendlichen Trockenfutters ablieferte. Ich wischte alles auf, verstaute es in einem mit Reißverschluss verschließbaren, Geruch absorbierenden Beutel und brachte diesen zum Abfalleimer in der Garage. Trixie ließ ich auf der Seite liegend zurück. Offenbar war sie sehr erschöpft.
Da dem ersten Erbrechen manchmal ein zweites, nicht so heftiges folgte, holte ich eine vom Umzug übrig gebliebene Steppdecke aus einem Schrank in der Garage und breitete sie als Bett auf dem Gangfußboden aus, damit wir es beim Abwarten bequemer hatten. Während Trixie und ich dort mit einander zugewandten Gesichtern lagen, streichelte ich ihre СКАЧАТЬ