Flucht ins Glück. Barbara Cartland
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Название: Flucht ins Glück

Автор: Barbara Cartland

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

isbn: 9781782137306

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СКАЧАТЬ gedacht hatte. Sie war einfach blind weggelaufen, hatte aber nicht in Erwägung gezogen, daß sie vielleicht gezwungen war, zurückzukehren, falls sie keine Arbeit fand.

      Ich muß es schaffen, für meinen Lebensunterhalt selbst aufzukommen, sagte sie sich immer wieder. Und ich muß von vornherein damit rechnen, daß meine Lage nicht einfach sein wird.

      Melinda bedauerte es inzwischen, nicht doch Zweiter Klasse gelöst zu haben. Die sechs Goldmünzen, die ihr noch geblieben waren, kamen ihr zwar wie ein Vermögen vor, denn sie hatte seit dem Tod ihrer Eltern immer nur ein paar Shilling in der Tasche gehabt, aber trotzdem wußte sie, daß sie nicht lange von dem Geld leben konnte.

      Und vor Taschendieben muß ich mich hüten, dachte sie.

      Wie in Wellen schlug immer wieder die Angst über ihr zusammen. Und jedes Mal versuchte sie sich einzureden, daß sie schon durchkommen und daß Gott sie beschützen würde. Sie versuchte zu beten und döste darüber ein. Als sie die Augen wieder öffnete, hatten ihre Mitreisenden den Proviant ausgepackt.

      Der Herr in dem Cape und seine Frau hatten einen ganzen Korb voll Essen mitgebracht. Die Geschäftsleute packten Berge von belegten Broten aus. Melinda war hungrig und ärgerte sich, daß sie beim Bäcker nicht noch ein paar von den gezuckerten Brötchen gekauft hatte.

      Der Mann ihr gegenüber nagte an einem Hühnerbein. Danach aßen er und seine Frau frische Erdbeeren, die sie mit Zucker bestreuten. Sie hatten eigens ein silbernes Gefäß dafür mitgebracht. Melinda sah ihnen fast gierig zu. Ihr Rücken schmerzte. Sie zwang sich, aus dem Fenster zu blicken, denn sie wollte den Leuten beim Essen nicht auch noch zusehen.

      „Ich habe eigentlich keinen Hunger“, sagte die Frau, die den Schleier einfach hochgeschoben hatte, um den Mund frei zu bekommen. „Der Wagen schwankt so, daß mir fast schlecht ist.“

      „Willst du vielleicht einen Schluck Cognac?“ fragte ihr Mann.

      „Um Gottes willen!“ Die Frau tat so, als sei ihr Gift angeboten worden. „Aber eventuell ein Glas Champagner.“

      „Aber gern, mein Herz.“

      Der Mann holte eine halbe Flasche Champagner aus dem Korb, den er neben Melinda auf den Boden gestellt hatte. Melinda roch das Brathuhn und die Erdbeeren und bekam noch mehr Hunger.

      Der Mann goß den Champagner ein.

      „Wir haben noch so viel übrig“, flüsterte er seiner Frau zu, aber Melinda verstand jedes Wort. „Sollen wir der kleinen Lady nicht etwas anbieten?“

      „Du wirst dich hüten!“ herrschte ihn die Frau an. „Ein Mädchen, das allein reist, ist keine Lady. Du sprichst nicht ein Wort mit ihr, hörst du?“

      Melinda schloß die Augen. So würde es ihr in Zukunft noch oft ergehen. Eine Frau ohne Begleitung war verdächtig und mußte gemieden oder zumindest ignoriert werden. Sie war froh, als der Korb endlich wieder unter der Bank verstaut wurde.

      „In einer Stunde sind wir da“, sagte irgendwann einer der Geschäftsleute.

      Dann kaufe ich mir als Erstes etwas zu essen, dachte Melinda.

      Kurz darauf fuhr der Zug plötzlich immer langsamer. Melinda sah aus dem Fenster. Schließlich stand der Zug.

      „Warum halten wir denn hier?“ fragte einer der Männer.

      Ein anderer zog das Fenster herunter und steckte den Kopf hinaus.

      „Ich sehe nichts“, sagte er. „Hallo, Schaffner! Was ist denn da los?“

      „Ich weiß es auch nicht, Sir“, sagte der Mann, der offensichtlich ausgestiegen war. „Ich nehme an, daß die Schienen blockiert sind.“

      Die Schienen waren tatsächlich blockiert, und es dauerte fünf Stunden, bis der Zug endlich weiterfahren konnte. Die Reisenden stiegen aus, gingen nach vorn und sahen zu, wie der riesige Haufen aus Sand und Steinen abgetragen wurde.

      Melinda war wie die anderen aus dem Wagen geklettert, hatte sich die Beine vertreten und sich schließlich ins Gras gesetzt. Sie war immer hungriger geworden und hatte sich schließlich an den Schaffner gewandt.

      „Meinen Sie nicht, ich könnte irgendwo etwas zu essen kaufen“, sagte sie. „Ich habe den Zug noch in letzter Minute erwischt und hatte keine Zeit mehr, mir etwas zu besorgen.“

      „Das ist natürlich schlecht“, sagte der Schaffner, „denn mit so einem Zwischenfall muß man immer rechnen.“

      „Das ist mir auch klargeworden“, sagte Melinda und lächelte. „Aber jetzt ist daran auch nichts mehr zu ändern, und ich habe einen rasenden Hunger.“

      Der Schaffner nickte.

      „Ich schaue mal, was sich machen läßt“, sagte er. „Ich habe selber eine Tochter. Sie ist ungefähr so alt wie Sie, Miss.“

      Er verschwand in einem Waggon und kam kurz darauf mit einem großen Stück hausgemachter Wurst und einem mit Käse belegten Brot zurück.

      „Eine Bauersfrau hat mir das gegeben“, sagte er. „Sie sollen es sich schmecken lassen, Miss.“

      „Wie freundlich von der Frau“, sagte Melinda. „Meinen Sie, ich soll ihr Geld dafür geben?“

      „Damit würden Sie die Frau beleidigen, Miss. Sie hat Ihnen das Brot und die Wurst gern gegeben.“

      „Dann sagen Sie ihr bitte meinen innigsten Dank.“

      Es hatte Melinda selten so geschmeckt in ihrem Leben. Wie verschieden doch die Menschen sind, dachte sie.

      Der Zug fuhr schließlich weiter, und als er langsam in die Euston-Station rollte, dämmerte es bereits.

      „Gott sei Dank sind wir endlich da“, stöhnte die Dame mit dem Schleier. „So eine unangenehme Reise! Das nächste Mal nehmen wir die Kutsche, das schwöre ich dir.“

      „Ich wußte, daß es dir keinen Spaß macht, mein Herz“, sagte ihr Mann. „Zugfahren ist nun einmal nichts für Damen.“

      „Weiß Gott nicht“, sagte seine Frau. „Laß den Korb ruhig stehen. Der Gepäckträger soll ihn holen.“

      Die Menschenmenge auf dem Bahnhof war beeindruckend, und jetzt bekam es Melinda erst richtig mit der Angst zu tun. Zu dieser späten Stunde das Büro von Mrs. Brewer noch suchen zu wollen, war zwecklos.

      Sie überlegte, ob sie das Ehepaar nach einer gebührlichen Unterkunft fragen sollte und hatte gerade ihren ganzen Mut zusammengenommen, als einer der Geschäftsleute die Tür öffnete und ausstieg.

      „Bitte“, sagte Melinda mit zitternder Stimme, „könnten Sie mir vielleicht sagen ...“

      „Nein!“ fiel ihr die Dame mit dem Schleier ins Wort und bedachte sie mit einem giftigen Blick. „Wir können Ihnen nichts sagen.“

      Damit stieg sie, von ihrem Mann gefolgt, aus. Melinda stand völlig verwirrt auf dem Bahnsteig. Das Geschrei der Menschen war ohrenbetäubend.

      „Träger? Träger? Träger, Miss?“

      „Nein, nein danke“, sagte СКАЧАТЬ