Flucht ins Glück. Barbara Cartland
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Название: Flucht ins Glück

Автор: Barbara Cartland

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

isbn: 9781782137306

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СКАЧАТЬ ihn nicht heiraten, Onkel Hector. Ich mag ihn nicht. Er ekelt mich an - und ich habe Angst vor ihm.“

      „Du impertinente Gans!“ schrie Sir Hector. „Wie kannst du es wagen, so von einem meiner besten Freunde zu sprechen? Keinen Penny besitzt du und erlaubst dir, den wohlhabendsten Mann in der ganzen Grafschaft abzulehnen. Du wirst den Antrag des Colonel annehmen, und deine Tante wird in ihrer unendlichen Güte einen Empfang hier in diesem Haus für dich geben. Und jetzt geh auf dein Zimmer. Die Angelegenheit ist entschieden.“

      Melinda war weiß wie die Wand, aber ihre Stimme blieb fest.

      „Es tut mir leid, Ihnen Ärger bereiten zu müssen, Onkel Hector“, sagte sie, „aber wenn Sie Colonel Gillingham in dem Glauben lassen, daß ich bereit bin, seine Frau zu werden, bringen Sie sich damit in eine peinliche Lage. Ich werde ihn nicht heiraten, und wenn Sie mich zwingen wollen, weigere ich mich vor dem Altar.“

      „Weigern willst du dich?“ bellte Sir Hector. „Du lehnst einen Antrag ab, nach dem sich jedes anständige Mädchen alle zehn Finger abschlecken würde? Du wirst mir gehorchen. Glaubst du vielleicht, ich will vor einem meiner besten Freunde wie ein Idiot dastehen? Dazu kommt, daß die Heiratsanzeige bereits übermorgen in der ,Gazette* und der ,Morning Post’ erscheint.“

      „Meinetwegen kann sie vom Stadtschreier ausgerufen werden“, sagte Melinda trotzig. „Ich werde Colonel Gillingham nicht heiraten. Ich hasse ihn. Sie können tun, was Sie wollen, ich heirate ihn nicht.“

      „Das werden wir noch sehen“, sagte Sir Hector drohend.

      Er hatte sich mittlerweile in einen seiner Wutanfälle hineingesteigert, die alle Dienstboten und sogar Lady Margaret fürchteten. Sein Gesicht war krebsrot, die buschigen Augenbrauen stießen fast zusammen, sein Mund war bösartig verzerrt.

      „Du wirst mir gehorchen!“ schrie er. „Mir widerspricht niemand, am allerwenigsten du, ein mittelloses, undankbares Ding, das ich in mein Haus aufgenommen habe. Du heiratest ihn!“

      „Ich heirate ihn nicht. Ich heirate keinen Mann, den ich nicht liebe!“ Auch Melinda hatte jetzt die Stimme erhoben.

      Und damit verlor Sir Hector jegliche Selbstbeherrschung. Er riß die Reitpeitsche von seinem Schreibtisch und zog sie Melinda mit solcher Kraft über die Schulter, daß das junge Mädchen fast zusammenbrach.

      „Ich heirate ihn nicht!“ schrie Melinda und verbarg das Gesicht in der Beuge des rechten Armes.

      Halb wahnsinnig vor Wut packte Sir Hector das arme Mädchen am anderen Arm, warf es auf das Sofa und schlug auf es ein. Wieder und wieder sauste die Peitsche auf seinen Rücken herunter.

      „Nein, nein, nein!“ wimmerte Melinda, obwohl sie halb ohnmächtig war vor Schmerzen.

      „Du heiratest ihn, und wenn ich dich umbringe!“ drohte Sir Hector.

      Die Peitsche zerschnitt die Luft, bis er schließlich merkte, daß Melinda nichts mehr sagte und sich auch nicht mehr regte. Sie lag quer über dem Sofa, die Haare wirr, eine Hand schlaff und wie leblos. Eine Sekunde lang hatte Sir Hector Angst, dann warf er die Peitsche in eine Ecke.

      „Steh auf!“ herrschte er Melinda an. „Du hast es herausgefordert und nicht anders verdient.“

      Melinda rührte sich nicht. Sir Hector beugte sich über sie, hob sie hoch und legte sie auf den Rücken. Sie war erstaunlich leicht. Ihr Kopf rollte zur Seite, sie hatte die Augen geschlossen.

      „Melinda!“ rief Sir Hector. „Melinda! Dieses störrische Etwas. Sie muß gehorchen lernen. Aber Randolph wird ihr schon den Willen brechen, und ich wünsche ihm viel Vergnügen dabei.“

      Er ging zu dem Butler’s Tray mit den vielen Flaschen, das in einer Ecke der Bibliothek stand. Aus einer Kristallkaraffe goß er Wasser in ein Glas, ging damit zum Sofa und schüttete es Melinda ins Gesicht.

      Nach einem Moment öffnete Melinda langsam die Augen. Falls Sir Hector erleichtert war, sah man es ihm zumindest nicht an.

      „Steh auf!“ sagte er streng. „Geh auf dein Zimmer und wage dich nicht heraus. Du bekommst vorerst nichts zu essen. Ich werde dich irgendwann holen lassen, und wenn du dich dann nicht einverstanden erklärst, Colonel Gillingham zu heiraten, bekommst du noch einmal die Peitsche zu spüren und noch einmal und noch einmal. Ungehorsam, das gibt es nicht in meinem Haus, hörst du? Los, ab in dein Zimmer. Und versuche nicht, dich bei deiner Tante auszujammern. Von ihr kannst du kein Mitleid erwarten.“

      Wie ein Mann, der überzeugt davon war, sich einen Drink verdient zu haben, goß er sich einen Cognac ein und schlürfte ihn genüßlich.

      Melinda rappelte sich auf. Sie schleppte sich von Möbelstück zu Möbelstück, bis sie endlich an der Tür war. Wie eine Schlafwandlerin ging sie durch die Halle. Es war, als ob es keinen Willen mehr gäbe, der sie leitete, sondern nur noch den Instinkt.

      In ihrem freudlosen, kargen Schlafzimmer, das gegenüber dem Studierzimmer lag, schloß sie die Tür hinter sich, schaffte es gerade noch, den Schlüssel umzudrehen und brach auf dem Boden zusammen.

      Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so dagelegen war. Sie wußte nur noch, daß sie selbst in ihrer Besinnungslosigkeit unter der Erniedrigung gelitten hatte. Die Schmerzen waren weit weniger schlimm.

      Es war dunkel und bitter kalt. Melinda stand auf und taumelte zu ihrem Bett. In dem Moment klopfte es.

      „Wer ist da?“ fragte Melinda, zitternd vor Angst.

      „Ich bin’s Miss“, rief das junge Zimmermädchen, das jeden Abend Melindas Bett zurückschlug.

      „Ist schon gut, Lucy“, rief Melinda zurück. „Ich mache es selber, vielen Dank.“

      „Dann gute Nacht, Miss.“

      Lucys Schritte entfernten sich, und jetzt war Melinda endlich in der Lage, die Kerzen anzuzünden. Sie betrachtete sich im Spiegel und hatte das Gefühl, als starre sie ein fremdes Gesicht an.

      Es war ein blasses, verhärmtes Gesicht mit Augen voller Schmerz und Dunkelheit. Die Haare waren verwirrt. Melinda drehte sich um und sah jetzt auch die dunklen, feuchten Flecken auf dem Rücken ihres Baumwollkleides.

      Langsam zog sie sich aus. Jede Bewegung war eine Qual. Sie schlüpfte in ihren alten Morgenrock aus Flanell, setzte sich an den Toilettentisch und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Sie war nicht bei Besinnung gewesen, hatte aber trotzdem die Worte des Onkels gehört.

      „ ... bekommst du noch einmal die Peitsche zu spüren und noch einmal und noch einmal.“

      Wie oft schon war Sir Hector drauf und dran gewesen, sie zu schlagen, wie er seine Hunde und seine Pferde schlug. Und - so hatte man es sich zugeflüstert - wie er seinen Stallburschen geschlagen hatte, dessen Eltern ihm mit einer Anzeige gedroht hatten.

      Er war ein grausamer, unbeherrschter Mann. Was ihn jedoch besonders in Rage gebracht hatte, war die Tatsache, daß durch ihre Weigerung Colonel Gillingham denken würde, daß er, Sir Hector, nicht Herr in seinem Haus war. Er war ein Despot und verlangte absoluten Gehorsam.

      „Und ich heirate ihn trotzdem nicht“, flüsterte Melinda vor sich hin.

      Die Tränen liefen ihr über die blassen Wangen, und sie zitterte am ganzen Körper.

      „Oh СКАЧАТЬ