Название: Flucht ins Glück
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781782137306
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„Ich glaube nicht, daß ich je einen Mann finde“, sagte Melinda und lächelte schwach. „Wer will denn schon eine arme Verwandte, die keine Mitgift hat - wie Tante Margaret immer wieder betont.“
„Mich würde interessieren“, sagte Charlotte, „warum dein Vater so verschwenderisch gewesen ist. Manchmal frage ich mich, wovon ihr überhaupt gelebt habt, bevor deine Eltern bei dem Kutschenunglück umgekommen sind.“
„Ich glaube, es war nie viel Geld da“, sagte Melinda bescheiden. „Wir hatten natürlich das Haus und den Garten und die Dienerschaft, die seit Jahren bei uns war. Wir haben uns nie für arm gehalten, aber mein geliebter, leichtlebiger Vater hat eben nie Rechnungen bezahlt.“
„Ich erinnere mich noch genau, wie tief betroffen Mama und Papa gewesen sind, als sie erfahren haben, wie hoch dein Vater verschuldet war.“ Charlotte zuckte mit den Schultern. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, hat Papa damals gesagt. Mittellos wie sie ist, nimmt sie doch sonst keiner.“
„Ich hätte damals selbständiger sein sollen“, sagte Melinda mit einem Seufzer. „Ich hätte darauf bestehen sollen, daß man mich eine Stellung als Gouvernante oder Gesellschafterin annehmen läßt.“
„Das hätte Papa nie erlaubt“, sagte Charlotte. „Die Nachbarn hätten geredet, und du weißt, wie wichtig ihm sein Ruf ist. Es ist eben bloß ein Jammer, Melinda, daß du so hübsch bist.“
„Ich bin doch nicht wirklich hübsch, Charlotte“, widersprach Melinda schnell. „Ich bin bloß kleiner als du, das ist alles.“
„Nein, das ist eben nicht alles!“ rief Charlotte wie ein trotziges Kind aus. „Weißt du, was ich neulich Lord Ovington habe sagen hören?“
„Nein“, antwortete Melinda, den Kopf über die Stickerei gebeugt. „Was hat er denn gesagt?“
„Er wußte natürlich nicht, daß ich es höre“, erklärte Charlotte, „aber er hat zu Colonel Gillingham gesagt: ,Diese Nichte von Hector wird einmal eine Schönheit. Wenn er da nicht aufpaßt, bekommt er eine ganze Menge Ärger.’“
„Hat er das wirklich gesagt?“ fragte Melinda erstaunt.
„Ja. Ich wollte es dir erst nicht erzählen, aber jetzt ist es mir doch rausgerutscht. Ich kann dir einfach nichts verheimlichen, Melinda.“
„Und was hat Colonel Gillingham geantwortet?“ wollte Melinda wissen. „Dieser Mann hat eine Ausstrahlung, die mich erschreckt. Als er das letzte Mal hier diniert hat, hat er mich pausenlos beobachtet. Ich weiß nicht warum, aber mir ist angst und bange geworden. Er ist wie ein Teufel in Menschengestalt.“
„Aber Melinda!“ rief Charlotte. „Wie kannst du denn so übertreiben? Colonel Gillingham ist ein Jugendfreund von Papa. Sie gehen zusammen auf die Jagd und sitzen bis in die frühen Morgenstunden im Rauchsalon - was Mama jedes Mal ärgert. Wie alle Freunde von Papa ist er ein ganz langweiliger Mann und sonst nichts.“
„Mir ist er kreuzunsympathisch“, sagte Melinda. „Du hast mir aber immer noch nicht erzählt, was er geantwortet hat.“
„Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mich nicht verhört habe, Melinda, aber ich glaube, er hat gesagt, daß er dich auch hübsch findet, daß du aber bestimmt über die Stränge schlägst, wenn man die Zügel locker läßt.“
„Wie kannst du so über mich sprechen, Charlotte!“ rief Melinda, und ihre Wangen röteten sich. Wenn sie sich ärgerte, schienen Flammen aus ihren Augen zu schießen.
„Ach, mach dir doch nichts draus“, sagte Charlotte und lachte. „Ich hätte es dir nicht erzählen sollen. Ich wollte, ich würde solche Komplimente über mich hören.“
„Heute Abend macht man dir bestimmt Komplimente“, sagte Melinda. „Hier, dein Kleid ist fertig. Weißt du eigentlich, daß es dir besser steht als alle deine anderen Kleider zusammen?“
„Mama sagt immer, daß es auf die richtige Farbe ankommt, ob ein Mädchen in einem Ballsaal auffällt oder nicht.“ Charlotte legte den Kopf zur Seite und überlegte. „Meinst du, Captain Parry mag rosa?“ fragte sie.
„Ich bin überzeugt davon“, sagte Melinda.
„Hoffentlich. Gott sei Dank kommst du nicht mit, Melinda.“
Ein Klopfen an der Tür.
„Ja, bitte“, rief Melinda.
Es war ein junges Zimmermädchen.
„Miss Melinda“, sagte es aufgeregt, „Sie sollen bitte unverzüglich zu Sir Hector in die Bibliothek kommen.“
Die beiden Mädchen sahen sich erschreckt an.
„Was habe ich denn jetzt schon wieder angestellt?“ fragte Melinda ängstlich. „Charlotte, du hast doch nichts wegen Flash gesagt, oder?“
„Nein, natürlich nicht“, antwortete Charlotte. „Ich wollte dich bloß ärgern.“
„Warum will er mich dann sprechen?“ Melinda schüttelte den Kopf. „Noch dazu zu dieser Tageszeit. Das ist sehr ungewöhnlich.“
Sie sah auf die Uhr über dem Kamin. Die Zeiger rückten auf die Sechs vor.
„Ich muß mich jetzt umziehen“, sagte Charlotte. „Komm anschließend in mein Zimmer und erzähl mir, was er von dir wollte. Hoffentlich hat es mit mir nichts zu tun.“
Melinda nickte. Ihr Gesicht war blaß und verängstigt, als sie noch schnell einen Blick in den Spiegel warf und den Rock des einfachen grauen Baumwollkleids mit dem gestärkten weißen Kragen glatt strich. Sie trug keine Krinoline. Lady Margaret hatte es ihr verboten.
Fast lautlos und mit der ihr angeborenen Eleganz lief Melinda die Treppe mit dem dicken Läufer hinunter und durch die Halle mit dem Marmorfußboden.
Als sie die Hand auf die Türklinke legte, holte sie noch einmal tief Luft. Dann wurde ihre Haltung stolz. Sie ermahnte sich, keine Angst zu zeigen.
„Sie haben nach mir geschickt, Onkel Hector?“
Ihre Stimme schien sich in dem hohen, pompös eingerichteten Raum mit den violetten Samtvorhängen und den Ledersesseln zu verlieren.
Sir Hector Stanyon stand von seinem schweren Schreibtisch aus massivem Mahagoni auf und stellte sich vor den Kamin. Er war ein untersetzter Mann von über fünfzig Jahren. Er hatte buschige Brauen. Sein Haar war an den Schläfen ergraut.
„Komm rein, Melinda, ich muß mit dir sprechen.“
Seine Stimme war so tief und laut, daß der Kristallüster an der Decke zu klirren schien.
Melinda schloß die Tür, ging über die Perserteppiche СКАЧАТЬ