Nach mir komm ich. Will Berthold
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Название: Nach mir komm ich

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711726983

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СКАЧАТЬ beteuert er, »heute nicht, morgen nicht, überhaupt nicht mehr.«

      Sicherheitshalber ist Daisy nett zu dem Mann, aus dem sich vielleicht etwas machen läßt.

      IV

      Auf der Alpennordseite endet schlagartig das Schönwetter. Die Cessna muß sich durch das Gewölk pflügen und gerät in heftige Turbulenzen, aber Schmeißer, der wendige und mitunter auch windige z.b.V.-Agent, verläßt sich auf Robeller, einen erfahrenen Piloten, den Kamossa der Lufthansa abgeworben hat. Der 35jährige sieht wie ein moderner Wikinger aus, hat ein ebenmäßiges Gesicht mit Augen, die es gewohnt sind, in große Weiten zu blicken. Am frühen Nachmittag kurvt die Cessna über München-Riem. Bayerns Hauptstadt liegt unter einer dichten Wolkendecke, und Robeller wirkt auch dann noch gelassen, als ihm der Tower Platzrunden vorschreibt und er vierzig Minuten lang auf die Landeerlaubnis warten muß.

      Der Pilot startet gleich wieder zum Rückflug.

      Vereinbarungsgemäß wird der Mann mit dem Spezialauftrag von Lapinsky empfangen, dem Presse- und Werbechef der Münchener Kamossa-Vertretung. Entgegen ausdrücklicher Absprache begleitet Grawutke den Kontaktmann, der Statthalter des Konzerns in der Isarstadt. Der Ehrgeizling mit dem übertrieben gepflegten Aussehen schiebt sich geschäftig in den Vordergrund.

      »Ich habe erfahren, daß Sie wegen eines schwierigen Auftrags nach München gekommen sind, und so möchte ich Ihnen meine Hilfe anbieten«, begrüßt er Schmeißer.

      »Besten Dank, Herr Grawutke«, erwidert der Ankömmling. »Aber Sie nutzen mir am meisten, wenn Sie sich aus der Sache heraushalten.«

      »Das würde ich mir an Ihrer Stelle überlegen«, entgegnet der Schönling. »Unterschätzen Sie meine Verbindungen nicht.«

      Lapinsky hält sich aus der aufkeimenden Kontroverse heraus. Er steht hinter seinem um einen Kopf größeren Chef und lächelt schiefmundig. Er hat früher schon mit dem Spezialrechercheur zusammengearbeitet und weiß, wie er mit Grawutke umspringen wird.

      »Falls ich Ihre Verbindungen brauche, werde ich sie in Anspruch nehmen«, wehrt der Privatdetektiv auch die zweite Anbiederung ab. »Aber danach sieht es nicht aus.« Schmeißer verfolgt, wie der Zorn den Vordrängier in Rage bringt. »Überlassen Sie die Sache bitte Lapinsky und mir.«

      »Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?« plustert sich Grawutke auf.

      »Der Schwiegersohn des Konzernchefs«, antwortet der Privatdetektiv. »Aber Herr Kamossa ist nicht so familiär. Und solange Sie nicht auf seinem Stuhl sitzen, befolge ich ausschließlich seine Weisungen.«

      »Wir sprechen uns noch«, droht der Münchener Statthalter, bevor er sich verärgert zurückzieht.

      »Einen Freund haben Sie sich hier nicht gemacht«, stellt Lapinsky fest.

      »Freundschaft gibt es nicht in meinem Metier«, erwidert der erfolgreiche Schnüffler. »Wie hat Grawutke erfahren, daß ich nach München komme?«

      »Sehr einfach«, erklärt der Pressechef. »Er hat sich eine Abhöranlage einbauen lassen und vermutlich das Gespräch aus Ascona mitgehört.«

      »Da hätten wir bereits die erste Panne«, entgegnet Schmeißer. »Machen Sie dem Mann klar, daß er fliegt, wenn er auch nur ein Wort über meine Anwesenheit in München verlauten läßt.«

      »Bitte übernehmen Sie das an meiner Stelle«, erwidert Lapinsky. »Sie kann er ja nicht feuern.« Er setzt sich ans Steuer. »Wohin?« fragt er den neben ihm sitzenden Ankömmling.

      »Richtung Innenstadt«, entgegnet der Akteur der Blitzaktion. »Also«, kommt er zur Sache, »ich brauch so rasch wie nur möglich Insider-Informationen über den Kronwein-Buchverlag. Ich muß sofort wissen, wie ein heißes Manuskript in die Hände des Lektorats gekommen ist und wer dahintersteckt. Sie haben sicher einen Informanten im Haus?«

      »Einen?« entgegnet Lapinsky. »Das Betriebsklima in diesem Verlag ist so miserabel, daß man bei den Mitarbeitern nur anzutippen braucht, und die Informationen purzeln vom Baum wie wurmstichige Äpfel.«

      »Also tippen Sie an«, fordert der Sonderbeauftragte.

      Lapinsky nickt und steuert den Wagen geschickt durch den Verkehrsstrom. Er reiht sich auf der rechten Straßenseite ein, um an der nächsten Telefonzelle halten zu können. »Moment mal«, entschuldigt er sich, hält den Wagen an. Sein Gespräch dauert nicht einmal eine Minute. »Okay«, erklärt er, als er wieder in den Wagen einsteigt. »Die Leute, die Sie sprechen wollen, treffen wir zufällig nach Dienstschluß in ihrer Stammkneipe – also bereits in eineinhalb Stunden. Ich lade die Lektoren öfter ein, so daß dieses Treffen nicht weiter auffällt. Ich werde Sie dabei als meinen neuen Mitarbeiter einführen.«

      Es klappt vorzüglich. Nach der dritten Runde Bier mit Schnaps beginnen die Versammelten – fünf Lektoren und drei Sekretärinnen – von selbst mit einer Schimpf- und Schmähkanonade auf die Kronweins.

      »In der vergangenen Woche hat dieser feine Konsul 50 000 Mark an seine frühere Sekretärin bezahlen müssen«, tratscht einer. »Und wißt ihr, warum?« Er gibt sich gleich selbst die Antwort: »Er zwang während La Carotas Abwesenheit die Dame Melber jeweils am Morgen, die Tür abzusperren und ihm die Post splitternackt zu servieren. Dabei spielte er dann ›Hasch mich‹ mit ihr um den Schreibtisch herum – bis es ihr zu dumm wurde und sie einen Anwalt aufsuchte. Damit die Sache nicht über das Arbeitsgericht publik wird, mußte Kronwein Schweigegeld bezahlen.«

      Sie sind nicht bösartig, aber frustriert. Dank ihrer Arbeitsleistung ist es den Kronweins möglich, unter südlicher Sonne zu sitzen und sie von dort aus telefonisch nach Laune zu kujonieren. Sie geizen dabei nicht mit Beschimpfungen und Drohungen. Selbst ein so tüchtiger Mann wie Cheflektor Doppelschmidt muß es sich gefallen lassen, von den Kronweins in aller Öffentlichkeit als ›Deppenschmidt‹ beleidigt zu werden.

      Die beiden Zuhörer erfahren von den Schluckspechten Amüsantes und Interessantes, nicht aber das, was sie hören wollen. Der Kamossa-Pressechef gibt Schmeißer nach Tisch ein Zeichen, und gemeinsam ziehen sie den Cheflektor in eine Ecke. Er ist ein zurückhaltender, verläßlicher Mann, ein Könner, der im Kronwein-Verlag weit unter seinem Wert arbeitet.

      »Haben wir nicht immer prima zusammen gewirkt, Herr Doppelschmidt?« beginnt Lapinsky mit der Massage. »Waren wir nicht gut Freund miteinander?«

      »Das kann man ohne Übertreibung sagen«, bestätigt der Mann mit dem schmalen Kopf, dem linksgescheitelten Haar und der Halbglas-Lesebrille, deren Absetzen er meistens vergißt.

      »War ich je kleinlich zu euch? Hab ich getratscht oder euch gar in die Bredouille gebracht? Hab ich euch nicht manchmal sogar aus der Klemme geholfen?«

      »Das stimmt alles …« Doppelschmidt begreift offensichtlich nicht, worauf sein Gastgeber hinauswill. Schmeißer verfolgt, wie geschickt Lapinsky es anstellt, und läßt ihm freie Hand.

      »Warum verschweigen Sie mir dann etwas, das mich brennend interessieren muß?«

      »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen«, erwidert der Angegriffene.

      »Was soll ich schon meinen? Ich spreche vom Kamossa-Manuskript.«

      »Kamossa?« fragt der Cheflektor betroffen. »Woher wissen Sie etwas darüber?«

      »Dreimal dürfen Sie raten«, erwidert der Inquisitor.

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