Название: Rockstar Love - Ein Song für Alexis
Автор: Poppy J. Anderson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Rockstar Love
isbn: 9783963701757
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Taylor wollte auch nicht wegen des Geldes wieder im Aufnahmestudio stehen und ein Album herausbringen, sondern weil er sich rastlos und ohne Aufgabe fühlte. Er brauchte eine sinnvolle Beschäftigung, die ihn ausfüllte und die ihm Spaß machte. Außer der Musik fiel ihm nichts ein, was ihm dieses Gefühl gab.
„Kenne ich dich nicht irgendwoher?“
Mit einem unverbindlichen Lächeln drehte sich Taylor zu der hohen, fast schon quietschenden Stimme um, die dem winzigen Persönchen gehörte, das sich neben ihn gestellt hatte und ihn aus dick bemalten Augen anstarrte – und das viel zu jung aussah, um zu dieser Party eingeladen worden zu sein und legal Alkohol trinken zu dürfen. Jedenfalls ging er davon aus, dass die knallrote Flüssigkeit in dem Martiniglas aus Alkohol bestand.
Auch wenn er nicht damit gerechnet hatte, am heutigen Abend interessante Gespräche zu führen, wollte er erst recht nicht mit einem Teenager plaudern und Gefahr laufen, von der Polizei verhaftet zu werden, weil man ihm vorwarf, die Kleine mit Alkohol versorgt zu haben. Er kannte genügend Leute aus der Branche, die auf diese Weise in der Klatschpresse gelandet und mit einem schlechten Ruf davongekommen waren. Nichtsdestotrotz antwortete er dem Mädchen: „Keine Ahnung. Das kann schon möglich sein.“
Sie wirkte beeindruckt, warf sich in Pose und verkündete: „Ich heiße Estelle, aber ich überlege, mir einen Künstlernamen zuzulegen, mit dem ich bekannt werden kann.“
Himmel! Taylor wusste nicht, ob er amüsiert oder besorgt sein sollte, denn Estelle gehörte zu den Mädchen, die voller Optimismus und Naivität eine Karriere anstrebten und über kurz oder lang auf die Nase fallen würden. Er wusste zwar nicht, aus welchem Provinznest sie kam, aber Los Angeles war ein hartes Pflaster. „Aha. Schön.“
„Ehrlich.“ Die Kleine himmelte ihn förmlich an. „Du kommst mir total bekannt vor. Bist du ein Sänger?“
„Das war ich – in einem früheren Leben“, entgegnete er trocken und schaute sich in der Hoffnung um, jemanden zu entdecken, den er begrüßen konnte, um dem Gespräch mit Estelle zu entkommen. Er war hier, um gesehen zu werden, weil sein Agent darauf bestand, und nicht, weil er auf der Suche nach einer schnellen Nummer war. Mit Mädchen in Estelles Alter hatte er zum letzten Mal gevögelt, als er im gleichen Alter gewesen war. Taylor fand Frauen attraktiv, mit denen er sich auch unterhalten konnte.
Estelle kicherte. Offenbar fand sie ihn lustig.
Taylor hätte beinahe eine Grimasse geschnitten, denn nur leicht zu beeindruckende Teenager konnten über diesen abgedroschenen Spruch kichern.
„Ich bin auch Sängerin“, gestand sie ihm.
„Faszinierend.“
Für seinen Sarkasmus unempfänglich bekannte sie: „Ich bin erst seit ein paar Tagen in der Stadt und habe jetzt schon eine Einladung zu dieser Party bekommen. Jetzt hoffe ich, dass Lady Gaga hier auftaucht. Vielleicht bekomme ich sogar ein Autogramm.“
Die einzige Frau, die hier auftauchen und Lady Gaga ähnlich sehen würde, wäre ein vom Veranstalter gebuchter Transvestit. „Mhm.“
„Bist du mal bei American Idol aufgetreten?“ Estelle runzelte die Stirn und klebte dabei an seinen Lippen. „Ich wüsste zu gern, wo ich dich schon einmal gesehen habe.“
Seufzend nahm er einen Schluck von seinem Drink und räusperte sich anschließend. „Ich war früher Mitglied von SpringBreak.“
„SpringBreak?“
„Die Band SpringBreak.“
Estelle starrte ihn weiterhin unwissend an.
„It has to be you, Shame, Downstairs“, zählte er ein paar ihrer damaligen Songs auf, die alle auf Platz eins der nationalen Charts gekommen waren. Ihr Lied It has to be you war sogar in einigen Ländern Europas auf Platz eins gelandet und hatte sich in den USA mehrere Wochen an der Spitze gehalten.
„Ach so!“ Bei dem Mädchen fiel anscheinend der Groschen, denn sie fasste sich an die Stirn. „Jetzt weiß ich, wen du meinst.“
Taylor nickte, nahm den letzten Schluck aus seinem Drink und stellte das Glas anschließend auf einem der Tische ab, da er bislang keinen Kellner entdeckt hatte, der leere Gläser einsammelte.
„Meine Mom war ein großer Fan und hat eure Musik immer gehört, wenn sie mich zur Schule gefahren hat“, plauderte Estelle vergnügt. „Die wird Augen machen, wenn sie hört, dass ich jemanden getroffen habe, der früher mal berühmt war. Und ich Idiotin dachte, du wärst dieser Typ von American Idol gewesen! Aber der muss natürlich viel jünger sein als du.“
Es kostete ihn einige Mühe, dass ihm seine Gesichtszüge nicht entglitten.
Plötzlich fühlte sich Taylor uralt und hatte das Bedürfnis nach etwas Stärkerem als dem Gin Tonic, den er gerade getrunken hatte.
Die wird Augen machen, wenn sie hört, dass ich jemanden getroffen habe, der früher mal berühmt war.
Dieser Satz beschrieb seine Situation ziemlich gut und traf Taylors bereits angeknackstes Ego.
Er hätte sich niemals als einen Aufschneider bezeichnet, der sich durch den Grad seiner Bekanntheit definierte und durch seinen früheren Ruhm abgehoben war. Auch heulte er seinen damaligen Erfolgen nicht hinterher – jedenfalls tat er es nicht immer. Dennoch hatte Taylor daran zu knabbern, aufs Abstellgleis geschoben worden zu sein und sich wie ein Verrückter abzustrampeln, um eine zweite Chance zu bekommen und zu beweisen, wie gut er war.
Denn er war gut. Verdammt gut.
Und wenn er sah, dass talentlose Idioten wie Brad Paxton Erfolg hatten, dann ärgerte er sich, weil er wusste, dass der ihm musikalisch betrachtet nicht das Wasser reichen konnte.
Die Vorstellung, dass Taylor vielleicht nie wieder die Möglichkeit hatte, der Musikwelt zu beweisen, was in ihm steckte, und dass er der Nachwelt als der Typ von SpringBreak in Erinnerung blieb, der an dem Versuch gescheitert war, sich als Solokünstler zu etablieren, machte ihn fast wahnsinnig. Mit seiner Musikerkarriere konnte er nicht einfach abschließen. Irgendwie hatte er das Gefühl, es sich selbst schuldig zu sein, alles dafür zu geben, um wieder Erfolg zu haben.
Seine früheren Bandkollegen handhabten ihre Karrieren etwas anders, nachdem sie sich vor dreizehn Jahren getrennt hatten.
Cole war nach einem kurzen Abstecher in den Reality-Show-Wahnsinn zum Modeln gekommen und arbeitete nach ein paar Gastauftritten in diversen Telenovelas als DJ.
Jesse hatte sein komplettes Geld in das Bauunternehmen seines Bruders gesteckt, das vor ein paar Jahren pleitegegangen war, und verdiente seine Brötchen zurzeit als Radiomoderator.
Dean war nach dem Aus der Band abgestürzt und hatte drei Entzüge hinter sich gebracht, bevor er der Glitzerwelt den Rücken zugekehrt hatte und mittlerweile in Oregon als Handwerker arbeitete, wo Taylor ihn ab und zu sah, wenn er seinen Dad und seine Stiefmutter besuchte, die ganz in der Nähe von Dean wohnten.
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