Название: Rockstar Love - Ein Song für Alexis
Автор: Poppy J. Anderson
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Rockstar Love
isbn: 9783963701757
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Bei dem Gedanken verzog er selbstironisch den Mund, denn die Frage war eher rhetorischer Natur gewesen, immerhin war er mit einem Taxi hergekommen.
Nein, er fragte sich, wie weit es gekommen war, dass er heute mit fünfunddreißig Jahren nur durch die Kontakte seines Agenten zu einer Party eingeladen worden war, nach der sowieso kein Hahn krähte. Er musste es wissen, denn früher war er zu Gast auf allen wirklich wichtigen Partys gewesen. Von daher konnte er einschätzen, dass diese Party für keinerlei Schlagzeilen sorgen würde. Sie diente lediglich der Gelegenheit, ein paar kostenlose Drinks und seltsam schmeckende Häppchen abzugreifen und gleichzeitig zu hoffen, dass wundersamerweise ein Kontakt zu einem Musikproduzenten oder Agenten hergestellt werden konnte, um später von diesem Kontakt zu profitieren.
Taylor nahm einen Schluck aus seinem Glas und ließ seinen Blick währenddessen über die übrige Gästeschar wandern.
Die meisten Gäste hatte er niemals zuvor gesehen, aber das musste nichts heißen, denn Taylor schaute ziemlich wenig Trash-TV, und er war sich sicher, dass einige der dürftig bekleideten Mädchen mit den künstlichen Fingernägeln und den künstlichen Oberweiten an diversen Reality-Shows teilgenommen hatten und jetzt hofften, ihre Gesangskarriere zu starten. Er hätte ihnen gleich sagen können, dass der Weg, den sie eingeschlagen hatten, nicht funktionieren würde. Sogar bei seinem Kumpel Cole, der nach seiner Karriere als erfolgreicher Musiker an einem unerträglichen TV-Format, das auf einer karibischen Insel gedreht worden war, teilgenommen hatte, hatte der Plan nicht funktioniert. Anstatt durch seine Teilnahme wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und das Interesse von Musikproduzenten zu wecken, war Cole lediglich zur Lachnummer der Nation geworden. Von diesem Ruf hatte er sich auch heute, Jahre später, noch nicht erholt. Und von einem Plattenvertrag war er meilenweit entfernt.
Taylor auch, obwohl er nicht nur mit einem Bambusröckchen bekleidet vor laufender Kamera diverse Challenges bestreiten und unter anderem Eidechseninnereien hatte essen müssen. Bis heute begriff er nicht, weshalb sich sein Kumpel und ehemaliger Bandkollege auf diesen Scheiß eingelassen hatte.
Im Gegensatz zu Cole, der nach dem Aus von SpringBreak nicht mehr auf der Bühne oder in einem Tonstudio gestanden hatte, war Taylors weitere Karriere sogar ziemlich erfolgversprechend gestartet.
Als Solokünstler hatte er gleich nach dem Ende der Band einen Vertrag bekommen und an einem Album gearbeitet, das Platinstatus und mehrere Preise gewonnen hatte. Alles war glänzend verlaufen – so glänzend, dass die Plattenfirma mit Dollarzeichen in den Augen darauf gedrängt hatte, das nächste Album so schnell wie möglich zu produzieren. Und dummerweise hatte sich Taylor darauf eingelassen, anstatt die Zeit einzufordern, die er gebraucht hätte, um erstklassige Songs zu schreiben und zu komponieren. Inmitten einer Konzerttour durch über zwei dutzend Städte innerhalb weniger Wochen, einer groß angelegten Pressetour mit zehn Interviews am Tag und mehreren Videodrehs hatte er zugestimmt, den Großteil der Songs schreiben zu lassen.
Songwriter waren nicht verwerflich. Die wenigsten Sänger schrieben ihre Songs selbst. Auch die ersten Lieder und Alben von SpringBreak stammten fast ausschließlich von Songwritern, aber Taylor war nun einmal nicht nur Sänger, sondern auch Songwriter. Er wusste, dass seine besten Songs diejenigen waren, die er auch selbst geschrieben hatte. Dennoch hatte er sich auf einen Kompromiss eingelassen, weil das fast alle Künstler taten. Woher hätte er auch die Zeit nehmen sollen, Lieder zu schreiben, wenn er sowieso nur vier Stunden Schlaf pro Nacht bekam?
Weil sein erstes Album Left behind frenetisch gefeiert worden war und großartige Kritiken erhalten hatte, war Taylor davon ausgegangen, dank seiner Vorschusslorbeeren auch mit seinem zweiten Album Sunset Erfolg zu haben. Natürlich war ihm klar gewesen, dass ein paar der Songs eher mittelmäßig geworden waren – ohne nennenswerte Tiefen und individuellen Klang, aber ein paar andere Songs waren wahnsinnig gut gewesen. Leider hatte sich die Plattenfirma mit Only us für einen der Songs entschieden, die nur mittelmäßig gelungen waren, und ihn als erste Auskopplung des neuen Albums präsentiert.
Verdammt, an jenem Album war so viel grottenschlecht und total beschissen gewesen. Angefangen bei den teilweise unerträglich kitschigen Songtexten bis zu den grauenvollen Coverfotos, auf denen er wie ein lächerlicher Schmusesänger aussah, der sich mit der Unterwäsche seiner Fans den Schweiß von der Stirn wischte. Man hätte ihn für den Nachfolger von Tom Jones halten können.
Noch heute könnte sich Taylor selbst in den Arsch treten, dass er nicht einfach Nein gesagt und die Reißleine gezogen hatte. Es war gekommen, wie es hatte kommen müssen.
Die Kritiker hatten sich wie die Hyänen auf ihn und auf das Album gestürzt.
Niemanden hatte interessiert, wie gut sein erstes Album gewesen war und wie sehr seine eigenen Songs des zweiten Albums überzeugen konnten. Stattdessen war er über Nacht als One-Hit-Wonder gebrandmarkt worden, das sich sozusagen ausgeschrieben hatte und nach seinem ersten Album nichts Neues, nichts Innovatives und nichts Überzeugendes mehr vorzeigen konnte.
Taylor war vom Senkrechtstarter, dem eine überragende Solokarriere vorhergesagt worden war, zum absoluten Flop abgestiegen. Und das so schnell, dass er erst Monate später begriff, was überhaupt passiert war.
Zwar hieß es immer, dass die Musikindustrie schnelllebig war und man stets auf der Hut sein musste, um nicht auf der Strecke zu bleiben, aber Taylor hätte nie für möglich gehalten, dass ihm so etwas passieren könnte. Das beste Beispiel war die Party, auf der er sich momentan befand.
Mit Anfang zwanzig war er in der Grammynacht von einer Party zur nächsten gefahren und hatte auf jeder Gästeliste gestanden. Auf wirklich jeder einzelnen. Damals hatte er auch nicht in einer Schlange stehen und einem Türsteher seine Einladung vorzeigen müssen, sondern war sehnlichst erwartet und bevorzugt eskortiert worden. Er und seine Bandkollegen. Dabei waren sie damals nicht einmal trocken hinter den Ohren gewesen. Und auch am Anfang seiner Solokarriere war er immer ein gern gesehener Gast gewesen, der hofiert worden war, wenn er eine Veranstaltung oder auch ein Restaurant in Los Angeles oder in New York betrat.
Zehn Jahre später sagte sein Name kaum noch jemandem etwas, wenn er ihn erwähnte. SpringBreak waren schließlich nicht die Beatles gewesen. Und er war nicht Paul McCartney.
Der heutige Abend war offensichtlich der absolute Tiefpunkt seiner bisherigen Karriere. Niemals zuvor hatte er eine Einladung zu einer Party erbetteln müssen, die sogar auf den ersten Blick ziemlich ernüchternd aussah. Nach außen machte das Restaurant, das für diesen Anlass gemietet worden war, zwar etwas her, aber wenn man genauer hinsah, bemerkte man, dass nicht etwa Grey Goose Vodka ausgeschenkt wurde, sondern billiger Fusel für ein paar Dollar die Flasche, dass die weiblichen Gäste keine echten Taschen von Chanel oder Gucci trugen, sondern billige Imitate, und dass beinahe alle Gäste hinter ihren Lächeln gehetzt und fast schon verzweifelt wirkten, weil sie sich von dieser Party mehr erhofften, als sie sein würde. Dabei musste man bereits bei den lustlosen Türstehern, dem verschlissenen roten Teppich, dem fehlenden Parkservice und der nicht existenten Warteschlange vor dem Eingang des Restaurants erkennen, dass diese Veranstaltung eine echte Zeitverschwendung war. Aus langjähriger Erfahrung konnte Taylor sagen, dass ein Event, bei dem keine hochwertigen Give-away-Tüten an die Gäste verteilt wurden, ein ziemlicher Reinfall war.
Um ehrlich zu sein, ärgerte sich Taylor schon jetzt darüber, den heutigen Abend hier zu verbringen, anstatt zu Hause an seinen Songs zu arbeiten. Momentan hatte er nämlich einen ziemlichen Lauf und war mehr als zufrieden mit der Ausbeute der letzten Wochen. Dieses Album versprach, sehr gut zu werden, sofern er jemanden fand, der sich dazu bereit erklärte, es zu produzieren, wonach es momentan nicht aussah. Nach dem Flop mit seinem zweiten Album war er in der Branche verbrannte Erde. Mittlerweile war er sogar nicht einmal mehr das. Er war ein Niemand. Unter diesen Umständen war es schwierig, jemanden zu finden, der ihm eine Chance gab.
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