Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Helen Perkins
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Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman

Автор: Helen Perkins

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel

isbn: 9783740976828

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СКАЧАТЬ es ihn widerstrebte, unnötige Risiken einzugehen, war allzu verständlich.

      »Chef, ich bekomme das hin«, versicherte ihm Markus, als sich Rainer Gutknecht immer noch mit einer Entscheidung schwertat. »Der Tunnel sieht stabil aus und wird schon halten.«

      »Ihren Optimismus teile ich leider nicht«, knurrte Gutknecht. »Gut, gehen Sie rein. Aber sollte auch nur ein einziger Kieselstein von seinem Platz rollen, blasen wir das Ganze ab. Dann räumen wir erst Stück für Stück die Felsen weg, bis wir zu dieser verdammten Höhle durchgestoßen sind.«

      »Danke!« Nicht nur Markus fiel ein Stein vom Herzen.

      Alle Männer, die die Auseinandersetzung zwischen Dr. Norden und dem Einsatzleiter mitbekommen hatten, waren froh, dass sich jemand auf den Weg zu dem Verschütteten machte. Nur so würden sie die Gewissheit bekommen, ob das noch eine Rettungsaktion war oder ob es nur darum ging, einen Toten zu bergen.

      »Wie gut sind Ihre medizinischen Kenntnisse?«, fragte Daniel den Feuerwehrmann, der sich für den Einsatz fertigmachte.

      »Erste Hilfe und Notfallrettung bekomme ich hin. Damit habe ich täglich zu tun. Aber ich kann keinen Arzt ersetzen, das wissen Sie hoffentlich.«

      »Falls Herr Berger noch …« Daniel brach bestürzt mitten im Satz ab. Falls? Warum hatte er selbst die größten Zweifel daran, dass Berger noch am Leben war? »Was ich sagen wollte … Herr Berger hat wahrscheinlich einen Spannungspneumothorax. Wissen Sie, was da zu tun ist?«

      »Nur in der Theorie und auch das nur sehr vage. Ich hoffe nicht, dass Sie von mir irgendwelche Maßnahmen in dieser Richtung erwarten. Ich glaube nicht, dass ich das hinbekommen würde.«

      Daniel zögerte. Wahrscheinlich verlangte er da wirklich zu viel von dem Feuerwehrmann. »Nein, natürlich nicht. Sagen Sie mir einfach per Funk, wie es um ihn steht, und dann sehen wir weiter.«

      »Ich habe Sauerstoff für ihn dabei und ein paar Wärmedecken. Ich könnte auch versuchen, eine Infu­sion anzulegen. Meinen Sie, das reicht fürs Erste?«

      »Ja … Ja, natürlich! Wunderbar! Legen Sie ihm wenigstens eine Nasensonde und verabreichen Sie ihm Sauerstoff. Damit gewinnen wir etwas Zeit.« Leiser werdend fügte er hinzu: »Ich bin einfach froh, dass es losgeht. Ich weiß, dass wir das nur Ihnen zu verdanken haben.«

      »Schon gut, Dr. Norden. Ich mache hier nur meine Arbeit.«

      *

      Kriechend kam Markus auf dem steinigen Untergrund nur mühsam voran. Immer wieder versperrte loses Geröll den schmalen Tunnel, und er musste es unter Aufbietung aller Kräfte wegräumen. In voller Montur kam er trotz der kalten Luft schnell ins Schwitzen. Die zwanzig Meter bis zu der kleinen Höhle, in der Dr. Erik Berger lag, nahmen kein Ende und waren kaum zu schaffen. Markus versuchte, sich nur auf das zu konzentrieren, was er hier tat. Nur so gelang es ihm, seine Gedanken bei sich zu behalten. Immer wieder wollten sie abschweifen, um sich mit dem zu beschäftigen, was ihn am Ende des Gangs erwartete. In seinen Jahren bei der Berufsfeuerwehr hatte er schon viel Leid gesehen. Der Tod war zu einem ständigen Begleiter für ihn geworden. Trotzdem hatte er sich nie an ihn gewöhnen können. Nach wie vor war er sein schlimmster Feind, und Markus Never tat alles in seiner Macht Stehende, um ihm ein Menschenleben abzutrotzen. Das war es auch, das ihn angetrieben hatte, sich seine Sauerstoffmaske anzulegen und in diesen engen Tunnel zu kriechen. Es lag ihm einfach nicht aufzugeben. Solange es noch eine Chance gab – und war sie noch so klein –, würde er niemanden im Stich lassen.

      Als Markus die kleine Höhle erreicht hatte, lief ihm der Schweiß so heftig von seinem Gesicht, dass er sich in seiner Maske sammelte. Mit einer Hand lüftete er sie kurz, dann richtete er seinen Oberkörper vorsichtig auf und leuchtete den engen Raum ab. Besorgt sah er nach oben. Einen knappen Meter über ihn bildeten lose Steinplatten eine instabile Decke, die jederzeit herabstürzen konnte. Alles in ihm schrie, sofort den Rückzug anzutreten. Doch er hatte nicht diesen beschwerlichen Weg auf sich genommen, um nun einfach umzukehren. Er musste wenigstens Gewissheit haben, ob Erik Berger noch am Leben war.

      »Herr Berger! Erik! Können Sie mich hören?«

      Dr. Berger reagierte nicht. Rücklings lag er zwei Meter vor Markus auf dem Boden, mit den Füßen zum Tunneleingang. Nichts deutete darauf hin, dass noch Leben in ihm war.

      Langsam kroch Markus weiter. Er wusste, dass jede kleinste Erschütterung die fragile Konstruktion, aus der diese Höhle bestand, zum Einsturz bringen könnte. Endlich erreichte er den Mann, um den sich so viele Menschen sorgten. Aufmerksam betrachtete er ihn. Hob sich gerade sein Brustkorb? Atmete er noch? Markus wusste es nicht. Trotz der leistungsstarken Helmlampe konnte er es nicht erkennen.

      Rasch zog er einen Handschuh aus und tastete Bergers Halsschlagader auf der Suche nach einem Herzschlag ab. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er sich sicher war, dass er einen Puls fühlte. Sehr schwach und rasend schnell, aber Erik Berger lebte! Er war noch nicht tot! Und Markus würde alles tun, damit dies auch so blieb!

      Die gute Nachricht brachte die Männer draußen zum Jubeln. Daniels Freude war allerdings eher verhalten. Wenn Berger nicht auf den schnellsten Weg ins Freie kam, würde alles umsonst gewesen sein.

      »Wie geht es ihm?«, fragte er über das Funkgerät. »Haben Sie schon ein paar Vitalwerte für mich?«

      »Ja, er ist bewusstlos und nicht erweckbar. Der Blutdruck liegt bei sechzig systolisch und ist kaum noch messbar. Der Herzschlag ist tachykard, die Atmung sehr flach. Soweit ich das bei der Beleuchtung sicher feststellen kann, ist er leicht zyanotisch.«

      Es stand schlimm um Berger. Mit seiner Eigendiagnose Spannungs­pneumothorax hatte er offensichtlich richtig gelegen. Dass seine Haut eine zyanotische, also bläuliche Verfärbung angenommen hatte, zeigte, dass die Atmung unzureichend war und sich zu wenig Sauerstoff im Blut befand.

      »Wie schnell können Sie ihn da rausbekommen?« Als Markus Never nicht gleich antwortete, fragte er drängender nach: »Herr Never? Hören Sie mich? Was meinen Sie, wie lange es noch dauert, bis wir Berger hier im Rettungswagen haben?«

      »Geben Sie mal her!« Rainer Gutknecht nahm ihm das Funkgerät aus der Hand, um mit seinem mutigsten Feuerwehrmann zu sprechen. »Wie schätzen Sie die Lage ein? Ist eine Bergung mit Schaufeltrage möglich?«

      »Nein … Nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Wir bekommen ihn unmöglich auf einem Spineboard hier raus. Die Trage ist zu breit für den engen Tunnel.«

      »Das heißt also, wir müssen weiter Trümmer wegräumen.«

      »Ja, aber … Aber ich weiß nicht, ob die Zeit noch reicht. Es steht sehr schlecht um ihn. Außerdem … hier gibt es keine stabile Decke, sondern nur lose Steinplatten und Betonbrocken, die jeden Augenblick herabstürzen könnten.«

      »Sie kommen da auf der Stelle raus!«, sagte Gutknecht behutsam, so als fürchte er, dass die Höhle wie ein Kartenhaus zusammenfallen würde, sollte er seine Stimme erheben. Dabei sprach er deutlich und betonte jede einzelne Wortsilbe, um sicher zu gehen, dass es keine Missverständnisse gab. »Raus da! Sofort!«

      »Verstanden!«

      Mit zunehmendem Entsetzen und starr vor Angst war Daniel dem kurzen Funkgespräch verfolgt.

      »Sie brauchen hier keine Diskussion mit mir anzufangen, Dr. Norden«, schnarrte ihn Rainer Gutknecht an, ehe Daniel dazu kam zu protestieren. »So leid es mir für Herrn Berger tut, ich werde nicht das Leben meines Mannes aufs Spiel setzen.«

      »Verstehe«, СКАЧАТЬ