Название: Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman
Автор: Helen Perkins
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Chefarzt Dr. Norden Staffel
isbn: 9783740976828
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Fee nickte bekümmert. »Ich musste den Barkeeper versorgen. Er steht unter Schock, weil er sich die Schuld an dem Feuer gibt. Er hatte die Fritteuse in der Küche vergessen.«
»Ein dummer Fehler, der passieren kann.«
»Ja, das habe ich ihm auch gesagt. Aber ob ihm das hilft, mit seinen Schuldgefühlen klarzukommen, ist mehr als fraglich. Auch wenn er die zugestellten Notausgänge nicht zu verantworten hat, wird er …«
»Die Notausgänge waren nicht frei?«, entfuhr es Daniel verständnislos.
»Ja, leider. Nur deswegen waren noch Menschen im Gebäude, als es zur Gasexplosion kam. Wahrscheinlich wäre niemand zu Schaden gekommen, wenn die Evakuierung nicht so lange gedauert hätte.«
»In der Haut des Besitzers möchte ich nicht stecken. Das wird ernsthafte Konsequenzen für ihn haben.«
Fee nickte und bemühte sich, ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken.
»Leg dich ins Bereitschaftszimmer und schlaf ein wenig, Liebling«, sagte Daniel. »Wenn ich deine Hilfe brauche, wecke ich dich. Einverstanden?«
»Ja, vielleicht, Dan. Noch geht es. Ich hoffe, dass wir Berger bald erreichen können. Es ist schon seltsam, dass er sich noch nicht gemeldet hat. Inzwischen hat er bestimmt von dem Unglück erfahren. Er muss sich doch denken können, dass wir hier Hilfe brauchen.«
Daniel nickte nur stumm. Er hatte bereits sein Telefon in der Hand und rief seinen Notfallmediziner an. Vielleicht ging er ja diesmal ran. Aber wieder hörte er nur den einsamen Klingelton, ohne dass jemand abnahm.
Er wollte es gerade aufgeben, als er eine schwache Stimme hörte, die kaum zu verstehen war: »Hilfe … ich …«
»Berger? Sind Sie das?« Am anderen Ende war Stille. »Hallo! Hören Sie mich? … Herr Berger, melden Sie sich!«
»Was ist los?«, flüsterte Fee ihm zu.
Daniel zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Er hatte abgenommen, aber nun ist er wohl weg. Er klang gar nicht gut. Vielleicht probiere ich es nachher noch mal.«
»Hat er aufgelegt?«
»Nein, er antwortet nur nicht mehr.«
Fee nahm ihm schnell das Telefon aus der Hand und legte es auf den Tisch, nachdem sie den Lautsprecher eingeschaltet hatte. »Herr Berger? Sind Sie das? Können Sie mich verstehen?«, versuchte sie ihr Glück.
»Ja … Hilfe …«
»Wo stecken Sie?«, rief Daniel jetzt in echter Sorge.
»Club … Feuer … es hat gebrannt … ich komm nicht raus …«
Es brauchte nicht lange, bis die beiden Ärzte in dem kleinen Pausenraum die Zusammenhänge verstanden. Im maßlosen Entsetzen sahen sie sich an. Das war also der Grund, warum niemand Erik Berger erreichen konnte. Bei der Versorgung der Verletzten konnte er nicht mithelfen, weil er selbst zu ihnen gehörte …
»Berger, hören Sie, versuchen Sie, ruhig zu bleiben!«, sprach Daniel eindringlich auf ihn ein. »Die Rettungskräfte holen alle raus. Können Sie sagen, wo genau Sie sich befinden? Im Eingangsbereich?«
Es dauerte endlos lange, bis Erik antwortete: »Nein … ich glaube, gegenüber der Küche. Da waren Tischnischen …«
»Okay, wir geben das an die Feuerwehr weiter.« Er nickte Fee zu, die ihn gleich verstand, aufsprang und mit ihrem Handy den Notruf der Feuerwehr wählte.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Daniel derweil. Er wollte unbedingt, dass Erik Berger weiter mit ihm sprach. »Sind Sie verletzt? Haben Sie Schmerzen?«
»Ja … ja … ich bin eingeklemmt … alles ist über mir zusammengebrochen … es ist dunkel … auf meinem linken Arm liegen Trümmer, den … den Unterschenkel kann ich nicht mehr spüren …«
»Okay, das bekommen wir wieder hin. Kein Problem! Sobald Sie hier sind, flicken wir Sie wieder zusammen!«
Ein seltsames Schnarren erklang, das sich verdächtig nach einem misslungenen Lachen anhörte. »Ich war noch nicht fertig, Chef …« Berger machte eine Pause, und Daniel konnte hören, wie er mühsam nach Luft rang. Die rasselnden Geräusche, die dabei zu hören waren, beunruhigten Daniel. »Ich glaube … ich bin sicher, ich habe mir mehrere Rippen gebrochen … Meine Lunge hat’s dabei erwischt. Ich kann kaum atmen … wahrscheinlich Spannungspneu … wird immer schlimmer … denke nicht, dass ich das schaffe, Chef … tut mir leid …«
Daniel schloss die Augen, um sich zu sammeln. Dann sprach er beschwörend auf Erik ein: »Sie müssen durchhalten. Etwas anderes kommt nicht infrage! Wehe, Sie geben einfach so auf. Sie werden das hinbekommen! Haben Sie mich verstanden?«
»Klar, Chef … aber …« Erik schnappte wieder nach Luft. »Aber es sieht echt beschissen aus …«
»Ich weiß. Meine Frau informiert bereits die Rettungskräfte, damit sie wissen, wo sie nach Ihnen zu suchen haben. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Sie da raus sind.«
Daniel konnte nicht wissen, wie sehr er sich irrte.
Mit dem Telefon in der Hand lief er in die Notaufnahme. Fee folgte ihm, als sie ihr Telefonat mit der Einsatzleitung der Feuerwehr beendet hatte. Indessen redete Daniel weiter auf Erik Berger ein und versuchte, ihm Mut zu machen. Doch Berger ging es schlechter. Die Pausen, die er inzwischen einlegen musste, kamen immer häufiger und dauerten ständig länger. Daniel wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sein Notarzt das Bewusstsein verlieren würde. Noch nie hatte er sich so ohnmächtig gefühlt. Das Telefon in seiner Hand war die einzige Verbindung zu einem Mann, der dringend ärztliche Hilfe brauchte und für den er trotzdem nichts tun konnte. Irgendetwas musste er doch machen! Er konnte unmöglich tatenlos einem Mann beim Sterben zuhören!
Als Daniel das Dienstzimmer der Notaufnahme erreicht hatte, antwortete Erik nicht mehr. Trotzdem redete Daniel immer weiter auf ihn ein. Vielleicht drang er ja noch zu ihm durch! Vielleicht war Erik nur zu schwach zum Antworten. Und vielleicht war Daniels Stimme das Einzige, das ihn noch am Leben hielt und ihm Hoffnung gab …
*
»Wann treffen die nächsten Verschütteten ein?«, fragte Daniel und sah in die Runde. Er hatte alle Schwestern, Pfleger und Ärzte, die nicht unbedingt bei den Patienten gebraucht wurden, zu einem kurzen Meeting gebeten.
»Das THW legt den Haupteingang frei, um die restlichen Verschütteten zu bergen«, erklärte Dr. Schwebke. Daniel fiel auf, wie müde sein dienstältester Oberarzt aussah. Er musste unbedingt dafür sorgen, dass Schwebke abgelöst wurde und nach Hause fuhr.
»Sobald sie raus sind, werden sie in die Kliniken gebracht«, fuhr Schwebke fort. »Zuerst in die, die in der Nähe des Unglücksortes liegen. Es wird also noch eine Weile dauern, bis sie bei uns eintreffen. Ich habe der Leitstelle erst mal vier freie Betten gemeldet. Bei dringendem Bedarf könnten wir noch vier Notbetten bereitstellen. Dann ist endgültig Schluss.«
»Gut«, sagte Daniel und räusperte sich umständlich. Seine nächsten Worte würden sicher für СКАЧАТЬ