Ehrenmord - Schweden-Krimi. Björn Hellberg
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Название: Ehrenmord - Schweden-Krimi

Автор: Björn Hellberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sten Walls erster Fall

isbn: 9788726445077

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СКАЧАТЬ an, die aber sofort verflog, als er die vertraute Stimme hörte.

      Nummer zwei klang am Telefon immer schärfer, als wenn sie ihm leibhaftig gegenüberstand:

      »Bill, ich bin’s. Ruf mich an, wenn du nach Hause kommst. Sei so gut. Es ist wichtig.«

      Wütend runzelte er die Stirn, sodass sich ein paar waagerechte Falten über der Nasenwurzel bildeten.

       Ich bin’s.

      Sie hatte nie gelernt, wie man richtig telefonierte.

       Es ist wichtig.

      Quatsch! Ihm war schon klar, wo der Schuh drückte. Margita brauchte mal wieder Geld – so einfach war das. Die Frage war nur, welchen mit tränenerstickter Stimme vorgetragenen Wunsch sie diesmal äußern würde. Neue Kleider für Christian und Eva? Die Gebühr für ihre Abendkurse? Eine neue Rate für das Reihenhaus, in das sie nach der Scheidung gezogen war? Oder vielleicht nur ein kleines Trinkgeld für den Urlaub?

      Sie war unerschöpflich, wenn es darum ging, Gründe zu finden, um seine Brieftasche zu erleichtern.

      Sein Fehler war, wie er sich selbst eingestand, dass er von Anfang an zu gut zu seiner zweiten Frau gewesen war, indem er ihr immer wieder mal etwas zugesteckt hatte. Dadurch war sie auf den Geschmack gekommen, und jetzt fiel es ihr schwer, diesen Verlockungen zu entsagen.

      Ein wesentlicher Grund dafür, dass er Margita etwas zusteckte, war der, dass sie diejenige seiner drei Exfrauen war, die er zweifellos am liebsten mochte. Ein anderer Grund für seine Großzügigkeit lag darin, dass sie die Mutter seines Sohnes und seiner Tochter war. Seine anderen beiden Ehen waren glücklicherweise kinderlos geblieben. Er schüttelte sich bei dem Gedanken, welche monströsen Summen er zu zahlen gezwungen wäre, wenn er noch weitere Kinder hätte.

      Es gab aber noch einen weiteren Beweggrund für sein Entgegenkommen Margita gegenüber. Und der war nicht beiseite zu schieben. Er hatte sich weiterhin mit ihr getroffen – natürlich nur heimlich – auch nach der Scheidung. Wenn es sich ergab, schliefen sie auch miteinander, was aber nicht so oft vorkam, da sie in ihrer Geburtsstadt Borås lebte. Die Entfernung förderte nicht gerade die Gelegenheit für enge Umarmungen. Außerdem wurde das Ganze noch dadurch kompliziert, dass sie mit einem vierzehn Jahre älteren Witwer und Ferienhausvermieter zusammenlebte, also hieß es auf der Hut sein. Aber in dieser Beziehung konnte er aus seiner Routine und seiner Verschlagenheit Kapital schlagen.

      Und sie war es wert, ein gewisses Risiko einzugehen. Mit ihrem rabenschwarzen Haar und ihrem gepflegten Körper war sie sehr süß, und außerdem wusste sie, wie sie sich im Bett aufführen sollte. Dass er sie trotzdem verlassen hatte, lag an ihrer ewigen Nörgelei wegen Geld und ihrer nervenzehrenden Art, sich über Kleinigkeiten aufzuregen. Außerdem hatte sie sich vollkommen verständnislos gegenüber seinem Bedarf nach Zerstreuung außerhalb der Ehe verhalten.

      Mit seiner ersten Frau Agneta hatte er so gut wie keinen Kontakt mehr. Inzwischen betrachtete er diese unsinnige Ehe als einen jugendlichen Fehltritt und konnte sich kaum noch das Bild der Frau vor Augen rufen, mit der er Anfang der Siebziger für eineinhalb Jahre Tisch und Bett geteilt hatte. Es war wohl schon fünfzehn Jahre her, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, nur kurz und zufällig auf dem Flughafen Arlanda. Sie hatten einander reserviert gegrüßt, fast peinlich berührt über das, was einmal gewesen war. Nur ein paar bedeutungslose Floskeln waren gewechselt worden, dann eilte jeder in seine Richtung fort.

      Von der Seite her war also nichts zu befürchten: kein wahnsinniger Rückfall in Romantik, keine finanziellen Ansprüche.

      Schlimmer war es mit Madeleine, seiner letzten Exehefrau. Der Bruch war so frisch, dass alles noch schmerzlich und unangenehm war. Sie konnten nicht miteinander reden, ohne aufzubrausen. Es hatte ihn das letzte Hemd gekostet, sie auszubezahlen, und er zog es vor, den Kontakt mit ihr auf das absolute Minimum zu reduzieren.

      Er musste ihr jeden Monat einen ansehnlichen Betrag überweisen, da sie behauptete, es sei ihr noch nicht gelungen, eine Arbeit zu finden, mit der sie sich selbst ernähren konnte. Ihm war klar, dass sie sich nur weigerte, einen Job zu suchen, um ihn finanziell unter Druck setzen zu können. Seine juristische Geschicklichkeit half ihm in diesem Fall jedoch nicht. Er war wohl oder übel gezwungen, zwölf Mal im Jahr das Geld rauszurücken. Aber er hatte Experten eingeschaltet und hoffte, diese ärgerliche Zusatzbelastung möglichst bald loszuwerden.

      Es war noch nicht einmal 23 Uhr. Er hätte gut und gern Margita anrufen können, beschloss aber, bis zum nächsten Tag damit zu warten.

      Stattdessen setzte er sich an seinen Schreibtisch im Arbeitszimmer und ging die Akten eines äußerst brutalen Raubüberfalls durch, der in ein paar Tagen vor Gericht behandelt werden sollte. Er nahm öfter mal Arbeit mit nach Hause, und das hier war eine wichtige Sache, die wertvolle Publicity geben würde. Ein Zigarettenhändler war überfallen, seiner Tageskasse beraubt und obendrein noch mit roher Gewalt niedergeschlagen worden, aber glücklicherweise gab es einen mutigen Zeugen, einen jungen Mann, der bereit war, den Täter zu identifizieren.

      Elfvegren kannte die Unterlagen größtenteils auswendig, wollte jedoch nichts dem Zufall überlassen und las sie deshalb noch einmal durch. Die Verteidigerin – eine schnippische Frau aus Schonen, die bisher seinen Casanovatalenten souverän widerstanden hatte – würde natürlich die Glaubwürdigkeit des Zeugen in Frage stellen, aber selbst wenn ihr das gelingen sollte, war er von einer harten Bestrafung fest überzeugt.

      Er fühlte sich leicht euphorisch bei dem Gedanken an den bevorstehenden Sieg. Diesen Fall konnte er einfach nicht verlieren!

      Als seine geerbte Mora-Uhr Mitternacht zeigte, war er hellwach. Und dabei brauchte er doch seinen Schlaf. Er schloss die Akten in seinem Safe ein und schluckte eine Schlaftablette, die er mit einem Glas Milch hinunterspülte. Während er darauf wartete, dass die Tablette ihre Wirkung zeigte, machte er eine Inspektionsrunde durch die Villa. Das gehörte zu seinen Routinen, vor allem, weil er dabei seinem Chrysler einen Gutenachtklaps geben wollte. Ab und zu erlaubte er es sich, bei all dem Ernst etwas kindisch zu sein.

      Das Auto stand protzend in seinem Carport. Das rote Alarmsignal leuchtete natürlich, denn obwohl es hier ein ruhiges, friedliches Viertel war, musste man mit Einbrüchen rechnen. Der Chrysler war nicht so sicher wie der Oldtimer in seiner Garage in Sollentuna, und Elfvegren fühlte sich besser, nachdem er festgestellt hatte, dass alles so war, wie es sein sollte.

      Elfvegren war sich darüber klar, dass er ziemlich abseits wohnte, aber er hatte diese Wohnform freiwillig gewählt, war es leid gewesen, sich in übervölkerten Gegenden in Mietshäuser zu zwängen.

      »Gute Nacht, Kumpel«, flüsterte er und strich dem Chrysler über die Motorhaube.

      Der Gerechtigkeit halber wiederholte er die Prozedur auf dem Kofferraumdeckel.

      Dann verließ er den Carport.

      Die Nacht war kohlrabenschwarz; es gab keine Straßenbeleuchtung – die Gemeinde konnte es sich nicht leisten, die Wegstrecke zu beleuchten, die das Villenviertel mit seinem einsamen Anwesen verband.

      Manchmal fürchtete er diese Dunkelheit, aber das war meistens zu anderen Jahreszeiten der Fall, beispielsweise im Herbst, wenn es im Schornstein heulte und Berge toten Laubs raschelten.

      Aber jetzt war es warm und schön und in keiner Weise bedrohlich.

      Es würde ein wunderschöner Sommer werden. Das hatte er im Gefühl.

      Er ging ins Haus, schloss hinter sich ab und machte sich bettfertig. Wie immer СКАЧАТЬ