Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen. Jón Svensson
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СКАЧАТЬ meine nur, Madame Valentin, daß ich nicht ganz sicher bin, ob ich es auch sagen darf. Denn es ist so wichtig“, fügte ich hinzu, um die Spannung der guten Hausmutter immer noch größer zu machen.

      „Wie! du bist nicht sicher, ob du es mir sagen darfst! Meinst du vielleicht, daß ich ein Geheimnis nicht bewahren kann? Mir kannst du es ganz ruhig sagen, Nonni. Bei mir bleibt es in Sicherheit.“

      „Ich will es Ihnen ganz gern sagen, Madame Valentin. — Aber der Herr Doktor . . .! Meinen Sie nicht, daß er vielleicht böse wird?“

      „Das wird er sicher nicht, Nonni. Er wird ja auch nichts davon erfahren.“

      „Meinen Sie aber nicht, daß ich ihn zuerst um Erlaubnis bitten sollte?“

      „Wie bist du doch einfältig, Nonni! Das brauchst du doch gar nicht. Sage es nur ganz einfach.“

      Jetzt war es mir so ziemlich klar geworden, daß, wenn nicht alle Frauen neugierig seien, Madame Valentin doch etwas von dieser Schwäche an sich haben müsse. Ob sie auch ein Geheimnis nicht bewahren könne, das wollte ich später schon noch erfahren. — Ich hielt sie nun nicht länger mit meinen Bemerkungen hin, sondern sagte ihr schließlich geradeheraus:

      „Madame Valentin, die große Neuigkeit ist dies: ich werde bald dieses Haus verlassen.“

      „Wie, du wirst das Haus verlassen?“

      „Ja, und auch die Stadt.“

      „Auch die Stadt! Du wirst Kopenhagen verlassen?“

      „Ja, Madame Valentin, und nicht nur das, sondern sogar auch das Land.“

      „Wie! du gehst fort, Nonni?“

      „Ja, Madame Valentin. Und ich komme nie mehr zurück.“

      „Nie mehr zurück!“ rief sie aus und schlug die Hände zusammen. „Und wo gehst du denn hin?“

      „Nach Südfrankreich, Madame Valentin.“

      „Oh, richtig, dort solltest du ja schon vor einem Jahre hin — auf ein Schloß, wenn ich nicht irre.“

      „Jawohl, zu einem großen Mann, einem Grafen in Avignon.“

      „Ja, ja, richtig. Das habe ich auch damals gehört. — Und dort sollst du studieren, nicht wahr?“

      „Ja, Madame Valentin, in einem sehr großen Kolleg, wo viele hundert französische Knaben in meinem Alter studieren und erzogen werden.“

      „Ja, das ist wahrhaftig eine große Neuigkeit! Und welch ein Glück für dich, Nonni! Da wirst du ja zu einem gelehrten und feinen Mann gemacht.“

      „Ja, Madame Valentin, das soll ein sehr feines Kollegium sein, wo die Kinder aus den vornehmen Familien erzogen werden.“

      „Oh, was nicht gar! Das ist ja herrlich, Nonni. Und wann wirst du abreisen?“

      „Das ist noch nicht abgemacht, Madame Valentin. Ich soll noch etwas warten und zuerst hier Ferien machen.“

      „Ja, ja, das ist recht. Du mußt dich ausruhen. — Und ist das nun auch die ganze Neuigkeit, Nonni?“

      „Ja, Madame Valentin. Ist die nicht groß genug?“

      „Sicher ist sie groß genug. Sie ist ja für dich von ungeheurer Wichtigkeit. Es wird ja für dich ein ganz neues Leben anfangen. — Und jetzt danke ich dir, mein kleiner Freund, daß du mir das alles anvertraut hast. Das war nett von dir.“

      „Aber Sie sagen es keinem Menschen, nicht wahr, Madame Valentin?“

      „Was das angeht, kannst du dich auf mich verlassen. Durch mich wird kein Mensch etwas erfahren.“

      Wir verließen das kleine Zimmer, ich gab Madame Valentin munter die Hand und lief dann eilig die Treppe hinunter.

      Ein paar Minuten später war ich auf dem Wege zu Valdemar. Während ich mit leichten Schritten die Breitstraße hinunterhüpfte, kam mir mein Gespräch mit Madame Valentin wieder in den Sinn.

      Ich war nicht ganz mit mir selber zufrieden. Mein Experiment war freilich geglückt: Madame Valentin war wirklich in hohem Grade wißbegierig. Und daß ich diese Tatsache so klar herausgefunden hatte, das machte mir Spaß. Aber immer kam mir der Gedanke wieder: War es nicht häßlich von mir, die gute Frau so zu behandeln? Was würde meine Mutter dazu sagen?

      3. Der große Ferienausflug wird vorbereit

      Bald war ich bei der Wohnung meines kleinen Freundes angekommen.

      Ich klingelte, die Tür ging auf, und ich stand der Mutter Valdemars gegenüber.

      „Ist Valdemar zu Hause?“ fragte ich, nachdem ich sie höflich begrüßt hatte.

      „Ja, Nonni, er ist da — komm nur herein.“

      Ich folgte der guten Frau in ihren kleinen Salon hinein und fand dort Valdemar mit einem Buche am Tisch sitzen.

      „Auf diese Weise machst du deine Ferien, Valdemar?“

      Der kleine Junge sprang auf, drückte meine Hand und sagte: „Oh, ich habe schon viel draußen gespielt. Jetzt lese ich eine schöne Geschichte, Nonni.“

      Er zeigte mir das Buch. Es waren die Geschichten des großen dänischen Märchendichters Andersen, der damals gerade in Kopenhagen weilte.

      „Die habe ich schon alle während des Schuljahres gelesen“, sagte ich zu Valdemar, „sie sind wunderschön und werden dir sicher auch gefallen. — Aber jetzt habe ich mit dir von schöneren und wichtigeren Dingen zu sprechen.“

      Valdemar schaute mich mit seinen großen Augen lebhaft an und fragte:

      „Und was ist denn das, Nonni?“

      „Wir müssen jetzt sobald wie nur möglich unsern großen Ausflug machen.“

      „Ach ja, der Ausflug. . . . Ich bin bereit, Nonni. Aber warum eilt es denn so?“

      „Das ist es, was ich dir gerade sagen will.“

      Die Mutter bat mich, Platz zu nehmen. Und nun erzählte ich beiden das, was ich soeben von Dr. Grüder erfahren hatte.

      „Aber Nonni, wenn du nach Frankreich gehst, dann werden wir uns vielleicht nie mehr sehen!“

      „Ja, Valdemar, das ist das Traurige dabei. Ich sehne mich zwar danach, die große Reise nach Frankreich und Avignon zu machen, aber es tut mir schrecklich leid, dich und alles andere hier in Kopenhagen verlassen zu müssen. Ich habe hier so viele Freunde und bin nun schon so an alles hier gewöhnt.“

      „Armer Nonni, ich kann verstehen, daß die Trennung von allem, was du hier schon so liebgewonnen hast, dir weh tut. Aber“, tröstete mich die gute Mutter Valdemars, „du wirst in Frankreich neue Freunde finden, die dich bald ebenso lieb haben werden wie die alten hier.“

      „Aber einen so guten Freund wie Valdemar werde ich schwerlich in Frankreich finden“, antwortete СКАЧАТЬ