Abenteuer auf den Inseln: Nonnis Erlebnisse auf Seeland und Fünen. Jón Svensson
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СКАЧАТЬ vergingen nun mehrere Wochen. Der Sommer war wunderschön. Fast jeden Tag war die Stadt in hellsten Sonnenschein gebadet. — Die herrlichen Buchenwälder draußen lockten und winkten. Man sagte, es seien die schönsten Buchenwälder der ganzen Welt. — Sie waren voll von Wundern, Märchen und Geheimnissen aller Art.

      Valdemar und ich spähten fortwährend nach einer Gelegenheit, unser Vorhaben ins Werk zu setzen. Die Schule aber hielt uns fest. Wir mußten Geduld üben.

      Die Hitze stieg mit jedem Tage. In der Schule war es kaum mehr auszuhalten. Trotzdem wurde uns kein freier Tag gegeben. Wir empfanden das als eine übertriebene Härte, mußten es aber über uns ergehen lassen.

      Schließlich ging das Schuljahr doch zu Ende. Da wir trotz Wärme und Müdigkeit fleißig gewesen waren, bestanden alle die Schulprüfungen mehr oder weniger glänzend und machten dann zuletzt mit frisch-fröhlichem Herzen den Sprung in die so lang ersehnten Sommerferien hinein.

      Welche Befreiung! Jetzt konnte es losgehen.

      2. Der Brief aus Avignon

      Schon am ersten Tage nach der Schulprüfung wollte ich zu Valdemar hin, um mit ihm die letzten Vorbereitungen für unsern Ausflug zu treffen.

      Als ich eben im Begriffe stand, das Grüdersche Haus zu verlassen, hörte ich, daß ein Fenster im zweiten Stock aufgemacht wurde. Gleich darauf ertönte eine kräftige Frauenstimme:

      „Nonni, komm schnell zurück! Dr. Grüder will mit dir sprechen. . . .“

      Es war Madame Valentin, die Haushälterin des Herrn Doktors.

      „Ich komme sofort, Madame Valentin“, rief ich zurück.

      Etwas betroffen wandte ich mich also um, lief schnell nach der Eingangstür zurück, schlüpfte ins Haus hinein und flog in wenigen Sätzen die Treppe hinauf. Im nächsten Augenblick stand ich vor der Tür des Herrn Doktors.

      „Was hat der Herr Doktor mir wohl zu sagen?“ fragte ich mich — nicht ohne eine gewisse Angst. — „Sollte ich was verbrochen haben?“ Es wurde mir ein wenig schwül. . . .

      Ich hielt es nicht für ratsam, sofort anzuklopfen. Es wird wohl sicherer sein, dachte ich, zuerst zu Madame Valentin zu gehen, vielleicht weiß die Bescheid.

      Madame Valentin mußte wohl gerade jetzt in der Küche sein. — Ich lief rasch dorthin, klopfte an und fand sie mit der jungen deutschen Küchenmagd am Herde stehen.

      „Nicht zu mir solltest du kommen“, fuhr sie mich lebhaft an, „sondern zum Herrn Doktor. Mache, daß du schnell zu ihm kommst. Er wartet auf dich und hat schon mehrere Male nach dir gefragt.“

      „Was hat er mir wohl zu sagen, Madame Valentin?“

      „Wie könnte ich das wissen, Nonni? — Ich weiß nur, daß er ein sehr ernstes Gesicht machte, als er mich bat, dich zu rufen.“

      „Ein ernstes Gesicht? Wirklich, Madame Valentin? Glauben Sie, daß er böse ist?“

      „Ob er böse ist, das weiß ich gerade nicht. Daß er aber sehr ernst ist, das weiß ich ganz bestimmt. — Hast du vielleicht etwas angestellt, Junge?“ fragte sie dann, indem sie näher zu mir herkam und mich fest anschaute.

      „Ich weiß von nichts. — Wenigstens fällt mir augenblicklich nichts Besonderes ein. Haben Sie vielleicht etwas Unrechtes an mir gemerkt, Madame Valentin?“

      Jetzt kam auch die Küchenmagd näher zu mir her, und beide warfen mir forschende Blicke zu.

      „Jungens in deinem Alter, Nonni, sind oft sehr leichtsinnig. Ich will aber damit nicht sagen, daß ich jetzt gerade so etwas an dir gemerkt habe. Jedenfalls habe ich nicht über dich geklagt“, sagte Madame Valentin zu mir.

      Dann wandte sie sich an das junge Mädchen und fragte: „Maria, ist dir in seinem Betragen etwas aufgefallen?“

      Maria schaute mich schelmisch-teilnehmend an und dachte einen Augenblick nach. Dann sagte sie: „Ich habe nur gemerkt, daß er sich etwas stark mit den Schuljungen herumbalgt, wenn sie ihn auf seinem Zimmer besuchen, und das hat der Herr Doktor nicht gern.“

      „Wenn das alles ist . . .“, dachte ich, und mein Mut wuchs beträchtlich. „Wir Jungen“, begann ich der Magd dann zu erklären, „können nicht immer so ruhig und artig sein wie ihr Mädchen. Wir spielen hie und da ein wenig laut miteinander, wenn wir oben auf dem Zimmer beisammen sind. Ich hätte nicht gedacht, daß etwas Böses dabei sei.“

      Das junge Mädchen lächelte. Madame Valentin aber sagte in strengem Tone: „An anständigem Spielen ist nichts Böses. Das wilde Lärmen und Spektakeln aber, das ihr zuweilen droben macht, das will mir weniger gefallen.“

      „Ich wußte nicht, daß man es im Hause hören konnte, Madame Valentin. Ich werde aber dafür sorgen, daß wir in Zukunft ruhiger sind.“

      Dann verließ ich die Küche und kehrte ein wenig erleichtert nach dem Zimmer des Herrn Doktors zurück.

      Ich klopfte:

      „Herein!“ dröhnte es wie aus weiter Ferne vom hinteren Zimmer des Herrn Doktors her.

      Ich öffnete leise die Tür und ging in das Vorzimmer hinein. Ich legte meine Mütze auf einen Stuhl und trat zur Tür des zweiten Zimmers vor. Sie stand halb offen. Ich schlüpfte deshalb ganz leise und ohne zu klopfen in das innere Zimmer hinein.

      Herr Grüder saß vornübergebeugt an seinem Schreibtisch in emsiger Arbeit. Er schaute auf, warf mir einen raschen Blick zu, zeigte hastig nach einem Stuhle, ohne ein Wort zu sagen, und schrieb weiter.

      Ich setzte mich und wartete.

      Herr Grüder fuhr in seiner Arbeit fort. Die Feder lief hüpfend und springend über das Papier. „Er schreibt wohl einen Eilbrief“, dachte ich, während ich ihm schweigend und geduldig abwartend zusah.

      Endlich richtete sich der Herr Doktor auf, legte den Federhalter langsam auf den Tisch, schaute einige Augenblicke sinnend vor sich hin, griff dann, indem er mir einen raschen Blick zuwarf, nach einigen Papieren, die rechts auf der Tischplatte vor ihm lagen, und entnahm dem kleinen Haufen einen Brief.

      Dann drehte er sich auf dem Stuhle nach mir hin, schaute mich diesmal ernst an und sagte:

      „Heute morgen ist dieser Brief angekommen, Nonni. Er wird dich interessieren, denn es ist darin die Rede von dir.“

      Ich machte gewaltig große Augen und richtete mich auf, um den Brief wenigstens von außen etwas genauer anzusehen. Eine französische Freimarke klebte auf dem Umschlag. . . .

      Blitzschnell schossen mir allerlei Gedanken durch den Kopf. . . .

      „Das ist ein französischer Brief, Herr Doktor!“ rief ich voll Begeisterung aus.

      „Bist du aber schlau, kleiner Schelm! Er kommt tatsächlich aus Frankreich.“

      „Und ich weiß noch mehr, Herr Doktor: ich weiß auch, aus welcher Stadt in Frankreich er kommt“, fuhr ich in meiner Begeisterung fort.

      „Weißt du auch das!“ lachte Herr Grüder laut auf. „Dann bist du ja ein kleiner Hellseher. — Wo kommt er denn her?“

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