Gott singt. Ulrike Gadenne
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gott singt - Ulrike Gadenne страница 9

Название: Gott singt

Автор: Ulrike Gadenne

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783830118596

isbn:

СКАЧАТЬ Garten wurden Gemüse und Kräuter geerntet.

      Etwa eine Stunde lang waren Gedanken gekommen und gegangen, bis sich plötzlich der innere Frieden in Schrecken und Panik verwandelte: Eine schwarze Gestalt mit einem Penis größer als sie selbst schob sich ins Bild, begleitet von dem entsetzten Gedanken: »Das bin ja ich!« Im selben Moment gab die Tempeltür hinter meinem Rücken nach und öffnete sich. Während ich sanft rückwärts in den Tempel hineinglitt, drehte ich mich halb um, spürte die Kühle und Ruhe des Raumes und sah an der Stirnwand das große Bild von Baba. Mein inneres Bild und das Bild von Baba flossen zusammen: »Ich bin alles, auch das, was du nicht sein willst!«

      Anders als in einem traditionellen Hindutempel gab es hier außer den einstündigen Bhajans (Lobgesang) morgens und abends keine festgelegten oder vorgeschriebenen Gebets- oder Meditationszeiten. Im Shirdi Sai Baba-Tempel fingen die Rituale um 6 Uhr morgens sehr lautstark an und dauerten mit einigen Unterbrechungen bis zum Abend. Außer während der heißen Mittagszeit war hier ein ständiges Kommen und Gehen: Zur Verehrung des Heiligen Sri Shirdi Sai Baba, der angerufen wurde, weil man Seine Hilfe erbat, opferten die Menschen Kokosnüsse, Räucherstäbchen und Blumen, und holten sich den Segen des Priesters. (Sri Shirdi Sai Baba, der von 1838 bis 1918 lebte, wird in Indien bis heute sowohl von Muslimen als auch Hindus verehrt.)

      Hier im Ashram konnte jeder auf seine ganz persönliche Weise innerlich mit Balasai Baba ins Gespräch kommen. Ich beobachtete eine kleine Gruppe von Besuchern, die sich regelmäßig im Alten Tempel traf, um eine Puja zu machen: eine typisch indische Form der Verehrung, bei der zunächst ein Platz auf dem Boden mit einem Tuch vorbereitet wurde, auf dem dann ein Bild Babas mit Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen geschmückt wird. Aus Neugier hatte ich einmal teilgenommen und daran Gefallen gefunden.

      Der Ablauf der Puja hängt von der Gruppe ab. Hier hatte man sich geeinigt, einen der heiligen Gottesnamen Balasai Babas als Mantra 108mal zu wiederholen: OM NAMO SRI BALASAIYINE NAMAH. Bei jeder Namenswiederholung wurden in einem Silbergefäß zwei kleine Silberfüße, so genannte Padukas, mit Wasser übergossen. Der Klang des Mantras, der sich verwirbelnde Rauch der Räucherstäbchen, gemischt mit dem Duft der Jasmin- und Rosenblüten, der Schein der Kerzen im Halbdunkel, das feine Geräusch des Wassers, all das half dem Verstand, zur Ruhe zu kommen und sich auf die Energie von Balasai Baba zu konzentrieren. In einem dieser Momente von Gedankenleere schwamm plötzlich eine Lotusknospe vor meiner Herzgegend. Nach und nach entfaltete sie ihre Blütenblätter und wurde zu einer der geschnitzten Lotusblüten an der Vorderseite der Tempeltür. Alles geschah ohne mein willentliches Zutun. Ich schaute einem Bild zu, das seine eigene Bewegung vollzog, in mir aber die Süße der göttlichen Liebe reflektierte.

      Da es üblich ist, dass Devotees etwas zum Geburtstagsprogramm Balasai Babas beitragen, hatte ich mich zu einem musikalischen Beitrag mit meinem Sohn überreden lassen. Obwohl ich mein Lebtag gern und regelmäßig musiziert habe, war vor etwa zehn Jahren überraschend das Problem aufgetreten, dass ich nervös und angespannt wurde, wenn ich vor Fremden spielen sollte. Welcher Teufel hatte mich bloß geritten, ausgerechnet hier zuzusagen?

      Am Tag vor dem Geburtstag saß ich mit all meinen Ängsten auf der Flussmauer. Sollte ich mich blamieren oder einfach absagen? Aber mir wurde immer klarer, dass Baba jedes Geschenk, egal wie armselig und fehlerhaft auch immer, annehmen würde. Mit Ruhe und sogar Freude erwartete ich die Aufführung, nicht jedoch, ohne mir eine Strategie zu überlegen. Die gebrochenen Akkorde auf dem Keyboard wollte ich verschwommen und leise spielen. So konnte ich mich im Hintergrund verstecken und niemandem würde ein Fehler auffallen. In dieser Absicht stellte ich vorher das Keyboard so leise wie möglich. Als wir die Bühne betraten, war ich locker und freute mich heimlich über meine praktische Lösung. Baba kam glücklicherweise erst nach den Beiträgen der ausländischen Besucher. Wir konzentrierten uns auf den Anfang und – ich fiel fast vom Hocker – in vollster Lautstärke und Klarheit platzten die Töne in die Stille. Es war zu spät, um den Lautstärkeregler herunterzudrehen. Baba hatte meinen Trick ausgehebelt. Da das Soloinstrument ein eigenes Mikrofon hatte, konnte die Geige, die die Hauptmelodie spielte, sich durchsetzen und niemandem fiel etwas auf. Schweißnass kletterte ich danach die wackelige Holztreppe der Bühne herunter und dankte Baba für Sein Geschenk.

      Heute erscheinen mir die acht Tage bei Sri Balasai Babas Geburtstag 1998 wie die Ouvertüre zu einer großen dramatischen Oper, die sich in den nächsten Jahren abspielen sollte. Die wichtigsten Themen und Motive klangen an, ohne dass ich ihre Bedeutung im Zusammenhang des Ganzen damals hätte erkennen können.

      Zurück in Europa machte ich wieder die Erfahrung, dass Balasai Babas Bewusstsein allgegenwärtig ist. Auf dem Weg zu meinem Lieblingscafé während einer Freistunde mitten auf einer belebten Straße standen urplötzlich die beiden Hälften des Yin und Yang-Symbols vor meinem inneren Auge. Wie zwei kraftvolle Magnete zogen sie sich an und »klickten« spürbar ineinander. Damals kannte ich diese Form nur als uraltes Weisheitssymbol, das die Dualität der Kräfte des Universums und ihr Zusammenspiel darstellte. Dieses Erlebnis hatte aber etwas zu tun mit meiner eigenen Dualität undm e i n e ninneren Gegensätzen. Ich fühlte verschwommen die wahre Bedeutung, nämlich die Wahrheit, dass die Einheit alles Seins nicht weißo d e rschwarz war, sondern weißu n dschwarz.

      Und ich fühlte, dass die Dunkelheit eine »Verkleidung« des Lichtes ist, um unseren Weg auf der Erde zur Quelle, zum Licht, überhaupt erst möglich zu machen. Erst viele Jahre später konnte ich dies als eine der wichtigsten und schwersten Erfahrungen in mein Leben integrieren.

image

       Meditationsbilder

      Frühjahr 1998 in Österreich – Meine Gefühle und Gedanken waren erfüllt von den Erlebnissen bei Balasai Baba. Außer ein paar unwichtigen äußeren Fakten konnte ich niemandem davon etwas mitteilen, und um die inneren Erfahrungen zu vertiefen und zu verarbeiten, entstand ganz von selbst ein Zustand der Beschäftigung und Konzentration auf Baba, der schließlich zu einer Art Meditation wurde. Aus meinem Tagesrhythmus ergab sich regelmäßig eine bestimmte Zeit, in der ich einfach saß und innerlich den Namen Gottes wiederholte: OM SRI BALASAIYINE NAMAH.

      Ich hatte noch nie regelmäßig und bewusst meditiert, aber trotz der kurzen Zeit – täglich etwa zwanzig Minuten – absorbierte mich der Klang des Mantras völlig und die Außenwelt versank. Ohne eine Technik oder mein willentliches Zutun geschah nach einigen Tagen, dass die Gedankenebene, auf der das Mantra innerlich klang, schwieg und die Wahrnehmung wie in einem »Fahrstuhl« (anders kann ich das eigenartige Erlebnis nicht beschreiben) eine Etage höher fuhr, auf der weder Klänge noch Gedanken existierten, höchstens eine Art »weißes Rauschen«. Der Zustand der Gedankenfreiheit ließ mich einen nie gekannten inneren Frieden erleben.

      Aber je systematischer und bewusster ich übte, umso weniger spontan und leicht wurde der Prozess. Erwartungen schlichen sich ein und es wurde schwieriger, störende Gedanken und Gefühle zum Schweigen zu bringen.

      Erst unmerklich, dann heftiger, brachen in der Beziehung zu meinem Mann zunehmend gegenseitige Empfindlichkeiten und Spannungen auf, die, besonders da ich sie nicht wahrhaben und vermeiden wollte, im Unterbewussten blieben und ungestört ihr Werk fortsetzen konnten. Ich liebte meinen Mann, meinen Beruf und mein ganzes Dasein, daran änderte mein innerer Fokus auf Balasai Baba nichts – im Gegenteil, ich lebte intensiver, war dankbarer und voller Freude. Nur, wenn ich davon etwas mitteilen wollte, stieß ich auf Ablehnung, und ich konnte das verstehen. Alles war noch frisch und neu und nie erlebt und ich war naiv genug zu glauben, unser Leben könnte genauso weitergehen, teilten wir doch trotz großer Unterschiede auch viele Gemeinsamkeiten. Je mehr innere Schwierigkeiten auftauchten, umso stärker wurde das Bedürfnis zu meditieren.

      Bei einer der Meditationen, bei der es mir nicht gelang, mich zu konzentrieren, sah ich eine Reihe kleiner, flaumiger, СКАЧАТЬ