Название: Gott singt
Автор: Ulrike Gadenne
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783830118596
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Die Fülle an göttlichem Segen ist unbegreiflich, und als ich mich still dafür bedanke, dreht Baba sich um und nickt lachend – und immer wieder Wolken von Rosendüften … Mir wird klar, Baba istA L L E S– eine Projektionsfläche, die auf alle unsere Gedanken und Gefühle reagiert, sie reflektiert und sichtbar macht, wenn wir sie denn sehen wollen.
Am nächsten Tag telefoniere ich mit meiner Mutter. Obwohl sie weit über achtzig Jahre alt ist, freut sie sich mit mir, dass ich bei Balasai Baba bin. Ihre Stimmung ist jedoch beeinträchtigt, da sie sich in einigen Wochen einer größeren Operation unterziehen muss. Weil inzwischen ein heftiger Regenguss niedergegangen ist, der die Straße zum Ashram in einen reißenden Bach verwandelt und sogar den wackeligen Tisch der Büglerin auf der Straße mitgenommen hat, wurden die roten Teppiche aufgerollt und zu einem Berg in der Mitte gestapelt. Als ich zurückkomme, sitzt Baba hoch auf dem Teppichberg, alle Besucher am »Fuße« des Berges auf dem noch trockenen Platz, dicht um Ihn geschart. Da unter den Umständen kein Carromboard-Spiel möglich ist, wird gesungen, Volkslieder, Spirituals, was gerade spontan einfällt. Ich setze mich dazu, bin aber noch mit dem Inhalt des Telefongespräches beschäftigt. Baba summt mit, bewegt sich zum Rhythmus der Lieder, ist aber ungewohnt ernst, wozu die offizielle Robe noch beiträgt. Während Er die anderen wenigstens anschaut, ignoriert Er mich völlig. Das ist ganz neu, aber nach kurzer Zeit dämmert mir die Ursache: Baba zeigt mir, dass ich mir innerlich Sorgen um meine Mutter mache und mich nicht auf Ihn konzentriere. Als mir diese Erkenntnis durch den Kopf schießt, wendet Er mir sofort Sein Gesicht zu, lacht und nickt: Baba spiegelt unmittelbar die innere Distanz oder Nähe zu Ihm. Das Wort Hingabe bekommt erstmals eine tiefere Bedeutung: die eigenen Probleme und Sorgen dem Göttlichen hin zu geben und selbst offen zu bleiben für den immerwährenden göttlichen Segen. Das sollte sich in der Zukunft oft als sehr schwierig erweisen.
Ein paar Tage später taucht wieder der Gedanke auf, meinen Mann oder meine Mutter anzurufen, gleichzeitig ist mir klar, dass es keine dringenden Gründe gibt, im Gegenteil, dass Irritationen unvermeidbar sind. Als ich den Gedanken fallenlasse, schickt Baba Seinen Rosenduftgruß …
Himmel und Hölle
Sommer 1998 – Vor etwa einem Jahr ist Balasai Baba überraschend in mein Leben getreten.
Meine spirituelle Reise hatte mich schon früh weit weg von christlichen Konfessionen oder der Suche nach einem »Guru« geführt. Trotzdem gab es seit vielen Jahren einen Satz, den ich entweder sang oder sprach wie ein Mantra: Ich weiß, dass mein Erlöser lebet, ohne dass ich jemals an eine Person auf dieser Erde gedacht hätte. Die Begegnung mit Balasai Baba schien mir wie die Erfüllung eines Wunsches, der tief in meinem Unbewussten ruhte.
Je öfter ich Balasai Baba begegnete, umso klarer wurde mir, dass dies mein Erlöser ist, und ich wollte erlöst werden, aber weder wusste ich wovon, noch wusste ich wozu. Den Wunsch, ganz im Ashram zu leben, hatte ich noch nicht gewagt zu denken, ertappte mich aber, dass ich Baba im Stillen nach Seiner Meinung fragte. Ein Traum in der letzten Nacht, ehe wir nach Kurnool fuhren, war ein erster Hinweis.
Ich erinnere ein deutliches Gefühl, dass Baba mit meinem Wunsch einverstanden ist, aber das Papierfaltspiel Himmel und Hölle taucht auf und gleichzeitig stinkt es höllisch nach faulen Eiern. »Es wird Himmel und Hölle! Willst du das?« ist die Botschaft.
Weil ich bereit bin, für meine Erlösung jeden Preis zu bezahlen, sage ich: »Ja!« Aber welche Erlösung von welcher Hölle war gemeint? Ein Traumbild von einigen Tagen vorher führte mich auf eine vage Spur: eine ausgemergelte Person, einem halbverhungerten indischen Bauern ähnlich, die Hände auf dem Rücken gefesselt, reißt sich los und läuft auf einen Berg zu, dessen Spitze von Wolken verhüllt ist, ein weißer Vogel umkreist den Berg. Lautet das Thema Gefangenschaft und Freiheit? Bei allem Auf und Ab in meinem Leben – bisher hatte ich mich weder gefangen, ausgebeutet noch unfrei gefühlt.
Im Laufe der nächsten Jahre zeigte Balasai Baba mir unzählige Situationen, wo ich zwischen Gefangenschaft und Abhängigkeit oder Freiheit wählen konnte, und oft wählte ich die Abhängigkeit, ohne es zu wissen …
Begegnung mit Ganesha
Unerwartet ordnete Baba eines Tages an, dass zweimal täglich, vormittags und nachmittags, gemeinsam meditiert werden sollte. Das war ungewöhnlich, denn sonst gab es nur das morgendliche und abendliche Bhajansingen, das Pflicht für alle war.
Der Sri Balasai Baba Ashram ist kein Ashram im traditionellen Sinne. Es gibt keinen festen Stundenplan, wo der Tag in regelmäßige Arbeits-, Meditations-, Schlaf- und Privatzeiten eingeteilt ist und wo jeder sich dieser Routine unterwerfen muss. Außer dem Singen morgens und abends kann jeder seinen Tag so einteilen, wie er möchte.
Wie auf der ganzen Welt hängt der Tagesablauf im Ashram vom Sonnenaufgang ab, aber hier ist die »Sonne« Balasai Baba, und alle weiteren Tätigkeiten verschieben sich, je nachdem, wann und wie lange Baba Seine Zeit mit Seinen Devotees verbringen möchte.
So kam die Aufforderung zur Gruppenmeditation im Sommer 1998 für alle überraschend. Für Balasai Baba ist Meditation schlicht Konzentration auf Gott. In diesem Falle sollte eine permanente Devotee eine halbe Stunde das Mantra OM SRI BALASAIYINE NAMAH chanten, um den hin- und herflackernden Verstand zu beruhigen und ihm einen Anker zu bieten. Sonst überlässt Baba es jedem selbst, ob er meditiert und welche Praxis er bevorzugt.
Für mich kam diese Übung wie gerufen, hatte ich doch bisher keine Erfahrung in systematischer Meditation. Mir schien, dass in Babas Nähe sowohl das ruhige Sitzen als auch die Konzentration auf das Mantra leichter waren, und die Zeit, bis die Glocke das Ende ankündigte, ging schnell vorbei. Die rezitierende Devotee war geübt im Bhajansingen, und nach einigen Tagen baute sich über der Melodie des Mantras für mich deutlich hörbar eine Melodie von mitschwingenden Obertönen auf, die bei mir sofort die Assoziation von den Flötentönen Krishnas hervorrief. Wie sie mir sagte, merkte sie beim Sprechen selbst nichts davon.
An einem der nächsten Tage hatte ich die Ausrichtung auf den automatischen Gedankenstrom soweit ausgeschaltet, dass ein ungewöhnliches inneres Bild erscheinen konnte. Weil es so plastisch und überirdisch schön war, erinnere ich mich noch heute an alle Einzelheiten. Der Kopf eines jungen weißen Elefanten erschien wie in Großaufnahme von der Seite, nur der obere Teil des Rüssels war sichtbar und ein rundes lebendiges Kinderauge mit dichten, langen Wimpern schaute mich an. Erst später sah ich, dass in Indien der Elefantengott Ganesha mit solchen Kinderaugen dargestellt wird.
Beim Frühstück saß ich noch versunken in das zauberhafte Bild und wachte erst auf, als eine Devotee, mit der ich öfter Bhajans übte, sagte: »Heute hatte ich in der Meditation ein wunderschönes Bild – das Auge eines weißen Elefanten!« Der Beschreibung nach war es genau das Bild, das mir immer noch vor Augen stand, und jetzt bestätigten auch andere das gleiche Erlebnis. Wie konnte das sein?
Ich wusste, dass unsere Gedanken nicht von unserem Gehirn produziert werden, sondern dass unser Gehirn – einfach gesagt – Wellen aus dem Umkreis aufnimmt, filtert, in Gedankenformen bringt und als Sprache bewusst werden lässt. Je nach Lebensabsichten und vorgeburtlichen Tendenzen arbeitet dieser »Empfangsapparat« mehr oder weniger komplex und selektiv. Bei der Meditation СКАЧАТЬ