Gott singt. Ulrike Gadenne
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gott singt - Ulrike Gadenne страница 7

Название: Gott singt

Автор: Ulrike Gadenne

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783830118596

isbn:

СКАЧАТЬ das rhythmische Geräusch von geschlagener Wäsche.

      In diese überwältigenden paradiesischen Eindrücke versunken, fährt plötzlich ein Gedanke durch meinen Kopf, der meinen inneren Frieden im selben Moment in Angst und Panik verwandelt.

      Die Wirkung des sprichwörtlichen Blitzes, der im Niederfahren einen Baum spaltet und in Feuer setzt, ist dagegen ein schwaches Bild. »Du bist bei Gott!«, spricht etwas in mir, und ich weiß zutiefst, dass es nicht meine Worte sind. Gleichzeitig ist nur ein einziger Wunsch da: zu flüchten, mich hinter einem dieser Büsche zu verstecken, einfach zu verschwinden … So muss es Adam im Paradies gegangen sein, als er von der verbotenen Frucht gegessen hatte und sich hinter einem Busch versteckte, als Gott ihn rief. Bis ins Innerste zutiefst erschreckt und wie gelähmt tauchen von irgendwo die Worte auf: »Was will Gott von mir?« Im nächsten Moment schaue ich zu Boden. Genau vor meinen Füßen liegt eines der kleinen Bilder, die es im Buchladen gibt: ein segnender, lachender Baba mit der Botschaft: »Love all, serve all!« Das Bildchen habe ich vorher nicht gesehen, es dauert eine Weile, bis ich den Gedanken fassen kann: Das ist ja eine Antwort auf meine Frage!

      Nur langsam löst sich der Schockzustand auf und ich finde mich in Zeit und Raum wieder.

      Wenn sich das Erlebnis überhaupt in der Zeit abgespielt hat, sind es nur Bruchteile von Sekunden gewesen. Ich fühle mich wie nach einem Erdbeben, das alle bisherigen Sicherheiten in einem Augenblick weggebrochen hat. Aber ich habe überlebt, spüre mich selbst in der warmen Luft, unter den raschelnden Palmen und zwischen den taumelnden Schmetterlingen. Ein Papageienschwarm zieht wendige, elegante Kurven über den Tempelplatz, und im nächsten Moment fallen unzählige grellgrüne Pfeile in die Palme vor mir ein und ruhen sich schnatternd, kreischend und flügelschlagend aus …

      Damals wusste ich noch nicht, wie eng mich diese Erfahrung mit diesem Ort verbinden sollte.

      Nach vier Tagen hieß es: »Baba ist gekommen!« Obwohl ich geschwächt und elend mit Fieber im Bett lag, wollte ich Ihn unter allen Umständen abends im Tempel sehen und Seinen Darshan (schweigenden Segen) haben. Um 19.30 Uhr schleppte ich mich in den Tempel, wo nur im hinteren Drittel noch Platz direkt am Mittelgang war. Nach einigen Minuten betrat Baba die Nische und setzte sich auf Sein Sofa. Er trug die gleiche schlichte, traditionelle Robe, wie Er sie auch heute trägt, aber in meiner Erinnerung, die sicher vom Fieber beeinflusst war, trug Er ein Falten werfendes, gebauschtes Kleid, das in allen Farben changierte. Er stieg die Stufen zum Tempel herunter und kam direkt auf mich zu. Ein intensiver seelischer Schmerz ließ mich die Augen schließen und gleichzeitig stiegen ohne mein bewusstes Zutun die bekannten, aber seit Jahrzehnten nicht mehr gesprochenen Worte auf:

      »O Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund!« Was Baba sagte, als Er Vibhuti materialisierte und die feine Asche in meine Hand rieseln ließ, erinnere ich nicht mehr, das Fieber wirkte wie eine feurige Hülle, die alles Denken aufzehrte.

image

       Spiele und Lichtspiele mit Balasai Baba

      Mit der Unerfahrenheit des Europäers, der meint, eine Darminfektion in Indien mit den üblichen europäischen Hausmitteln kurieren zu können, hütete ich ohne nennenswerte Besserung drei Tage das Bett, bis Ch. mir Babas Anordnung übermittelte, zum Arzt zu gehen. Mit den verschriebenen Medikamenten ging es mir stündlich besser. »Gleich kommt Baba!«, verbreitete sich plötzlich die Nachricht. Es waren etwa dreißig weitere Besucher da, und die meisten kannten den Ablauf, wenn Baba mit Seinen Devotees zusammensitzen wollte.

      Baba setzte sich im Tempel auf den Boden und alle bildeten einen großen Kreis um Ihn. B. musste ihr Akkordeon holen, und was dann folgte, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Unter Singen und mit Ziehharmonikabegleitung wurde im Tempel gewalzt, gehopst, geschuhplattelt, geschunkelt, von der Schönen blauen Donau bis zu den Bayrischen Holzhackerbuam. Baba schlug die Handtrommel. Eine recht gewichtige Inderin und ein Inder mit Riesenlöchern im Hemd versuchten sich unter Lachen und Kreischen im Wiener Walzer, kurz, die Dielen des Tempelbodens bogen sich.

      Die anschließende Singrunde war international: japanische Kirschblütenlieder, englische Shanties, französische Chansons, deutsche Abendlieder – jeder brachte ein Stück seiner Kultur und persönlichen Vorlieben. Baba nahm alles lachend an, die Unterscheidung heilig-unheilig schien für Ihn nicht zu existieren, im Gegenteil, bei sogenannten »frommen« Liedern machte Er schnell ein gelangweiltes Gesicht. »Vor Gott ist alles heilig!«, erklärte Er später. Für mich war klar: Hier ist alles möglich, dieser Baba holt jeden sofort auf den Teppich und lässt keine Scheinheiligkeit zu.

      Draußen war der Himmel dunkel bewölkt und im Tempel musste das Licht eingeschaltet werden. In dem gerade gesungenen französischen Lied lautete eine Zeile: Die Liebe ist aus! Als beim Wort aus die gesamte Lichtanlage ausfiel, gab es schallendes Gelächter und Baba freute sich wohl auch über Seinen Witz. Kurze Zeit später ging das Licht wieder an.

      Bevor die Reihe an mich kam, hatte ich meinen nicht geringen Liederschatz durchforscht, aber mein Kopf war leer wie ein ausgelaufenes Fass. Nur ein Lied, das ich aber unter keinen Umständen singen wollte, weil es mir traurig und unpassend erschien, machte sich in meinem Gedächtnis breit. Schließlich sang ich es und stand dabei total neben mir. Es war das Lied, das Orpheus singt, als er Eurydike endgültig verloren hat: Ach, ich habe sie verloren! Erst einige Monate später verstand ich, warum ich das Lied aus der gleichnamigen Oper von Christoph W. Gluck singenm u s s t e:Mein Mann konnte (verständlicherweise) nicht verstehen, was Balasai Baba für mich bedeutete, und er wollte auch nichts davon hören. Als ich wieder zuhause war, sang er eines Nachmittags »zufällig« dasselbe Lied und es lief mir kalt den Rücken herunter. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keinerlei andere Absichten, außer als Besucherin regelmäßig zu Baba zu kommen. Ich liebte meinen Mann und meine Arbeit, und nichts davon wollte ich verlassen. Ich spürte, dass dieses Lied einen Zeitpunkt in der Zukunft vorwegnahm, durfte dieses Wissen aber noch nicht an mich herankommen lassen.

      Zurück in Österreich sollte sich das lustige Lichtspiel etliche Male wiederholen: Immer wenn ich von Baba erzählte, flackerten die Lichter oder gingen für kurze Zeit ganz aus, egal ob in der Straßenbahn oder beim Zahnarzt.

      Als ich einer interessierten Kollegin von meinen Erlebnissen berichtete, ging die Tischlampe aus. Sie schien nicht sehr beeindruckt: »Nur Magie!« Einige Tage später informierte sie mich, dass sie sich doch entschieden habe, im Januar mit zu Balasai Babas Geburtstag zu kommen. Im selben Moment ging die Deckenlampe aus. Beide Male untersuchte sie die Glühbirnen, die aber einwandfrei funktionierten. Als sie Baba persönlich begegnete, erkannte sie bald, dass die Magie ein Teil des göttlichen Spieles war.

image

       Indische Reiseeindrücke

      Nach zehn Tagen im Ashram war unsere Weiterreise geplant. Der Abschied fiel mir schwer. Baba hatte sich täglich mit den Besuchern in kleiner Runde getroffen und mich eines Tages gefragt: »Was wünscht du dir von Mir?«

      Spontan antwortete ich: »Baba, bitte gib mir Geduld!« Ich erlebte mich als einen ungeduldigen Menschen und fand den inneren Druck in solchen Situationen sehr unangenehm. Als Antwort kreiste Babas Arm und Er materialisierte mir einen typisch indischen »Planetenring«, der wegen der neun Steine, die jeweils einen Planeten symbolisierten, recht groß war. Bisher hatte ich außer einem schmalen Ehering nur selten Schmuck getragen und ich hätte mir diesen Ring selbst gewiss nicht ausgesucht, aber bei allem, was von Baba kam, waren persönliche СКАЧАТЬ