Lebensborn e.V. - Tatsachenroman. Will Berthold
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Название: Lebensborn e.V. - Tatsachenroman

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726444735

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      »Nein, nein . . . lassen Sie mich doch mit dem Papierkrieg in Frieden . . . Was ist mit der zweiten Staffel?«

      Hauptmann Albrecht betrachtet die Schreibtischplatte. Im Rahmen der psychologischen Behandlung seines Kommodore hätte er das lieber an den Schluß seines Berichts gesetzt. Er beginnt, die Pille zu versüßen:

      »Hauptmann Wernecke hat zwei schöne Abschüsse gemeldet . . .«

      »Na, großartig!«

      Jetzt fährt der Adjutant trübsinnig fort:

      »Aber Leutnant von Bernheim wurde leider abgeschossen.«

      »So . . .«

      »Oberfeldwebel Rissmann bei Bruchlandung schwer verletzt . . .«

      »Auch das noch . . .«

      Der Chef tigert in seinem Büro auf und ab, wie immer, wenn sich bei diesen Hiobsbotschaften seine Vorstellung vom fröhlichen Jägerleben trübt. Der Krieg wird ihm erst noch das Fürchten beibringen. Jetzt im Jahre 1941 ist für ihn der Heldentod nur Ungeschicklichkeit.

      »Ist das alles?« knurrt er.

      »Vorläufig«, erwidert der Adjutant vorsichtig. »Die Meldung der dritten Staffel steht noch aus . . .«

      Oberstleutnant Berendsen deutet unvermittelt auf die Unterschriftenmappe.

      »Na, zeigen Sie schon her . . .«

      Der Hauptmann referiert die Eingänge: Nachschublisten, Bestandsaufnahmen, Geschwaderbefehle, Urlaubsverordnungen, Rapport-Meldungen . . .

      Der Kommodore kratzt sich im Stehen mit der Füllfeder, ohne hinzusehen. Die Gurte seiner Kombination baumeln herunter. Hauptmann Albrecht blättert um. Er hat die Papiere nach Wichtigkeit geordnet.

      »Lauter Mist!« brummt Berendsen.

      »Hier noch eine Anfrage der Wehrbetreuung . . . ob wir ein Fronttheater wollen . . .«

      »Ach . . .«, winkt der Oberstleutnant ab, »immer noch die alten Schicksen?«

      »Nein, neue, Herr Oberstleutnant.«

      »Dann brauchen Sie mich doch nicht zu fragen . . .«

      Der Kommodore bleibt vor seinem Schreibtisch stehen, holt eine Flasche Kognak aus dem Fach, füllt zwei Gläser.

      »Noch etwas?« fragt er.

      »Ja«, erwidert der Adjutant, »ein Rundschreiben von der SS . . . die haben da eine Organisation . . . werben Mitglieder . . .«

      Oberstleutnant Berendsen nimmt zerstreut das geheime Schreiben in die Hand.

      »Bei uns?« fragt er etwas hilflos.

      »Auch«, bestätigt Hauptmann Albrecht. »Lebensborn e. V. . . . jeder Deutsche kann beitreten . . . kostet eine Mark im Monat . . .«

      Der Chef pafft an seiner Zigarre.

      »Was . . . Lebensborn? Klingt wie ’n Kindergarten . . . Was ist denn das schon wieder für ein arischer Schmonzes?«

      Der Adjutant nimmt ihm das Schreiben aus der Hand.

      »Darf ich?« fragt er.

      Dann liest er leiernd:

      » . . . Ein Volk, das sein höchstes Gut, seine Kinder vernachlässigt, ist reif für den Untergang . . .«

      »Nicht so viel Theorie, Albrecht«, unterbricht ihn Berendsen ungeduldig, »was wollen die denn eigentlich?«

      »Mitglieder«, antwortet der Adjutant lakonisch. »Das Rundschreiben ist von Himmler selbst unterzeichnet«, setzt er dann hastig hinzu, » . . . die Bewerber sollen groß und blond sein . . . nur Männer mit einwandfreiem, nordischem Aussehen . . . und überzeugte Nationalsozialisten . . .«

      Das Gesicht des Kommodore bleibt undurchsichtig.

      »Na ja«, brummt er. »Aber wir können nicht dauernd Fehlanzeigen melden . . . einer muß in den sauren Apfel beißen! . . . Suchen Sie einen jüngeren Offizier aus, der sich freiwillig meldet . . .«

      Hauptmann Albrecht hat Falten auf der Stirn.

      »Nordisch . . . nordisch . . . nordisch«, murmelt er.

      »Wie wär’s mit Steinbach?« fragt der Kommodore, »der sieht doch aus, als ob er aus Walhalla entlaufen wäre . . . Nehmen Sie den . . .«, sagt er abschließend.

      Dann reicht er seinem Adjutanten den Kognak.

      »Sagen Sie mal, Albrecht, Sie lieben wohl den Reichsführer SS nicht besonders?«

      »Nach Ihnen, Herr Oberstleutnant«, erwidert der Adjutant vorsichtig.

      »Gut . . . trinken wir auf den Geschmack.«

      Noch bevor das Glas geleert ist, fliegt die Tür auf. Ein Unteroffizier der Funkstelle meldet sich mit strammer Ehrenbezeigung. Berendsen betrachtet ihn irritiert.

      »Was ist los?«

      »Meldung von der ersten Staffel . . . Oberleutnant Steinbach . . . abgeschossen . . .«

      »Abgeschossen?« wiederholt der Kommodore mechanisch. Er schluckt, geht an das Fenster.

      Hauptmann Albrecht fragt bitter:

      »Soll ich nun für den Lebensborn ein anderes Mitglied namhaft machen?«

      Oberstleutnant Berendsen dreht sich langsam um.

      »Scheiße!« sagt er.

      Dann verläßt er langsam den Raum.

      ›Lebensborn e. V.‹ verfügte über ein Dutzend Heime, über 700 Angestellte und ein paar hunderttausend Mitglieder. Die meisten von ihnen wußten nicht viel von den eigentlichen Zielen des eingetragenen Vereins. Sie waren nur fördernde Mitglieder. In seinem ersten Befehl sprach der Reichsführer SS davon; daß man kinderreiche Mütter unterstützen müßte. Das klang beinahe vernünftig und einleuchtend. In seiner zweiten Anordnung tönte Himmler bereits, daß man auch der unehelichen Mutter den vollen Schutz der Gesellschaft geben müßte. In seinem dritten Erlaß aber befahl Heinrich Himmler mit Verhohlener Offenheit, das uneheliche Kind planmäßig zu zeugen. Wie man Autos produziert. Wie man Geflügel auf der Hühnerfarm züchtet.

      Die Wände der Zentrale glichen zur Hälfte einer Kinderklinik und zur anderen einer Bildersammlung. Sie hingen im Rahmen an der Wand, waren gleich groß und gleich kitschig: der Rassechef persönlich, fahl und nicht eben nordisch. Der entlaufene Architekt Rosenberg. Der Propagandaminister Goebbels. Der Arbeitsführer Ley. Sie alle blickten mit gläsernen Augen aus hölzernen Rahmen auf ein Werk, wie es die Geschichte nicht noch einmal kennt. Auf eine Erfindung ohne Beispiel. Auf einen Frevel ohne Grenzen.

      Und auf der anderen Seite hingen unschuldige Kinderköpfe in einer Reihe.

      Der Nationalsozialismus hatte Gott abgeschafft, die Stukas СКАЧАТЬ