Zaubermaus. Ingo Schorler
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Название: Zaubermaus

Автор: Ingo Schorler

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Zaubermaus

isbn: 9783960743811

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СКАЧАТЬ bald mussten wir Ärzte den Hirntod des Mannes feststellen, jede Hilfe war hier zu spät gekommen. Gerade als wir die Maschinen abstellen wollten, an die der Verletzte angeschlossen worden war, rief eine Schwester: „Der junge Mann hat ein Organspendeausweis!“

      In der Zwischenzeit war auch die Familie des Mannes eingetroffen. Seine Eltern und seine Frau bestätigten mir und meinen Kollegen, dass es der Wunsch des Mannes gewesen sein, sollte er einmal plötzlich sterben, seine Organe an andere schwer kranke Menschen weiterzugeben. Die Mutter des Mannes, eine Frau um die 70, lächelte bei den Worten: „Nun kann mein Olaf doch noch ein wenig weiterleben.“ Bei diesen Worten hatte sie Tränen in den Augen.

      Nachdem die nötigen Untersuchungen gemacht und die notwendigen Formulare ausgefüllt waren, machten sich wir Ärzte uns an die Arbeit, denn nun galt es, das Leben anderer Männer und Frauen zu retten.

      Die ersten Untersuchungen bestätigten schließlich meine große Hoffnung, dass sein Herz das richtige für meinen Patienten nur wenige Stationen weiter war. Sogleich überbrachte ich der jungen Frau des herzkranken Mannes die gute Nachricht, die es kaum fassen konnte, dass ihr Mann gleich zweimal das Glück gehabt hatte, ein passendes Spenderherz zu finden.

      Und obwohl es eigentlich nicht gewünscht war, bedankte sie sich bald bei der Familie des Verstorbenen und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. Dabei sagte sie: „Sie haben nicht nur mir und meinem Mann geholfen, sondern auch unserem ungeborenen Kind, das sonst sicherlich nie seinen Vater kennengelernt hätte.“

      Die Eltern des toten Motorradfahrers und seine Frau drückten die Schwangere und waren nun noch sicherer, mit der Organspende das Richtige getan zu haben.

      Nun musste alles ganz schnell gehen. Die folgenden Operationen dauerten Stunden, jeder Handgriff musste sitzen, niemand durfte sich einen Fehler erlauben. Doch die OP verlief gut.

      Die junge Frau saß in den folgenden Wochen fast Tag und Nacht am Bett ihres Mannes. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass alles glattgegangen war, sie bedanke sich bei allen, die für die Genesung ihres Mannes gesorgt hatten, herzlich. Ganz besonders auch bei Paul, der ihr in den schwersten Stunden eine wahre Stütze als Seelsorger gewesen war.

      Schließlich wurden die Familie des Verstorbenen und die junge Familie, denn inzwischen war das Baby zur Welt gekommen, gute Freunde. Der kleine Junge erhielt den Vornamen Peter-Paul, denn Peter war der Name des Motorradfahrers gewesen. Und Paul? Na, das kann sich sicherlich jeder denken. Jedes Jahr feierten sie den zweiten Geburtstag ihres Mannes und gedachten natürlich auch dem Spender, der auf so tragische Weise sein Leben verloren hatte.

      Für Paul und mich aber hieß es: „Auf Wiedersehen“, zu sagen, denn es wartete schon ein neuer Auftrag auf uns.

      *

      3

      Endlich waren wir zwei wieder unterwegs, im Autoradio spielten sie ein uraltes Lied, was Paul richtig gut fand. Dass er jedes Mal mitsingen musste, störte mich allerdings schon, denn ihr könnt euch sicher vorstellen, dass sein tierisches Gekrächze nicht gerade schön war. Endlich kamen wir an unserem Ziel an. Wir standen vor einem großen grauen Haus, das nicht gerade einladend aussah. Wir stiegen aus und klingelten an der Tür.

      Die Tür ging auf und vor uns stand eine vollkommen verwirrte und durch den Wind geratene Frau. Sie trug ein Namensschild an der Brust, auf dem Maria stand. Sie bat uns ins Haus, fügte aber gleich hinzu: „Wenn ihr das Haus betretet, müsst ihr euch in acht nehmen.“ Sie hatte es kaum ausgesprochen, da wurden wir schon mit Wasserbomben und Tomaten beschmissen. Paul und ich konnten der Attacke gerade noch so entkommen.

      Wir fragten: „Maria, was war das denn?“

      Sie antwortete: „Das geht nun schon seit sechs Wochen so, dass die Alten hier verrückt spielen. Dabei werden sie alle gleich behandelt.“

      Plötzlich rief einer der Senioren von oben: „Wenn ihr hier nicht gleich wieder verschwindet, werdet ihr es noch bereuen!“

      Paul schaute mich fragend an, doch auch ich konnte nur mit den Schultern zucken. Wieder flogen Wasserbomben und Tomaten auf uns.

      Ich schaute zu Maria und fragte sie, was denn passiert sei, dass die Alten so ausgeflippt seien? Doch Maria konnte meine Frage nicht beantworten. Das war alles schon merkwürdig.“Gibt es hier denn nur dich und die älteren Herrschaften?“, fragte ich sie.

      „Nein, nein ich bin hier nicht alleine, das würde ich auch gar nicht schaffen“, bemühte sich Maria, schnell zu sagen. „Da ist noch Otto, der ist zuständig für die Ordnung und zum Aufpassen. Und Jupp, das ist der Aufseher. Und dann wäre da noch Schwester Inge. Und jetzt noch ihr zwei! Euch schickt sicher der Himmel!“

      So ganz unrecht hatte Maria ja nicht. Irgendwie schickte uns ja tatsächlich der Himmel, wenn es auch nur der Katzenhimmel war. Bald erfuhren wir, dass es unsere Aufgabe war, als Altenpfleger die Bewohner dieses Hauses wieder zur Ruhe zu bringen. Doch wir befanden und in keinem normalen Seniorenheim, sondern in einer ganz besonderen Haftanstalt für Leute, die schon weit über 70 Jahre alt waren, ihre Haftstrafe aber noch nicht ganz verbüßt hatten. Man wollte ihnen hier im Haus einige Dinger leichter machen als in jedem anderen Knast, in dem doch überwiegend jüngere Männer und Frauen saßen. Zuerst war auch alles gut gegangen, doch aus irgendeinem unerklärlichen Grund waren die Alten plötzlich ausgerastet und ließen nun niemanden mehr in ihre Nähe kommen. So hatte das Gericht nun angeordnet, dass sie in zwei Tagen wieder in ihre alten, ganz normalen Haftanstalten zurückkehren sollten, weil sie die Anforderungen für diese Sonderbehandlung hier im Haus nicht mehr erfüllten.

      Paul, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, flüsterte mir zu: „Hier stimmt irgendwas nicht?“

      Ja, das hatte ich auch schon bemerkt und nickte ihm zu. Als ich mich umsah, erblickte ich verschiedene Türen, die mit großen Schlössern verhangen waren. Zutritt verboten!, prangerte in großen roten Buchstaben auf Schildern neben der Tür. Als dann noch mir nichts, dir nichts Maria plötzlich verschwunden war, wurde Paul und mir mulmig.

      Doch dann rief einer der Senioren, die uns mit Wasserbomben attackiert hatte: „He, ihr zwei Schwachköpfe, was wollt ihr hier?“

      Das war für Paul mal wieder zu viel des Guten, er rief zurück: „He, du alter Grufti, so redet man nicht mit uns, und schon gar nicht mit Zaubermaus. Damit das mal klar ist!“

      Ein gemeines Lachen war zu hören, dann wieder der Alte: „Kommt rauf, ihr zwei, wir werden euch nichts tun.“

      Wir gingen also zu ihm hoch und er bat uns in ein Zimmer. Wir folgten ihm, doch als Paul und ich den Raum betraten, blieb und der Atem stehen und uns traten Tränen in die Augen: Wie konnte man mit älteren Menschen nur so umgehen!

      Es stank in diesem Zimmer bestialisch und die alten Leute, rund zwölf an der Zahl, sahen verwahrlost und verlottert aus. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie sich seit Wochen nicht mehr hatten waschen können.

      Aber das war noch nicht alles. Der alte Mann, der uns nach oben gerufen hatte, öffnet für uns eine der verbotenen Türen. Und dann sahen wir es – das Haus, in dem die älteren Menschen hier wohnten, schien ein riesiges Versuchslabor zu sein. Nun wurde uns einiges klar. Man benutzte die alten Strafgefangenen, um Medikamente zu testen.

      „Als wir das herausbekamen, haben wir uns hier oben verbarrikadiert“, erzählte uns der alte Mann, den nun sichtlich bewegt war. „Einige von uns leiden an Alzheimer und Demenz, da haben СКАЧАТЬ