Der Palast des Poseidon. Thomas Thiemeyer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Palast des Poseidon - Thomas Thiemeyer страница 5

Название: Der Palast des Poseidon

Автор: Thomas Thiemeyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Die Chroniken der Weltensucher

isbn: 9783948093327

isbn:

СКАЧАТЬ Oskar. Wenn einer so lange weg war, hat er bestimmt Durst, oder?«

      »Worauf du einen lassen kannst.«

      »Wie immer?«

      »Wie immer, Paul.«

      Eine halbe Stunde später sah sich Oskar umringt von seinen alten Weggefährten. Willi, Bert, Maus und natürlich Lena, die ihn mit großen Augen anhimmelte. Alle hingen sie an seinen Lippen, während er die Geschichte ihrer Reise in allen Details schilderte.

      »Zwei Monate«, sagte Willi kopfschüttelnd. »Du hättest wenigstens mal ’ne Nachricht schicken können. Wir haben uns Sorgen gemacht. Wo hast du nur gesteckt?«

      Statt einer Antwort schob Oskar die Zeitung über den Tisch. Er wusste, dass er etwas brauchte, um seine Geschichte beweisen zu können, denn was er an der Seite des Forschers erlebt hatte, klang eher wie eine Räuberpistole als wie ein Tatsachenbericht. Das Mädchen schnappte sich die Zeitung und schlug sie auf.

      »Seite drei«, sagte Oskar. »Und schön laut, damit die anderen auch etwas mitbekommen.«

      Lena Polischinski war vielleicht dreizehn Jahre, so genau wusste sie es selbst nicht, aber abgesehen von Oskar war sie die Einzige, die lesen und schreiben konnte. Sie hatte lange rotbraune Haare und einen Mund, der immer zu lächeln schien. Sie war klein und wendig wie ein Wiesel und verstand es wie keine andere, sich lautlos anzuschleichen. Lena war der Neuzugang in ihrer Bande und seit etwa einem halben Jahr mit dabei.

      »Mysteriöser Forscher aus Peru zurückgekehrt«, las sie, den Finger auf dem Papier. »Vortrag an der Universität endet im Eklat.«

      »Was is ’n Eklat?«, erkundigte sich Willi.

      »Ist französisch«, erwiderte Oskar. »Es heißt Krach oder Aufruhr. Komm, lies weiter!«

      »Beim Vortrag des Forschers Carl Friedrich von Humboldt brach ein heftiger Tumult aus, nachdem einige hochrangige Vertreter der Universität die Behauptungen des Reisenden und seiner drei Begleiter anzweifelten und ihn der Universität verwiesen«, las Lena. »Trotz berechtigter Zweifel wirkten die Skizzen und Modelle flugfähiger Maschinen, die Humboldt auf seiner Reise entdeckt hat, so authentisch, dass sogar hochrangige Konstrukteure – unter ihnen Ferdinand Graf von Zeppelin – den Forscher in Schutz nahmen: ›Ich zweifele keine Sekunde daran, dass Humboldt tatsächlich ein geheimnisvolles Volk in Peru entdeckt hat und dass die Erfindungen, von denen er berichtete, funktionieren. Ich selbst habe für eine dieser Konstruktionen die Patentrechte erworben und werde sie bald in Produktion geben.‹ Humboldt selbst äußerte sich vor der Presse dahingehend, dass er dem Universitätsbetrieb den Rücken kehren und sich in die freie Wirtschaft begeben werde. ›Ein neues Zeitalter sei angebrochen‹, sagte er. ›Ein Zeitalter der Taten statt der Worte. Deutschland müsse sich vorsehen, wenn es gegenüber Nationen wie Großbritannien, Frankreich oder den Vereinigten Staaten nicht ins Hintertreffen geraten wolle‹, so der Forscher.« Lena hob den Kopf. »Wieso hat dieser Humboldt dich eigentlich aufgenommen?«

      »Vermutlich, weil ich der Beste in meinem Fach bin.« Oskar lehnte sich zurück. »Eigentlich heißt er gar nicht Humboldt. Sein richtiger Name ist Donhauser. Er behauptet, der uneheliche Sohn des großen Naturforschers Alexander von Humboldt zu sein, aber ich glaube, es ist mehr so ein Künstlername. Ich mache Besorgungen für ihn, berate ihn und helfe ihm in der Werkstatt. Seine rechte Hand, wenn ihr so wollt. Er wüsste gar nicht, was er ohne mich täte.« Das war natürlich etwas übertrieben. Genau genommen war er nur ein einfacher Dienstbote, aber das musste er seinen Kumpels ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

      »Und warum gerade du?«, hakte Lena nach.

      Oskar zuckte die Schultern. »Wenn ich das wüsste. Ich hab ihn bestohlen und er fand, dass ich meine Sache wohl recht gut gemacht habe. Ich werde aber irgendwie den Verdacht nicht los, dass noch mehr dahinterstecken könnte.«

      »Zum Bespiel?«

      Oskar zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Immer wenn ich das Gespräch darauf lenke, grinst er so komisch und gibt ausweichende Antworten. Aber egal. Wer stellt schon Fragen, wenn er zu einer Weltreise eingeladen wird?«

      »Mensch, kiek mal!«, rief Bert und tippte mit seinen dicken Wurstfingern aufs Papier. »Auf dem Bild is’ ja unser Oskar!«

      Rechts neben dem Artikel war ein Foto zu sehen, auf dem die vier Abenteurer abgelichtet waren. Humboldt, ganz in Schwarz gekleidet, mit Zylinder und Spazierstock, Eliza, die Haushälterin, mit ihrer dunklen Haut und ihrem bunt bestickten Wickelkleid, Charlotte, seine Nichte, mit ihren langen blonden Haaren und einem zarten hellblauen Kleid und natürlich Oskar, der aussah wie immer: Tweedjacke, Lederschuhe und Filzmütze.

      »Mann, Mann, du wirst noch ’ne richtige Berühmtheit«, sagte Maus. »So ’n richtig feiner Pinkel. Wer weiß, ob du uns in ein paar Jahren überhaupt noch kennst.«

      »Natürlich werde ich euch noch kennen«, lachte Oskar. »Darauf gebe ich euch mein Wort. Und jetzt lasst uns was trinken. Die Runde geht auf mich.«

      Nachdem er für alle bestellt hatte, verschränkte Oskar die Arme hinter dem Kopf und begann, von seiner Reise nach Peru zu erzählen. Er war der Mittelpunkt des Abends und er genoss jeden Augenblick. Einen großen Humpen mit Apfelmost und eine Schale Brotscheiben vor sich stehend, dauerte es eine ganze Weile, bis er zum Ende gekommen war. Am Schluss blickten ihn alle aus großen Augen an.

      Willi war der Erste, der seine Stimme wiederfand. »Verrückte Geschichte«, sagte er. »Nachfahren der Inka, die in einer Felswand leben und Krieg gegen Rieseninsekten führen. Hätte ich den Bericht nicht gesehen, ich hätte geglaubt, du wolltest uns verkohlen.«

      »Trotzdem hättest du mal ’ne Karte schreiben können!«, maulte Lena. »Dass du dich nich’ gemeldet hast, war echt kein feiner Zug von dir.« Sie zog einen Schmollmund.

      »Ich weiß«, gab Oskar zu. »Hätte ich gewusst, dass ihr euch so viel Sorgen macht, hätte ich vor meiner Abreise noch eine Nachricht losgeschickt. Aber es ging alles so schnell. Ich konnte es ja selbst kaum glauben. Aber jetzt bin ich wieder da und es wird nicht wieder vorkommen, versprochen.«

      »Klingt wie das verdammte Paradies.« Willis Blick war voller Bewunderung. »Wenn du mal keine Lust mehr hast, bei der Type zu arbeiten, sag Bescheid, dann werde ich mich bewerben.«

      »Keine Chance«, sagte Oskar. »So wie du riechst, würdest du es nicht mal durch die Haustür schaffen.«

      »Und wenn ich vorher bade?«

      »Den Gestank bekommt man nicht mal mit Kernseife weg. Der ist schon wie eine zweite Haut.«

      Gelächter brandete auf. Willi kannte Oskars derben Humor und war ihm nicht böse deswegen.

      »Diese Charlotte ist ziemlich hübsch, finde ich.« Lena blickte ihn aus haselnussfarbenen Augen aufmerksam an.

      »Findest du?«

      »Du etwa nicht?«

      »Na ja, schon …« Oskar zögerte. Wie immer, wenn er an die Nichte des Forschers dachte, begann sein Herz zu klopfen. Charlotte war nicht unbedingt eine Schönheit, aber es war etwas an ihr, das ihn unwiderstehlich anzog.

      »Sie kann allerdings auch ziemlich anstrengend sein«, sagte er. »Muss immer bei allem das letzte Wort haben. Tagaus, tagein liest sie nichts anderes als Fachbücher, genau wie ihr Onkel. Nicht unbedingt jemand, mit dem man sich über Abenteuergeschichten unterhalten könnte, СКАЧАТЬ