Der Palast des Poseidon. Thomas Thiemeyer
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Название: Der Palast des Poseidon

Автор: Thomas Thiemeyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Die Chroniken der Weltensucher

isbn: 9783948093327

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СКАЧАТЬ fuhr Humboldt fort, »doch schon am nächsten Tag bemerkte ich einen Mann, der uns von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete. Als wir die Kutsche in Richtung Polytechnikum nahmen, folgte er uns. Für eine Weile verlor ich ihn aus dem Blick, doch dann entdeckte ich ihn wieder. Er stand seitlich des Haupteingangs im Schatten einer Säule. Nicht eine Sekunde lang ließ er den Platz vor dem Polytechnikum aus den Augen. Doch sosehr ich mich auch bemühte, es gelang mir nicht, ihn näher unter die Lupe zu nehmen. Seine Position und die Art, wie er sich bewegte, deuteten darauf hin, dass er ein Profi ist. Daher die Sache mit dem übereilten Aufbruch. Es tut mir leid.«

      »Aber wir haben ihn doch abgehängt, oder?«, fragte Oskar. »Fliegen kann er ja schließlich nicht.«

      »Vermutlich. Trotzdem sollten wir wachsam sein. Mein Gefühl sagt mir, dass wir diesen Mann nicht zum letzten Mal gesehen haben.«

      »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Charlotte. »Ich finde nicht, dass wir sehr viel weitergekommen sind.«

      »Ganz so düster würde ich es nicht sehen«, sagte der Forscher. »Wir haben eine Spur. Sie mag zwar klein sein, aber besser als gar nichts.«

      »Was meinst du, Onkel?«

      »Wir haben zwei Namen.« Humboldt reckte zwei Finger in die Luft. »Die Namen Tesla und Livanos. Was den zweiten betrifft, so habe ich keine Ahnung, ob er für unseren Auftrag irgendwie von Bedeutung ist, aber was den ersten betrifft, so weiß ich ziemlich genau, wo wir suchen müssen. Auf die Pachacútec müssen wir allerdings verzichten. Ein Luftschiff ist viel zu auffällig. Wir werden zurückfliegen und von Berlin aus den Zug nehmen. Je unauffälliger wir reisen, desto besser.«

      »Was ist denn nun unser Ziel?« Oskar hasste das Gefühl, als Einziger nicht zu wissen, worüber gesprochen wurde.

      »Frankreich«, erwiderte Humboldt. »Genauer gesagt Paris. Die größte Metropole des europäischen Kontinents.«

      12

      Dr. Christos Papastratos klappte den Ordner mit den Vorlesungsunterlagen für den morgigen Tag zu und streckte sich. Es war bereits kurz nach neun Uhr abends. Draußen war es bereits stockdunkel. Der Besuch des deutschen Forschers und seiner Begleiter hatte seinen Tagesablauf komplett auf den Kopf gestellt. Normalerweise war er spätestens um sieben mit seiner Arbeit fertig und ging dann ins Aeneas, einer kleinen Taverne um die Ecke, um dort einen Meeresfrüchteteller und einen halben Liter Retsina zu genießen. Dort fanden sich immer ein paar Leute aus der Fakultät, mit denen man plaudern und einen angenehmen Abend verbringen konnte. So konnte es bisweilen recht spät werden. Doch daheim wartete ja niemand auf ihn. Seit seine Frau vor zwei Jahren gestorben war, spürte er kein Verlangen, mehr Zeit als nötig zu Hause zu verbringen.

      Die Lampen seines Arbeitszimmers flackerten unbeständig im Wind, der durch die geöffneten Fenster hereindrang.

      Er blickte hinaus. Erstaunlich, wie frisch es wurde, wenn die Sonne untergegangen war.

      Er stand auf, schloss die Fensterläden und zog die Vorhänge zu. Das Gespräch mit dem Forscher hatte alte Erinnerungen geweckt. Erinnerungen an die Zeit, in der Livanos noch an dieser Universität studiert hatte. Wie jung sie beide damals noch gewesen waren! Jung und voller Ehrgeiz. Heute war Livanos tot und er selbst fühlte sich wie ein alter Mann.

      Er holte seine Jacke aus dem Schrank und wollte gerade das Licht löschen, als von nebenan ein Geräusch erklang. Verblüfft hob er die Brauen. »Gregorios, bist du das?«

      Keine Antwort. Wäre auch ungewöhnlich gewesen. Sein Assistent ging immer sehr pünktlich nach Hause. Blieb nur Atanasios. Der alte Nachtwächter hatte die Angewohnheit, regelmäßig Patrouillengänge zu machen. Nicht, dass er dabei wirklich nach Einbrechern forschte – er war ohnehin ziemlich schwerhörig – er vertrat sich nur einfach gerne die Beine.

      Papastratos nahm seine Tasche, drehte die Petroleumlampen herunter und öffnete die Tür.

      Der Mann, der draußen stand, war groß und hager und sah irgendwie bedrohlich aus. Unter dem tiefgezogenen Hut waren seine Augen nicht zu erkennen.

      »Wer sind Sie?«, entfuhr es dem Dekan. »Sie dürfen sich hier gar nicht aufhalten, die Hochschule hat seit mehreren Stunden geschlossen.«

      Ein Geräusch wie das Korkenknallen einer Sektflasche war zu hören. Der Dekan spürte ein kurzes Stechen im Oberarm.

      »Oh, keine Sorge«, sagte der Mann. »Ich bleibe nicht lange.«

      Papastratos plusterte sich auf. Er hasste neunmalkluge Bemerkungen. »Was wollen Sie hier? Wer hat Sie hereingelassen?«

      Der Fremde antwortete nicht. Stattdessen klang es, als ob er hustete. Papastratos tastete nach dem Derringer in seiner Jacke. Er trug die kleine Handfeuerwaffe stets bei sich. Nicht, dass er ein ängstlicher Mensch war, aber es gab in Athen genügend Ecken, in die man sich nicht unbewaffnet vorwagen sollte. Die Waffe war klein und lag angenehm in seiner Hand. Er richtete den Lauf auf den Fremden. Schon erstaunlich, wie viel Selbstvertrauen einem ein Stück Metall vermitteln konnte.

      »Raus hier!«, befahl der Dekan und legte dabei so viel Autorität in die Stimme, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war. »Ich werde Sie begleiten. Auf dem Weg zu unserem Sicherheitsdienst können Sie mir ja dann erklären, was Sie hier wollen.«

      »Oh, das kann ich Ihnen jetzt schon verraten.« Der Fremde trat aus dem Schatten und hob seinen Kopf. Seine Augen hatten die Farbe eines klaren Bergsees. »Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.« Er trat auf den Dekan zu. Seine Nase war gebogen wie der Schnabel eines Falken. Über seine linke Hand zog sich eine lange blässliche Narbe.

      Der Professor holte tief Luft. Die Waffe zwischen seinen Fingern fühlte sich plötzlich glitschig an.

      »Und worüber wollen Sie mit mir reden?«

      »Über einen gewissen Herrn Humboldt«, lautete die Antwort. »Was wollte er, was haben Sie ihm geantwortet und vor allem: Wohin ist er aufgebrochen?«

      »Humboldt? Wer soll das sein?«

      »Beleidigen Sie nicht meine Intelligenz!«, sagte der Fremde. »Der Forscher, mit dem Sie heute gesprochen haben. Man erzählte mir, dass Sie eine ziemlich lange Unterredung hatten. Also raus mit der Sprache. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«

      Jetzt reichte es Papastratos. Bedroht zu werden, in seinen eigenen vier Wänden, das war etwas, was er auf den Tod nicht ausstehen konnte. Er wollte seine Waffe spannen, doch aus unerfindlichen Gründen gelang es ihm nicht. Es fühlte sich an, als wären seine Finger nicht länger Teil seiner Hand. Er versuchte es noch einmal, scheiterte jedoch erneut.

      »Probleme?« Ein schmales Lächeln erschien auf dem Gesicht des Fremden.

      Der Professor biss die Zähne zusammen. Noch einmal versuchte er, den Hahn nach hinten zu ziehen, doch er konnte seine Hände nicht mehr bewegen.

      »Was … ist … nur … los … mit … mir?« Nur mit Mühe kamen die Worte über seine Lippen. Sein Mund schien auf einmal taub zu sein.

      Der Fremde zog eine seltsame Pistole aus der Jackentasche und hielt sie ins Licht. Eine gläserne Kartusche befand sich darin, in der eine ölig gelbe Flüssigkeit schwamm.

      »Ein Nervengift«, sagte er. »Ein sehr schnell wirkendes Toxin, das vor allem die Gliedmaßen lähmt. Sie werden zwar noch sprechen, sich aber nicht mehr bewegen können. Ihr СКАЧАТЬ