Der Palast des Poseidon. Thomas Thiemeyer
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Название: Der Palast des Poseidon

Автор: Thomas Thiemeyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Die Chroniken der Weltensucher

isbn: 9783948093327

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СКАЧАТЬ fest und folgte dem schmalen Ziegenpfad, der hinauf in die Hügel führte. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er sein Druckluftgewehr heraus. Er steckte vier Pfeile ins Magazin und lud durch. Was taten diese Menschen hier draußen? Sie hatten doch mit Sicherheit genug Geld, um sich eine Übernachtung in einem Hotel zu leisten. Und wenn sie schon kampierten, warum taten sie das in so einer entlegenen Gegend?

      Der Weg machte eine Kurve und führte hinab in ein schattiges Tal. Der klagende Ruf eines Ziegenmelkers hallte von den Hängen wider. Das schrille Zirpen der Zikaden war in ein sanfteres Surren übergegangen, das er als beruhigend empfand. Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr. Die vier Reisenden mussten sich etwa hundert oder zweihundert Meter vor ihm befinden.

      Der Norweger ließ seinen Blick durchs Unterholz schweifen. Das Licht wurde von Minute zu Minute schwächer. Nicht mehr lange, dann würde es hier stockdunkel sein. Zu allem Überfluss war gerade Neumond. Wenn die letzten Reste der Abenddämmerung verschwunden waren, würde er die Hand vor Augen nicht erkennen. Langsam und lautlos setzte er seinen Weg fort.

      Auf einmal flammte ein Licht in der Dunkelheit auf. Irgendwo vor ihm, dort, wo das Tal am schmalsten war.

      Er kauerte sich hin und wartete. Ein zweites Licht wurde entzündet, dann ein drittes. Die Lichter sahen kalt aus und flackerten nicht. Neugierig rutschte er näher. Die Maccia versperrte ihm die Sicht. Soweit er es aus dieser Entfernung beurteilen konnte, ragte hinter dem Gestrüpp ein gewaltiger Felsen in den Himmel. Groß und rund zeichnete er sich gegen die Dämmerung ab. Die ersten Sterne leuchteten am Himmelszelt. Lichtschimmer huschten über die graue Oberfläche des Felsens.

      Plötzlich setzte ein seltsames Brummen ein, das mit jeder Sekunde stärker wurde. Es klang wie das Surren eines Motors. Das Geräusch wurde vom Tal zurückgeworfen und verstärkt. War das ein Generator? Der Norweger hatte schon gehört, dass es Geräte gab, die aus Gas oder Petroleum Strom herstellen konnten, er hatte nur noch nie eines gesehen.

      Gerade, als er zu dem Entschluss gekommen war, dass er näher heranmusste, ging eine Bewegung durch den mächtigen Felsen. Erst ein feines Vibrieren, dann ein starkes Schütteln.

      Majestätisch erhob sich eine riesige Zigarre aus dem Tal und stieg in den sternenübersäten Abendhimmel. Instinktiv klammerte sich der Norweger an einem nahe gelegenen Ast fest. Das Gewehr drohte seinen Fingern zu entgleiten.

      Das war kein Felsen. Es war ein Ballon.

      In der Gondel, an der zwei Motoren befestigt waren, konnte der Norweger die vier Insassen erkennen. Die Motoren surrten immer lauter, während der Ballon in einer eleganten Wende Richtung Westen abschwenkte. Ein letzter Hauch von Rosa strich über seine Flanken, dann drehte er in den Wind und verschwand hinter der nächsten Hügelkette.

      11

      Wehmütig blickte Oskar in die Dämmerung. Das Luftschiff hatte Fahrt aufgenommen und steuerte gemächlich in die Nacht. Das war es also gewesen mit Athen. Keine Schätze, kein Minotaurus, nicht mal ein Besuch der sagenumwobenen Akropolis. Zwei Tage und eine einzige Nacht hatten sie hier verbracht. Und herausbekommen hatten sie außer vagen Andeutungen und Spuren auch nicht viel.

      Immerhin schien jeder die Geschichte mit dem Seeungeheuer zu bezweifeln. Das beruhigte ihn etwas. Nicht, dass Oskar jemals ernsthaft daran geglaubt hätte, aber nach den Rieseninsekten in den Anden hatte er weiß Gott kein Interesse an einer weiteren Ungezieferjagd. Die Frage war nur: Wie sollten sie jetzt weitermachen?

      Er beugte sich über die Reling und blickte nach unten. Auf dem ölschwarzen Meer funkelte das Mondlicht. Weit hinter ihnen schimmerten die Lichter von Korinth wie eine verblassende Erinnerung. Leise surrend drehten sich die Propeller. Ein sanfter Fahrwind strich über sein Gesicht, während die Pachacútec langsam auf Nordkurs ging.

      Das Luftschiff war eine schlanke Konstruktion von etwa fünfundzwanzig Metern. Unter einem zigarrenförmigen Auftriebskörper hing eine hölzerne Personengondel, an der links und rechts, an zwei Auslegern, leise schnurrende Elektromotoren befestigt waren. Geschwungene, mit Tierhäuten bespannte und mit farbigen Markierungen verzierte Ruderblätter vervollständigten das Bild dieses schnittigen Wolkengleiters. Das Fantastische an der Pachacútec war, dass sie absolut geräuschlos fliegen konnte, vorausgesetzt, der Wind blies nicht mit Orkanstärke und die Motoren funktionierten einwandfrei. Und genau da schien es gerade ein Problem zu geben.

      »Oskar, komm mal bitte zu mir rüber. Ich brauche deine Hilfe.«

      Humboldt schraubte an den Leitungen herum, die von den runden Wasserstofftanks auf dem Achterdeck zu den Motoren am Ende der hölzernen Ausleger verliefen. Er deutete auf die Petroleumlampe, die einen tranigen Lichtstrahl in die Gegend schickte. »Halt mal die Lampe. Am besten du drehst sie so, dass der Spiegel das Licht auf das Kabel hier wirft.«

      »Was ist mit dem Kabel?«

      »Der Kontakt scheint von der Säure korrodiert zu sein. Ich muss das Kupfer reinigen, damit der Motor wieder genügend Strom bekommt.« Humboldt nahm einen Schraubenschlüssel und löste die Schelle, mit der die Isolierung befestigt war. Als er die Isolierung gelöst hatte, sah Oskar die grüne Oxidationsschicht im Licht der Laterne schimmern. Humboldt gab ein Zeichen und die beiden Frauen zogen an den Schubhebeln. Die Motoren wurden leiser. Die Propeller rotierten langsamer und blieben mit einem stotternden Geräusch stehen.

      Schlagartig wurde es ruhig auf dem Luftschiff. Das Zischen der Ventile verebbte und der Boden unter ihren Füßen vibrierte nicht mehr. Oskar konnte hören, wie der Wind in der Takelage summte. Tief unter ihnen rauschte das Meer.

      Er richtete seinen Blick wieder auf das Kabel. Humboldt zog den Anschluss mit aller Kraft vom Sockel und fing an, ihn mithilfe einer übelriechenden Paste von dem grünlichen Schmutz zu befreien. Als das Kupfer wieder glänzte, steckte er das Kabel auf den Sockel, zog die Isolierung darüber und drehte die Halteklemme fest.

      »Dann wollen wir es mal versuchen. Kontakt!«

      Charlotte und Eliza schoben die Hebel wieder nach vorne und schalteten auf Vollgas. In den Tanks zischte und gluckerte es, dann gab es einen Knall. Die Propeller begannen immer schneller zu rotieren. Humboldt zog seine Handschuhe aus und lauschte zufrieden dem Schnurren der Motoren. Die Pachacútec gewann an Fahrt. Der Forscher eilte nach oben auf die Brücke, warf einen kurzen Blick auf die Messinstrumente und nickte dann.

      »Gut gemacht. Die Aggregate funktionieren einwandfrei. Wir haben wieder volle Leistung. Oskar, pack das Werkzeug zusammen und komm zu uns nach oben! Es gibt etwas zu besprechen.«

      Oskar beeilte sich, die Schraubenschlüssel, Klemmen und Zangen in das Lederfutteral einzuschlagen, wickelte alles zusammen und zog den Riemen fest. Dann legte er die Tasche zurück an ihren Platz und eilte die Stufen zur Brücke empor.

      »Ich weiß, dass ihr alle ein wenig enttäuscht seid, dass unser Ausflug nach Athen nur von kurzer Dauer war«, sagte der Forscher, »aber ich hatte meine Gründe. Einer davon war, dass wir verfolgt wurden.«

      »Was?« Oskar glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Normalerweise hatte er einen sechsten Sinn für Verfolger. Das hatte ihm in seiner Vergangenheit als Taschendieb schon oft die Haut gerettet. Doch diesmal war ihm nichts aufgefallen. »Wer hat uns verfolgt? Und warum?«

      »Auf beide Fragen weiß ich keine Antwort. Ich wollte euch nicht beunruhigen, darum habe ich nur mit Eliza darüber gesprochen.«

      Die Haushälterin sah die beiden Jugendlichen mit ihren haselnussbraunen Augen an. »Der Mann war gefährlich, so viel ist sicher. Irgendetwas Dunkles umgab ihn wie eine Gewitterwolke. Er besaß eine Aura, die ich nicht durchdringen konnte. СКАЧАТЬ