Nachbarn. Nele Sickel
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Название: Nachbarn

Автор: Nele Sickel

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783947550562

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СКАЧАТЬ alle Nachbarn abklappern sollte, entschied jedoch, dass ihr die Erfolgschancen gemessen am Zeitaufwand zu gering waren. Es war schon spät. Sie würde rausgehen und im Fevernight nach Cay suchen, vielleicht auch im Ol’ Moon. Vorher aber würde sie es zumindest noch einmal bei den unmittelbaren Nachbarn versuchen. Wenn jemand etwas mitbekommen hatte, dann sie.

      Cen, der links von ihnen wohnte, reagierte nicht auf Brens Klopfen. Auch Bri und Asly eins weiter waren nicht zu Hause. Bren setzte die Runde stoisch fort, bis sie schließlich bei Pat angelangt war, der schräg gegenüber von ihr wohnte. Als sie an seine Tür klopfte, hörte sie Schritte im Inneren, und gleich darauf glitt die Tür zur Seite.

      Bren wich überrascht zurück. Vor ihr stand nicht der mittvierziger Junkie, der schon lange hier gelebt hatte, bevor Cay und sie vor zwei Jahren eingezogen waren. Stattdessen starrte sie auf den wohldefinierten Körper eines deutlich jüngeren Mannes. Der Fremde hatte rotes Haar – nur etwas dunkler als ihr eigenes –, leicht gebräunte Haut und war mit nicht mehr bekleidet als einem Paar blauer Boxershorts. Bren gestattete sich einen Moment, in dem sie den Anblick schlicht auf sich wirken ließ. Dann schaute sie an dem Mann vorbei und musterte die Wohnung in seinem Rücken: ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett, ein kleiner Holo-Projektor. Es war eindeutig Pats Wohnung, auch wenn Bren sie noch nie zuvor in einem derart aufgeräumten Zustand erlebt hatte.

      Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann in der Tür zu. »Hi«, begann sie. »Ich bin Bren von nebenan. Wo ist denn Pat?«

      »Wieso?« Ihr Gegenüber schaute misstrauisch.

      »Ich wollte ihn was fragen.«

      Der Fremde verschränkte die Arme vor der Brust. Es war eindeutig eine Geste der Abwehr, nicht der Scham. »Pat ist nicht da.«

      So einfach ließ Bren sich nicht abwimmeln. »Es ist wirklich wichtig, dass ich mit ihm spreche. Wann kommt er wieder?«

      »Weiß nicht.«

      »Wo ist er denn hin?«

      »Weiß nicht.«

      »Seit wann ist er weg?«

      »Weiß nicht.«

      »Na klasse! Wenn du nicht weißt, wo er ist und seit wann er weg ist, wer bitte hat dich dann hier reingelassen, hm?«

      Darauf schwieg der Fremde und sie fürchtete, er würde ihr jeden Moment die Tür vor der Nase zusperren. Um ihm keine Gelegenheit dazu zu geben, machte Bren einen Schritt nach vorn und trat in den Türrahmen. Sie stand nun dicht an dicht mit dem halbnackten Unbekannten und noch immer ließ er kein Zeichen der Scham oder Verunsicherung erkennen. Unter anderen Umständen wäre es eine reizvolle Begegnung gewesen. So aber raubte sie Bren den letzten Nerv.

      »Hör zu!«, erklärte sie scharf. »Und wenn du den alten Pat um die Ecke gebracht und seine Wohnung illegal besetzt hättest, es wäre mir egal, in Ordnung? Ich bin auf der Suche nach meiner Schwester. Nur darum geht’s mir. Hast du sie gesehen? Blond, etwas größer als ich, wohnt hier schräg gegenüber.«

      Der Fremde schüttelte den Kopf, doch etwas in seinem Blick änderte sich. Er sah Bren einen Augenblick an, dann machte er einen Schritt zurück und trat beiseite.

      »Komm rein.« Alles Abweisende war aus seiner Stimme verschwunden.

      Bren folgte ihm und trat in die Wohnung. Der Unbekannte bot ihr mit einem Wink den einzigen Stuhl an, aber Bren ließ sich stattdessen mit einem kleinen Sprung auf der Tischplatte nieder. Daraufhin nahm er den Stuhl. Von dort aus sah er sie aufmerksam an.

      »Wieso suchst du deine Schwester?«

      »Dumme Frage. Weil sie weg ist.«

      »Weg im Sinne von was? Heute mal unpünktlich? Abgehauen? Entführt?«

      »Wie bitte kommst du auf entführt?« Diesmal war es an Bren, ihn misstrauisch zu mustern.

      »Ich meine, glaubst du, ihr ist was Schlimmes passiert?«

      »Wieso? Hast du was in der Richtung mitgekriegt? Hat ihr irgendjemand was getan?« Bren hatte Schwierigkeiten, die Panik aus ihrer Stimme herauszuhalten.

      »Nein, nein!« Der Fremde hob beschwichtigend die Hände. Er atmete tief durch und beugte sich ein wenig nach vorn. »Ich habe keine Ahnung, wo deine Schwester ist. Aber Pat ist auch verschwunden. Deshalb bin ich hier. Ich suche ihn. Inzwischen schon seit einigen Wochen.«

      »Was?«

      »Pat ist mein Vater.«

      »Pat hat ein Kind?«

      »Mehrere sogar. Mit Zugangsberechtigung für seine Wohnung. Was meinst du, wie ich sonst hier reingekommen bin? Ich bin Sioh. Hat er nie von mir geredet?«

      Bren schüttelte den Kopf.

      Falls diese Enthüllung Sioh zu schaffen machte, ließ er es sich nicht anmerken. »Als er sich plötzlich nicht mehr gemeldet hat«, erzählte er weiter, »bin ich hergekommen, um nach ihm zu sehen. Aber er ist weg. Einfach weg.«

      Bren runzelte die Stirn. Die Sorge in seiner Stimme klang echt. »Und du meinst, er wurde entführt?«

      Sioh schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich wüsste nicht, warum. Er wohnt ganz allein hier und das bisschen, was er besitzt, ist noch da. Es ist, als wäre er einfach eines Tages aus dem Haus gegangen und nicht wiedergekommen. Und wenn du jetzt sagst, dass es mit deiner Schwester auch so ist … Vielleicht ist ihr das Gleiche passiert wie ihm.«

      »Ich will dir ja nicht zu nahe treten«, setzte Bren mit aller Vorsicht an, die sie noch aufbringen konnte, »ich weiß ja nicht, wie eng dein Verhältnis zu deinem Vater war … ist … aber ich könnte mir schon das eine oder andere vorstellen, das ihm zugestoßen sein könnte. Er ist ein Junkie.«

      »Hey!«

      Bren hob die Hände, fuhr aber fort: »Zugegeben: Meistens hat er sich ganz gut im Griff, aber wer weiß? Vielleicht lungert er gerade irgendwo in den Straßen herum und ist voll auf 7D. Oder er hat Schulden gemacht, die er nicht zurückzahlen kann, und versteckt sich.«

      »Das glaube ich nicht. Er hätte was gesagt …«

      »Glaub es oder nicht. Meine Schwester ist jedenfalls kein Junkie und ihr ist sicher nicht das Gleiche passiert wie deinem Vater.«

      »Ach nein? Und was ist mit den anderen, die verschwunden sind? Waren das auch alles Junkies?«

      »Was denn für andere?«

      »Man erzählt sich Dinge …«

      »Meinst du mit man die alte Mape von unten? Du solltest nicht alles glauben, was sie sagt. Sie ist senil, denke ich.«

      »Nicht nur sie. Wie gesagt: Ich bin schon seit Wochen hier und versuche, meinen Vater zu finden. Ich hab mich überall in der Gegend umgehört. In den letzten Monaten scheint eine ganze Handvoll Leute verschwunden zu sein und kaum einer davon ist wieder aufgetaucht. Einige reden von Gangs oder Serienmördern. Andere meinen, die Leute wurden entführt, aber keiner hat von einer Lösegeldforderung oder so erzählt. Irgendetwas stimmt nicht. Irgendetwas geht vor.«

      »Du weißt, dass das verrückt klingt, oder?«

      Sioh СКАЧАТЬ