Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant
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Читать онлайн книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant страница 172

Название: Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Автор: Guy de Maupassant

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962817695

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СКАЧАТЬ Strickes folg­te: Die klei­ne Glo­cke der Kir­che rief zum »An­ge­lus.« Als der Mann her­aus ging, schloss sich Rose ihm an.

      »Ob der Herr Pfar­rer wohl zu Hau­se ist?« frag­te sie.

      »Ich glau­be wohl;« ant­wor­te­te er, »er speist im­mer nach dem An­ge­lus.«

      Mit zit­tern­der Hand öff­ne­te sie die Türe des Pfarr­hau­ses.

      Der Pfar­rer war ge­ra­de beim Es­sen und hiess sie sich set­zen.

      »Ja, ja«, sag­te er, »Euer Mann hat mir schon von dem ge­spro­chen, was Euch zu mir führt.«

      Die arme Frau knick­te zu­sam­men.

      »Was gibt es also, mein Kind?« fuhr der Pries­ter fort, und ass schnell ei­ni­ge Löf­fel Sup­pe, wo­bei ihm ver­schie­de­ne Trop­fen auf sei­ne et­was fle­cki­ge, ab­ge­nutz­te Sou­ta­ne fie­len.

      Rose wag­te nicht zu spre­chen; sie ver­moch­te es nicht, ihr Leid zu kla­gen und ihn um Hil­fe zu bit­ten. Stumm er­hob sie sich.

      »Mut! mei­ne Toch­ter …« woll­te der Pfar­rer fort­fah­ren, aber schon wank­te sie hin­aus.

      Sie kam zum Hof zu­rück, ohne recht zu wis­sen, wie sie da­hin ge­lang­te. Ihr Mann war­te­te auf sie; die Ar­beits­leu­te wa­ren schon fort­ge­gan­gen. Da sank sie von Schmerz über­wäl­tigt vor ihm auf die Knie und frag­te mit trä­nen­er­stick­ter Stim­me:

      »Was hast Du doch nur ge­gen mich?«

      »Was ich habe?« schrie er to­bend auf, »dass ich kei­ne Kin­der habe, bei Gott! Wenn man hei­ra­tet, so will man doch das gan­ze Le­ben hin­durch nicht zu Zwei­en blei­ben. Das ist’s, was ich habe. Wenn eine Kuh kei­ne Käl­ber hat, so taugt sie nichts. Hat eine Frau kei­ne Kin­der, so ist sie gleich­falls nichts wert.«

      »Es ist doch nicht mei­ne Schuld«, stam­mel­te sie wei­nend. »Was kann ich denn da­für?«

      »Das sage ich auch nicht«, ent­geg­ne­te er et­was mil­der ge­stimmt. »Aber es ist doch gar zu är­ger­lich.«

      V.

      Von die­sem Tage an hat­te sie nur noch den einen Wunsch, ein Kind zu ha­ben, ein zwei­tes Kind; und sie ver­trau­te al­ler Welt ih­ren Wunsch an.

      Eine Nach­ba­rin gab ihr ein Mit­tel an: Sie soll­te ih­rem Man­ne je­den Abend ein Glas Was­ser mit ei­ner Mes­ser­spit­ze voll Asche zu trin­ken ge­ben. Der Päch­ter er­klär­te sich dazu be­reit, aber das Mit­tel half nichts.

      »Vi­el­leicht gibt es da­für ir­gend ein Ge­heim­mit­tel«, sag­ten sie sich und zo­gen Er­kun­di­gun­gen ein. Man be­zeich­ne­te ih­nen einen Schä­fer, wel­cher sechs Mei­len von dort wohn­te; und ei­nes Ta­ges spann­te Meis­ter Val­lin sein Til­bu­ry ein und fuhr dort­hin. Der Schä­fer stell­te ihm ein Brot zu, auf wel­chem er ge­wis­se Zei­chen ge­macht hat­te, ein mit be­son­de­ren Kräu­tern durch­kne­te­tes Brot, von dem sie bei­de, so oft sie zu­sam­men schlie­fen, vor­her und nach­her es­sen soll­ten.

      Bald war das gan­ze Brot auf­ge­zehrt, ohne das ein Er­folg ein­ge­tre­ten wäre.

      Der Pfar­rer riet zu ei­ner Wall­fahrt zum heil. Blut von Fe­camp. Rose be­eil­te sich, die­sem Rate zu fol­gen, und pil­ger­te mit ei­ner großen Schar von Gläu­bi­gen zur Wall­fahrts­kir­che; in­stän­dig fleh­te sie den Him­mel an, sie noch ein­mal zu seg­nen. Es war um­sonst.

      Da war sie über­zeugt, dass der Him­mel sie für ih­ren ers­ten Fehl­tritt be­stra­fen wol­le, und ein un­ge­heu­rer Schmerz be­mäch­tig­te sich ih­rer.

      Sie ver­ging vor Kum­mer; auch ihr Mann al­ter­te sicht­lich; er »ver­zehr­te sich selbst« vor in­ne­rem Gram, wie man so zu sa­gen pfleg­te, hat­te aber da­bei fast je­den Mo­nat ein­mal wie­der eine neue Hoff­nung.

      Das Ver­hält­nis zwi­schen bei­den wur­de im­mer un­er­träg­li­cher; er be­lei­dig­te sie auf alle mög­li­che Wei­se und schlug sie schliess­lich so­gar. Er quäl­te sie den gan­zen Tag und die gan­ze Nacht mit sei­nen Vor­wür­fen und rück­sichts­lo­sen Grob­hei­ten.

      Ei­nes Nachts, als er schon nicht mehr wuss­te, wel­che neue Qual er für sie er­sin­nen soll­te, be­fahl er ihr auf­zu­ste­hen und bei dem hef­tigs­ten Re­gen draus­sen im Hofe auf den An­bruch des Ta­ges zu war­ten. Als sie nicht fol­gen woll­te, er­griff er sie am Hal­se und trak­tier­te sie mit Faust­schlä­gen ins Ge­sicht. Sie sag­te nichts und rühr­te sich nicht. Aus­ser sich vor Wut knie­te er auf ihr; er knirsch­te mit den Zäh­nen und hät­te sie am liebs­ten ums Le­ben ge­bracht. Da bäum­te sich ihr gan­zes In­ne­re auf, und mit ei­ner hef­ti­gen Be­we­gung schleu­der­te sie ihn ge­gen die Wand, setz­te sich auf und rief ihm mit völ­lig ver­än­der­ter gel­len­der Stim­me zu:

      »Ich habe ein Kind, ja, ich habe eins; ich habe es von Jac­ques, Du weißt schon, von Jac­ques. Er hät­te mich hei­ra­ten sol­len; aber er hat sich da­von ge­macht.«

      Wie ver­stei­nert blieb der Mann an der Wand lie­gen, er war eben­so aus­ser sich, wie sie selbst.

      »Was sagst Du«, stot­ter­te er; »was sagst Du da?«

      Sie konn­te nun end­lich wie­der wei­nen und stam­mel­te un­ter hef­ti­gem Schluch­zen:

      »Des­halb woll­te ich Dich ja nicht hei­ra­ten, bloß des­halb. Ich konn­te es Dir ja nicht sa­gen; Du hät­test mich mit samt mei­nem Kin­de brot­los ge­macht. Du hast ja von so et­was kei­ne Ah­nung; Du weißt es nicht, Du fühlst das nicht.«

      »Du hast ein Kind? Wirk­lich, Du hast ein Kind?« wie­der­hol­te er im­mer wie­der ma­schi­nen­mäs­sig, mit stets wach­sen­dem Er­stau­nen.

      »Du hast mich mit Ge­walt zur Dei­nen ge­macht«, sag­te sie un­ter hef­ti­gem Schluch­zen. »Du weißt es doch noch? Ich woll­te Dich ja gar nicht hei­ra­ten.«

      Da stand er auf, zün­de­te Licht an und be­gann, die Hän­de auf dem Rücken, im Zim­mer auf und ab zu ge­hen. Sie wein­te fort­wäh­rend, sich in die Kis­sen ver­gra­bend. Plötz­lich blieb er vor ihr ste­hen:

      »Also an mir liegt der Feh­ler?« sag­te er. Sie ant­wor­te­te nicht. Er ging wie­der wei­ter, dann blieb er wie­der ste­hen und frag­te:

      »Wie alt ist denn Dein Klei­nes?«

      »Sechs Jah­re ist es ge­wor­den«, mur­mel­te sie.

      »Aber warum hast Du es mir denn nicht ge­sagt?« frag­te er wie­der.

      »Konn­te ich das denn?« seufz­te sie.

      »Vor­wärts!« sag­te er, im­mer noch auf sei­nem Plat­ze blei­bend, »steh auf!«

      Mit СКАЧАТЬ