Freifahrtschein. Mila Roth
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Название: Freifahrtschein

Автор: Mila Roth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Spionin wider Willen

isbn: 9783967110265

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СКАЧАТЬ Frage mich, ob das die Versicherung übernimmt.«

      Der jüngere Mann kicherte. »Darauf würd’ ich nicht wetten. Obwohl, wenn die Aktion glatt läuft, kann dir keiner was anhängen wegen Mittäterschaft. Der Boss hat sich einen klasse Plan ausgedacht. Muss man erst mal drauf kommen.«

      »Mhm.« Der Ältere warf eine weitere Karte auf den Tisch. »Ist aber auch gleich, ob sie zahlen oder nicht. Meine Schäfchen habe ich im Trockenen. Wenn uns hier alles um die Ohren fliegt – sei’s drum. Da hänge ich nicht dran. Ich will, dass die Menschen endlich aufwachen, sie sollen kapieren, dass dieser ganze religiöse Mist abgeschafft gehört. Christen, Moslems, Juden und was nicht noch alles – die Leute müssen begreifen, dass die Religionen nichts weiter sind als Ausreden, sich nicht selbst ums eigene Leben zu kümmern. Und natürlich, um Kriege anzuzetteln. Idiotie, so was! Aber nehmen sie uns ernst? Kein Stück. Na ja, wir werden ihnen die Augen schon noch öffnen. Geht aber wohl nur mit ordentlich Druck.«

      »Und ein paar Leichen.« Der andere lächelte erheitert. »Ein paar Hundert Leichen, um genau zu sein.«

      »Falls alles klappt«, bestätigte der Ältere und legte seine letzte Spielkarte. »Gewonnen«, sagte er grinsend und öffnete die Bierflasche mit seinem Feuerzeug. Er leerte sie in einem Zug bis zur Hälfte und stellte sie geräuschvoll auf den Tisch.

      »Einige unserer Leute werden auch dran glauben müssen, wenn das Ding hochgeht«, gab der Jüngere zu bedenken. Er sammelte die Karten ein und häufte sie zu einem akkuraten Stapel.

      »Das ist nicht zu ändern.« Der Ältere zuckte mit den Achseln. »Ich muss nur sehen, dass meine Frau und die Kinder außer Reichweite sind. Wahrscheinlich schicke ich sie einfach zu meinem Bruder.«

      »Gute Idee«, stimmte der andere zu. »Wir sind ja schließlich keine irren Selbstmordattentäter oder so was. Ich werde auch sehen, dass ich möglichst weit vom Schuss bin, wenn die Sache steigt. Der Boss lässt übrigens fragen, wann er die Installation machen soll. Gleich morgen oder erst am Stichtag. Er meint, du wüsstest am besten, wie das in den Zeitplan passt.«

      »So spät wie möglich«, bestimmte der Ältere. »Garantiert wimmelt es bald von Zivilbullen, die ihre Vorwitznasen überall reinstecken. Ich will nicht, dass wir frühzeitig auffliegen.«

      »Okay, sag ich ihm.« Der andere öffnete ebenfalls seine Bierflasche und nahm einen großen Schluck. »Du gibst.«

      2

      Bonn-Beuel

      Pützchens Markt

      Samstag, 10. September, 16:15 Uhr

      »Warte, Till, lauf nicht allein so weit voraus!«, rief Janna ihrem achtjährigen Pflegesohn hinterher. »Ich möchte, dass wir alle beisammen bleiben, damit ich euch im Gewühl nicht verliere.«

      »Ja, schon gut«, maulte der Junge und schüttelte seinen blonden Haarschopf. »Aber beeil dich ein bisschen, sonst müssen wir wieder ewig bei der Wilden Maus anstehen. Guck mal, wie lang die Warteschlange ist!« Er deutete auf die Menschentraube, die sich um das achterbahnähnliche Fahrgeschäft drängte.

      »Na komm, gehen wir mal einen Schritt schneller als die Frauen«, antwortete Jannas Vater Bernhard gutmütig und legte Till eine Hand auf die Schulter. An seine Tochter gewandt fragte er: »Sollen wir für dich ebenfalls eine Fahrkarte kaufen?«

      »Nein, lieber nicht. Die Wilde Maus ist nicht so mein Ding.« Janna hakte sich bei ihrer Mutter ein, die neben ihr her über den großen Jahrmarkt schlenderte. »Wir schauen euch lieber zu, nicht wahr, Mama?«

      »Auf jeden Fall«, bestätigte Linda Berg.

      »Aber ich will mitfahren«, befand Tills Zwillingsschwester Susanna und ergriff Bernhards Hand. »Los, Beeilung!«

      Linda sah den dreien erheitert nach. »Erinnert dich das an jemanden? Du konntest es als Kind auch nie erwarten, auf diese scheußlichen Geräte zu steigen und dich durchschütteln zu lassen.«

      Janna lachte. »Auf die Wilde Maus war ich nie besonders scharf.«

      »Nein, aber auf dieses andere schaurige Karussell. Wie heißt es gleich? Südseewind?«

      »Südseewellen«, korrigierte Janna. »Und dann gab es eins, das lief ähnlich, hieß allerdings Raupe. Und das Riesenrad habe ich geliebt – tue ich heute noch.«

      »Was ist bloß aus dem guten alten Kettenkarussell geworden?«, fragte Linda seufzend und strich sich ihr kupferrotes schulterlanges Haar aus der Stirn. »Das waren noch Zeiten, als dein Vater und ich stundenlang darauf gefahren sind, Hand in Hand ...« Ein verträumter Ausdruck glitt über ihr Gesicht. »Und was findet man heute? Lauter entsetzliche Loopings und halsbrecherische Schleudergeräte.« Wie zum Beweis schrillte direkt neben ihnen ein Signalton, der den Start einer weiteren Runde des sogenannten Flugkarussells Turbo-Force ankündigte.

      »Ach was, Mama.« Janna kicherte. »So arg ist es auch wieder nicht. Schau, da hinten gibt es noch immer ein großes Kettenkarussell. Und sobald Papa mit den Kindern von der Wilden Maus runter ist, gehen wir rüber zu Raths Autoscooter. Ich hoffe, Senta hat ein paar Minuten Zeit für mich. Sie schrieb in ihrer letzten E-Mail, dass der kleine David sie ziemlich auf Trab hält. Und sie muss ja halbtags an der Kasse sitzen, wenn ihr Mann anderweitig beschäftigt ist.«

      »Sie ist ja so eine Nette!«, schwärmte Linda. »Ich erinnere mich, dass sie euch immer Freikarten für den Autoscooter mitgebracht hat, als ihr zusammen zur Schule gegangen seid.«

      Janna ging mit ihrer Mutter etwas näher an die Wilde Maus heran, um die Kinder im Auge zu behalten, die inzwischen mit Bernhard einen der Wagen bestiegen hatten. Um Janna herum drängten sich Menschen unzähliger Nationalitäten. Rufe und Lachen mischten sich mit der von allen Seiten dröhnenden Technomusik und den markanten Ausrufen der Karussellbetreiber, die mit frechen und nicht selten anzüglichen Sprüchen die Fahrten kommentierten oder versuchten, mehr Gäste anzulocken. Wieder ertönte irgendwo ein Signalhorn. Janna hob ihre Stimme ein wenig, damit ihre Mutter sie besser verstehen konnte. »Wir haben immer jeweils drei Fahr-Chips geschenkt bekommen. Glaubst du, das hätte auch nur einem von uns gereicht? Ich bin sicher, Herr Rath hat allein an meiner Schulklasse ein halbes Vermögen verdient.«

      Linda nickte lächelnd. »Da könntest du allerdings recht haben. Dein Vater und ich mussten stundenlang warten, bis du endlich keine Lust mehr hattest.«

      »Das kann uns heute ebenfalls bevorstehen«, gab Janna zu bedenken. »Bestimmt steckt Senta den Zwillingen auch wieder Freikarten zu. O schau, da geht es los!« Sie winkte Susanna und Till zu, die ihrerseits eifrig zurückwinkten, sich dann aber rasch an den Griffen ihres Wagens festhielten, als das Gefährt mit einem Ruck anfuhr und in die Höhe gezogen wurde.

      ***

      Bonn, Kaiserstraße

      Institut für Europäische Meinungsforschung

      Samstag, 10. September, 16:15 Uhr

      »Was machst du denn noch hier?«, fragte Melanie Teubner, als sie das Großraumbüro betrat, in dem sich ihr Arbeitsplatz befand. Neugierig trat sie an Markus Neumanns Schreibtisch und beäugte das Durcheinander von Formularen, das sich darauf türmte.

      Er blickte zu ihr auf und verzog genervt die Lippen. »Was schon – Papierkram, das siehst du doch. Dr. Schwartz ist heute Morgen im Dreieck gesprungen, weil ihm der Bericht über den Leitner-Fall СКАЧАТЬ