Geschichten aus Nian. Paul M. Belt
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Название: Geschichten aus Nian

Автор: Paul M. Belt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Nian Zyklus

isbn: 9783947086641

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СКАЧАТЬ dem großen Gebäude auf und ab zu schlendern, während er an seiner mitgebrachten Krautpfeife zog.

      Als er gerade das vierte Mal seinen Weg beginnen wollte, näherte sich auf der Zufahrtsstraße ein unscheinbarer beigefarbener Wagen, der vor dem Gebäude bremste. Rasch öffnete der Rengat das große Mitteltor in Gänze, so dass der Wagen hineinfahren konnte. Anschließend schloss er es wieder von innen. Aus dem Wagen stieg ein Chauffeur des Klans, der zur Beifahrertür eilte und diese öffnete. Heraus stieg niemand Geringeres als der Älteste persönlich. Der Rengat lächelte. Damit hatte er gerechnet. Er verneigte sich tief und lange vor ihm.

      „Erhebe dich, Raul“, ertönte die Stimme seines Ersten. „Und sieh, wen ich uns mitgebracht habe.“ Er winkte dem Chauffeur, der daraufhin auch die beiden hinteren Türen des Wagens öffnete. Zwei Männer traten heraus, die der Rengat noch niemals gesehen hatte. Sie trugen einfache Arbeiterkleidung und sahen sich verwundert um. „Raul, du wirst dich jetzt vor dem Größeren der beiden Herren verneigen“, fuhr der Älteste fort. Ein nur für geübte Augen wahrnehmbarer Zug der Missbilligung umspielte seine Lippen. „Auch wenn er dir nicht so erscheinen mag, er ist der Erste seines Klans. Erweise ihm deinen Respekt!“

      Überrascht nahm der Rengat mechanisch seine Hand vor die Brust und verneigte sich tief vor dem Genannten. Dieser beantwortete die Ehrerbietung mit einem leichten Nicken, bevor der Älteste erneut zu sprechen anhob: „Diese beiden werden uns helfen, unser kleines Problem im Westen rasch und effizient in den Griff zu bekommen. Du wirst gleich Zeuge ihres Könnens werden, wenn wir die ersten Probedurchgänge vornehmen.“

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      „Ältester“, erwiderte der Rengat, „diese beiden Herren sind augenscheinlich keine Reiter und scheinen auch sonst keinem der mir bekannten Klans anzugehören, geschweige denn einen von ihnen zu leiten. Ohne respektlos sein zu wollen: Mit wem haben wir es denn hier zu tun?“

      „Dies“, begann der Erste theatralisch, „sind die ersten beiden Vertreter des fortan wichtigsten mit uns verbündeten Klans. Zur Rechten siehst du Zeg Ranolok, den Ersten des Klans der Brenner, und zu seiner Linken steht Lorn Gerland, der ebenfalls diese Gabe besitzt.“

      Raul fiel die Kinnlade herunter, sein Blick wanderte rastlos von einem Mann zum anderen. „Brenner?“, brachte er schließlich unter höchstem Erstaunen hervor. „Ältester, Sie haben es tatsächlich geschafft, Mitglieder dieses längst erloschenen Klans ausfindig zu machen?“

      „Er ist nun nicht mehr erloschen“, sagte der Erste langsam. „Im Gegenteil. Und wir haben vor einigen Tagen ein Bündnis geschmiedet, welches uns dazu befähigen wird, jedwede Bedrohung unseres Klanwesens nicht nur unschädlich zu machen, sondern weitere potenzielle Seilschaften von Aufrührern in einer bisher undenkbaren Weise zu demoralisieren. Niemand mehr wird es dann wagen, den Frieden im Lande zu bedrohen, den wir gewährleisten.“ Damit wandte er sich den beiden Brennern zu. „Wie unhöflich von mir, verzeihen Sie bitte. Dies ist Raul Mernek, Dritter Rengat meiner Hauptloge und einer meiner engsten Vertrauten. Er hat persönlich dafür gesorgt, dass ohne großes Aufheben eine nicht geringe Menge an Rohmaterial hier gesammelt werden konnte. Wenn ich Sie beide nun bitten dürfte, das Material zunächst grob zu prüfen?“

      Zeg antwortete mit seiner warmen tiefen Stimme: „Ältester, in welcher Hinsicht soll das Material geprüft werden?“

      „Oh, natürlich, wie unachtsam von mir!“ Das typische Lächeln umspielte den Mund des unnahbaren Mannes, welcher Zeg immer noch nicht ganz geheuer war. „Wir möchten daraus stabile und belastbare Bögen, Pfeilspitzen und wenn möglich auch Armbrustbeschläge herstellen. Falls dafür Zusatzstoffe erforderlich sein sollten, so müsste ich wissen, welche und in welcher Menge.“

      „Armbrüste?“, entfuhr es Lorn. „Sagten Sie nicht etwas von ‚Frieden‘?“

      Der missbilligende Blick des Ältesten, mit dem dieser Zeg ansah, war nun nicht mehr zu übersehen. Schnell stieß der Brenner seinen Begleiter kräftig in die Rippen und raunte ihm ins Ohr: „Ich habe dir doch gesagt, lass mich reden und richte deine Fragen an mich! Das hier ist keine Betriebsversammlung in Brennstätte C oder so, für sowas kannst du hier richtig Ärger bekommen. Begreifst du?“

      Als Lorn nickte, setzte der Erste der Lindenreiter wieder sein üblich höfliches Lächeln auf. „Danke, Herr Ranolok, dass Sie solche Dinge so unbürokratisch auf Ihre Weise zu regeln verstehen! Bitte beginnen Sie.“

      Nach einer kurzen Zeit der Konzentration öffnete Zeg wieder die Augen und sagte: „Das meiste Material ist geeignet. Einige Stücke bestehen nicht aus Eisen, sondern weicheren oder leichteren Metallen, aber die können wir rasch aussortieren. In jedem Fall benötigen wir einige Raumkurzmaße reinen weißen Sand. Auch Braunstein sollte geliefert werden. Zwei Eimer davon sollten zunächst genügen, wir brauchen ihn nur in geringen Mengen. – Habe ich etwas übersehen, Lorn?“

      „Ich empfehle, vorsichtshalber ein paar Brocken Chromeisenstein mit anliefern zu lassen. Er könnte die Eigenschaften des Zielmaterials günstig beeinflussen.“

      „Gut. Sehr, sehr gut!“, rief der Älteste. „Raul, bitte besorge nach unserer nun folgenden Demonstration das genannte Material und lasse es so rasch wie möglich hierher liefern. Die beiden bekommen noch heute Abend die Zimmer der Lekure.“

      „Gern, Ältester“, erwiderte Raul. Er war gespannt, was nun folgen würde, denn er hatte niemals zuvor etwas Konkretes über die Fähigkeiten von Brennern gehört. Dementsprechend steigerte sich das Ausmaß seines Erstaunens ins Unermessliche, als die ersten Schrottstücke zu glühen und andere Formen anzunehmen begannen. Und auch der Chauffeur starrte durch die Seitenfensterscheiben des Wagens, als ob er gerade von einem Riesen „Alle meine Gänschen“ vorgesungen bekommen hätte.

      Scharmützel

      „Hier können Sie bitte anhalten“, sagte Herk zum Fahrer des Mietwagens.

      „Weiter könnte ich Sie eh nicht bringen, dort vorn stehen bereits die Lotsen“, knurrte der Fahrer, der sich fragte, was wohl zwei Männer und ein Mädchen in dieser entlegenen Gegend wollen könnten. Er hatte ihnen doch von Anfang an gesagt, dass die Straße unpassierbar sei. Nun ja, wenn sie unbedingt für die Besichtigung einer Straßensperre zahlen wollten, warum denn nicht.

      Herk war ausgestiegen und beugte sich durch das Fenster zu Malu herein. „Hast du dein kleines Taschenfernglas immer noch dabei?“

      „Klar“, erwiderte das Mädchen. Sie begann, in ihrem Tragsack zu kramen. „Hier, bitte. Aber was gibt es denn hier zu sehen?“

      „Das will ich gerade herausfinden“, sagte Herk, klappte das Fernglas auseinander und suchte in Richtung Norden den Himmel damit ab, bis er plötzlich stutzte und am kleinen Einstellrädchen drehte. Zum Wagen gewandt, fügte er hinzu: „Steigt aus und seht selbst.“

      Nachdem Lutz und Malu ihrerseits einen Blick durch das optische Instrument geworfen hatten, warfen sie sich einen vielsagenden Blick zu. Dann platzte es aus der Jugendlichen heraus: „Sind die völlig durchgerädert? Das sind doch Ulmenblätter, oder nicht? Und die anderen haben Lindenblätter!“

      Herk nickte langsam. „Hast du auch gesehen, was sie da machen?“

      „Sie kämpfen“, stieß Lutz hervor. „Mit Pfeil und Bogen, Keulen, Wurfseilen und allem, was das Arsenal hergibt. – Und hast du auch den Rauch gesehen, der vom Boden aus aufsteigt? Dort unten müssen mehrere Gebäude brennen!“

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