Heißes Blut. Un-su Kim
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Название: Heißes Blut

Автор: Un-su Kim

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958903425

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СКАЧАТЬ Nach der Schule liefen die Jungen den Weg, der vom Hyeolcheongso-Hügel bis zum Leuchtturm am Ende der Mole führte, einmal hin und zurück, insgesamt zwölf Kilometer. Das Boxtraining fand in einer kleinen, baufälligen Halle hinter der Kirche von Guam statt. Sie sprangen Seil, machten Beinarbeit und boxten gegen Sandsäcke oder Punchingbälle, die ihnen als Sparringpartner dienten. In dieser Zeit war Huisu glücklich. Er liebte den salzigen Geruch des Windes, der vom Meer kam, das Schnaufen seiner Kameraden und die harten, trommelnden Schläge seines Herzens. Er liebte das Quietschen der Ketten, an denen die Sandsäcke hingen, das peitschende Geräusch der Springseile, wenn sie auf den Boden schlugen, und das monotone Stampfen der Füße vor den Punchingbällen. Wenn es in seinem Leben rückblickend etwas gab, dem sich Huisu mit Leib und Seele verschrieben hatte, dann war es das Boxen.

      Während die Jungs damals fröhlich auf die Sandsäcke eindroschen, sprach Pater Martino mit gütigem Gesicht von Liebe. Das Universum sei voller Liebe, sagte er, die Bäume und der Wind voller Liebe, und dass es Gottes einziger Wunsch sei, dass sie einander liebten. Bei jedem Boxtraining sagte Pater Martino das. Eigentlich konnte man mit solchen Worten nicht falschliegen … Doch entgegen seinem Wunsch waren die Kinder aus Mojawon, die bei ihm das Boxen gelernt hatten, zwar gesund an Leib, aber nicht gesund an Seele aufgewachsen, denn alle waren kriminell geworden. Manche waren schon tot – erstochen –, andere saßen im Gefängnis. Huisu hatte das Boxen mit achtzehn aufgegeben, als er Junior-Gangster wurde. Gyeongtae dagegen hatte weitergemacht. Für kurze Zeit war er sogar Profiboxer gewesen, hatte es bis zu den Olympischen Spielen geschafft – auch wenn er dort keine Medaille errang – und an der Asien-Boxmeisterschaft teilgenommen, wo er in seiner Kategorie Champion wurde.

      »Wie geht es Pater Martino?«, fragte Huisu.

      »Nicht sehr gut. Er würde dich sehr gern sehen. Sollen wir ihn nicht mal zusammen besuchen, Huisu?«

      »Nein, lass mal. Welchen Sinn hat es, ihm einen Kriminellen zu präsentieren? Wer weiß, wie er reagieren würde.«

      Gyeongtae nickte, und Huisu fragte sich, ob sein Nicken »verstehe« oder »dann eben nicht« bedeutete. Die Jungen waren bis zum Ende der Mole gelaufen, einmal um den Leuchtturm herum, und kamen nun wieder näher.

      »Ich muss los.«

      »Okay. Geh ruhig.«

      »Arbeitest du heute?«

      »Wenn du es Arbeit nennen willst: Ich muss ein paar Betrüger ausführen und ihnen einen ausgeben.«

      Gyeongtae zog sich die Kappe tief ins Gesicht, lächelte Huisu an und setzte seinen Trainingslauf fort, den steilen Hyeolcheongso-Hügel hinauf. Huisu klemmte sich die Zigarette wieder zwischen die Lippen. Er blickte Gyeongtae nach, wie er geschmeidig aufs Meer zulief. In jungen Jahren konnte er schneller laufen als Gyeongtae und hatte länger durchgehalten. Er war damals auch derjenige, den Pater Martino beim Boxen mit dem größten Enthusiasmus begleitete. Wäre Huisu heute mit Gyeongtae gelaufen, er hätte nach hundert Metern den gesamten Inhalt seines Magens ausgekotzt. Die Zigarette im Mund, wanderte sein Blick zu den jungen Boxern, die auf Gyeongtae zuliefen, und dann weiter zum roten Leuchtturm und den wenigen Möwen, die ihn träge umkreisten. Schließlich warf er die Zigarette unangezündet in den weißen Sand und ging langsam zum Grillrestaurant zurück, um dort Chef Gu und die Typen vom Zoll zu begrüßen.

      AUF DER TERRASSE

      Zehn Uhr morgens. Auf der Terrasse des Hotels Mallijang saßen zwei Männer. Der eine war Vater Son, Eigentümer des Hotels, der andere Huisu, sein Manager. Vater Son wirkte an diesem Morgen außerordentlich gut gelaunt, Huisu dagegen mürrisch und übernächtigt, nachdem ihn der Anruf seines Chefs aus dem Schlaf gerissen hatte. Gähnend blickte er auf die große Wanduhr.

      »Bist du müde?«

      »Wenn Sie mit mir reden müssen, bitte lieber nachmittags. Ich bin ein Gangster und arbeite nachts, wieso sollte ich da morgens schon munter sein?« Gereizt drückte Huisu die Zigarette im Aschenbecher aus, nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. Offenbar tat das Gebräu seinem Magen nicht gut.

      Vater Son bereute längst, ihn so früh geweckt zu haben – mit einem kleinen Löffel in seinem Ginsengtee rührend, sah er Huisu prüfend an. »Wie kannst du auf leeren Magen Kaffee trinken? Du solltest Ginsengtee trinken, der ist gesund.«

      »Den können Sie gern selbst trinken und ein langes Leben haben.«

      »Also wirklich, ich bin freundlich, und du meckerst nur rum.«

      »Ihre Freundlichkeit juckt mich nicht, sagen Sie mir einfach, was Sie mir sagen wollen, damit ich weiterschlafen kann.«

      »Nun, ich wollte einfach mal hören, wie es gestern mit den Leuten vom Zoll gelaufen ist.«

      »Was für eine Frage. Gebechert haben die, mit allem, was dazugehört, und da ist ordentlich Kohle bei draufgegangen.«

      Vater Son nickte.

      »Was die Mengen betrifft, alles so wie letztes Jahr?«

      »Die Menge ist denen scheißegal, Hauptsache, es ist nichts Gefährliches dabei.«

      »Natürlich ist nichts Gefährliches dabei. Aber pass du von deiner Seite auch auf, dass die Jungs uns nichts Faules unterjubeln. Dann müssen wir nämlich alle dran glauben. Miese Zeiten sind das.«

      »Wo wir gerade davon reden, können wir das mit dem chinesischen Chilipulver nicht mal sein lassen? Das bringt so wenig ein, finden Sie wirklich, dass sich dafür der Anblick von schaufelnden, schwitzenden Gangstern lohnt?«

      »Da täuschst du dich, das Chilipulver ist durchaus lukrativ.«

      »Für Sie bestimmt, Sie müssen ja auch nur rumsitzen und Scheine zählen. Aber was ist mit uns? Bis wir die beschissenen Container voll haben, sind wir halb tot.«

      »Was redest du da, wie kannst du so übertreiben! Willst du, dass dir das Geld einfach so in die Taschen fliegt ohne jede Anstrengung? Egal, lassen wir das. Um wie viel Uhr wart ihr gestern fertig?«

      »Fünf Uhr morgens.«

      »Tss, ihr hättet auseinandergehen sollen, sobald das Geschäftliche erledigt war. Warum immer alles so in die Länge ziehen?«

      »Bestimmt nicht, weil ich die Kerle so charmant fand. Diese Scheißtypen haben gar nicht daran gedacht, nach Hause zu gehen, die wollten natürlich noch gratis trinken und so weiter. Vom Grillrestaurant habe ich sie in eine Go-go-Bar geschleppt, dann in einen Nachtklub und dann wieder in eine Bar. Irgendwann habe ich’s geschafft, jeden mit einem Mädchen in eins der Zimmer hier zu verfrachten, das Arschloch Gu gleich in meins. Der war völlig besoffen, hat irgendwann angefangen, das Mädchen zu schlagen und Randale zu machen.«

      »Er hat das Mädchen geschlagen? Wenn er besoffen ist, schlägt er Frauen, der Dreckskerl?«

      »Weil er keinen mehr hochkriegt. Tja, was soll man machen, wenn eine Nutte sich zwei Stunden abmüht und man immer noch keinen Ständer hat? Am Ende ist das Schwein sauer geworden, hat gesagt, sie hätte nicht ihr ganzes Gefühl reingelegt, und hat sich auf sie gestürzt, um sie zu verprügeln. Ich konnte ihn wegzerren, und dann hat er sich im Flur in Unterhose auf dem Boden gewälzt, hat geheult und geschrien, dass er eine schwierige Jugend hatte, und jetzt, wo er endlich einigermaßen anständig leben kann, lässt ihn sein Schwanz im Stich. Fuck!«

      »Warum gibt er anderen die Schuld? Sein Schwanz ist das СКАЧАТЬ