Im Zeichen des Drachen. Karl May
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Название: Im Zeichen des Drachen

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783780213068

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СКАЧАТЬ einem herrlichen, tiefblauen Himmel. Die Sonne glühte auf die blitzenden Wogen des Meeres und die bewaldeten Spitzen des Orohenaberges nieder oder funkelte in den Bächen und schmalen Wasserfällen, die von den malerisch aufstrebenden Klippen herabsprangen. Aber ihre Glut erreichte nicht die freundlichen Ansiedlungen, die im Schatten der Palmen und zahllosen Fruchtbäume lagen und von der frischen Seebrise angenehme Kühlung zugefächelt erhielten.

      In dem linden, milden Luftzug rauschten die langgefiederten Wedel der Kokospalmen und raschelten die breiten, vom Wind ausgerissenen Blätter der Bananen zur Erde nieder. Die verwelkten Blüten der Orangen, deren Zweige schon mit goldgelben Früchten bedeckt waren, tropften, wonnige Düfte verbreitend, von dem sich wiegenden Geäst herab. Es war einer jener zauberisch schönen, wunderbaren Tage, wie sie in so reicher Pracht und Herrlichkeit nur in den heißen Ländern zu finden sind.

      Und während das Land in all seiner paradiesischen Schönheit so jung und frisch, als sei es eben erst aus der Hand des Schöpfers hervorgegangen, dalag, donnerte draußen an den Korallenriffen die Brandung ihr tiefes, nicht endendes und nicht wechselndes Lied. Die Zeiten sind anders geworden und mit ihnen die Menschen; die unendliche See ist noch dieselbe und schleudert noch heute, wie vor Jahrtausenden, ihre bald kristallenen, bald dunkel drohenden und mit weißem Gischt gekrönten Wogenmassen gegen die scharfen Dämme. Die von blitzenden Lichtern durchschossenen Fluten hoben und senkten sich, als blickten Tausende von Wasserjungfrauen hinüber, dahin, wo über dem Schaum der Wellen immergrüne, wehende Wipfel sich erheben, unter denen ein dem Untergang geweihtes Völkchen die letzten Pulsschläge seines eigenpersönlichen Leben zu zählen vermag, ohne dabei die Widerstandskraft zu äußern, die etwa die Todeszuckungen der amerikanischen Rasse dem weißen Mann so furchtbar macht.

      Dort am Strand lag Papetee, die Hauptstadt Tahitis, und eine bunt bewegte Schar von Menschen wogte in weißen, roten, blauen, gestreiften, gewürfelten oder geblümten langen Gewändern hin und her. Wie prachtvoll hatten sich die jungen, bildhübschen Mädchen das schwarze, lockige und seidenweiche Haar mit Blumen und dem künstlich geflochtenen, schneeweiß wehenden Bast des Arrowroot geschmückt; wie gewandt und stolz waren die Bewegungen der eingeborenen Stutzer, die den bunten Parau oder die faltige Marra geckenhaft um die Lenden geschlungen und die Tebuta, das Schultertuch, malerisch über die Achsel geworfen hatten und so zwischen den Schönen umherstolzierten! Sie hatten die langen, fettglänzenden Locken mit Streifen ineinandergeflochtener weißer Tapa und roten Flanells umwunden, was ihnen zu ihren bronzefarbenen Gesichtern gar nicht so übel stand.

      Da auf einmal drängte sich alles zum Ufer hin. Der Insel näherte sich ein Kanu, in dessen weißes Segel sich die Brise voll gelegt hatte, sodass die beiden Darinsitzenden des Ruders nur bedurften, um das Fahrzeug im richtigen Kurs zu halten.

      Die beiden Männer im Boot waren Potomba und ich.

      Der Ehri hatte wirklich Wort gehalten, denn wir langten nach zwei Tagen in Tahiti an, obgleich wir zu einem unbedeutenden Umweg gezwungen gewesen waren. Der stetig wehende starke Passat hatte uns trefflichen Vorschub geleistet; Potomba verstand es, jede einzelne Woge zu benutzen, und da wir nicht ermüdeten, weil wir uns im Rudern ablösen konnten, so war unsere Fahrt ungewöhnlich rasch vonstatten gegangen.

      Jetzt nun lag die herrliche Insel vor uns, über die ich so viel Wahres und so viel Unverständiges gelesen hatte; Papetee hob sich immer mehr hervor, und endlich erkannten wir deutlich jeden Einzelnen unter der Menge des Volkes, das sich an den Strand drängte, um unser Fahrzeug zu beobachten.

      Es fiel mir auf, dass sich eine solche Aufmerksamkeit auf unseren kleinen, unbedeutenden Kahn richtete, während es in dem Hafen doch noch ganz andere Gegenstände für die Neugier gab. Ich ließ das Segel fliegen, um von der Brise nicht an die Korallen getrieben zu werden, denen wir uns näherten, und fragte:

      „Siehst du die Leute, Potomba?“

      „Ja, Sahib“, nickte er.

      „Wie kommt es, dass man gerade uns so beobachtet, während es doch viele Boote gibt, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnten?“

      „Die Männer und Frauen kennen mein Boot und Potomba ist ein Ehri, berühmt unter den Leuten seines Volkes. Sitz still und halte dich fest, Sahib, denn wir stoßen jetzt in die Brandung!“

      Wir näherten uns einer Seitenlücke des Korallenrings, durch die nur so schmale Fahrzeuge wie das unsrige Eingang finden konnten. Ein Ruderschlag brachte uns in die Brandung; ihr kochender Wall riss uns empor, hielt uns einen Augenblick lang fest, sodass es schien, als schwebten wir in freier Luft, und schnellte uns dann in das ruhige Binnenwasser hinab.

      Rechts von uns lag eine Reihe von Seeschiffen, die durch die breitere Einfahrt Zugang gefunden hatten. Der Bau des einen kam mir bekannt vor, obgleich der Rumpf allein zu sehen und alles Segelwerk beschlagen war. Droben in den Wanten hing ein Mann, der diesen hohen Punkt gewählt zu haben schien, um besser nach der Stadt lugen zu können. Er trug einen mexikanischen Sombrero auf dem Kopf, und dieser Rohrfaserhut hatte eine Krempe von so außerordentlicher Breite, als ob eine ganze Familie wimmelnder Pekaris darunter Schutz suchen sollte. Eine so ungeheure Krempe wurde sicherlich nur auf besondere Bestellung hergestellt, und zu einer solchen Bestellung war nur ein Einziger fähig, nämlich der sehr wackere und ehrenwerte Kapitän Frick Turnerstick, mit dessen Barke ich vor einiger Zeit von Galveston nach Buenos Aires gefahren war.

      „Halte hinüber nach diesem Schiff, Potomba!“

      „Warum, Sahib?“

      „Sein Kapitän muss ein Bekannter von mir sein.“

      „So willst du mich schon jetzt verlassen und zu ihm gehen?“

      „Ja, wenn ich den Mann dort nicht etwa verkenne.“

      „Sahib, das Schiff gehört den Yanki, die ich nicht liebe. Suche dir lieber ein Schiff der Franki oder der Germani aus.“

      „Der Mann ist mein Freund.“

      „Aber ich werde dich dennoch nicht zu ihm bringen.“

      „Warum?“

      „Du hast zu Potomba gesagt: ,Ich habe dich lieb.‘ Hast du die Wahrheit gesprochen?“

      „Ich sage dir keine Lüge.“

      „So bitte ich dich, mit nach Papetee in mein Haus zu gehen, um bis morgen auszuruhen. Du müsstest eigentlich lange bei mir bleiben, viele Tage, viele Wochen, aber du hast den Deinen versprochen, schnell zurückzukehren, und darum darf ich dich nur bis morgen früh aufhalten.“

      „Ich würde bei dir bleiben, solange es mir meine Zeit erlaubt, Potomba; aber wenn sich der Kapitän dort bereit finden lässt, die Meinen zu holen, und gleich absegeln kann, so muss ich mit ihm fahren.“

      „Er kann nicht eher fort als morgen. Die Flut hat jetzt begonnen; er muss die Ebbe abwarten, die erst am Abend kommt, dann aber ist es so dunkel, dass er sich nicht durch die Klippen wagen darf.“

      „Das ist wahr; er müsste also die zweite Ebbe erwarten, könnte sich aber auch während der Flut von einem Dampfer hinausbringen lassen.“

      „Du vergisst, dass ein so großes Schiff vieler Zeit und Arbeit bedarf, um für die See fertig zu werden.“

      „Und du weißt nicht, wie flink die Yanki sind, diese Arbeit zu vollbringen.“

      „Und doch wird Zeit übrig sein, dass du wenigstens nur eine Stunde mit mir kommen kannst.“

      „Das СКАЧАТЬ