Vom Wind geküsst. Lin Rina
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Название: Vom Wind geküsst

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783959913683

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СКАЧАТЬ anschließend die Stirn auf ihren angezogenen Knien ab.

      »Er hat sich beim Frühstück Haferbrei geholt, aber keinen Löffel davon gegessen. Und dann hat er sein Kappa falsch herum eingespannt. Klar, die Dinger sind vorn so zottelig wie hinten. Aber die Hörner hätten ein Hinweis sein können«, sagte Bree in dem spottenden Ton, der so typisch für sie war, schraubte den Verschluss des Wasserschlauches auf und setzte zum Trinken an.

      »Vielleicht hat er gestern ja zu viel Wein getrunken«, bemerkte Hanna spitz und es war das Erste, was ich heute von ihr zu hören bekam.

      Sie war eine starke Verfechterin von Disziplin und Tugendhaftigkeit. Und sie wünschte sich, dass ihre Schwester Ayo und deren Freundinnen das ähnlich sehen würden.

      Die Mädchen verstummten schlagartig. Die Kopfschmerzen und das schlechte Gewissen nagten sicher an ihnen.

      Ich schwieg ebenfalls, war noch in Gedanken bei dem, was Bree gerade erzählt hatte.

      Heute Morgen war ich Justus als Erste begegnet, direkt nach dem Aufwachen, und er hatte nicht gewirkt, als ob ihm der Wein von gestern zu Kopf gestiegen wäre.

      Also blieben noch ich und mein verrücktes Verhalten, für das ich mich mittlerweile in Grund und Boden schämte. War es möglich, dass ich ihn so aus dem Konzept gebracht hatte, dass er bei einem Kappa hinten und vorn verwechselte? Oder war danach noch etwas vorgefallen?

      Gedankenverloren drehte ich die Finger ineinander und starrte in den Himmel.

      Ich könnte den Wind fragen, doch traute ich mich das? Missmutig seufzte ich in mich hinein, biss mir auf die Unterlippe und gab schlussendlich doch meiner Neugierde nach.

      Wind!, rief ich und sofort war er bei mir, um fröhliche Kreise um mich zu drehen. Er mochte es, wenn wir unterwegs waren. Dann waren wir der Freiheit zum Greifen nah.

      Was ist mit Justus? Was hat er heute gemacht?, erkundigte ich mich zögerlich.

      Für gewöhnlich fragte ich den Wind solche Dinge nicht. Die Geheimnisse anderer sollten auch die anderer bleiben. Aber ich musste einfach sichergehen, dass nicht ich der Grund für Justus’ sonderbares Verhalten war.

      Aufgeregt schwang der Wind hin und her.

      Wie genau willst du es denn wissen?, gab er zurück und ich gebot ihm mit einer ungeduldigen Handbewegung, endlich anzufangen.

      Er ist zu deinen Sachen gegangen und hat sie zusammengerollt, begann er und meine ungeteilte Aufmerksamkeit regte ihn dazu an, stärkere Böen durch die Felder zu schicken.

      Dann ist er zum Lager zurück und hat sie in deinen Wagen gelegt. Er hat geseufzt und sich die Haare gerauft. Und er hat mit der Faust gegen den Türrahmen geschlagen. Bree hat ihm Haferbrei mit Honig gegeben, er hat ihn nicht gegessen und zu Marc gesagt, er habe keinen Hunger. Er hat den Brei an ein Kappa verfüttert.

      Ich stoppte ihn und kaute wieder auf meiner Unterlippe herum. Ist irgendwas Besonderes vorgefallen?, versuchte ich die Sache zu präzisieren.

      Irgendwas Besonderes vorgefallen, wiederholte er meine Worte als Zeichen seiner Verwirrung. Frustration schwang in den Kreisen, die er zog, da er mir nicht das geben konnte, was ich offensichtlich hören wollte.

      Schon gut. Vergiss es, seufzte ich stumm und fuhr mit den Fingern durch ihn hindurch, um ihm zu zeigen, dass ich nicht unzufrieden mit ihm war. Der Wind war eben nur der Wind und sein Bewusstsein war anders als das von Menschen.

      Nicht mehr so ausgelassen wie zuvor, kehrte er zu den Wiesen zurück, an denen wir gemächlich vorbeifuhren.

      Ich starrte wieder in den Himmel.

      »Manchmal bist du schon merkwürdig, Cate«, sprach mich Hanna unvermittelt an und schreckte mich damit auf.

      »Wie bitte?« Irritiert blinzelte ich und brauchte einen Moment, um aus meinen Gedanken ins Hier und Jetzt zurückzufinden.

      »Wenn du so in die Luft starrst, als wäre da etwas, und dann noch mit den Händen tanzt. Du siehst dann einfach ein bisschen verrückt aus«, meinte sie mit einem Lächeln im Mundwinkel und winzige Lachfältchen bildeten sich um ihre warmen braunen Augen. Sie sah inzwischen sehr viel wacher aus und die sanft gewellten blonden Haare umrahmten ihr schmales Gesicht, als sie mir einen kurzen Blick zuwarf.

      Der Wagen ratterte durch ein Schlagloch und von hinten ertönte kollektives Aufstöhnen.

      »Der Wind ist doch dort«, erklärte ich und er freute sich über meine Erwähnung.

      »Ja, aber manchmal sieht es so aus, als würdest du mit ihm reden.« Sie sagte es, als hätte sie einen Witz gemacht. Meine Wangen färbten sich augenblicklich rot. Zum Glück sah sie nicht hin, sodass sie keine Rückschlüsse ziehen konnte.

      Denn Hanna wusste es nicht. Keiner wusste es, da ich es niemandem gesagt hatte. Nicht einmal Justus.

      Schon mehr als einmal hatte ich mir vorgenommen, es ihm zu verraten, und jedes Mal doch wieder aufgeschoben. Zu schwerwiegend war diese Information. Denn ich sprach ja nicht nur mit dem Wind; er antwortete.

      Wir rasteten, als die Sonne gerade ihren Zenit überschritten hatte.

      Tanja packte die Kochutensilien aus und ihr Mann Kai entfachte ein Kochfeuer. Hanna war, wie so typisch für sie, gleich hinüber­geeilt und hackte mit Garan zusammen Gemüse. In letzter Zeit schien sie etwas übereifrig. Und Garans Gesichtsausdruck nach zu urteilen, dachte er das auch. Ich verstand Hanna jedoch zu wenig, um den Grund zu erraten.

      Ayo, Mei und Bree holten in unserem Wagen ein wenig Schlaf nach. Das würde ihnen guttun. Bree schlief meist mit Ayo in einem Bett, da sie ihres noch im Wagen ihrer Eltern hatte.

      Obwohl sie bereits fast siebzehn war und ihre Kräfte sich entfaltet hatten, war ihr nicht das Privileg zuteilgeworden, bei den Frauen zu wohnen.

      Das war keine böse Absicht, vielmehr waren sämtliche Betten bereits besetzt. Die gesellschaftliche Zurückstufung zu einem Kind, die sie dadurch empfand, machte ihr ziemlich zu schaffen.

      Manchmal glaubte ich, sie gäbe mir die Schuld daran. Weil ich nicht zu ihnen gehörte und trotzdem ein Bett beanspruchte, in dem ich so gut wie nie schlief.

      Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie mich nicht leiden konnte.

      Um ihrer Schmach zu entgehen, legte sie sich so oft es ging zu Ayo, die sich ihrerseits über die Anwesenheit ihrer besten Freundin freute.

      Im Gegensatz zu ihnen wäre es mir recht gewesen, ihr das Bett zu überlassen und die Hängematte zu meinem festen Schlafplatz zu bestimmen.

      Ich war nun mal anders. Warum es leugnen?

      Justus, der bei Marc und Dante stand, sah zu mir herüber und versuchte meinen Blick aufzufangen. Ich wandte mich jedoch wie zufällig ab. Noch war mir mein Wutausbruch von heute Morgen viel zu peinlich und mein Herz schmerzte bei dem Gedanken an Justus.

      Neben mir im Gras saßen die Kinder, die mit Würfeln spielten. Ich beugte mich zu ihnen, um einen guten Grund zu haben, meinen Blick gesenkt zu halten, und wurde von ihnen direkt ins Spiel miteinbezogen.

      Benji schob mir einen roten Würfel zu und Vivien zeichnete gleich СКАЧАТЬ