Vom Wind geküsst. Lin Rina
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Название: Vom Wind geküsst

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913683

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СКАЧАТЬ war ich denn damit in der Vergangenheit umgegangen? War es mir egal gewesen? Hatte ich nicht so genau hingeschaut? Ach, verflucht.

      Es tröstete mich nur wenig, sicher zu sein, dass er nie eine von ihnen mit in seinen Wagen genommen hatte, wie Marc das gern tat.

      Um vor Wut nicht laut aufzuschreien, drückte ich mein Gesicht fester ins Kissen und biss hinein.

      Der Wind passte sich meiner Stimmung an und frischte auf, drehte sich um die Hängematte und wirbelte trotzig Laub durch die Gegend.

      »Cate?«, fragte eine raue Stimme verschlafen.

      Ich hielt die Luft an.

      Justus! Er war hier. Mein Herzschlag setzte zur doppelten Geschwindigkeit an.

      Natürlich! Dieser verdammte Mistkerl lag direkt unter mir.

      Marc hatte den Wagen für sich besetzt und das hieß für Dante und Justus, dass sie woanders übernachten mussten.

      Dante kam dann meist bei seinem kleinen Bruder Garan unter. Na ja, und Justus schlief draußen. Unter meiner Hängematte auf dem Boden.

      Ich hatte ihm schon tausendmal gesagt, ich würde ihm auch eine Matte weben, wenn er das wollte. Doch er hatte jedes Mal abgelehnt. Die Erde sei sicherer, als in der Luft zu schlafen, hatte er erwidert. Und unter mir sowieso, denn das Regenrisiko war dort minimal.

      »Ich weiß, dass du wach bist«, murmelte er und ich hörte das Lächeln in seiner Stimme. Er hatte wirklich die Dreistigkeit, so zu tun, als wäre nichts gewesen. Wie mich das ärgerte! Dieser blöde Haufen Kappadreck!

      »Der Wind pustet wie ein kleiner Orkan. Du wälzt dich von einer Seite zur anderen und schnaubst wie ein Kappa.« Er lachte.

      Erneut biss ich ins Kissen und kniff die Augen fest zu, um vor Wut nicht zu weinen.

      Ich antwortete ihm nicht, versuchte meine Gefühle zusammen­zuhalten und spürte, wie die Sekunden verstrichen.

      »Alles in Ordnung?«, fragte er sanft und plötzlich spürte ich seine Hand an meinem Rücken. Sie war so heiß, dass ihre Hitze durch die Hängematte drang.

      Das war zu viel für mich. Zu viel für meine Wut, für meine gespannten Nerven und zu viel für mein Herz.

      Wie ein Pfeil schnellte ich aus meiner Hängematte in die Luft und stürzte mich mit einem Kampfschrei auf Justus.

      Erschrocken riss er die Augen auf, als ich auf ihm landete. Dann holte ich aus, war entschlossen, mit meiner Faust gegen seine Brust zu hämmern, um meiner Wut Ausdruck zu verleihen. Und um meine Gefühle zu vertreiben.

      Doch Justus wich im letzten Augenblick aus, packte mich und drehte sich mit mir zur Seite. Der Schlag erwischte nur seine Schulter, aber meine Fingerknöchel knackten trotzdem schmerzhaft. Es tat höllisch weh.

      Wir rollten weiter durchs Laub und ich biss ihm wutentbrannt in den Oberarm. Wie damals, als wir noch Kinder gewesen waren.

      »Aua! Cate!«, rief Justus verwirrt und schockiert zugleich.

      Mir war das ganz recht. Sollte er sich ruhig erschrecken.

      Er drückte meine Schultern mit den Armen zu Boden und hielt mich mit dem Gewicht seines Körpers nach unten gepresst. Wütend versuchte ich, ihn zu treten, doch ich bekam die Beine nicht frei.

      Aus seinem Gesicht wich der erste Schreck einem langsam aufsteigenden Ärger. »Was ist denn in dich gefahren? Bist du verrückt geworden?!«, blaffte er und sah mir in die Augen, als wäre dort eine Antwort zu finden. Blätter rieselten ihm aus dem Haar und in seinen schwarzbraunen Augen glomm der Funke der Wut.

      Sein Bein lag zwischen meinen und er war so warm, dass mir schwindlig wurde. Mein Magen flatterte fürchterlich und ich verlor zunehmend die Konzentration.

      Verzweifelt nahm ich mich zusammen. »Geh von mir runter!«, schrie ich ihn an und Justus zögerte nur kurz, bis er reagierte und mich losließ. Hastig setzte er sich auf und gab mich frei.

      Ich zögerte nicht, schwang mich vom Boden in die Luft und auf die Füße. Der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht.

      Justus sah mich halb wütend, halb irritiert an.

      Ich musste hier weg. Mein Ärger verrauchte langsam und verwandelte sich wieder zu einem quälenden Gefühl in der Brust. In meiner Hand pulsierte der Schmerz, aber ich ignorierte ihn. Mit einem letzten Schnauben drehte ich mich um und marschierte in den Wald.

      Der Wind folgte mir, wühlte weiter Blätter auf und rauschte durch die Bäume.

      Hinter mir hörte ich, wie Justus sich aufrappelte und mir hinterherlief. Äste knackten, Laub raschelte.

      »Lauf mir ja nicht nach!«, kreischte ich, obwohl ich mir langsam doch etwas albern vorkam, und stapfte umso entschlossener weiter. Der Boden fühlte sich unter meinen nackten Füßen feucht und kalt an.

      Justus war stehen geblieben. »Habe ich was angestellt?«, rief er mir hinterher, aber ich antwortete nicht. Sollte er ruhig selbst herausfinden, was er getan hatte. Ich würde ihm dabei sicher nicht helfen.

      »Hast du etwa deine Tage?«, fragte er dann und ich kam vor Überraschung ins Straucheln. Das hatte er jetzt nicht wirklich gefragt? Die Wut, die schon fast verraucht war, loderte wieder auf. Ich wirbelte herum, hob in der gleichen Bewegung die Hand und riss Justus mit einem gezielten Windstoß die Füße unterm Körper weg. Noch während er fiel, stapfte ich weiter.

      Nur das dumpfe Geräusch des Aufschlags und sein erstauntes Aufkeuchen waren zu hören. Und das verschaffte mir einen kleinen Funken Genugtuung.

      Erst als ich einen kleinen See erreicht hatte, blieb ich stehen. Die Sonne ging gerade über den Baumwipfeln auf und ließ die Wasser­oberfläche glitzern.

      Ich schickte den Wind los, um nachzusehen, ob ich wirklich allein war. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er zu mir zurückkehrte.

      Er hatte zwei streitende Eichhörnchen entdeckt und einen Hirsch, der auf der anderen Seite des Sees Haselnüsse fraß. Ansonsten war keiner in der Nähe.

      Nicht einmal Justus. Er hatte die Warnung offensichtlich verstanden und war zurück zu den Wagen gegangen.

      Er hat deine Sachen mitgenommen, teilte mir der Wind mit, während ich die Schnürungen an meinem Kleid öffnete.

      Ich schälte mich etwas umständlich aus dem groben Leinenstoff, wickelte das Brustband auf und entledigte mich auch meiner restlichen Unterwäsche.

      Ein Bad würde mir guttun. In vielerlei Hinsicht.

      Ich atmete tief durch, nahm Anlauf und sprang in einem weiten Bogen bis zur Mitte des Sees.

      Es platschte laut, als ich die Oberfläche durchdrang. Eisiges Nass umfing mich. Alle Geräusche wurden gedämpft und für einen kleinen Moment war ich in einer anderen Welt. Eine Welt, in der ich allein war, weil mir nicht einmal der Wind hierher folgen konnte.

      Doch langsam ging mir die Luft aus und ich bekam Kopfschmerzen von der Kälte des Wassers. Doch wenigstens hatte ich es geschafft, für ein paar Augenblicke einfach alles zu vergessen.

      Ich СКАЧАТЬ