Название: Nibelar - Die Gruft
Автор: Christine Troy
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960743149
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„Was? Was sagt Ihr da? Ranon hat noch gar nicht erwähnt, um was es geht?“, fragte Raja ungläubig.
„Nein. Wie sollte ich auch?“, rechtfertigte sich ihr Gemahl sogleich. „Die Versammlung hatte noch gar nicht recht begonnen, da fing Horgard schon von dieser Restschuld an.“
„Ja, aber ich dachte ... Warum hast du mir denn nichts gesagt? Ranon, du hättest mich aufhalten müssen! Du weißt, wie wichtig es ist, dass alle Zwergenvölker von den jüngsten Ereignissen unterrichtet werden. Auch Horgard, wir brauchen Selatogs Unterstützung.“
„Wenn ich Euch kurz unterbrechen dürfte“, mischte sich der kahlköpfige Terdan in das Gespräch des jungen Ehepaars. „Um was genau geht es hier eigentlich? Wenn man Euch zuhört, könnte man ja glauben, dass ganz Nibelar vor dem sicheren Untergang steht.“
Raja seufzte unterdrückt und ließ sich auf einen der Sessel nieder. Als sie sich Zwergenruhs Ältestem zuwandte, wich der besorgte Ausdruck auf ihrem Gesicht einer strengen Miene. „Nun ...“, begann sie. „Wie Ihr wahrscheinlich wisst, wurde unser geliebter König Algar vor wenigen Wochen von einem Fabelwesen heimgesucht, einem Mooswürger ...“ Raja erzählte dem Alten und seinen Männern die ganze Geschichte. Wie sie sich mit den Waldelfen-Geschwistern Saruna und Gweldon auf die Reise in die Genusischen Sümpfe begeben hatte, von den Feuerelfenbrüdern Zemeas und Azarol, die sie auf ihrem Weg begleitet hatten, und vom Angriff auf Walgerad, ihrem Bündnis und Nalajs Prophezeiung. Auch dass das Geschöpf Jarkodas mit seinen Schattenhexern über Nibelar herfallen, das Land dem Erdboden gleichmachen und eine jede Seele an sich und somit an die Dunkelheit binden wollte, erzählte sie.
Terdan und seine Männer lauschten Rajas Bericht aufmerksam. Als sie fertig war, schwiegen sie eine Weile bedächtig.
Schließlich ergriff Ranon das Wort. „Wir hier in Felsstadt haben nicht vor, dem Feind unbewaffnet oder unvorbereitet entgegenzutreten, deshalb wurden bereits die wichtigsten Maßnahmen ergriffen. Es wurden neue Waffen geschmiedet, Vorräte in den Stollen und Minen angelegt und auch das Volk wurde über die Situation unterrichtet.“
Terdan nickte, rieb sich das stoppelige Kinn und fragte: „Und was genau erwartet Ihr jetzt von uns?“
„Ich würde empfehlen, dass Ihr Euch Eurerseits auf das Unvermeidliche vorbereitet. Da wir nicht wissen, wann dieser Angriff stattfinden wird, müssen wir stets wachsam sein und unser Volk zu jeder Tages- oder Jahreszeit zu verteidigen wissen.“
Terdan gluckste belustigt. „Also, wenn ich das richtig verstanden habe, so wisst Ihr weder wann dieser Angriff stattfinden wird, noch mit was genau wir es zu tun haben. Abgesehen davon sollen wir uns auf das Gewäsch eines alten, wie mir scheint, recht verwirrten Elfenweibs verlassen?“
„Nalaj ist nicht verwirrt!“, entfuhr es Raja.
„Verzeiht mir, Teuerste, Eure Nalaj in allen Ehren. Doch werdet Ihr gewiss verstehen, dass ich keine derart kostspieligen Maßnahmen ergreifen werde, solange ich nichts Handfesteres als die Aussage einer einzigen Person habe.“
„Eine Prophezeiung, keine Aussage!“
„Prophezeiung“, berichtigte der Alte seine Worte. „Dennoch, Ihr werdet gewiss verstehen, dass Zwergenruh nicht über die nötigen Mittel für ein derartiges Unterfangen verfügt. Der Winter war lang und streng und unsere Ressourcen sind so gut wie aufgebraucht.“
„Aber die letzte Ernte war doch mehr als ertragreich und die Schatzkammern Eures Volkes sind ...“
„Das verstehen wir natürlich“, unterbrach Ranon seine Frau, während er ihr mit einer beiläufigen Handbewegung bedeutete, dass sie sich beruhigen und still sein sollte. Raja schluckte die Worte, die ihr bereits auf den Lippen brannten, so unwillig hinunter, als wären sie eine Handvoll rostiger Nägel.
„Gibt es sonst noch was, das Ihr uns fragen oder mit uns besprechen wolltet?“, erkundigte sich der Älteste mit abweisender Miene.
„Nein, das war alles.“ Ranons Stimme klang freundlich.
„Gut, dann werden wir uns wieder auf den Heimweg machen. Bestellt König Algar meine Genesungswünsche.“ Terdan erhob sich, rückte seine Rüstung zurecht, verbeugte sich zum Abschied und verließ gefolgt von seinen Männern den Saal.
*
Kapitel 3
Nilwas Botschaft
„Was sollte das eben, Ranon?“, fuhr Raja ihren Mann mit glühenden Wangen an. „Du weißt doch genauso gut wie ich, dass Zwergenruhs Schatzkammern zum Bersten gefüllt sind. Und ihre Ressourcen sollen was ... aufgebraucht sein? Dass ich nicht lache! Bei den Vorräten, die sie jedes Jahr anhäufen, müssten sie ein ganzes Heer fetter Wemare durchfüttern, um alle Lebensmittel wegzubekommen.“
„Ich weiß“, seufzte der bärtige Zwerg und ließ sich zurück in seinen Sessel sinken. „Ich habe dir doch gesagt, dass Terdan nicht einwilligen wird. Er würde nie die Schätze seines Volkes antasten, vor allem nicht, weil er sie als die seinen betrachtet. Er mag ja sonst ein gerechter und ehrlicher Zwerg sein, doch sein Geiz ... Nein, Terdan würde uns nie helfen, solange es ihn auch nur einen einzigen Kupferling kosten würde.“
„Aber es geht hierbei nicht nur um unser Volk, Ranon, es geht auch um Zwergenruh und Selatog, ja, um ganz Nibelar. Wenn Jarkodas’ Armeen angreifen, werden sie Terdan nicht verschonen. Dann wird er seine ach so geringen Ressourcen schröpfen müssen und braucht ein Heer, das ihn gewiss so einiges kosten wird!“
„Ja, nur dann wird es zu spät sein. Ohne Vorbereitung ist weder Selatog noch Zwergenruh einem Angriff gewachsen.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Gute Frage. Wenn wir nur wüssten, was in Walgerad los ist, warum sich die Feuerelfen bis heute nicht blicken ließen.“ Ranon überlegte einen Moment. „Sagte Saruna nicht, dass Zemeas schon vor etwa einer Woche hätte zurück sein müssen?“
„Doch, eigentlich schon. Aber wer weiß, vielleicht hat sich ihr Ältestenrat noch nicht zu Ende besprochen?“
„Nach elf Tagen? Das glaubst du doch selber nicht.“
Raja seufzte. „Nein, aber ich hoffe es. Denn anderenfalls gibt es für sein Wegbleiben nur eine einzige logische Erklärung: Walgerad wurde ein zweites Mal angegriffen und das Volk der Feuerelfen ausgerottet.“
„In diesem Falle stünden wir alleine da“, schlussfolgerte Ranon.
„Na ja, nicht ganz, Dalwas’ Waldelfen kämpfen ja noch an unserer Seite.“
„Raja, die Waldelfen sind gewiss die talentiertesten Alchemisten unseres Landes, doch ist es kein Geheimnis, dass die Kriegskunst nicht die ihre ist, und das weißt du auch.“
Die kleine Frau nickte und eine Weile schwieg das junge Paar bedrückt. Schließlich griff sich Raja an den Hals. „Oh“, sagte sie, überrascht mit den Fingern unter den Stoff ihres Kragens tastend.„Das Amulett von Dawatai, es ist weg.“
„Wie, СКАЧАТЬ