Waidmannsruh. Alexandra Bleyer
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Название: Waidmannsruh

Автор: Alexandra Bleyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sepp Flattacher

isbn: 9783960416456

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Zugegeben, Sepp tat sich nicht immer leicht, Irmis Stimmungen zu deuten. Aber in diesem Fall erinnerte sie ihn stark an den Dampfdruckkochtopf seiner Mutter, der einmal etwas zu viel Druck entwickelt hatte und zum Geschoss geworden war. In einem solchen Fall half nur eines: Rückzug und Deckung suchen.

      Er marschierte zum Hirschhaupt und blendete aus, wie Irmi kalmierend auf Vinzenz und Walter einwirkte. Nur ein verächtliches Schnauben konnte er nicht ganz unterdrücken, als sie die beiden aufforderte, sich die Hände zu reichen. Kindergarten eben.

      Sepp hockte sich hin und musterte die Trophäe. Das Haupt war waidgerecht auf Fichtenästen gebettet, aber es fehlte …

      »Wo ist der letzte Bissen?«

      »Wird wohl rausgefallen sein«, verteidigte sich Walter lahm.

      »Du, das ist eine Frage der Waidgerechtigkeit und des Respekts dem Leben gegenüber!«

      »Dem Hirsch ist das doch scheißegal!«

      »Aber mir nicht! Das ist Tradition!«

      »Die Zeiten ändern sich«, maulte Walter zurück.

      Sepp stand auf und baute sich vor Walter auf, der zwar nur halb so alt war wie er und damit voll im Saft stand, aber wenn jemals der Tag kommen sollte, an dem die Jagdvereinsmitglieder keinen Respekt mehr vor ihm hatten, würde er sein Gewehr an den Nagel hängen.

      »Aber ich ändere mich nicht«, knurrte er ihn an. »Hast das verstanden?«

      Walter zögerte; sein Blick flackerte zu den anderen, aber wenn er von denen Rückenstärkung erwartete, hatte er sich getäuscht. Er nickte knapp.

      »Ich hör nichts! Hast du mich verstanden?«

      »Ja, Sepp.«

      »Dann erweis dem Stück die letzte Ehre. Aber zack, zack!«

      Die Hände in die Hüften gestemmt, beobachtete Sepp, wie Walter ein Stück Fichtenast abbrach und es dem Hirsch in den Äser schob. »Zufrieden?«

      »Mit dir? Nicht wirklich. Aus dir wird nie ein richtiger Jäger werden! Du bist eine Schande –«

      »Sepp, lass es gut sein«, sagte Irmi leise. »Setz dich her und trink was.«

      Sie klopfte auf den freien Platz neben sich. Er ließ sich nicht zweimal bitten. Aber ganz vergessen konnte er seinen Groll auch nicht.

      »Ist doch wahr!«, schimpfte er. »Schau ihn dir an, den Walter. Der geht mit einer Hauben mit dem Logo von seinem Baumarkt auf die Jagd! Wie schaut denn das aus?«

      Irmi antwortete ihm nicht, sondern stellte eine Flasche Radler vor ihn hin. Sie reichte ihm auch einen der Plastikbecher, die noch ineinandergestapelt ihrer Benutzung harrten. Sepp hob ihn an und betrachtete angewidert die bunten Drachenmotive darauf.

      »Hat die der Walter noch vom letzten Kindergeburtstag übrig gehabt?« Er warf ihn zurück.

      »Vermutlich. Der Valentin ist fünf, oder?«, fragte Irmi Walter, der hinter ihnen eine leere Bierkiste über eine andere stapelte.

      »Hm, ja. Der ist schon ein großer Bua.«

      Stolz rief Walter Valentin zu sich, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Da brauchte es keinen Vaterschaftstest.

      »Wirst du auch amål ein Jäger werden wie der Papa?«, betrieb Irmi kindgerechte Konversation, wobei ihre Stimmlage gleich noch um einiges höher wurde.

      Dass die Leute mit kleinen Kindern nicht normal reden konnten.

      »Ja«, erklärte Valentin. »Das Christkindl hat mir ein Schießgewehr gebracht. Ein echtes!«

      »Das war heuer ein besonders braves Christkind.« Walter zauste Valentins Haare, und das Kind drückte sich an ihn. »Nur die Mama hat ka Freud damit und hat mit dem Christkind geschimpft. Die Mama versteht das eben nicht, Valentin. Die hat keine Ahnung!«

      »Er ist doch erst fünf«, wandte Manuela ein.

      »A Jaga braucht a Gewehr.«

      »Aber nicht schon im Kindergarten!«

      Walter äffte sie kindisch nach, wobei er ein paar der anderen zum Lachen brachte. Als er dann jedoch versuchte, seinen Arm um Manuela zu legen, wich sie ihm aus und begann, leere Flaschen und Becher von den Tischen zu räumen.

      »Manuela hat recht, Waffen sind kein Spielzeug, und du Nupla bist blöd gnua, dass du vorn in den Lauf hineinschaust, wenn der Valentin damit spielt«, warnte Sepp.

      Walter gab sein nervtötendes wieherndes Lachen von sich, als ob er einen Schmäh gemacht hätte. Dabei war mit Waffen in Jägerhaushalten nicht zu spaßen; leider kam es immer wieder zu unglücklichen Unfällen.

      Manuela flüsterte Sepp ein rasches Danke zu, bevor sie damit fortfuhr, sauber zu machen.

      »Weißt, was a Jaga braucht?«, fragte Sepp den Gschråp. »Einen richtigen Jagahut! Mit dem kannst dir auch nicht weh tun.«

      Karl Hartmann lachte, nahm seinen Hut ab und stülpte ihn Valentin über den Kopf; natürlich war er viel zu groß und rutschte ihm gleich einmal über die Augen hinunter. »Jetzt bist a richtiger Jaga!«

      »Nit so wie dein Vater«, konnte es sich Sepp nicht verkneifen.

      »Schau, Mama, ich bin ein Jaga mit Hut!«

      Manuela kam nicht einmal ein Lächeln aus. Sepp musste schmunzeln, denn dem Walter vergönnte er einen schief hängenden Haussegen, und Manuela konnte schon eine richtige Zwiderwurzn sein.

      »Valentin, gemma ins Haus. Es ist schon spät, und du musst ins Bett.«

      »Aber Mama …«

      Manuela schreckte nicht davor zurück, die ultimative Waffe einzusetzen. »Komm, dafür darfst noch ein bisserl fernsehen.«

      Karl konnte sich in letzter Sekunde seinen Hut schnappen, so schnell flitzte Valentin an ihm vorbei und zur Tür hinaus.

      Walter zuckte mit den Schultern und holte Sackerln mit Chips und Soletti aus einer Bananenschachtel, um sie auf den Tischen zu verteilen. Toni Brugger hatte leider recht: Beim Guggenberger war es geselliger zugegangen; vor allem hatte es beim Hirschfeiern immer was Ordentliches auf den Teller gegeben, ein Hirschgulasch oder zumindest Würstln mit Kraut. Aber sicher keine Chips!

      »Habts noch Platz für uns?«, fragte Reini.

      »Fralewol!«, kam Irmi Sepp zuvor und rutschte auf der Bierbank ein Stück weiter.

      Nur zu gern rückte er auf, und obwohl Dani halb auf Reini saß, wurde es verflixt eng, was Sepp jedoch nicht bekümmerte: Mit Irmi auf Tuchfühlung zu gehen, war in Ordnung. Zufrieden trank er von seinem Radler; selbstverständlich aus der Flasche, denn so einen Drachenbecher würde er nie im Leben benutzen.

      Auf einmal ging ein Presslufthammer los, zumindest das Geräusch eines solchen hämmerte durch den Raum und schreckte nicht nur Irmi auf. »Himmel!«

      Walter wieherte. »Das ist mein СКАЧАТЬ