Waidmannsruh. Alexandra Bleyer
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Название: Waidmannsruh

Автор: Alexandra Bleyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sepp Flattacher

isbn: 9783960416456

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СКАЧАТЬ haben die Aussage vom Barkeeper. Die Dame ist am Abend recht lang an der Bar gesessen.« Er hatte ihnen den Beleg des Getränkekonsums gezeigt. Hätte Martin das alles getrunken, hätte man ihn auch aus dem Zimmer tragen können, ohne dass er etwas mitbekommen hätte.

      Treichel inhalierte die letzten Kekse und spülte sie mit seinem Kaffee hinunter, bevor er die leere Tasse etwas zu kräftig absetzte. Nur drei steinharte Kokosbusserln blieben einsam und verlassen übrig. Die wurden Vanessa Liebeteggers Mutter zugeschrieben, sodass jeder hier einen weiten Bogen um sie machte. Da ihre Kollegin Vanessa ihre Stunden auf fünfundsiebzig Prozent erhöht hatte, war in Zukunft wohl wieder öfter mit den dubiosen Koch- und Backkünsten ihrer Mutter zu rechnen.

      »Diebstähle in Hotels gibt’s ja immer wieder, Gelegenheit macht Diebe«, brummte Treichel.

      »Ob’s derselbe Täter war wie im ›Hotel Tauernblick‹?«, überlegte Martin laut.

      Dort hatte es in der Woche vor Weihnachten zwei Fälle gegeben: ein Griff in die Kassa der Rezeption und eine Runde durch die Hotelzimmer, wobei aus zweien davon Bargeld und eine Uhr entwendet worden war. Sie hatten, da gleicher Betrieb und nur zwei Tage zwischen den Taten, entweder auf einen Gast oder einen Mitarbeiter getippt. Bei Diebstahlserien an ein und demselben Ort mit eingeschränktem Täterkreis, wie in einer Firma, war es oft zielführend, einen beispielsweise mit Silbernitrat präparierten Köder auszulegen. Schlug der Täter zu, konnte man ihm durch die Rückstände an den Fingern oder an der Kleidung den Diebstahl nachweisen. So waren sie auch im Hotel vorgegangen; leider ohne Erfolg.

      »Möglich. Ausschließen können wir nichts. Aber das mit dem Ring vom Finger ist verdammt frech. Was, wenn das Opfer aufwacht?« Man konnte förmlich zusehen, wie Treichels Blutdruck in die Höhe schoss. Sein Gesicht nahm eine dunklere Tönung an. »Was dann? Wird dann aus einem Einschleichdiebstahl ein Überfall?«

      »Warum nicht gleich ein Raubmord?« Gerhard schnaubte in seine Tasse, warf aber über deren Rand hinweg Martin einen provokativen Blick zu. »Das wäre was für dich, oder? So als Ausklang vom alten Jahr oder um gut ins neue zu rutschen?«

      »Damit macht man keine Witze!«, erwiderte Martin.

      Treichel stand auf, zog sich den Hosenbund zurecht und strich sich über das Hemd, das sich mehr als sonst über seinen Wåmpm spannte. Die Feiertage waren am Chef nicht spurlos vorübergegangen und unterwarfen die Knöpfe dem ultimativen Belastungstest.

      »Ich mag keine übermütigen Diebe. Das kann zu schnell ins Auge gehen. Da müssen wir wachsam sein! Gut, dass wir mit dem 1. Januar endlich Verstärkung bekommen.«

      Treichel hatte sich in den letzten Monaten vehement um den personellen Ausbau seiner Dienststelle bemüht, was mit mehr Bürokratie verbunden gewesen war, als selbst einem eingefleischten Beamten wie ihm lieb sein konnte.

      »Ah ja. Ein unerfahrener Polizeischüler und ein Grufti aus Villach, oder?«, zeigte sich Gerhard skeptisch. »Der eine wird nicht wissen, wo beim Kuli oben und unten ist, und der andere wird keinen Kuli mehr angreifen wollen!«

      »Und eine ganz gewiefte junge Kollegin. Die hat in Graz studiert, bevor sie zur Polizei ging«, ließ sich Treichel seine Freude nicht nehmen.

      »Was denn? Psychologie? Oder was Gscheites?«

      »Eine Haus- und Hofpsychologin könnten wir für dich eh gut brauchen, Gerhard«, raunzte Kerstin ihn an. »Die könnte deinen Koller austherapieren!«

      Während Martin die leeren Kaffeehäferln in den Geschirrspüler räumte, öffnete Kerstin das Fenster und warf die Kokosbusserln in hohem Bogen hinaus.

      »Die Vogalan freuen sich darüber!«, erklärte sie achselzuckend.

      Nur der Koller war sitzen geblieben und nuckelte an seinem halb vollen Kaffee.

      Treichel hieb ihm von hinten seine Pranken auf die Schultern. »Und wir zwei gehen jetzt raus Radarmessen«, befahl er.

      »Was?«, brachte Gerhard mühsam heraus; er hustete heftig. »Draußen hat’s gefühlt minus zwanzig Grad!«

      Treichels fieses Grinsen hätte jedem Horrorclown zur Ehre gereicht. »Eben.«

      3

      »Jetzt werden wir wohl alt, Akko«, brummte Sepp. »Bleiben faul daham und zählen die Tage bis zur Schonzeit, statt dem Einserhirsch hinterherzujagen. So weit ist’s gekommen mit uns, ha?«

      Der Wachtel hob nicht einmal die stark ergraute Schnauze von seinen Pfoten. Gerade einmal ein Blinzeln ließ er sich herauslocken. Sepp beugte sich hinunter und tätschelte ihn, bevor er noch ein Buchenscheit im Holzofen nachlegte. In der Küche hielt es wohlig warm.

      Dann zog er die auf der Eckbank liegende karierte Wolldecke glatt, die zerschlissene Stellen in der altersschwachen Polsterung verdeckte, und ließ sich mit einem Ächzen nieder; fest entschlossen, so schnell nicht wieder aufzustehen.

      Vor ihm lag ein Pack Jagdzeitschriften, die ihm Karl Hartmann gestern überlassen hatte. Die Ausgaben waren zwar nicht mehr topaktuell, die jüngste stammte vom letzten März, aber der nächste Frühling kam bestimmt. Er klaubte sie durch und stieß auf ein Hochglanzmagazin, von dessen Cover ihm eine fesche Frau entgegenlachte. Mit den dunklen Haaren und den rot geschminkten Lippen erinnerte sie ihn verflixt stark an Irmi, nur dass das Fotomodell etliche Jahre jünger war als die Obfrau der Hubertusrunde.

      »Die JägerIn«, murmelte Sepp anerkennend, betrachtete das Cover etwas länger als nötig, bevor er die Zeitschrift aufschlug.

      Der unerwartete Höllenlärm von draußen vergällte ihm den Beitrag über die Gamsjagd. Akko verkroch sich mit einem Winseln unter der Eckbank, wobei nicht ganz sicher war, ob es das Kreischen von draußen oder Sepps wütendes Fluchen war, das den Fluchtinstinkt des Wachtels ausgelöst hatte.

      So tepat konnte nicht einmal der Heinrich Belten sein, dass er im Dezember den Rasenmäher anwarf!

      Im Flur stieg Sepp in die Jägerstiefel und machte sich nicht die Mühe, die Schuhbänder zu verknoten, bevor er aus dem Haus stürmte.

      »Belten!«

      Der Piefke hörte ihn nicht, was Sepp nicht verwunderte, denn er trug einen orangefarbenen Ohrenschützer, wie man ihn von Bauarbeitern kannte, über der dicken Wollhaube mit Bommel. Mit sichtlicher Begeisterung schob er eine Schneefräse vor sich her.

      Prüfend schaute Sepp zu Boden. Nein, in der letzten Stunde war kein Meter Neuschnee hinzugekommen. Nicht einmal drei Zentimeter Schnee bedeckten Sepps Einfahrt, und da das Wetter am Nachbargrundstück nicht gar so viel schlechter und der Belten beim Schneeschaufeln keineswegs säumig gewesen war, zahlte sich auch dort keine Schneefräse aus.

      Sepp rieb sich fröstelnd die Oberarme. Er hatte vergessen, sich einen Janker überzuwerfen; nur im Hemd war es eindeutig zu kalt, zumal ein eisiger Wind pfiff. Er stapfte durch den Schnee, der den Grünstreifen zwischen regelmäßig geräumter Auffahrt und Gartenzaun bedeckte. Er bückte sich nach einer ordentlichen Handvoll Schnee und presste ihn zu einem kompakten Ball zusammen.

      »Belten!«, brüllte er noch einmal.

      Teixl eine! Seine Treffsicherheit ließ zu wünschen übrig. Traf er auf der Schießscheibe locker den begehrten Zehner, verfehlte er Belten deutlich. Der weiße Batzen landete auf der seitlichen Abdeckung der Schneefräse. Verärgert runzelte er die Stirn.

      Na, СКАЧАТЬ