Waidmannsruh. Alexandra Bleyer
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Название: Waidmannsruh

Автор: Alexandra Bleyer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sepp Flattacher

isbn: 9783960416456

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СКАЧАТЬ beugte sich verschwörerisch näher an den Jüngeren heran. »Weißt, Reini, ich hab den Hirsch auch schon vor dem Walter gesehen!«

      »Ach, echt?«

      »Oh ja! Das war nämlich so, dass –«

      Aber Reini sah über Vinzenz’ Schulter hinweg und fing auf einmal an, breit zu grinsen.

      »Dani!« Er winkte mit dem Arm über den Kopf, als ob er einen Hubschrauber einweisen wollte. »Herzibinki!«

      Reinis Freundin stürmte heran und warf sich in seine Arme. Verlegen nahm Vinzenz einen Schluck, während sich die beiden noch sehr frisch Verliebten abschmusten.

      »Also, wegen dem Hirsch«, versuchte Vinzenz es noch einmal, als Reini wieder Luft bekam, aber der hatte nur noch Augen und Ohren für seine Holde.

      So leicht gab Vinzenz sich jedoch nicht geschlagen und folgte den beiden in den hinteren Teil des Raumes, wo in einer schweren, eisernen Feuerschale das imposante Hirschhaupt ruhte. Vinzenz bekam kaum Luft, als er die Trophäe aus der Nähe betrachtete. Er hätte weinen können.

      »Boah, schau dir den an! Das ist ein Sechzehnender«, erklärte Reini seiner Dani. »Ein Wahnsinn!«

      »Das war ein Mordstrum von einem Hirsch«, prahlte Walter, der neben dem Geweih stand und stolz die Hand um eine Sprosse legte. »Der hat ausgeweidet noch hundert Kilo auf die Waage gebracht.«

      Damit nickte er zum Kühlhaus hin, und der Reini ging brav weiter und schielte folgsam wie ein Schoßhündchen durchs Fenster hinein. »Schau, Dani! Da hängen die Schnitzel.«

      Vinzenz blieb vor dem ausladenden Geweih stehen. So ein Hirsch. So ein Prachtstück! Wenn nur er …

      »Solche Hirsche schießt man sonst nur in Ungarn, was? Na ja, die Auhirsche sind schon ganz was anderes als unsere Berghirsche, die sind ja viel schwächer gebaut. Aber der Hirsch da, der bekommt einen Ehrenplatz an meiner Wand.«

      Stolz packte Walter das Geweih und drehte es leicht, damit Vinzenz es ausgiebig bewundern konnte.

      Vinzenz zuckte nur mit den Schultern und kniff die Lippen zusammen.

      Sichtlich verärgert ließ Walter das Geweih los.

      »Und?«

      »Was und?«, brachte Vinzenz trotzig heraus.

      »Willst mir kein Waidmannsheil wünschen?«

      Vinzenz schluckte, wich dem Blick des anderen aus und presste das Wort hastig und leise hervor. Er musste gegen Tränen ankämpfen, Tränen der hilflosen Wut. Er ballte seine freie Hand zur Faust. Seine Kehle war wie zugeschnürt.

      Wenn es etwas wie Gerechtigkeit gab, dann …

      In dem Moment kam Flattacher zur Tür herein.

      »Ich … ich habe dich gesehen«, stieß er hervor.

      »Was?«

      »In der … oben in der Fratn!« Vor lauter Aufregung fing er auch noch zu stottern an. Er hatte das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen. »Wo du den Hirsch geschossen hast! Ich hab … habe alles gesehen! Ich weiß, was du getan hast!«

      Walter runzelte die Stirn. »Ach ja? Und wo warst du?«

      »Am Hochsitz. Wenn das der Sepp erfährt, dann kannst du zåmpåckn!«

      Ha! Jetzt grinste Walter nicht mehr, sondern sah nervös zum Aufsichtsjäger hinüber, der von Toni Brugger aufgehalten worden war.

      Wie gut fühlte es sich an, mutig seinen Mann zu stehen! Stolz zog Vinzenz die Schultern zurück. »Sepp! Sepp!«

      »Ich mein ja lei. Beim alten Obmann damals war’s beim Hirschtottrinken gmiatlicher«, maulte Toni Brugger mit eindeutig zu viel Bier im Schädel. »Auf dem sein Hof –«

      »Wennst den Namen Hannes Guggenberger noch einmal in den Mund nimmst, dann –«

      Sepp wurde unterbrochen, da Vinzenz Hinteregger seinen Namen kreischte. Da man mit Toni nicht diskutieren konnte, wenn er angesoffen war – also so gut wie nie, da er mittlerweile schon frühmorgens seinen Pegel erreichte –, ließ Sepp ihn stehen und ging zu Vinzenz, der neben Walter beim Hirschhaupt stand.

      »Waidmannsheil«, richtete er sich zuerst an den erfolgreichen Schützen. »A guata Hirsch.«

      »Waidmanns–«

      »Das wäre mein Hirsch gewesen«, platzte Vinzenz dazwischen. »Sepp, der Walter –«

      »Weißt du, was der Vinzenz getan hat?«, unterbrach Walter ihn heftig. »Am Hochsitz ist er gesessen und hat mir zugesehen, wie ich den Hirsch erlegt habe. Aber glaubst, der hätte mir bei der roten Arbeit geholfen? Oder beim Aufladen vom Hirsch?«

      Walter wurde immer lauter; die Gespräche der Jagdkameraden verstummten.

      »Aber … Du hast –«, stammelte Vinzenz.

      »Der gönnt mir nicht, dass ich den Hirsch erlegt hab!«, verkündete Walter und riss seine Arme hoch wie ein in Fahrt kommender Prediger. Vinzenz stolperte zurück und landete fast auf Irmis Schoß, was Sepp nur verhindern konnte, indem er ihn am Arm packte.

      »Aber … was der Walter getan hat … das …«, japste Vinzenz mit sich überschlagender Stimme.

      »Überleg dir gut, was du sagst« – Walter fuhr Vinzenz mit dem Zeigefinger ins Gesicht – »und ob du deine Anschuldigung auch beweisen kannst. Weil sonst stehst du da wie ein schussneidiger Oberloser, der einen anderen schlechtmachen will!«

      Vinzenz presste sich beide Hände auf den Bauch und sah fast so aus, als ob er gleich in Tränen ausbrechen würde. Alles, nur das nicht!

      Sepp räusperte sich. »Hast was zu sagen?«

      »Ich … Walter … er …« Vinzenz brach ab und schüttelte den Kopf. Seine Augen glänzten verdächtig feucht.

      »Bist du echt am Hochsitz hocken geblieben und hast dem Walter keine Hilfe angeboten?«, wollte nun Irmi wissen, die längst aufgestanden war und sich zwischen Sepp und Vinzenz drängte.

      Der nickte schuldbewusst.

      »Das ist –«, begann sie – für Sepps Geschmack viel zu ruhig.

      »Wo kommen wir denn hin?«, schimpfte Sepp. »Wir sind hier in einem Verein, und da gehört die gelebte Kameradschaft dazu.«

      Irmi machte eine seltsame Kopfbewegung in Richtung Sepp, bevor sie sich wieder an Vinzenz wandte. »Also, wir werden das –«

      »Das können wir nicht einfach so stehen lassen. Zumindest vereinsintern wird das Konsequenzen haben!«

      »Sepp! Jetzt sei einmal still!«, giftete Irmi.

      »Was denn? Willst das einfach so tolerieren? Als Obfrau –«

      »Genau! Ich bin die Obfrau, und du bist der Aufsichtsjäger im Verein und lässt mich jetzt ausreden!«

      »Meinetwegen! СКАЧАТЬ