Название: Sukkubus
Автор: Tobias Bachmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783942602631
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Er hatte Olga gebeten, sich etwas umzuhören, doch sie hatte nicht das Geringste in Erfahrung bringen können. Mittlerweile war er auch schon von der Idee abgekommen, dass die Spuren der toten Manager im Rotlichtmilieu der Stadt zusammenliefen.
Laurant, Leiter eines der führenden Unternehmen für neue Energie war das fünfte Opfer. Nur wenige Wochen zuvor hatten sie mit dem Immobilienhai Christoph Matern das vierte Opfer im englischen Garten gefunden. Den Aktionär Dennis Wittmann fand man gleichzeitig mit dem Shootingstar der IT-Branche im Olympiapark liegend vor. Als skandalträchtig erwies sich vor allem der Fund des ersten Opfers, Stadtrat Leopold zu Guthmann, erster Vorsitzender des Aufsichtsrats der Automobilindustrie. Allen waren nur zwei Dinge gemein: erstens die Tatsache, dass es sich bei ihnen um Topmanager aus den elitärsten Kreisen handelte und zweitens die Todesursache nebst weiteren Gemeinsamkeiten des Obduktionsberichts.
Ansonsten: Nichts. Keine gemeinsamen Geschäftsbeziehungen – und wenn, dann fielen diese nicht ins Gewicht, keine obskuren Liebschaften, keine zu vertuschenden Skandale, kaum Schwarzgeldaffären und keinerlei dubiose Kontakte zu verbrecherischen Organisationen.
Kollegen und Ehefrauen hüllten sich in Schweigen. Persönliche Bekannte sagten nichts.
Die einzige Spur, die Harmann bislang hatte finden können, war ein Symbol, das in den jeweiligen Terminkalendern der Opfer eingetragen worden war, und zwar als Notiz im Kalenderblatt ihres Todesdatums. Ein Pentagramm. Doch nichts – absolut gar nichts – hatte ihm die Verfolgung dieser Spur gebracht. Zwar wusste Harmann mittlerweile alles, was man in Verbindung mit Pentagrammen herausfinden konnte, doch nichts deutete auf die Gemeinsamkeit hin. Es fehlte das Bindeglied. Das verknüpfende Element.
Harmann hatte andere Manager überprüfen lassen, die dem Opferschema entsprachen, nur um festzustellen, dass diese keinen Pentagrammeintrag in ihren Kalendern stehen hatten.
Mehr hatte er nicht. Nach drei Monaten Ermittlungsarbeit.
Er wusste nicht mehr weiter. Presse, Polizeipräsident und Staatsanwaltschaft saßen ihm gleichermaßen im Nacken, so dass Harmann froh war, für ein paar Stunden bei Olga abschalten zu können.
Sanft berührte er sie an der Schulter.
Olga räkelte sich. »Bin ich mal wieder eingeschlafen?«, sagte sie mit ihrem leicht rumänischen Akzent.
»Wie immer«, sagte Harmann. »Aber mich stört das nicht.«
»Ich weiß, mein Lieber.«
»Sag mal«, er richtete sich auf. »Wenn du an deinen Berufsstand denkst in Verbindung mit einem Pentagramm. Was assoziierst du damit?«
»Mit einem Pentagramm?«
»Ja, dieses Hexensymbol. Satanismus und so weiter.«
»Ich weiß, was ein Pentagramm ist. An meinen Beruf muss ich dabei jedoch weniger denken.«
»Aber gibt es da nichts, was die beiden Sachen in Verbindung bringt? Ich meine Hexensabbate und Orgien und solche Sachen. Da muss es doch was geben hier in München. Wo gehen Leute hin, die auf solche Sachen stehen?«
»Da gibt es bestimmt etwas. Für jede sexuelle Spielart gibt es die passenden Partner.« Sie stand vom Bett auf und ging in die Küchenzeile, wo sie den Kühlschrank öffnete. Etliche Flaschen Sekt und Prosecco stapelten sich darin, aber auch Bier, Wein und alkoholfreie Getränke. Olga wählte eine Cola. »Willst du auch etwas trinken?«
»Ich trink bei dir mit, danke«, sagte Harmann und begann damit, sich anzuziehen.
»Ich kann mich ja mal umhören«, sagte Olga. »Ich kann mir aber vorstellen, dass du in der BDSM-Szene fündig wirst. Vielleicht gibt es aber auch was Neues in der Stadt. Wer weiß das schon. Vermutest du, dass deine toten Manager auf Hexensabbatorgien ermordet wurden?«
»Ist bislang nur ’ne Vermutung«, sagte er. »Außer dem Pentagrammsymbol und dem mehrmaligen Verkehr, der letztlich zum Tode führte, habe ich nicht den geringsten Anhaltspunkt.«
Sie reichte ihm die Cola. »Es gibt da einen Laden für BDSM. Geschäftsinhaber ist Jörg Meister. Der hat mal ein Buch geschrieben über Sexualmagie und solche Sachen. Vielleicht weiß der was.«
»Sexualmagie?« Er gab Olga die Cola zurück und zwängte sich in seine Socken.
»Ja. Das fängt bei Liebeszauber an und endet bei Praxistipps zur Durchführung okkulter Orgien. Eine Kollegin von mir hat mal davon geschwärmt.«
»Okkulte Orgien, aha.« Harmann zog die Schuhe an und stand auf. »Wo finde ich den Laden?«
»In der Schwanthaler Straße. Hausnummer weiß ich nicht. Eher in Richtung Bahnhof.«
»Ein Versuch ist es wert.« Harmann knöpfte sein Hemd zu und stand auf. Er war schon viel zu lange hier.
»Kämm dir die Haare«, sagte Olga und stand auch schon mit einer Haarbürste vor ihm, um die Sache für ihn in Ordnung zu bringen. Harmann ließ es über sich ergehen. Gleichzeitig kramte er in seinem Geldbeutel nach dem Geldschein, den er ihr auf die Kommode legte.
»So, jetzt siehst du wieder hübsch aus«, sagte sie.
»Das siehst du immer«, sagte er und wurde rot.
Olga schmunzelte. »Wann beehren Sie mich wieder, Herr Kommissar?«
Er nahm sie an der Hand und ging zur Tür. »Ich denke, wir machen es so, wie immer. Ich ruf dich an, wenn ich dich brauche.«
»Und wenn ich dich brauche?« Sie strich ihm neckisch über die Wange.
»Dann rufst du mich an, denke ich«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf den linken Mundwinkel.
»Nutten küsst man nicht«, sagte sie und grinste.
»Du bist doch keine Nutte, Olga. Du bist eine Geschäftsfrau und du verkaufst etwas Wunderschönes.« Er küsste sie noch mal. Diesmal direkt auf den Mund und sie erwiderte den Kuss.
Sein Herz schlug bis in den Magen hinab. Irritiert blickte er sie an.
»Mach’s gut«, sagte sie.
Er versuchte ein Lächeln. »Du auch. Und pass auf dich auf.«
»Mach ich.« Sie öffnete ihm die Tür und Harmann trat auf den Gang hinaus. Nach zwei Schritten hielt er inne, drehte sich zu ihr um und wollte etwas sagen. Eine Einladung zum Essen oder so etwas. Doch die Worte kamen nicht über seine Lippen. »Tschüss«, sagte er daher nochmal, drehte sich um und ging geschäftigen Schrittes zum Treppenhaus.
Olga stand noch immer nackt in der Tür und blickte ihm nach.
Vier
Alvin folgte der geheimnisvollen Frau aus der Buchhandlung schon eine gute halbe Stunde. Nun stand er an der Theresienstraße an der Ampel und blickte ihr auf der anderen Straßenseite hinterher. Lärmend drängten die Autos an ihm vorbei und ließen keine Möglichkeit, СКАЧАТЬ