Sukkubus. Tobias Bachmann
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Название: Sukkubus

Автор: Tobias Bachmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783942602631

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СКАЧАТЬ errötete und eilte an ihr vorüber.

      Sie erreichte das Ende der Treppe, folgte einem langen Gang, vorbei am Herren- und am Behindertenklo und erreichte endlich die Damentoilette. Eine Frau im Stewardesskostüm stand am Spiegel und zog ihren Lippenstift nach.

      Juliette betrat eine der vier Kabinen und schloss hinter sich ab. Es roch nach Handwaschseife, Desinfektionsmittel und Urin. Eine Geruchsmischung, die Juliette stets an einen Vorfall erinnerte, den sie vergeblich versuchte, zu vergessen.

      Sie war jung gewesen. Anfang zwanzig. Die Disco war dafür berühmt, dass man nur dann alleine nach Hause ging, wenn man entweder zu betrunken war, um einen Partner für eine Nacht zu finden, oder aber die Sache gleich vor Ort erledigte. Sie hatte sich einen muskulösen, gutaussehenden Kerl geangelt. Mehrere Drinks hatte er ihr ausgegeben und sie beim Tanzen ordentlich angemacht. Ganz eng war er von hinten an sie herangetanzt und deutlich hatte Juliette seine pochende Erregung durch seine Jeans hindurch gespürt. Sie hatte die Sache erwidert und ein paar Mal wie zufällig mit der Hand seinen Schritt gestreift. Irgendwann hatten sie es nicht mehr ausgehalten und sie waren lachend und knutschend auf die dortigen Toiletten geeilt. In einer der Kabinen dann hatte er sie gepackt und gegen die Kabinenwand gedrängt. Fordernd hatte er ihr Höschen zerrissen, während sie den Reißverschluss seiner Hose öffnete, um sein Gemächt aus der Enge zu befreien. Sie hatte ihn in den Mund genommen und ihn noch schärfer gemacht, als er es ohnehin schon war. Danach hatte sie sich umgedreht, sich mit den Händen auf der Kloschüssel abgestützt und darauf gewartet, dass er in sie eindrang. Das tat er auch, jedoch im falschen Loch. Das war es, was sie ihm sagte: »Du bist im falschen Loch«, doch er hatte nur gesagt, sie solle ihr Maul halten und sie als Schlampe bezeichnet. Furchtbar tief hatte er ihren Anus gestoßen. Juliette hatte zuvor noch nie Analverkehr gehabt, weswegen sie versucht hatte, sich zu wehren. Doch der Kerl war zu kräftig. Zu stark. Zu geil. Vermutlich konnte er es selbst nicht mehr kontrollieren, redete sie sich ein.

      Als sie um Hilfe rufen wollte, drängte er ihren Kopf in die Kloschüssel, stieß sie noch ein paar Mal und kam alsbald in ihr oder auf ihr – sie wusste es nicht mehr genau. Auch nicht mehr, wie die Sache endete, ob er etwas zu ihr sagte, nachdem er mit ihr fertig war. Was sie jedoch auf ewig in Erinnerung behalten würde, war dieser Geruch, den sie nun auf der Flughafentoilette wahrnahm und der wohl auf jeder öffentlichen Toilette vorherrschte.

      Aus dem Vorfall hatte sie zwei Dinge gelernt. Erstens: Analverkehr war nichts für sie. Und zweitens: Wenn sie einen Mann zu sehr aufheizte, würde sie die Kontrolle über ihn verlieren.

      Immerhin war die Sache glimpflich ausgegangen. Sie hatte keinerlei Verletzungen geschweige denn irgendwelche Krankheiten aus der Sache davongetragen. Auch psychisch hatte die Sache keinerlei Folgen für sie, sah man einmal von der Geruchsaversion gegen öffentliche Toiletten ab sowie Alvins enttäuschten Blick, als er einmal den Wunsch geäußert hatte, mit ihr Analverkehr machen zu wollen.

      Alvin war ein guter Mann. Sie hatte ihm die Geschichte erzählt und er hatte nie wieder darum gebeten oder irgendwelche Versuche unternommen, sie umzustimmen.

      Eines Tages, das nahm sich Juliette fest vor, würde sie ihn mit dieser Spielart der Lust überraschen. Als Belohnung. Aus Liebe. Einfach nur so.

      Eines Tages – wenn sie bereit dazu war.

      Nachdem Juliette ihr Geschäft verrichtet hatte, ging sie wieder nach oben in den Wartebereich. Das hektische Treiben eines Flughafens war nicht so furios wie an Bahnhöfen, fand sie. Bei Zugfahrten gab es immer irgendwelche Passagiere, die zu spät waren, die es eilig hatten, einen Anschlusszug zu erwischen, die gehetzt mit einem Wagen voll Gepäck von einem Bahnsteig zum anderen rannten.

      Das war der Grund, weswegen Juliette Flughäfen Bahnhöfen vorzog. Hier konnte man sich treiben lassen. Es stimmte einen ein auf den Flug über den Wolken.

      Sie flanierte an den Geschäften vorbei, besah sich einen Stand mit Taschenbüchern, probierte einige Sonnenbrillen und kaufte sich irgendwo ein paar Liebeswürfel. Sie waren alles andere als teuer und Alvin würden die Dinger gefallen. Mit dem einen würfelte man die Körperstelle und mit dem anderen die Art der Liebkosung. Beigelegt war dem Paket zudem eine Eieruhr, damit die Sache gerecht zuging, wenn man sich mit dem Würfeln abwechselte.

      Eine billige Idee, dachte sie, aber die Umsetzung könnte spannend werden.

      Schon einmal hatte sie sich mit Alvin an einer Art erotischem Gesellschaftsspiel versucht. Dabei war das Regelwerk so umfangreich wie ein Lexikon gewesen und alleine der Aufbau des Brettspiels mit all seinen unterschiedlichen Kartenstapeln und Spielsteinen war eine Herausforderung für sich gewesen. Als entsprechend lustlos erwies sich das Ganze, weswegen sie sich geschworen hatten, von derartigen Experimenten abzusehen. Die Würfel hingegen waren einfach und könnten Spaß machen.

      Gemächlich bahnte Juliette sich ihren Weg zum Security-Check. Die Menschen standen in drei verschiedenen Reihen in der Schlange. Urlauber, Geschäftsreisende, Jugendliche und Familien. Jeder hatte sein eigenes Ziel. Weiter vorne sah sie eine Gruppe junger Männer, die mit PET-Flaschen trommelten und dazu sangen. Musiker vermutlich, deren Instrumente bereits verladen wurden.

      Juliette hatte Alvin bei einem seiner Konzerte kennengelernt, die er früher, als er noch aktiv eine Karriere als Musiker anstrebte, regelmäßig mit seiner Kombo in den verschiedensten Jazzkellern Münchens gab. Sie hatte sich die CD gekauft und war nach dem Konzert ehrfürchtig an Alvin herangetreten, um ihn um ein Autogramm zu bitten. Ihre Blicke hatten sich getroffen und blieben etwas zu lang aufeinander gerichtet. Er signierte die CD mit einem Edding und reichte sie ihr, wobei sich ihre Fingerspitzen berührten. Eine angenehme Berührung, die Juliette wie ein warmer, sanfter Blitzschlag vorkam. Als sie spürte, wie sie rot wurde, eilte sie davon.

      Später betrachtete sie voller Herzklopfen die CD und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass Alvin nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Telefonnummer darauf geschrieben hatte. Über eine Woche hatte Juliette gebraucht, den Mut aufzubringen und die Nummer zu wählen. Sie hatten sich im Bella Italia am Stachus verabredet und die Nacht gemeinsam verbracht.

      Noch immer machte sich dieses angenehme Bauchkribbeln in ihrem Unterleib breit, sobald sie daran zurückdachte.

      Alvin war ein liebevoller und zärtlicher Liebhaber, der sie voller Hingabe aber auch mit Rücksicht auf ihre eigenen Bedürfnisse zu nehmen wusste. Das Vorspiel war lang, die Leidenschaft enorm und der Orgasmus verebbte nach Minuten der Lust nur langsam.

      Die Schlange hatte sich bereits verkürzt. Juliette legte ihre Ohrringe und ihren Armreif ab und verstaute beides in ihrer Handtasche. Der Mann vor ihr musste wiederholt durch den Metalldetektor laufen. Ein kleines Mädchen schrie jämmerlich, als der Sicherheitsbeamte ihre Puppe entwendete, um sie zu durchleuchten.

      Endlich war Juliette an der Reihe. Sie legte ihre Handtasche in den Plastikbehälter und lief durch den Detektor. Er piepste nicht und die Signalleuchte gab grünes Licht. Der Beamte vor ihr nickte. »Alles in Ordnung. Sie können Ihre Sachen wieder haben.«

      »Danke.«

      Sie lief weiter, die Gangways entlang und erreichte den Duty-free-Bereich. Da sie noch etwas Zeit hatte, betrat sie das Geschäft und wanderte zielgerichtet zum Parfümerieregal.

      Das Spiel der körperlichen Liebe hatten Juliette und Alvin im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit perfektioniert. Jeder wusste, worauf es dem anderen ankam und vermochte es gleichermaßen, mit Neuem zu überraschen. Kurze Momente der Lust waren ebenso vorhanden wie lange Nächte der Leidenschaft. Juliette konnte sich beim besten Willen nicht beschweren.

      Manchmal kam es ihr unwirklich vor, dass sie mit der Wahl ihres Mannes ein solches Glück hatte. СКАЧАТЬ