Sukkubus. Tobias Bachmann
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Название: Sukkubus

Автор: Tobias Bachmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783942602631

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СКАЧАТЬ Die richtigen Fälle fanden nur im Kino statt. Oder in der Zeitung. Er zog die letzte Ausgabe der ABENDZEITUNG vom Schreibtisch und schlug sie auf. NEUER SEXMORD prangte da ganz groß die Überschrift. Darunter: »Welche Rolle spielte das neue Opfer, Rufus Laurant (56) bei der brutalen Mordserie?«

      Das war in der Tat eine interessante Frage, befand Mauser. Laurant war ein Top-Manager, der in der High Society agierte wie kein Zweiter. Schwarzgelder flossen in diesen Kreisen ebenso in Strömen, wie auf abendlichen Cocktailpartys der Champagner. Dabei war Laurant bereits das vierte Opfer, das man aus eben diesen Kreisen gefunden hatte. Eine Skurrilität gab es in der Mordserie auch: Es schien sich bei dem Täter nicht um das übliche Profil eines Serienkillers zu handeln, sondern die Opfer, die allesamt den elitären Kreisen angehörten, wurden ausnahmslos vergewaltigt. Jedoch auf etwas … nun ja … ungewohnte Weise.

      Mehr aus Langeweile als aus wirklichem Interesse heraus hatte sich Mauser vergangenen Abend mit Kommissar Harmann im Hofbräuhaus getroffen, der ihm nach der zweiten Maß Bier einige geheime Details verraten hatte. Das Indiz der Vergewaltigung war nicht auf einen männlichen Täter zurückzuführen. War das noch nicht ungewöhnlich genug, so hatten die Opfer kurz vor ihrem Tod auf nicht freiwilliger Basis Verkehr gehabt. Und zwar – wenn man dem Gerichtsmediziner Glauben schenken durfte – unzählige Male.

      »Wie kann man das denn feststellen?«, hatte Mauser seinen ehemaligen Schulfreund gefragt.

      »Man hat erektionsfördernde Mittel im Blutkreislauf gefunden«, wusste Harmann. »Außerdem wurde scheinbar so kurioses Spielzeug wie Penispumpen angewendet.«

      »Ist ja ekelhaft.«

      »Ja. Man hat alles daran gesetzt, eine Erektion beim Opfer herbeizuführen und diese auch zu halten.«

      »Kam es zur Ejakulation?«

      »Bei allen. Ja. Mehrmals. Unnatürlich oft, wie der Gerichtsmediziner wusste. Hab ihn gefragt, was das heißen soll. Dann hat er mich gefragt: ›Wie oft war das Häufigste, dass Sie an einem Tag zum Erguss kamen?‹ – ich hab gesagt: ›so vier Mal vielleicht‹. Da war ich noch jung. Noch nicht so ausgelaugt wie heute und die Mädchen waren noch frisch und neugierig genug. – Daraufhin hat er wissentlich genickt und mich gefragt, wie sich mein bestes Stück nach dem vierten Mal angefühlt habe. Ob ich der Meinung sei, ich könne noch weitere vier Mal. Ich habe verneint und er hat gesagt, die Refraktärzeit eines durchschnittlichen Mannes liege bei durchschnittlichen vierundzwanzig Stunden.«

      »Was ist denn eine Refraktärzeit?«, wollte Mauser wissen.

      »Das ist die Zeit, die du brauchst, um ihn nach einem Orgasmus erneut hochzukriegen.«

      »Und wie war die Refraktärzeit der Opfer?«

      »Nach dem männlichen Orgasmus wird das Enzym Prolaktin ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass die Frau sich schon sehr bemühen muss, ihn noch einmal auf Touren zu bringen. Nun gibt es aber Medikamente, die den Prolaktinspiegel für eine gewisse Zeitspanne hemmen. Ein solches Medikament findet bei Parkinson-Patienten Verwendung. Unsere Opfer hatten es völlig überdosiert in ihrem Blutkreislauf. Die hatten einen Dauerständer und müssen laut unserem Pathologen regelmäßig immer wieder aufs Neue gekommen sein, bis der Körper zusammengebrochen ist.«

      »Sexuelle Folter?«

      »Vergewaltigung. Von einer Frau!«

      Kurz darauf hatten sie das Thema gewechselt.

      Angewidert schob Mauser die Zeitung von sich. So langweilig es auch war, keinen Fall zu haben, so war er auch froh, nicht in Harmanns Haut zu stecken. Der hatte nämlich massive Probleme seitens der Staatsanwaltschaft. Der Druck sei kaum zum Aushalten, hatte er seinem Freund gestern anvertraut. Zwar hatte Mauser gefragt, ob er helfen könne – sie hatten da so ein stillschweigendes Abkommen – aber Harmann hatte abgewunken. »Vergiss es, Alvin. Wenn unser beider ›Eine-Hand-wäscht-die-andere-Prinzip‹ bei diesem Fall rauskommt, dann wird der Bundespräsident persönlich Lynchjustiz an mir begehen. Das ist kein Fall wie jeder andere. Die Opfer sind bedeutende Persönlichkeiten des Landes.«

      Mit Harmann war Mauser buchstäblich bereits durch dick und dünn gegangen. Sie hatten gemeinsam die Schulbank gedrückt, sich dann für ein paar Jahre aus den Augen verloren und sich auf der Polizeischule wiedergetroffen. Doch während Harmann seine Karriere bis zum heutigen Tage stetig vorangetrieben hatte und nun als Hauptkommissar die Mordkommission leitete, hatte Mauser nach den ersten paar Jahren Streifendienst seine Polizeikarriere wegen einer künstlerischen Begabung an den Nagel gehängt: Er wollte Musiker werden. Doch der ersehnte Durchbruch im Jazz stellte sich trotz guter Ambitionen nicht ein, weswegen er nebenher zum Geldverdienen die Detektei Mauser gründete. Immerhin lernte er bei einem seiner Auftritte – er spielte seinerzeit Saxophon in einer kleinen Combo mit bedeutungslosen, aber gut improvisierten Standards – Juliette kennen.

      Alvin war sofort fasziniert von ihrer graziösen Ausstrahlung gewesen. Mit ihrem langen dunkelrot gefärbten Haar, ihrem dunklen Teint, in dem grünfunkelnde Augen lagen, hatte sie ihre Reize schnell zur Geltung bringen können. Hinzu kam ihr französischer Akzent. Im Nachhinein sprach er stets von Liebe auf den ersten Blick.

      Bereits zwei Jahre später hatten sie sich eine gemeinsame Wohnung gesucht und ein weiteres Jahr darauf das Ehegelübde abgelegt. Seitdem warteten sie vergeblich darauf, Kinder zu bekommen. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, war er froh, dass der Kinderwunsch sich nie erfüllt hatte. Im weitesten Sinne war er zufrieden mit seinem Leben. Er hatte eine wunderbare Frau, um die ihn andere Männer beneideten, und einen spannenden Beruf, sofern es denn mal einen Fall gab, den Harmann ihm zuschob. Leider war das schon seit Längerem nicht mehr eingetreten und die aktuellen Fälle, mit denen der Hauptkommissar betraut wurde, ließen eine Zusammenarbeit kaum zu.

      Er blickte auf die Uhr und entschied sich zu einer vorzeitigen Mittagspause.

      Mauser griff nach seinem Jackett und schaltete den Anrufbeantworter ein. Danach verließ er das Büro, sperrte die Tür ab und ging den Gang entlang, bis er den Aufzug erreichte, der außerhalb des Gebäudes nach unten führte.

      Der gläserne Aufzug entließ ihn neben dem Karstadt-Kaufhaus auf der Schellingstraße. Der Verkehr brauste durch die flirrende Mittagshitze. Fensterscheiben waren heruntergekurbelt. Aus den Fahrzeugen schepperte laute Musik und das Röhren der Klimaanlagen war allgegenwärtig. Diverse Passanten gaben sich dem Einkaufsstress hin.

      Mauser wandte sich nach links und lief die Leopoldstraße entlang. In der Apotheke zur Münchner Freiheit kaufte er sich eine Packung Ibuprofen und einen Badezusatz für ›Wohlfühlmomente‹, der dort gerade beworben wurde. Danach bog er links in die Herzogstraße ein und erreichte alsbald in der Wilhelmsstraße das Il Bocco, eine kleine, aber feine Pizzeria. Hier gab es Pasta und Espresso für recht günstiges Geld, geschmacklich jedoch außergewöhnlich mediterran. Kaum zu glauben, dass es dergleichen im Herzen Bayerns zu finden gab.

      Er bestellte noch einen Espresso-Grappa nach und sinnierte über den heutigen Tag. Um sieben Uhr in der Früh war er aufgewacht. Juliette war natürlich nicht da gewesen. Sie hatte die letzten Nächte in einem Hotel irgendwo in Berlin verbracht, wo sie als politische Dolmetscherin die vergangene Woche wegen irgendwelcher französischer Austauschtage gebraucht wurde. Heute würde sie zurückkommen, und er freute sich schon darauf, sie wiederzusehen. Am Abend zuvor hatte er die gemeinsame Wohnung aufgeräumt.

      »Lass einen Mann nie eine Woche alleine in deiner Wohnung«, hatte er damals gesagt, als sie frisch zusammengezogen waren und Juliette das erste Mal für längere Zeit fortmusste.

      »Wieso denn nicht?«

      »Männer СКАЧАТЬ