Ich bin, was ich bin. Claudio Honsal
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ich bin, was ich bin - Claudio Honsal страница 4

Название: Ich bin, was ich bin

Автор: Claudio Honsal

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783902998064

isbn:

СКАЧАТЬ Leben trüb und bitter.

       Es hat keinen Sinn, wenn man nicht sagt:

       Hey, Welt, ich bin, was ich bin!

      Ich bin, was ich bin,

      und was ich bin,

       ist kein Geheimnis!

      Ich stehe für mich,

      wünsche mir nur ein wenig Fairness.

      Ein Leben kann man ohnehin nur einmal leben,

       warum soll es für mich keine Chancen geben?

       Es hat keinen Sinn, wenn man nicht sagt:

       Hey, Welt, ich bin, was ich bin!

       Gerald Herman

      Worte, Gedanken, Emotionen – ein Liedtext. Für mich ist es nicht irgendein Lied. Doch wo soll ich anfangen?

      Im Jahr 1983, als ich die Originalfassung erstmals im Radio gehört habe, weil Gloria Gaynor mit „I Am What I Am“ gerade die Charts eroberte? Nein, mein Zugang beginnt später, während meiner Studienzeit in Berlin mit einem Besuch im Theater des Westens. La Cage aux Folles stand auf dem Spielplan, der großartige Helmut Baumann, als Zaza in der Rolle seines Lebens, intonierte „Ich bin, was ich bin“, und ich habe Rotz und Wasser geheult. Dieses Lied sollte mich ein Leben lang begleiten – den Musicaldarsteller und den Mensch. Es ist nicht nur irgendein Text, es ist eine Bitte, eine Aufforderung, eine Selbsterkenntnis, aber vor allem ein Statement und ein Credo.

      Was Gerald „Jerry“ Herman 1983 ursprünglich als Hauptmotiv seines Musicals auf die Broadway-Bühne gebracht hat, ist längst zur Hymne für Toleranz und Freiheit geworden. Ein Statement, das auffordert, das Individuelle, das Anderssein zu akzeptieren. Ein Lied, das Mut machen soll in Situationen, in denen es einem beschissen geht. Eine Botschaft, die jeden Menschen betrifft, egal ob schwarz oder weiß, arm oder reich, homo oder hetero.

      Das, was ich bin, das bin ich eben, und du wirst nichts anderes bekommen – bitte lebe damit!

      Fairness, Freiheit und Chancengleichheit sind die Eckpfeiler, die jeder Mensch einfordern darf und muss, in Beziehungen und in alltäglichen Situationen. Eine fundamentale Hoffnung in direkter Kommunikation mit sich selbst, mit dem Partner, mit Freunden, mit den Menschen. Eine Botschaft, eine Einstellung, die ich unbewusst seit Kindertagen lebe und seit meinem Debüt als Zaza in La Cage aux Folles auf der Bühne noch intensiver hinterfrage. Es ist also nicht irgendein Liedtext, der mich mein ganzes Leben begleitet hat und begleiten wird, denn „Leben und leben lassen“ lautet mein Credo. „Ich bin, was ich bin“ sind die Details dazu.

      Warum ich geworden bin, wie und was ich bin, möchte ich auf den folgenden Seiten schildern.

      An dieser Stelle möchte ich mich vorab bei allen bedanken, die direkt oder indirekt an diesem Buch beteiligt waren: Bei meinem Management Herbert Fechter und Nicole Hoffmann, die mir schon vor fünf Jahren diese Buchidee ans Herz gelegt haben. Bei den entzückenden Damen vom Amalthea Verlag. Und mein ganz besonderer Dank gilt natürlich dem Autor, Claudio Honsal, der mich nach vielen intensiven Gesprächen mit Kollegen, Freunden und meiner Familie mit interessanten und spannenden Statements über das, was ich bin, und warum ich es aus deren Sicht bin, überrascht hat und diese elegant in meine Lebensgeschichte integriert hat.

      Die Initialzündung

       Wie mich ein Zufall zum Musical brachte

      Wäre ich in Hamm damals nicht auf diese Theatergruppe aufmerksam geworden, wer weiß, wie sich meine berufliche Zukunft gestaltet hätte. Immer wieder habe ich darüber nachgedacht. Unweigerlich tauche ich dann in meine Vergangenheit ein, in jene Zeit, als ich noch nicht auf den Bühnen dieser Welt stand und es nicht einmal im Traum für möglich hielt, einmal ein gefeierter Musicalstar zu sein.

      Man schrieb das Jahr 1985, das Kulturangebot bewegte sich in meiner Heimatstadt gegen null. Es gab kein eigenständiges Theater, Laienproduktionen fanden in Turnsälen oder Vereinsheimen statt, Musikbands, die mir aus Bravo oder dem Rundfunk bekannt waren, machten höchstens mal im nahen Münster auf ihren Tourneen Station. „Wild Boys“ von Duran Duran führte die deutsche Hitparade zwar an, aber ein gewisser Hans Hölzl, den ich viel, viel später einmal kennenlernen durfte, sorgte mit „Amadeus“ auch bei uns in Deutschland fürs Hinhören.

      Aus meinem uralten, quietschenden Kassettenrekorder leierten ganz andere Lieder. Songs von John Denver, Crosby Stills, Nash & Young oder Joan Baez. Kino war noch das größte kulturelle Vergnügen, das wir uns in der westfälischen Provinzstadt ab und zu gönnten.

      Ich leistete gerade meinen Zivildienst ab und verbrachte den Großteil der Tage als Pfleger in der Jugendpsychiatrie. Ich liebte diese verantwortungsvolle Tätigkeit und ging richtig auf im Ersatzdienst. Mein Privatleben war kaum existent. Von Zeit zu Zeit verbrachte ich einen Abend mit meinen Schulfreunden oder hatte Probentermine mit unserer alternativen Amateurband Saitensprung. Doch auch die wurden immer seltener, ebenso wie die Arbeit im Getränkevertrieb meines Vaters.

      Da passierte etwas, das mein Leben nachhaltig verändern sollte: die Initialzündung meiner schlummernden Leidenschaft. Eine ehemalige Schulkollegin sprach mich auf offener Straße an und gab mir einen Tipp. Sie machte mich auf ein Plakat der Laientheatergruppe Backstage aufmerksam. Annette Brückner, die damalige Leiterin der ortsansässigen Tanzschule, und Peter Gestwa hatten diese Gruppe ins Leben gerufen und sich mit einigen anderen Kulturinteressierten zusammengetan, um in meiner Heimatstadt etwas Kulturelles auf die Beine zu stellen. Das allein war schon eine Sensation. Nun suchten sie für eine Musicalrevue in Hamm Sänger.

      Mein Name soll damals immer wieder beim ambitionierten und durchwegs ehrenamtlich tätigen Leading Team rund um Annette gefallen sein. Durch meine, wenn auch seltenen, öffentlichen Auftritte mit der Band Saitensprung hatte ich offensichtlich einen gewissen Ruf erlangt in den musikaffinen Kreisen meiner Heimatstadt. Mir ging damals ständig ein Film durch den Kopf, den ich erst kurz davor im Kino gesehen und der mich schwer beeindruckt hatte: Fame. Die rührselige Story rund um den Ehrgeiz der jugendlichen Darsteller und ihr unablässiges Bestreben, in die Highschool of Performing Arts aufgenommen zu werden, ließ mich nicht los. Ein schönes Märchen, das im fernen New York spielte. Leroy, Doris, Montgomery – alle wollten sie den Weg zum Ruhm finden. Durchaus möglich, dass mich gerade dieser Film unbewusst beeinflusst hat, den Schritt zum Casting zu wagen, es zu probieren.

      Von Musical, Tanz oder Schauspiel hatte ich – wie ganz Hamm – keine Ahnung, während in Wien zeitgleich Cats schon riesige Erfolge feierte. Ja, Musik machte ich gerne, Geschichten wollte ich immer erzählen, auch schon mit Saitensprung. Aber mit der Stimme und nicht mit dem ganzen Körper. Männer interessierten sich damals nicht für Tanz, Ballett, ästhetische Bewegung. Sie hatten sich nicht dafür zu interessieren. Und die gesungenen Liedtexte unserer Band, die mussten deutlich, hart und sozialkritisch sein. Das entsprach der allgemeingültigen Philosophie der Jugendszene rund um Hamm, in der ich aufgewachsen bin.

       In Hamm begann ich, vom Broadway zu träumen

      Dreams on Broadway hieß die Produktion, und ich träumte von Anfang an meinen Lebenstraum. Vielleicht etwas naiv und amateurhaft, aber mit unglaublichen Ambitionen im Hinterkopf. СКАЧАТЬ