Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Pairs22 von Frank­reich, ha­ben ihr einen Na­men zum Tausch für ihr Ver­mö­gen ge­bo­ten; sie hat sie alle höf­lichst ab­ge­wie­sen. Vi­el­leicht regt sich ihr Ge­fühl erst beim Ti­tel ei­nes Com­te. Bist du nicht Mar­quis? Frisch vor­an also, wenn sie dir ge­fällt. Das hei­ße ich In­struk­tio­nen er­tei­len.‹

      Die­se Ne­cke­rei­en lie­ßen mich glau­ben, daß Ras­ti­gnac sich einen Scherz ma­chen und mei­ne Neu­gier­de an­sta­cheln woll­te, so daß, als wir vor ei­nem blu­men­ge­schmück­ten Säu­len­hof an­lang­ten, mei­ne im­pro­vi­sier­te Lei­den­schaft ih­ren Hö­he­punkt er­reicht hat­te. Als wir eine brei­te, mit Tep­pi­chen be­leg­te Trep­pe hin­auf­stie­gen, wo ich den aus­ge­such­tes­ten eng­li­schen Kom­fort be­merk­te, poch­te mein Herz; ich wur­de rot, ver­leug­ne­te mei­ne Ab­stam­mung, mei­ne Ge­füh­le, mei­nen Stolz, ich war ein lä­cher­li­cher Bour­geois. Gott ja, ich kam nach drei Jah­ren der Ar­mut aus ei­ner Dach­stu­be und ver­stand noch nicht, jene er­wor­be­nen Schät­ze über die Nich­tig­kei­ten des Le­bens zu stel­len, je­nes un­ge­heu­re geis­ti­ge Ka­pi­tal, das uns in dem Mo­ment reich macht, da uns die Macht in die Hän­de fällt, ohne daß sie uns zu Bo­den drückt, weil uns das Stu­di­um von vorn­her­ein auf die po­li­ti­schen Kämp­fe vor­be­rei­tet hat. Ich er­blick­te eine Frau von etwa zwei­und­zwan­zig Jah­ren, von mitt­ler­er Grö­ße, weiß ge­klei­det, von ei­nem Kreis von Her­ren um­ringt, in der Hand hielt sie einen Fä­cher aus Fe­dern. Als sie Ras­ti­gnac ein­tre­ten sah, er­hob sie sich, kam uns ent­ge­gen, lä­chel­te an­mu­tig und mach­te mir mit me­lo­di­scher Stim­me ein zwei­fel­los vor­be­rei­te­tes Kom­pli­ment. Un­ser Freund hat­te mich als einen Mann von Ta­lent an­ge­kün­digt, und sei­ne Ge­wandt­heit und gas­co­g­ni­sche Be­red­sam­keit be­rei­te­ten mir einen schmei­chel­haf­ten Empfang. Ich wur­de der Ge­gen­stand be­son­de­rer Auf­merk­sam­keit, die mich in Ver­le­gen­heit setz­te; doch glück­li­cher­wei­se hat­te Ras­ti­gnac von mei­ner Be­schei­den­heit ge­spro­chen. Ich traf dort Ge­lehr­te, Li­te­ra­ten, ehe­ma­li­ge Mi­nis­ter, Pairs von Frank­reich. Die Un­ter­hal­tung nahm kurz nach mei­ner An­kunft wie­der ih­ren Lauf, und da ich fühl­te, daß ich einen Ruf zu wah­ren hat­te, nahm ich mich zu­sam­men. Wenn ich an­ge­spro­chen wur­de, war ich be­müht, ohne mei­ne Rede lang aus­zu­deh­nen, die Dis­kus­sio­nen durch mehr oder we­ni­ger ent­schie­de­ne, tief­grün­di­ge oder geist­rei­che Be­mer­kun­gen zu­sam­men­zu­fas­sen. Ich rief ei­ni­ges Auf­se­hen her­vor. Zum tau­sends­ten­mal in sei­nem Le­ben war Ras­ti­gnac Pro­phet. Als die Ge­sell­schaft so zahl­reich war, daß sich je­der frei fühl­te, gab mir mein Be­schüt­zer den Arm, und wir wan­del­ten durch die Ge­mä­cher. ›Laß bloß die Fürs­tin dei­ne Ver­wun­de­rung nicht an­mer­ken‹, sag­te er zu mir, ›sie er­rät sonst den Grund dei­nes Be­suchs!‹ Die Sa­lons wa­ren mit aus­ge­wähl­tem Ge­schmack aus­ge­stat­tet. Ich sah er­le­se­ne Ge­mäl­de. Je­der Raum hat­te, wie bei den reichs­ten Eng­län­dern, sei­nen be­son­de­ren Cha­rak­ter, und die Sei­den­be­hän­ge, die Ver­zie­run­gen, die Form der Mö­bel, der kleins­te Zie­rat stimm­ten har­mo­nisch mit ei­nem Grund­stil über­ein. In ei­nem go­ti­schen Bou­doir, des­sen Tü­ren ge­stick­te Por­tie­ren ver­bar­gen, wa­ren das Rand­de­kor des Stof­fes, die Pen­del­uhr, das Mus­ter des Tep­pichs go­tisch. Die Fel­der zwi­schen den ge­schnitz­ten brau­nen Bal­ken der De­cke wa­ren ori­gi­nell ge­stal­tet; die Holz­tä­fe­lung war kunst­voll ge­ar­bei­tet; nichts stör­te den Ge­samtein­druck die­ser hüb­schen De­ko­ra­ti­on; nicht ein­mal die Fens­ter mit ih­ren kost­ba­ren, be­mal­ten Schei­ben. Ich war über­rascht beim An­blick ei­nes klei­nen mo­der­nen Sa­lons, den ein mir be­kann­ter Künst­ler im Stil un­se­rer Zeit, der so leicht, so an­mu­tend, so ge­fäl­lig, so prunk­los und spar­sam an Ver­gol­dung ist, vollen­det aus­ge­stat­tet hat­te. Er war äthe­risch und lie­bes­durch­weht, wie eine deut­sche Bal­la­de, ein rech­tes Nest für eine Lei­den­schaft von 1827, er­füllt vom Duft sel­te­ner Blu­men. Hin­ter die­sem Sa­lon sah ich noch eine Flucht von Zim­mern, dar­un­ter ein Ge­mach, das reich ver­gol­det den Stil Lud­wigs XIV. auf­le­ben ließ, der un­se­rem Ge­schmack ent­ge­gen­ge­setzt einen bi­zar­ren, doch an­ge­neh­men Kon­strast bil­de­te. ›Du wirst hier ganz gut un­ter­ge­bracht sein‹, sag­te Ras­ti­gnac zu mir mit ei­nem Lä­cheln, das eine lei­se Iro­nie um­spiel­te. ›Ist dies nicht ver­füh­re­risch?‹ füg­te er hin­zu, in­dem er sich setz­te.