Название: Die Riesen kommen
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961184156
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Alles schien ruhig, und so nahm Mrs. Skinner ihre Kleider hoch um sich auf und rannte mit einem Satz ins Schlafzimmer. Dort sah sie erst unters Bett und schloß sich ein; dann machte sie sich mit der methodischen Geschwindigkeit einer erfahrenen Frau daran, zum Aufbruch zu packen. Das Bett war noch nicht gemacht, und das Zimmer war mit den Stücken der Schlingpflanzen besät, die Skinner abgehackt hatte, um über Nacht das Fenster schließen zu können. Aber um diese Unordnung kümmerte sie sich nicht. Sie packte in ein reines Laken. Sie packte all ihre eigene Garderobe ein und eine Velvetjacke, die Skinner in seinen eleganteren Momenten trug, und sie packte einen Krug mit Eingelegtem ein, der noch ungeöffnet war, und soweit war sie in ihrem Packen gerechtfertigt. Aber sie packte auch zwei von den hermetisch geschlossenen Büchsen mit Herakleophorbia IV ein, die Mr. Bensington bei seinem letzten Besuch mitgebracht hatte. (Sie war keine Diebin, die gute Frau – aber sie war Großmutter, und das Herz hatte ihr im Leibe gebrannt, als sie so gutes Wachstum auf eine Bande verdammter Kücken verschwendet sah.)
Und als sie all diese Dinge gepackt hatte, setzte sie den Hut auf, nahm die Schürze ab, band ein neues Schuhband um ihren Schirm, lauschte lange an Tür und Fenster, öffnete die Tür und vollzog den Ausfall in die gefahrenvolle Welt. Der Schirm stak ihr unterm Arm, und das Bündel hielt sie mit zwei krummen und entschlossenen Händen gepackt. Es war ihr bester Sonntagshut, und die beiden Mohnblumen, die den Kopf mitten unter seiner Pracht an Bändern und Perlen erhoben, schienen erfüllt vom gleichen zitternden Mut wie sie.
Die Züge um ihre Nasenwurzel waren kraus vor Entschlossenheit. Sie hatte genug davon. Hier ganz allein! Skinner mochte dahin zurückkehren, wenn er wollte.
Sie ging zur Vordertür hinaus und zwar nicht, weil sie nach Hickleybrow gehen wollte (ihr Ziel war Cheasing Eyebright, wo ihre verheiratete Tochter wohnte), sondern weil die Hintertür wegen der Schlingpflanzen unpassierbar war, die so wütend gewachsen waren, seit sie in der Nähe ihrer Wurzeln die Kanne mit dem Nährstoff umgestoßen hatte. Sie lauschte eine Weile und schloß die Vordertür aufs sorgfältigste hinter sich.
An der Hausecke machte sie Halt und rekognoszierte ...
Eine weite Sandnarbe am Hügel hinter den Fichtenwäldern bezeichnete das Nest der Riesenwespen, und die studierte sie mit allem Ernst. Das Ein- und Ausfliegen des Morgens war vorbei, es war gerade keine Wespe in Sicht, und abgesehen von einem Ton, der kaum merklicher war, als es eine arbeitende Dampfsäge zwischen den Fichten gewesen wäre, war alles still. Ohrwürmer sah sie keine. Unten im Kohl freilich rührte sich etwas, aber es konnte ebensogut eine Katze sein, die Vögel beschlich. Das beobachtete sie eine Zeitlang.
Sie ging ein paar Schritte um die Ecke, bekam das Gehege mit den Riesenkücken in Sicht und machte wieder Halt. »Ah!« sagte sie und schüttelte bei ihrem Anblick langsam den Kopf. Sie waren um die Zeit von der Höhe der Emus, aber im Rumpf natürlich viel dicker – überhaupt größer. Es waren jetzt lauter Hennen und im ganzen fünf, da die zwei Hähne sich getötet hatten. Sie zögerte, als sie ihre gedrückte Haltung sah. »Die armen Tierchen!« sagte sie und legte ihr Bündel nieder; »sie haben kein Wasser. Und seit vierundzwanzig Stunden haben sie nichts zu fressen gehabt! Und bei dem Appetit, den sie haben!« Sie legte sich einen hageren Finger an die Lippen und ging mit sich zu Rate.
Und dann tat dieses schmutzige, alte Weib etwas, was mir als eine ganz heroische Tat des Erbarmens erscheint. Sie ließ ihr Bündel und ihren Schirm mitten auf dem Ziegelpfad liegen, ging an den Brunnen und schöpfte nicht weniger als drei Eimer voll Wasser für den leeren Trog der Kücken, und als sie sich alle darum drängten, machte sie ganz leise die Tür des Geheges auf. Dann wurde sie äußerst beweglich, nahm ihr Gepäck wieder auf, kletterte hinten im Garten über die Hecke, ging über die üppigen Wiesen (um dem Wespennest auszuweichen) und arbeitete sich den gewundenen Pfad nach Cheasing Eyebright hinauf.
Sie keuchte den Hügel hinauf und blieb im Gehen hin und wieder stehen, um ihr Bündel abzulegen und auf das kleine Landhaus neben dem Fichtenwalde unten zurückzustarren. Und als sie zuletzt nahe beim Kamm des Hügels in weiter Ferne drei verschiedene Wespen schwer nach Westen niedersinken sah, half ihr das sehr auf ihrem Wege.
Sie war bald aus dem freien Lande heraus und auf dem hohen Hohlwege dahinter (dort schien es ihr sicherer) und eilte so an Hickleybrow Combe hinauf in die Dünen. Dort am Fuße der Dünen, wo ihr ein großer Baum den Schein des Schutzes gewährte, ruhte sie eine Weile auf einem Gatter.
Dann sehr entschlossen wieder vorwärts ...
Man stellt sie sich, hoffe ich, vor, mit ihrem weißen Bündel, wie sie, eine Art aufrechter schwarzer Ameise unter der heißen Sonne des Sommernachmittags den kleinen, weißen Wegpfad hin quer durch die Dünenhänge entlang eilte. Immer vorwärts arbeitete sie, ihrer entschlossenen, unermüdlichen Nase nach, und der Mohn auf ihrem Hute zitterte beständig, und ihre Stiefel wurden vom Dünenstaub immer weißer. Klipp, klapp, klipp, klapp, machten ihre Schritte durch die stille Hitze des Tages, und hartnäckig, unheilbar suchte ihr Schirm unter dem Ellbogen, der ihn festhielt, herauszuschlüpfen. Die Mundfalte unter ihrer Nase war mit äußerster Entschlossenheit gerümpft, und immer wieder sagte sie ihrem Schirm, er solle heraufkommen, oder sie gab ihrem fest gepackten Bündel einen rachsüchtigen Stoß. Und bisweilen bewegten sich ihre Lippen vor Fragmenten einer vorausgesehenen Auseinandersetzung mit Skinner.
Und in weiter Ferne, Meilen und Meilen weit entfernt, wuchsen ein Kirchturm und ein Hügel unmerklich aus dem unbestimmten Blau empor und markierten immer deutlicher den ruhigen Winkel, wo Cheasing Eyebright vor dem Tumult der Welt geschützt dalag und wenig oder nicht an die in jenem weißen Bündel verborgene Herakleophorbia dachte, die so beharrlich zu seinem geordneten Asyl emporstrebte.
VII
Soweit ich in Erfahrung bringen kann, kamen die Hennen gegen drei Uhr nachmittags nach Hickleybrow. Ihre Ankunft muß eine lebendige Geschichte gewesen sein, obgleich niemand auf der Straße gewesen war, um sie zu sehen. Das heftige Schreien des kleinen Skelmersdale scheint die erste Kunde von etwas Auffallendem gegeben zu haben. Miß Durgan vom Postamt stand, wie gewöhnlich am Fenster und sah die Henne, die das unglückliche Kind gepackt hatte, mit ihrem Opfer rasend die Straße hinauffliehen, von zwei anderen eng verfolgt. Man kennt ja jenen schwingenden Schritt der emanzipierten, athletischen, modernen Henne! Man kennt die scharfe Beharrlichkeit des hungrigen Huhns!
Wahrscheinlich wurde Miß Durgan nicht völlig überrumpelt. Trotz Mr. Bensingtons Einschärfung des Geheimnisses waren Gerüchte von den großen Kücken, die Mr. Skinner züchtete, im Dorf seit Wochen im Umlauf gewesen. »Himmel!« rief sie, »das hab' ich erwartet.«
Sie scheint sich mit großer Geistesgegenwart benommen zu haben. Sie griff sofort den versiegelten Briefsack auf, der nach Urshot weitergehen sollte, und stürzte zur Tür hinaus. Fast zugleich erschien Mr. Skelmersdale selber unten im Dorf, in der Hand eine Gießkanne, die er am Ausguß gepackt hielt, und im Gesicht sehr weiß. Und natürlich stürzte alles im Dorf im Nu an Tür und Fenster.
Das Schauspiel der Miß Durgan auf der Straße, mit der Hickleybrowschen Korrespondenz eines ganzen Tages in der Hand, gebot der Henne, die Master Skelmersdale gepackt hielt, Einhalt. Sie zögerte einen Moment der Unentschiedenheit und wandte sich dann zu den offenen Toren von Fulchers Hof. Der Moment war verhängnisvoll. Die zweite Henne rannte scharf gegen sie an, ergriff das Kind mit wohlgezieltem Picken und sprang über die Mauer in den Pfarrgarten.
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