Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs. Charles Dickens
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Название: Denkwürdigkeiten des Pickwick-Klubs

Автор: Charles Dickens

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961183197

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СКАЧАТЬ der Weg gut?«

      »Nein, schlecht.«

      Nach dieser kurzen Antwort fing der rotköpfige Mann, der nun seine Neugier hinlänglich befriedigt zu haben schien, wieder an zu arbeiten.

      »Wir möchten gerne dieses Pferd hier einstellen – ich denke, das wird wohl angehen?« sagte Herr Pickwick.

      »Möchtet das Pferd hier einstellen – so?« wiederholte der Rotkopf, sich auf seinen Spaten stützend.

      »Freilich«, erwiderte Herr Pickwick, der sich unterdessen, das Tier an der Hand, der Gartenhecke genähert hatte.

      »Frau!« rief der Rotkopf, aus dem Garten tretend, und das Pferd scharf in das Auge fassend: »Frau!«

      Eine große, knöcherne Frau in einer groben blauen Jacke, deren Taille einen oder zwei Zoll unter den Achselgruben saß, trat zu ihm hinaus.

      »Können wir wohl dieses Pferd hier unterbringen, gute Frau?« fragte Herr Tupman, indem er sich ihr näherte und seinen schmeichelndsten Ton annahm.

      Die Frau betrachtete die Reisenden mißtrauisch, und der Rotkopf flüsterte ihr etwas in das Ohr.

      »Nä,« antwortete sie nach einiger Überlegung, »ich getraue mich nicht, es zu tun.«

      »Nicht getrauen?« rief Herr Pickwick aus. »Vor was fürchtet sich denn die gute Frau?«

      »Es hat uns erst das vorige Mal Ungelegenheit gemacht«, sagte die Frau, wieder in das Haus gehend: »ich mag mich nicht damit befassen.«

      »Nun, so etwas ist mir doch in meinem Leben noch nicht vorgekommen!« sagte Herr Pickwick höchst verwundert.

      »Ich – ich glaube wirklich,« flüsterte Herr Winkle seinen um ihn stehenden Freunden zu, »daß die Leute am Ende gar denken, wir wären auf eine unehrliche Weise zu dem Pferde gekommen.«

      »Wie?« rief Herr Pickwick höchlich entrüstet aus.

      Herr Winkle wiederholte bescheiden seine Vermutung.

      »Heda, Bursche,« sagte Herr Pickwick zornig, »glaubt Ihr, daß wir dieses Pferd gestohlen haben?«

      »Das glaub' ich ganz gewiß«, erwiderte der Rotkopf mit einem Grinsen, das seinen Mund von einem Ohr bis zu dem andern verzerrte. Dann begab er sich gleichfalls ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu.

      »Es ist wie ein Traum – wie ein abscheulicher Traum!« rief Herr Pickwick aus. »Sich den ganzen Tag mit einem schrecklichen Pferde herumschleppen zu müssen, das man nicht loswerden kann!«

      Die deprimierten Pickwickier gingen jetzt weiter, die pompöse Rosinante, die ihnen im höchsten Grade verekelt war, hinter sich herziehend.

      Es war bereits spät am Nachmittage, als die vier Freunde mit ihrem vierfüßigen Gefährten in den nach Manor Farm führenden Seitenweg einbogen, und obgleich sie nun dem Orte ihrer Bestimmung nahe waren, so wurde doch das Vergnügen, das sie sonst empfunden hätten, durch den Gedanken an ihre sonderbare Erscheinung und lächerliche Lage wesentlich verringert. Zerfetzte Kleider, zerkratzte Gesichter, bestaubte Schuhe, erschöpftes Aussehen und dazu noch das Pferd – das unglückliche Pferd! O, wie Herr Pickwick das Vieh zu allen Henkern wünschte! Er hatte schon zuvor das edle Roß von Zeit zu Zeit mit Blicken des Hasses und der Rache angesehen, und mehr als einmal überlegt, wieviel es ihn kosten würde, wenn er ihm den Hals abschnitte, und jetzt fühlte er sich um so stärker versucht, es entweder umzubringen, oder in die weite Welt laufen zu lassen. Indessen wurde er bei einer Wendung des Weges aus seinem unheilschwangeren Brüten durch die plötzliche Erscheinung zweier Gestalten geweckt. Es waren Herr Wardle und dessen treuer Gefährte, der fette Junge.

      »Mein Gott, wo haben Sie solange gesteckt?« begann der gastliche alte Herr. »Ich habe den ganzen Tag auf Sie gewartet. Und wie strapaziert Sie aussehen! – Was? zerkratzte Gesichter? Doch keinen wesentlichen Schaden genommen, hoffe ich – wie? Nun, Gott sei Dank! Umgeworfen? – Nun, das kommt oft in unserer Gegend vor. Joe! – der verwünschte Bursche schläft schon wieder – Joe, nimm dem Herrn das Pferd ab und bring' es in den Stall!«

      Der fette Junge schleifte das Pferd langsam nach, während Herr Wardle den Besuchern sein Bedauern über ihr Abenteuer ausdrückte, soweit sie die Mitteilung desselben für schicklich gefunden hatten, und sie sodann in die Küche führte.

      »Hier wollen wir Sie vor allen Dingen ein wenig zurechtstutzen«, sagte der alte Herr, »und Sie dann zu der Gesellschaft in das Wohnzimmer führen. Emma, den Kirschengeist! Hannchen, eine Nähnadel und Zwirn! Marie, Waschwasser und Handtücher! Rasch, Mädel, eilt euch!«

      Drei oder vier handfeste Mägde eilten sogleich, um die verschiedenen Dinge herbeizuschaffen. Zwei männliche Dienstboten aber mit großen Köpfen und runden Gesichtern standen von ihren Sitzen in der Kaminecke – wo sie, ob es gleich Mai war, am Feuer hockten, als wenn es um Weihnachten gewesen wäre – auf und verschwanden in dunklen Winkeln, aus denen sie bald nachher mit einem halben Dutzend Bürsten und mit Schuhwichse wieder auftauchten.

      »Rasch!« sagte der alte Herr nochmals.

      Es bedurfte aber dieser Mahnung nicht, denn die eine Magd schenkte bereits Kirschengeist ein, eine andere brachte Waschwasser, und einer von den Männern faßte Herrn Pickwick am Bein, auf die Gefahr hin, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und fing an, dessen Stiefel dermaßen zu bürsten, daß sie brennend heiß wurden. Der andere bearbeitete Herrn Winkle mit einer mächtigen Kleiderbürste, und gab bei dieser Operation den zischenden Ton von sich, den Stallknechte gewöhnlich hören lassen, wenn sie ein Pferd striegeln.

      Nachdem Herr Snodgraß sich gewaschen hatte, stellte er sich mit dem Rücken an das Feuer und überschaute, behaglich seinen Kirschengeist schlürfend, die Küche. Er beschreibt sie als einen großen, mit Backsteinen gepflasterten und mit einem geräumigen Kamin versehenen Raum, die Decke verziert mit Schinken, Speckseiten und Zwiebelreihen, die Wände mit Hetzpeitschen, Sätteln, Zäumen und einem alten verrosteten Gewehr, unter welchem stand »Geladen!«, was es auch, laut derselben Quellenangabe, vor wenigstens einem halben Jahrhundert gewesen ist. In der einen Ecke tickte eine ehrwürdige alte Wanduhr, und eine silberne von gleichem Alter hing an einem der vielen Haken über dem Anrichttisch.

      »Fertig?« fragte der alte Herr, als seine Gäste gewaschen, geflickt, gebürstet und mit Branntwein erquickt waren.

      »Stehen zu Diensten«, versetzte Herr Pickwick.

      »So bitte ich Sie, mit mir zu kommen«, fuhr Herr Wardle fort und führte sie durch mehrere dunkle Gänge in das Wohnzimmer, gefolgt von Herrn Tupman, der einige Augenblicke gezögert hatte, um von Emma einen Kuß zu erhaschen, wofür er gebührend durch einige Püffe gezüchtigt wurde.

      »Willkommen«, sagte der gastliche Wirt, öffnete die Tür und trat ein, um sie anzumelden. »Willkommen, meine Herren, in Manor Farm!«

      Siebentes Kapitel. Eine altmodische Spielpartie. – Die Verse des Geistlichen. – Erzählung von der Rückkehr des Sträflings.

      Mehrere der in dem alten Wohnzimmer versammelten Gäste standen auf, um Herrn Pickwick und seine Freunde bei ihrem Eintreten zu begrüßen, und während der Zeremonie des mit allen nötigen Formalitäten behandelten Vorstellen« fand Herr Pickwick Muße, das Äußere der Anwesenden zu prüfen und Vermutungen über ihren Stand und Charakter anzustellen СКАЧАТЬ