Название: Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Ein MORDs-Team - Der komplette Fall
isbn: 9783958344013
isbn:
»Ich denke, wir werden heute Abend einen kleinen Ausflug machen«, sagte Mason schließlich. »Wer immer dieser Boss von Thompkins auch ist, ich brenne darauf, ihn kennenzulernen.«
»Wenn wir deinen Namen reinwaschen wollen, brauchen wir aber Beweise«, gab Randy zu bedenken. »Vielleicht sollten wir den Sheriff dazu holen.«
»Auf keinen Fall«, sagte Danielle. »Dieser Idiot kann sich doch nicht einmal alleine die Schuhe zubinden. Olivia macht die Fotos und dazu benutzen wir ein Richtmikrofon. Das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht alleine auf die Reihe bekommen.«
Sie legten noch ein paar Details fest, dann machten sie sich daran, das benötigte Equipment zu beschaffen.
*
Zwischenspiel
Ein wütender Schrei erklang, gefolgt von einem Fluchen. »Meine Manolo Blahniks.«
Sie hat sich kein Stück verändert, dachte Jamie.
Mit knallrotem Gesicht, einen Schuh mit abgebrochenem Absatz in der Hand, kam Shannon um die Kurve gestakst. Bei seinem Anblick blieb sie stehen, und für einen Augenblick sah er wieder das sechzehnjährige Mädchen vor sich, mit dem er so viel erlebt hatte. Doch der Moment verging und die Gegenwart legte sich über ihr Gesicht wie ein dunkler Schleier, der jede Freude erstickte. Alles was er heute noch sah, war Hochnäsigkeit und Arroganz, übertüncht durch Dutzende von Schönheitsoperationen. Als sie näher kam, war der alkoholgeschwängerte Atem Shannons zu riechen.
»Hallo, Jamie«, sagte sie emotionslos.
»Shannon.« Er nickte.
Er bedeutete ihr, auf dem Stuhl gegenüber Platz zu nehmen.
Sie hatten die alte Hütte im Wald als Treffpunkt gewählt. Damals waren sie oft hier gewesen. Erst nach dem Tod von Marietta hatte sich alles verändert. Die Terrasse bestand aus Holz und ragte ein Stück über den See hinaus. Am Ufer wucherte dichtes Unkraut. Der Geruch des brackigen Wassers war nicht angenehm, erinnerte Jamie aber an den Sommer ’83 – der letzte wunderbare Sommer mit all seinen Freunden.
Shannons Augen wirkten glasig, als sie umherschaute und den Blick wieder auf ihn richtete. »Es ist lange her.«
»Warum hast du mich angerufen?«
Sie atmete schwer. Das blondierte Haar fiel ihr in Locken auf die Schultern, die schweren Saphirohrringe baumelten hin und her. »Es geht um Danielle. Doktor Silverman hat heute Morgen angerufen und uns mitgeteilt, dass dein Sohn mit ihr in seiner Praxis war. Scheinbar hatte dieser deutsche Junge einen Unfall.«
»Ich weiß. Mason hat uns davon erzählt. Sie waren im Crest Point unterwegs.«
Beim Erwähnen des Steinbruchs verzog Shannon angewidert den Mund. »Meine Tochter war bisher niemals dort und wird es auch in Zukunft nicht mehr sein, verstehen wir uns?«
Jamie wurde einmal mehr bewusst, dass Shannon mit der Heirat dieses Kotzbrockens Holt nicht nur ihren Namen geändert hatte. Ihr ganzes Wesen war abgeglitten, verlor sich in der Glitzerwelt der Reichen und Pseudoschönen.
Aber wenn ich ehrlich bin, hat das bereits mit dem Tod von Marietta begonnen, dachte er. Und mit den Ereignissen damals in der Schule. In dieser einen verdammten Nacht.
Er schüttelte den Kopf, um die Gedanken abzustreifen. »Du solltest endlich damit aufhören, deine Tochter in einen goldenen Käfig zu sperren.«
»Sag du mir nicht, was ich tun oder lassen soll«, keifte Shannon. »Meine Tochter wird nicht durch deinen Sohn in diesen Drogensumpf geraten.«
»Stell dich nicht dümmer als du bist«, sagte er. »Du weiß so gut wie ich, dass Mason nichts damit zu tun hat.«
»Nicht schon wieder«, seufzte Shannon. »Fängst du jetzt wieder mit deiner Verschwörungstheorie an?«
»Ich …«
»Nein!« Sie ballte die Fäuste. »Ich will nichts mehr davon hören, Jamie. Marietta ist seit über dreißig Jahren tot. Es ist vorbei. Ich habe nie verstanden, warum du und Billy nicht einfach aufhört. Aber jetzt … Billy ist tot und Harrison – ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was er heute treibt und es ist mir auch egal! Mir geht es um meine Familie. Ob dein Sohn nun Drogen nimmt, damit dealt oder ein unschuldiges Opfer ist: Danielle wird nicht zum Kollateralschaden!«
Jamie nickte resignierend. Shannon hatte vor langer Zeit einen Weg gewählt, der sie fort von der Realität brachte. Sie lebte in ihrer kleinen Welt aus Rubinen, Smaragden und Saphiren, Geld und edlen Yachten. Es war ihre Art zu vergessen. Und wo all der Pomp nicht half, kam der Alkohol ins Spiel. Die kleine Danielle tat Jamie leid. Und er vermisste Billy.
»Ich mache meinem Sohn keine Vorwürfe«, sagte er. »Er hat es schon schwer genug. Wenn du deine Tochter von ihm fernhalten willst, musst du das mit ihr klären.«
Shannon sprang auf. »Hätte ich mir denken können, dass du das sagst. Noch immer ganz der alte Sturkopf. Aber ich warne dich, mit Geld kann man eine Menge erreichen. Du willst mich nicht zur Feindin haben, Jamie. Wir haben viel gemeinsam erlebt und ich habe diese Jahre nie vergessen. Aber euer Wahn, den Mord an Marietta aufzuklären, hat uns in ein haarsträubendes Abenteuer nach dem anderen geführt. Harrison wäre ’85 beinahe gestorben, als wir versucht haben, Mariettas Spur zu dem Zirkus …«
Er winkte ab. »Ich weiß, ich weiß. Wir waren jung und ungestüm. Heute sind wir weiser.«
»Die von uns, die noch leben«, gab Shannon müde zurück. »Wie gesagt: Das Wohl meiner Tochter geht mir über alles, auch wenn du das nicht glauben magst.«
Dann solltest du dich von deinem Mann scheiden lassen, meine Liebe, dachte Jamie. Laut sagte er: »Natürlich glaube ich dir das.«
»Gut. Dann hoffe ich sehr, dass wir uns heute zum letzten Mal gesehen haben.« Sie erhob sich. »Du bist ein Teil meiner Vergangenheit, nicht meiner Zukunft. Halte Mason von Danielle fern, oder ich werde es tun – auf meine Art.«
Sie wandte sich um und stakste barfuß davon, die Schuhe in der Hand.
Jamie starrte sinnierend auf den See hinaus. Er dachte an Billy und Harrison, an die alte Shannon und natürlich Marietta. In seinen Gedanken sah er auf der anderen Seite des Sees fünf lachende Jugendliche, die sich an einem Tau von dem kleinen Abhang über das Wasser schwangen und in den See fallen ließen. Sie lachten, drückten sich gegenseitig unter Wasser und tranken Stunden später, auf einem Handtuch in der Sonne liegend, eisgekühlte Cola.
Das Lachen verebbte hallend.
Er schüttelte den Kopf.
Vermutlich würde er diese Erinnerung eines Tages mit ins Grab nehmen. Danach war eine lange dunkle Zeit gefolgt. Wie gerne hätte er sie in seinen Geist vergraben und vergessen, doch wie es solche Dinge an sich hatten, ließen sie einen nicht los. Stattdessen verfolgte ihn all das bis in die Gegenwart.
Jamie stand auf und seufzte.
Er musste etwas erledigen.
*
Seit СКАЧАТЬ