Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek
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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Wir bringen dich heim, okay?«, fragte Danielle. Sie warf einen kurzen Blick zu Olivia, als wolle sie etwas sagen, schaute dann aber schnell zu Boden.

      »Klar. Meine Tante ist bis morgen Mittag auf einer Fortbildung, da wird dieser Idiot von Arzt sie sowieso nicht erreichen.«

      »Alter, du pennst heute Nacht sicher nicht alleine!«, sagte Mason nachdrücklich. »Am Ende passiert dir noch was, weil dieser alte Sack was übersehen hat. Bringst du uns einfach zu mir, Danielle? Pinewood Oaks, Carrington Street 2b.«

      Der Fahrer nickte und ließ die Zwischenscheibe nach oben gleiten.

      »Tut mir leid, Olivia«, sagte Danielle, nachdem einige Sekunden lang peinliches Schweigen geherrscht hatte. »Doktor Silverman hat ein paar ziemlich … klare Vorstellungen von arm und reich.«

      »Das ist nichts Neues für mich.«

      Mit einem Mal fühlte Randy die Kluft förmlich, die sich zwischen ihnen auftat. Da war die arme Olivia, die sich seit ihrer Kindheit in den Favelas durchschlagen musste. Ständig wurde sie mit Stirnrunzeln und Naserümpfen konfrontiert, wenn sie in den besseren Vierteln unterwegs war. Er selbst hatte auch lange Zeit so gedacht.

      Mason hatten bisher alle immer für das arme Opfer gehalten, gleichzeitig wurde ständig über seine Epilepsie getuschelt. Nach dem Debakel an der Schule kam jetzt noch die Drogensache hinzu. Lange würde der Freund das nicht mehr aushalten.

      Danielle wiederum entstammte genau der Welt, in der die Leute auf Menschen wie Olivia und Mason herabschauten. Geld spielte keine Rolle, man fuhr mit Limousinen umher und hatte einen Arzt auf Abruf bereit, der ohne Fragen behandelte. Die Arztrechnung war natürlich auch kein Problem. Bei dem Gedanken wurde Randy ganz anders. Seine Tante nagte nicht am finanziellen Hungertuch, doch sie war kaum reich. Die Arztrechnung würde ein ordentliches Loch in die Haushaltskasse reißen.

      Und wo in dem Ganzen bin ich?

      Er war nicht schwarz, nicht weiß, sondern irgendwo im Einheitsgrau der Mitte. Der unsichtbare Nerd. Das Waisenkind aus dem Ausland. Der Nicht-Reiche, Nicht-Arme.

      Ist das gut oder schlecht?

      »Wir sind da«, erklang die Stimme des Fahrers aus dem Lautsprecher.

      Mason stieg aus und half auch Randy. »Wir bringen dich nach oben und dann nimmst du diese Tablette.« Er starrte angestrengt auf den Blister. »Zolpidem, ob das was taugt?«

      »Wird schon passen«, sagte Randy. Alles was er wollte, war seine Ruhe. Der Schlaf würde ihm gut tun, auch wenn er nicht daran glaubte, dass so ein kleines Tablettchen ihn umhauen würde.

      Er drückte die Tablette aus dem Blister und schluckte sie herunter.

      »Ich bringe Olivia zurück zu ihrem Wagen«, rief Danielle ihnen hinterher. Sie waren schon einige Schritte auf das Haus zugegangen, als sie noch hinzufügte: »Übrigens hat Thompkins immer wieder gesagt, dass er eigentlich dich wollte.«

      Mason blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Was?«

      »Na ja, er wollte eigentlich dich zusammenschlagen. Um eine Nachricht zu übermitteln.« Sie schaute betreten zu Boden. »In der ganzen Hektik habe ich daran nicht mehr gedacht. Aber das alles wird immer suspekter. Kannst du dir vorstellen, warum?«

      Mason schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich hatte mit Thompkins bisher nichts zu tun. Gestern im Crest Point habe ich zum ersten Mal mit ihm gesprochen.«

      »Du hast ein interessantes Leben, Mason Collister«, sagte Danielle. »Eines ist sicher: Einfach wird es nicht werden, deine Unschuld zu beweisen. Solange wir nicht wissen, wer hinter all dem steckt, wer dein wahrer Feind ist.«

      Randy taumelte. Mit einem Mal entwickelte der Boden ein Eigenleben und wollte einfach nicht mehr still unter ihm liegen. Sein Körper fühlte sich an, als hätten Knochen und Muskeln sich in Gummi verwandelt.

      »Alter, nicht umfallen«, sagte Mason und packte ihn fester. »Ich bring Randy ins Haus. Kommt doch morgen früh zum Brunch. 11 Uhr? Dann besprechen wir alles.«

      Danielle wirkte kurz verlegen. »Ich weiß nicht, ob meine Eltern … ach egal. Bin dabei.«

      »Ich auch«, rief Olivia aus der Limousine. »Und jetzt bring unser Nachwuchs-Computergenie besser ins Bett.«

      Sie verabschiedeten sich, dann fuhr das Auto davon.

      Während sie auf das Haus zugingen, flog die Tür auf. Masons Mutter kam mit entsetztem Gesicht herbeigestürmt. »Was ist passiert?!«

      *

      Ein Sonntag

      Als Randy die Augen aufschlug, verfolgte ihn der Albtraum noch einen Moment in die Wirklichkeit. Ein lachender Pratt Thompkins stand auf der Spitze eines schwarzen Turms, von dem Randy gerade in die Tiefe stürzte. Da es keinen Boden gab, fiel er immer weiter und weiter, bis er endlich aus dem Schlaf hochschreckte.

      Mason steckte den Kopf zur Tür herein. »Alles okay? Du hast geschrien.«

      Der Freund war schon geduscht und trug frische Klamotten.

      »Alles super«, erwiderte Randy. Schlagartig kamen ihm die gestrigen Ereignisse wieder in den Sinn. Er betastete sein Gesicht.

      »Keine Angst, der Doc hat die Wunden geklammert. In ein paar Tagen sieht man nichts mehr davon«, erklärte Mason. »Du kannst also ruhig weiter mit Danielle flirten.«

      »Was?!«

      »Als ob mir das nicht aufgefallen wäre.« Sein Kopf verschwand. »Im Bad liegen frische Klamotten. Geh lieber duschen, die Mädels kommen gleich.«

      Für einen Augenblick starrte Randy mit offenem Mund auf den Türspalt. Wie um Himmels Willen kam Mason auf den Gedanken, dass er mit Danielle – ausgerechnet! – geflirtet hätte? Er hatte nicht das geringste Interesse an ihr.

      Was soll's.

      Er verschwand im Bad.

      Als er die Treppe herunterkam, lag das Erdgeschoss ausgestorben vor ihm. Von der Terrasse drangen Stimmen an sein Ohr. »Ah, hier seid ihr.«

      Beim Anblick von Randy lächelte Danielle und atmete auf. »Hey, Nerd. Ich dachte schon, du hast ernsthaft was abbekommen.«

      »Also, wenn man es genau nimmt …«

      »Ach, hör auf zu prahlen«, sagte Mason grinsend. »So ein kleiner Fenstersturz ist doch nichts.«

      Olivia grinste ebenfalls.

      Von der Anspannung, wie er sie gestern auf der Rückfahrt erlebt hatte, war nichts mehr zu spüren.

      Randy nahm Platz. Der Tisch war mit Tellern und Tupperschalen bedeckt, auf denen Brötchen, Brot, Marmelade und Wurst lagen. Dazwischen standen allerlei Säfte in Glaskaraffen, Tee und Kaffee in Kannen. Es war ein Wunder, dass Mason nicht schon alles verputzt hatte, der Freund atmete Essen förmlich ein und hatte ständig Hunger. »Wo sind deine Eltern?«

      Mason СКАЧАТЬ