Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher Ross
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СКАЧАТЬ sehen werde … wenn überhaupt. So wie es aussieht, sind die Welpen die einzigen Überlebenden des Mystery-Creek-Rudels.«

      Nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, stieg sie in den Pick-up und fuhr auf den Sterling Highway zurück. Je weiter sie nach Westen fuhr, desto stärker war ihr Gefühl, dass der Rauch noch dichter geworden und das Feuer noch näher an die Straße herangerückt war. Wohl der Grund, warum sie den größten Teil des Highways gesperrt hatten. Sie hatte ihre Schutzjacke angezogen und Handschuhe und Helm neben sich auf dem Beifahrersitz liegen, fuhr zum ersten Mal allein in den Rauch hinein und war entsprechend ängstlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, als Firefighterin zu arbeiten, zu stressig und gefährlich, doch so dachten manche Menschen auch über ihren Beruf.

      Über der Mystery Creek Road hingen teilweise so dichte Rauchschwaden, dass sie nahe daran war, den Pick-up zu wenden und umzukehren, aber wenn die Straße unpassierbar gewesen wäre, hätte der Chief sicher angerufen. Wie geheimnisvoller Nebel hing der Rauch zwischen den Baumkronen. Im Dunst flogen Funken, die wie Glühwürmchen durch die Luft wirbelten. Nicht mehr so fern wie bei ihrer ersten Fahrt zum Mystery Creek leuchteten die Flammen des Feuers, das in den Medien nur noch »Mystery Creek Fire« genannt wurde. Würden der Chief und seine Männer es schaffen, die Flammen rechtzeitig einzudämmen, und sie daran hindern, weiteres Land zu zerstören und die nahen Siedlungen zu gefährden? Waren Menschen in ernsthafter Gefahr?

      Ein rostiger Pick-up kam ihr entgegen. Wegen des vielen Rauchs sah sie die Scheinwerfer erst spät. Sie hielt an und ließ ihr Fahrerfenster herunter. Erst jetzt erkannte sie Jason. Wie immer, wenn sie ihm begegnete, fiel es ihr schwer, sich zu beherrschen. »Du fährst wieder? Genug Wölfe getötet?«

      »Du bist ungerecht«, erwiderte er relativ gefasst.

      »Ich weiß … und es tut mir leid.«

      »Ehrlich?«

      »Natürlich ehrlich, du verdammter …« Ihr fiel kein passendes Schimpfwort ein. »Ich mag dich doch … obwohl du wie ein Wilderer durch die Wälder streunst und Wölfe umbringst. Ich mag dich sogar sehr und ärgere mich so darüber, dass ich am liebsten aussteigen und dir eine runterhauen würde.«

      »Du solltest mich lieber küssen!« Er grinste.

      »Du bist ein Scheusal!«

      »Ich weiß.«

      »Und du hättest dich ruhig mal melden können.«

      »Ich war in Montana unten, das weißt du doch.«

      »Und jetzt wolltest du dich wieder aus dem Staub machen?«

      »Ich fahr zum Slaughter Creek rüber.«

      Sie geriet schon wieder in Rage. »Wenn du nur einen gesunden Wolf tötest, bekommst du es mit mir zu tun, verstanden? Dass die Farmer am liebsten alle Wölfe umbringen würden, weiß ich. Aber das heißt noch lange nicht, dass du schalten und walten kannst, wie du willst. Werde endlich erwachsen.«

      Umso wütender sie war, desto mehr grinste er. »Ziemlich ungemütlicher Platz für ein Date, findest du nicht auch? Wollen wir uns heute Abend in Cooper Landing treffen? Wir könnten uns endlich mal richtig aussprechen.«

      »Um sechs im Kenai Inn«, antwortete sie und fuhr weiter.

      4

      Im Camp der Firefighter herrschte nervöse Betriebsamkeit. Wo Carla die beiden Welpen gerettet hatte, hatten die Flammen die Schneise übersprungen und drohten, auf die Bäume am anderen Ufer des Mystery Creek überzuspringen. Eines der Hot-Shot-Teams war bereits unterwegs, das Feuer zu bekämpfen, eine schwierige und gefährliche Aufgabe, auch für diese erfahrenen Männer. Der Chief stand in ständigem Funkkontakt mit der Einsatztruppe.

      Eine der Meldungen gab er direkt an Carla weiter: »Sie haben zwei weitere tote Wölfe gefunden. Das Feuer hat die Kadaver verschluckt. Ich nehme an, sie gehörten zu dem Mystery-Creek-Rudel, von dem Sie gesprochen haben.«

      »Dann haben wir fünf tote Wölfe«, rechnete sie. »Bleiben noch vier … die werden es wohl ebenfalls nicht geschafft haben. Wie so viele andere Tiere.« Sie schwieg eine Weile und wollte sich gar nicht vorstellen, wie qualvoll sie gestorben waren. »Menschen sind hoffentlich nicht zu Schaden gekommen.«

      »Nein, die konnten wir rechtzeitig warnen und evakuieren. In den Wäldern hier leben nur ein paar Einsiedler und Fallensteller. Die wissen selbst, was so ein Gewitter alles anrichten kann. Und die wenigen Siedlungen und Farmen, die wirklich bedroht waren, haben wir informiert. Aber jetzt wird es langsam kritisch. Wenn wir das Feuer nicht bremsen, müssen wir roten Alarm geben.«

      »Sie haben gute Leute. Sie schaffen das«, sagte sie.

      »Wir geben uns alle Mühe.«

      Carla setzte sich in ihren Wagen, weil sie dort am sichersten war, ließ aber die Fahrertür offen, um sofort reagieren zu können, falls der Chief oder ein anderer Firefighter rief. Sekundenlang blickte sie nur nach vorn, beobachtete die Männer in ihren gelben Schutzjacken, wie sie die Brandschneise mit Äxten und Motorsägen von allem Brennbaren befreiten und mit Löschwasser gegen kleinere Flammenherde vorgingen. Die Feuerwand, bedrohlicher noch als am vergangenen Tag, türmte sich gefährlich nahe hinter der Schneise auf. Wie ein Drache mit unstillbarem Hunger robbte es sich an die Schneise heran.

      Auch aus einigermaßen sicherer Entfernung glaubte sie zu erkennen, dass die Männer immer härter und entschlossener gegen das Feuer vorgingen. Sie trainierten jeden Tag und besaßen die nötige Konstitution, um auch unter höchstem Stress ihre Leistung zu bringen und nicht unter der Belastung zusammenzubrechen. Von Osten her drangen die Motorengeräusche der Flugzeuge und Hubschrauber, die Löschwasser über den Bränden abwarfen. Sie würden das Feuer besiegen, da war Carla ganz sicher, sie hatten bisher noch jedes Feuer besiegt, wenn auch manchmal unter schmerzlichen Verlusten.

      Sie verbrachte die nächste halbe Stunde damit, die Fundstellen der toten Wölfe auf einer Karte des Gebietes zu markieren und sie zusammen mit einem kurzen Bericht in einer Datei zu speichern, um sie später, wenn sie wieder eine zuverlässige Verbindung bekam, an das Center zu schicken. Auch die anderen zuständigen Stellen wie das BLM und Fish & Wildlife würde sie informieren. Bis in den frühen Nachmittag hinein blieb sie im Camp, füllte Löschrucksäcke und Wasserflaschen nach und half beim Bereitstellen der Ausrüstung. Ihr Fachwissen war nicht mehr gefragt. Im Revier des Mystery-Creek-Rudels wütete das Feuer besonders stark, und es war beinahe ausgeschlossen, dass noch einer der Wölfe am Leben war. Der Anstand verlangte jedoch, den Männern zu helfen und sich auf diese Weise für ihre Unterstützung zu bedanken. Sie hatte schon mit Teams zu tun gehabt, denen es ziemlich egal war, wie viele Wölfe bei einer Naturkatastrophe ums Leben kamen.

      Als der Wind drehte und ein Funkenregen über dem Mystery Creek niederging, kam der Chief zu ihr und sagte: »Nicht dass ich Sie loswerden möchte, Carla. Sie haben uns wirklich sehr geholfen, und dafür danke ich Ihnen auch im Namen meiner Männer. Aber es wird langsam gefährlich hier, und ich kann nicht länger die Verantwortung für Sie übernehmen. Ihre Arbeit haben Sie doch sowieso erledigt. Sie haben zwei Welpen das Leben gerettet.«

      »Das wäre ohne Ihre Hilfe nicht möglich gewesen, Chief.«

      »Es war uns ein Vergnügen, Carla. Kommen Sie mal vorbei, wenn wir das Feuer gelöscht haben, bei uns steht immer heißer Kaffee auf dem Tisch, und die Oma einer unserer Männer kann Kuchen backen, so was Gutes haben Sie noch nicht gegessen.« Er schüttelte ihr die Hand. »Machen Sie’s gut, Carla!«

      Carla СКАЧАТЬ