Название: Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek
Автор: Christopher Ross
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Northern Lights
isbn: 9783764192709
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Carla kramte eine Visitenkarte aus ihrer Anoraktasche und reichte sie ihm. »Okay … aber vorher mailen Sie mir die Adresse des Ehepaars. Wir müssen das Einverständnis der beiden einholen. Nicht dass wir Ärger bekommen.«
»Geht klar«, erwiderte er. »Wir sehen uns morgen.«
Die Adresse kam noch vor dem Abendessen, das bei Pearl im Preis enthalten war. Und in der Begleitmail stand: »Es hat Spaß gemacht mit Ihnen. Phil.«
3
In Cooper Landing gab es keinen Mietwagenverleih, aber Pearl stellte ihr den Pick-up zur Verfügung, den sie sonst nur für Geländefahrten und größere Einkaufstouren einsetzte. Die Miete hielt sich im Rahmen. C. J. hatte bereits angerufen und Carla mitgeteilt, dass er gegen acht Uhr beim Hotel sein würde.
»Das muss er sein«, sagte Carla, als sie den Motor einer Cessna hörte und die Maschine auf dem Kenai Lake landen sah. Sie verabschiedete sich von ihrer Wirtin, legte ihren Rucksack auf den Beifahrersitz des Pick-up und kletterte zum Ufer hinab. Die Morgensonne hatte sich durch den Rauch gekämpft und spiegelte sich auf dem Rumpf und in den Fenstern der kleinen Maschine.
C. J. kletterte heraus und begrüßte sie sorgenvoll, ein schlaksiger Mann um die Vierzig mit wachen Augen. Er trug einen Overall, einen weinroten Anorak und die rote Kappe mit dem Logo der San Francisco 49ers. »Sieht nicht gut aus, das Feuer. Ich dachte zuerst, wir fliegen in Gewitterwolken.«
»Aus der Nähe gefällt es mir noch weniger«, erwiderte Carla. Sie kletterten die Uferböschung hinauf und stiegen in den Pick-up. Carla fuhr auf den Highway und lenkte den Wagen nach Westen. »Schon von Rosita gehört? Wie lange ist sie jetzt weg? Zwei Monate? So lange kann das doch nicht dauern.«
»Die Tierfreunde, die Salva un amigo von ihr übernommen haben, kommen mit dem Laden nicht zurecht. Sie verstehen was von Hunden und wie man die verwahrlosten Straßenhunde wieder landfein bekommt, aber von Politik und Marketing haben sie keine Ahnung, und ohne das Wissen kriegt man so einen Laden nicht in Schwung. Die Polizei ist auch keine große Hilfe.«
»Dann müssen sie jemanden einstellen, der davon Ahnung hat.«
»Solche Leute wachsen nicht auf den Bäumen. Und die, die Bescheid wissen, wollen nicht umsonst arbeiten. Die meisten glauben, die Arbeit dort hätte doch sowieso keinen Zweck. Die Straßenhunde vermehren sich schneller, als man sie retten kann, und die Arbeit bei Salva un amigo ist ziemlich frustrierend. Rosita hält den Laden mit ihrer Begeisterung und ihrer Tatkraft beisammen, aber ihre Freundinnen machen langsam schlapp. Ohne Rosita könnten sie das Center bald zumachen.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Nein, das tut es nicht, aber …«
»Aber?«
»Ich glaube, dass Rosita nicht nur wegen der Hunde nach Pereira geflogen ist. Sie hat Heimweh. Sie hat es nie zugegeben, solange sie hier war, aber sie sehnt sich nach Kolumbien zurück. Seine Heimat vergisst man nicht so schnell.«
»Dann fällt die Hochzeit erst mal flach?«
»Sobald wir etwas Luft haben, fliege ich zu ihr. Ich weiß nicht, ob ich es lange in Kolumbien aushalten würde, aber ich will wenigstens mal ein paar Tage zu ihr, um meinen guten Willen zu zeigen. Keine Ahnung, was danach passiert. Für eine Wochenendehe ist Kolumbien ein bisschen weit, und Wölfe gibt’s da auch keine. Ich arbeite gerne mit Wölfen … und ich liebe Rosita.«
»Ich bin sicher, dir wird was einfallen, C. J.«
Sie hatten das Haus von Dr. Chandler erreicht. Maya und Duke wirkten munterer als am Vorabend, würden aber noch viel Pflege und Zuneigung benötigen, um sich vollständig von ihrem Trauma zu erholen. »Die beiden hatten Glück«, sagte der Tierarzt zu Carla. »Wären Sie nur ein paar Minuten später gekommen, wären sie wahrscheinlich verbrannt.«
»Wir kümmern uns um sie«, versprach sie noch einmal.
Sie waren gerade dabei, die jungen Wölfe auf die Rückbank zu legen, als ein Mann in einem Pick-up anhielt und sein Beifahrerfenster herunterließ. Er hatte das verwitterte Gesicht eines Farmers und versteckte einen Teil seiner weißen Haare unter einer Baseballkappe. »Wo haben Sie die denn her?«
»Die haben wir vor dem Feuer gerettet.«
»Tierschützer?«
»Was dagegen?«
Schon nach seiner ersten Frage hatte Carla erkannt, dass sie es mit einem Wolfshasser zu tun hatte, einem dieser unverbesserlichen Typen, die Wölfe als »blutgierige Killer« bezeichneten und auch selbst gern zur Waffe griffen, wenn sie einen Wolf zu Gesicht bekamen. Man merkte es an dem verächtlichen Grinsen, mit dem sie auf Wölfe herabblickten.
»Warum haben Sie die Viecher nicht verbrennen lassen? Haben wir nicht genug Wölfe in Alaska? Wenn’s nach mir ginge, täten wir gut daran, ein paar Hundert ins Jenseits zu schicken. Dafür ist so ein Wildfeuer doch gar nicht schlecht. Ein paar mehr davon, und wir sind die ganze Brut endlich los!«
»Und dass auch Menschen in Gefahr kommen, ist Ihnen egal?«
»Das regeln unsere Firefighter«, erwiderte er, »die werden mit jedem Feuer fertig. Was nervt, sind Tierschützer wie Sie, die selbst kleine Bestien wie diese Wölfe retten. Wer weiß, was die Viecher für Krankheiten einschleppen.«
Carla hatte schon viele Wolfshasser wie diesen Mann getroffen und hatte gelernt, nicht jedes Mal durchzudrehen und eine Schimpfkanonade loszulassen. Damit kam man bei Typen wie ihm nicht weit. Stattdessen nahm sie sich die Zeit, auf die Angriffe mit vernünftigen Argumenten zu antworten. »Sie sind ungerecht, Mister«, sagte sie. »Wölfe gehören zu unserer Natur wie Bären und Elche und alle anderen Tiere. Ohne sie funktioniert der Kreislauf in der Natur nicht. Sie nennen diese Wölfe ›Bestien‹, dabei sind sie sehr sozial und uns Menschen ähnlicher, als viele denken. Sie töten nicht aus Mordlust. Sie töten nur, was sie zum Überleben brauchen, meist kranke und schwache Tiere, und sorgen auf diese Weise für das Gleichgewicht in der Natur. Ihren schlechten Ruf haben sie aus Märchen und Horrorgeschichten.«
»Klugscheißerin!«, lästerte der Mann. Er beugte sich zum Fenster hinüber und blickte sie verächtlich an. »Ich traue Wölfen nicht von hier bis zum Waldrand. Wenn Wölfe solche Unschuldslämmer wären, wie Sie sagen, warum haben sie dann eins meiner Kälber gerissen? Wenn das so weitergeht, muss ich Elektrozäune aufstellen. Dann röste ich die verdammten Bestien!«
»Sie sind ungerecht, Mister.«
»Und Sie blauäugig. Wenn’s nach mir ginge, kann es ruhig noch ein paar Waldbrände geben. Solange dabei Wölfe draufgehen, ist alles okay. Und wenn nicht, helfen wir mit der Knarre nach.« Er grinste frech und fuhr davon.
Dr. Chandler stand in der offenen Tür und winkte ab. »Machen Sie sich nichts draus, der benimmt sich jedes Mal wie ein Rüpel. Don Quigley, ihm gehört eine der größten Farmen auf der Halbinsel. Er hat mal einen Wolf bis in die Berge verfolgt und stürzte einen Hang hinab. Er konnte von Glück sagen, dass ihn ein Suchtrupp fand und rechtzeitig ins Krankenhaus brachte. Der Wolf konnte gar nichts dafür, dass er abrutschte, aber er machte ihn natürlich verantwortlich dafür und hasst Wölfe seitdem noch mehr als früher.«
»Und deswegen ein solcher Hass?«
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