Kaiserliche Kindheit. Gabriele Praschl-Bichler
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kaiserliche Kindheit - Gabriele Praschl-Bichler страница 8

Название: Kaiserliche Kindheit

Автор: Gabriele Praschl-Bichler

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783902998347

isbn:

СКАЧАТЬ eine militärische Übung. Daß dabei ›Bäume ausgerissen‹ wurden, bedeutet wohl, daß man Platz schaffen wollte, um ›im Fall eines feindlichen Angriffs‹ gute Sicht zu haben. Andererseits wurde das freigewordene Terrain später für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Denn mit der ›neuen kleinen Schweiz von Maxi‹ ist eine Meierei, eine Milchwirtschaft, gemeint. An solchen ›Besitzungen‹ durften die jungen Erzherzoge ihr wirtschaftliches Geschick erproben. Mit den Erträgen daraus wurde das Taschengeld aufgebessert. Jeder besaß eine kleine Anzahl nutzbringender Tiere. Wie man der Eintragung des vorangegangenen 15. Mai entnehmen kann, hatte sogar der zweijährige Ludwig Victor an seinem Geburtstag ein lebendes Lamm zum Geschenk erhalten.

      Schloß Hetzendorf und sein Areal, das sich wie Lainz in der Nähe von Schloß Schönbrunn befindet, war seit den Tagen Kaiserin Maria Theresias ebenfalls in habsburgischem Familienbesitz. Um die Zeit der Tagebucheintragung war es von einer unverheiratet gebliebenen Schwester von Carl Ludwigs Vater, Erzherzogin Maria Anna, bewohnt.

       Samstag

      12. Heute Mittags waren wir beim Franzi beim Aufnehmen (Wortsinn nicht ganz zu klären, vermutlich Geländemessungen, vgl. auch mit den Eintragungen vom 14. und 15. Oktober), wir hätten aber eigentlich reiten sollen, aber die Perponative(? – wahrscheinlich Gerüste, auf die aufgebaut wurde) zum Feuerwerk (für den nächsten Tag) sind dort aufgestellt. Nachmittags schoß der Franzi in der Fasanerie Scheiben, wir spielten dort, und unterhielten uns sehr gut. Abends waren wir beim Papa, wo auch der Onkel Ludwig war.

       Sonntag

      13. Heute Mittags fuhren wir nach Baden (etwa 20 Kilometer im Süden von Wien; das Ziel war die Weilburg, der Sommersitz der Familie Erzherzog Carls), speisten beim Onkel Carl und sahen die Hildegarde und den Albert. Dann spielten wir im Garten und fuhren um ¾ 5 Uhr fort. Wir kamen hier um ¼ 7 Uhr an, und dann war hier großes Feuerwerk, was sehr schön war. Abends waren wir beim Papa, wo der Onkel Ludwig auch war. Beim Feuerwerk waren eine Menge Menschen. Heute ist der Todestag des Großpapa von Baiern (König Maximilians I., des Vaters von Erzherzogin Sophie).

       Montag

      14. Mittags ritten wir. Der Graf Ledochowski war auf der Reitschule, und aß dann auch bei uns. Der Wittek ist auch da. Nachmittags gingen wir in die Fasanerie, wo der Franzi aufnahm, und wir spielten dort. Dann kam auch der Graf Ledochowski hin. Abends ging der Papa in’s Theater, und die Großmama ließ uns kommen. Die Amie und die Gräfin Praschma waren da.

      Bei Graf Timotheus Ledochowski handelt es sich um einen polnischen Aristokraten, der etwa ab den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in österreichischen Diensten war: zunächst als Oberstleutnant im 12. Husarenregiment, später als Dienstkämmerer bei Erzherzog Franz Carl, wo er dem Hofstaat von dessen ältesten Söhnen, Franz Joseph und Ferdinand Maximilian, zugeteilt war.

      Am 6. Oktober waren die Eltern aus Ischl zurückgekehrt. Jedoch scheint Erzherzogin Sophie Schönbrunn mit ihrem kleinen Sohn Ludwig Victor am 7. oder 8. wieder verlassen zu haben (vermutlich wegen eines Familienfestes bei ihren Verwandten in Bayern). Ihre Abreise wird im Tagebuch zwar nicht erwähnt, ihr Fehlen ist jedoch durch die verstärkte Erwähnung des Vaters, der Großmutter und des Großonkels (Erzherzog Ludwig) zu bemerken. Die Bestätigung ihrer Abwesenheit findet sich erst in der Eintragung vom 17. Oktober, da Carl Ludwigs Bruder Franz Joseph einen Brief von ihr erhielt.

       Dienstag

      15. Heute Mittags turnten wir im Boulingrin mit Franzerl. Die Amie speiste bei uns. Nachmittags gingen wir in die Fasanerie, wo der Franzi aufnahm. Abends gingen wir zum Papa, wo auch der Onkel Ludwig war. Heute ist Theresia (Der Namenstag der Therese Bombelles und der Mutter von Grafen Morzin. – das letzte alles wieder gestrichen).

      ›Franzerl‹ steht im Tagebuch immer im Unterschied zu ›Franzi‹, womit der älteste Bruder Carl Ludwigs gemeint ist. Bei ersterem handelt es sich um einen Studien- und Spielkameraden, den ältesten der vier Söhne Graf Eugen Falkenhayns, k.k. Kämmerers, Geheimen Rats und Feldmarschalleutnants, der das Amt des Obersthofmeisters von Erzherzog Franz Carl innehatte.

      ›Heute ist Theresia‹ weist auf den katholischen Festtag der heiligen Theresia hin. Er bezieht sich auf Theresia von Avila, die Stifterin der unbeschuhten Karmelitinnen, die im 16. Jahrhundert gelebt hatte. Der Namenstag hatte bei Katholiken lange Zeit einen höheren Stellenwert als der Geburtstag. Man gedachte an dem betreffenden Tag aller Träger dieses Vornamens und empfahl sie im Gebet dem jeweiligen Schutzpatron. Mit der Namensgebung wollte man dem Täufling auch die Eigenschaften seines Beschützers übertragen.

      Theresia war im 19. Jahrhundert und vor allem innerhalb der kaiserlichen Familie ein besonders häufiger Name. Therese Bombelles war eine Tochter des kaiserlichen Ajos Heinrich Graf Bombelles und Schwester der beiden Studien- und Spielkameraden Marko und Charli; Gräfin Therese Morzin die Mutter des gleichnamigen Erziehers.

       Mittwoch

      16. Heute Mittags ritten wir. Der Abbé Kiss speiste da, und der Graf Bombelles auch. Nachmittags blieben wir zu Hause, und spielten mit unseren Bleisoldaten. Wir gingen nicht aus, weil es regnete und zu feucht war. Abends ging der Papa mit der Großmama in das Josephstädtertheater, und deßwegen sind wir Abends allein; denn sonst, wenn auch der Papa in das Theater gegangen wäre, so hätte uns die Großmama eingeladen. Franzi klagt etwas über Kopfweh.

      Rührend erscheinen Sätze wie der über den abendlichen Ausgang des Vaters mit der Großmutter. Erzherzog Carl Ludwig hat den Text allerdings etwas unklar formuliert. Es muß am Ende natürlich heißen: ›… wenn auch (= wenn NUR) der Papa in das Theater gegangen wäre, so hätte uns die (daheimgebliebene) Großmama (zu sich) eingeladen‹. Die Bemerkung läßt auch auf die innige Beziehung zur Großmutter schließen. Denn obwohl Erzherzog Carl Ludwig sowohl seinen Vater als auch ›Onkel Ludwig‹ sehr schätzte, war er ein sensibles, zärtlichkeitsbedürftiges und vor allem frauenbezogenes Kind. Deshalb konnte ihm nur die ›Großmama‹ (die eine Halbschwester seiner Mutter war) die sicherlich sehr vermißte ›Mama‹ ersetzen.

       Donnerstag

      17. Mittags gingen wir zum Turnen und Fechten in das Boulingrin. Nachmittags fuhren der Maxi, ich und der Graf Coronini mit den kleinen Pferden (im Wagen); denn der Franzi fuhr mit dem Onkel Ludwig aus. Es regnete ein wenig, aber nicht lange. Abends waren wir beim Papa mit dem Grafen Bombelles, wo der Onkel Ludwig auch war. Der Franzi bekam heute einen Brief von der Mama.

      Die nächste – von Unterricht geprägte – Zeit verlief ähnlich wie die der vorhergehenden Tage. Unterbrechungen erfuhr der Schönbrunner Alltag durch Promenaden mit dem Vater, dem Großonkel und der Großmutter, die vor allem für die Abendgesellschaft der Kinder sorgte. Am häufigsten wurde Karten gespielt, »… was sehr unterhaltend ist« (18. Oktober). Die Spiele hießen ›Vive la paix‹ (›Es lebe der Frieden‹) und ›Schwarzer Peter‹. Die Verlierer bekamen Schnurrbärte ins Gesicht gemalt.

      Um das Interesse am Unterricht ihrer Enkel zu bekunden, besuchte auch Kaiserin Caroline Auguste – wie sonst Erzherzogin Sophie – die Reit- und Fechtstunden der Kinder und belohnte sie, wie ihre Mutter, mit Vergnügungsausflügen und anderen gemeinsamen Unternehmungen.

      Am 21. Oktober traf die herzlich erwartete Mutter wieder in Schönbrunn ein. Ihr Mann, Erzherzog Franz Carl, der sie ebenso vermißt hatte wie die Kinder, war ihr einige Poststationen entgegengereist. Noch am selben Abend fand im kleinen Kreis (Brüder, Eltern, Großmutter und Großonkel) ein gemeinsames Essen mit anschließender Unterhaltung statt.

       Dienstag

СКАЧАТЬ