Kaiserliche Kindheit. Gabriele Praschl-Bichler
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Название: Kaiserliche Kindheit

Автор: Gabriele Praschl-Bichler

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783902998347

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СКАЧАТЬ und später sind wir mit dem Papa und mit der Mama in den Prater spazieren gegangen. Abends besucht uns Albert. Um ½ 9 Uhr gingen wir zur Mama. Franzi ging in das Kärntnerthortheater, wo die Elßler tanzte.

      ›Alle Carlischen‹ meint den – zu diesem Zeitpunkt – in Wien lebenden Teil der Familie des verwitweten Erzherzog Carl. Dazu gehörten der mit Hildegarde von Bayern verheiratete Sohn Albrecht (›Albert‹) und die Kinder Carl Ferdinand, Marie Karoline und Wilhelm. Da ›Albert‹, der älteste Sohn Erzherzog Carls, als einzelner Abendbesuch noch einmal erwähnt wird, kam er an diesem Tag offensichtlich zweimal.

       Samstag

      25. Mittags waren wir im Augarten. Nachmittags sind wir nach Schönbrunn gegangen. Abends waren wir bei der Mama.

      Daß man am Nachmittag nach Schönbrunn ›ging‹, bedeutet, daß an diesem Tag einer der zweimal pro Jahr stattfindenen Umzüge stattfand. Im Frühjahr wechselte die kaiserliche Familie von der in der Wiener Innenstadt liegenden Hofburg in das Landschloß Schönbrunn, im Herbst fand die Rückübersiedlung statt. Für die jungen Erzherzoge bedeutete der Aufenthalt in Schönbrunn eine Verminderung des theoretischen Unterrichtsstoffs, mehr Lehrstunden im Freien und viel gemeinsame Zeit mit den Eltern, mit denen man ausgiebige Spaziergänge unternahm.

       Pfingstsonntag – Sonntag

      26. Heute ist Pfingstsonntag. Mittags waren wir im Boulingrin und haben dort mit den Bombelles gespielt. Wir speisten bei der Mama. Nachmittags waren wir mit der Mama und mit dem Papa in dem bothanischen Garten, und beim Richter von Lainz (einem Speiselokal in der Nähe des Lainzer Tiergartens, der zu den kaiserlichen Jagdrevieren gehörte und im Westen von Schönbrunn liegt). Abends waren wir bei der Mama.

      Die Bezeichnung ›Boulingrin‹ besteht seit dem 17./18. Jahrhundert als französisierte Fassung des englischen Wortes ›Bowling Green‹. In Schönbrunn war damit ein innerhalb des Schloßparks abgegrenzter Teil bezeichnet, der an die Orangerie anschloß und sich bis zum Meidlinger Tor erstreckte. Das Boulingrin umfaßte einen Kinderspielplatz mit Schießbuden, einen Kaninchenstall, eine Schaukel und ein kindergerechtes Festungswerk. Später wurde auch eine kleine Meierei angelegt. Das ›Café Meierei‹ erinnert bis heute an den einstigen Kinderspielplatz der Erzherzoge. Im Inneren des Kaffeehaus-Pavillons befindet sich übrigens ein Aquarell der spielenden Kinder vor demselben Gebäude im Originalzustand.

       Pfingstmontag – Montag

      27. Wir speisten bei der Mama. Nachmittags waren wir mit der Mama beim guerra. Es war sehr schön. Abends waren wir bei der Mama.

      Eine für Erzherzog Carl Ludwig typische Eintragung: zwei Zeilen mit drei Hinweisen auf ein Zusammensein mit der geliebten Mutter.

      Wer oder was sich hinter ›guerra‹ (Krieg?/Kriegsheld?) verbirgt, läßt sich nicht nachvollziehen. Vielleicht ist damit ein – verwandter oder gut bekannter – Militär gemeint, den man mit diesem Spitznamen rief. Die Eintragungen der beiden nächsten Tage wiederholen Spaziergänge und abendliche Zusammentreffen mit Erzherzogin Sophie.

       Donnerstag

      30. Heute ist der Namenstag des Kaisers und des Maxi. Er (der Bruder) hat von der Mama ein großes Theeservice bekommen. Wir speisten beim Kaiser. Nachmittag regnete es, und wir spielten in der Gallerie (in einem der großen Säle des Schlosses) mit den Cameraden. Nachher war ein Gouter (ein gemeinsames Essen mit den Studien- und Spielkameraden) und dann blieben wir bei der Mama.

      ›Maxi‹, der zweitälteste Bruder Erzherzog Carl Ludwigs, hieß – wie früher erwähnt – Ferdinand Maximilian, weshalb er den Namenstag mit seinem Onkel, Kaiser Ferdinand I., feierte.

      Die folgenden, wenig ereignisreichen Tage waren geprägt von Turn-, Reit-, Fecht- und Schwimmstunden, Kutschieren sowie von Promenaden mit den Eltern, der Großmutter und Erzherzog Ludwig. Abwechslung bot erst wieder Donnerstag, der 13. Juni, als man eine illustre Verwandte, ›Tante Louise von Parma‹, in ihrem Quartier in Wien besuchte. Sie entstammte der Generation der Eltern Erzherzog Carl Ludwigs und war in erster Ehe mit Kaiser Napoleon I. von Frankreich verheiratet. Aus dieser Verbindung war ihr einziger legitimer Sohn hervorgegangen: der jung verstorbene Napoleon II., der unter seinem späteren Titel eines Herzogs von Reichstadt besser in Erinnerung ist. Noch während der bestehenden Ehe mit dem im Exil lebenden Napoleon empfing Louise als frisch eingesetzte Herzogin von Parma zwei uneheliche Kinder von ihrem Liebhaber Adam Graf Neipperg, die trotz späterer Heirat niemals legitimiert wurden. Dieser Ehe folgten etliche Liebschaften mit Lehrern der Kinder, Opernsängern und Gefolgsleuten sowie eine letzte, dritte Ehe mit Carl Graf Bombelles.

      Zurück zu Carl Ludwig und seinen Brüdern. Ab 14. Juni dominierte wieder das Schönbrunner Alltagsleben, das sich in Exerzieren, Fechten, Turnen, Spielen im Freien und gemeinsamen Erlebnissen mit den Eltern und der Großmutter erschöpfte. Die geringe Abwechslung zielte darauf hin, die Kinder nicht von ihren Studien abzuhalten, da der Abschluß des Jahresunterrichts bevorstand. Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen fanden zwischen 17. und 19. Juni statt. Ihr Ende wurde bei einem gemeinsamen Theaterbesuch mit den Eltern feierlich begangen.

      Am 20. Juni begannen Ferien vom theoretischen Unterricht, und das Freizeitprogramm nahm einen größeren Teil im Tagesablauf ein. Alle praktischen Übungen und Unterrichtsstunden wurden aber weitergeführt. Am 24. Juni fand sogar eine Prüfung im Schwimmunterricht statt, wobei Erzherzog Carl Ludwig eine Art von Freischwimmerabzeichen errang.

      Verschiedene knappe Eintragungen, die sich in nichts von den vorhergehenden unterscheiden, werden bis 4. Juli geführt, brechen dann aber bis 11. Oktober ganz ab. Die kaiserliche Familie hielt sich während dieser Zeit in Ischl (erst ab 1906 ›Bad‹ Ischl) auf, von wo die jungen Erzherzoge, Franz Joseph, Ferdinand Maximilian und Carl Ludwig, am 5. September eine mehrwöchige Bildungsreise antraten. Sie ging in Begleitung von vier Kammerherren Erzherzog Franz Carls, die bei seinen drei ältesten Söhnen als Erzieher tätig waren (den Grafen Coronini, Bombelles und Morzin sowie Baron Gorizzutti), von Salzburg über Berchtesgaden nach Innsbruck und ins Stubaital, von wo aus Bergtouren unternommen wurden. Dann setzte man die Reise in Richtung Bodensee fort, besuchte von dort aus das bayerisch-königliche Schloß Hohenschwangau und lenkte weiter gegen Süden nach Bozen und Brixen. Nach einigen Tagen des Aufenthalts ging es – über Lienz, die Radstädter Tauern und das obere Ennstal – zurück in Richtung Ischl, wo die Kinder schon auf der Strecke von der ungeduldig wartenden Mutter in Empfang genommen wurden. Allerdings mußten sie – um einer möglichen Anstekkungsgefahr zu entgehen – sofort nach Wien weiterreisen, da ihr jüngster Bruder, der zweijährige Ludwig Victor, in Ischl an Masern erkrankt war.

      Ende September, Anfang Oktober scheinen die Kinder in Begleitung ihrer Erzieher wieder in Schönbrunn gewesen zu sein. Um diese Zeit muß der regelmäßige Unterricht eingesetzt haben. Die Eintragungen ins Tagebuch wurden ab 11. Oktober wieder aufgenommen. Carl Ludwig scheint im Zuge des neuen Unterrichtsplans dazu angehalten worden zu sein, pro Tag eine ganze Seite mit Tageserlebnissen zu füllen. Diese Übung wurde allerdings nur bis zum 26. November durchgehalten, ab dann überwiegen wieder knappe, zwei- bis vierzeilige Berichte im Stil der früheren Artikel.

       1844 October

       Freitag

      11. Heute Mittags exercirten wir im Boulingrin, und nach dem Exerciren rissen wir im sogenannten Sturm die Bäume aus. In einem von den Strahlen des Sturms kommt die neue kleine Schweiz vom Maxi hin. Heute speiste Wittek da. Nachmittags gingen wir gegen Lainz und dann nach Hetzendorf, es regnete. Wir soupirten bei uns und gingen dann zum Papa, der heute seine Andacht (katholisch: das Verrichten von bestimmten СКАЧАТЬ