Kaiserliche Kindheit. Gabriele Praschl-Bichler
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kaiserliche Kindheit - Gabriele Praschl-Bichler страница 5

Название: Kaiserliche Kindheit

Автор: Gabriele Praschl-Bichler

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783902998347

isbn:

СКАЧАТЬ besondere Hervorhebung – gleichzeitig aber auch eine besondere Enttäuschung – enthält der Vermerk, daß der Bruder Ferdinand Maximilian (wie sonst alle Brüder) das Mittagessen gemeinsam mit der Mutter einnehmen durfte. Er war schon früher an Scharlach erkrankt gewesen, weshalb man ihm das Zusammensein mit ihr früher erlaubte.

       Montag

      6. Heute Mittags waren wir in einem Gewölb (vermutlich in einem tiefliegenden Verkaufsladen) und haben etwas gekauft. Nachmittags sind wir mit der Mama im Prater spazierengegangen. Heute Abends bin ich allein, aber der Maxi ist mit der Mama im Theater, wo die Elßler tanzt.

      Abermals durfte der Bruder Ferdinand Maximilian der Mutter Gesellschaft leisten. Der sicherlich sehr enttäuschte Carl Ludwig verbrachte die Zeit wie üblich ›allein‹ mit einem Erzieher.

      Mit der im Theater tanzenden ›Elßler‹ ist die damals weltberühmte Balletteuse Fanny Elßler (1810–1884) gemeint, die durch die Neuartigkeit ihres Tanzstils und durch ihre Schönheit zu den meistbewunderten Tänzerinnen ihrer Zeit zählte.

       Dienstag

      7. Heute ist der Onkel Carl mit dem Fritz angekommen. Mittags waren wir im Augarten, wir sind auch geritten. Nachmittags bin ich mit dem Papa allein ausgegangen, und zwar in den Prater und dann ist die Mama gekommen. Wir sind mit ihr herumgegangen, dann bin ich mit dem Papa in das Kärntnerthortheater gegangen, dort hat die Elßler in einem neuen Ballet getanzt; es war sehr hübsch.

      Bei Onkel Carl handelt es sich abermals um Erzherzog Carl, den Sieger über Napoleon. Fritz (Erzherzog Friedrich) war einer seiner Söhne, der drei Jahre später im Alter von nur 26 Jahren verstarb.

      Erzherzog Carl Ludwig besuchte an diesem Abend mit seinem Vater offensichtlich dieselbe Vorstellung, die sein Bruder tags zuvor gesehen hatte. Sie fand im heute nicht mehr existierenden ›K.k. Hoftheater nächst dem Kärntner Thore‹ (dem Stadttor an der Kärntner Straße) statt, das an der Hinterseite – der damals noch nicht bestehenden – Staatsoper lag. Dort wurden vor allem Ballette sowie italienische und deutsche Opern aufgeführt.

       Mittwoch

      8. Mittags haben wir dem Onkel Carl eine Visite gemacht und dann sind wir in den Kaisergarten gegangen. Mittags war der Fritz bei uns. Nachmittag sind wir mit der Mama und mit dem kleinen Ludwig im Augarten herumgegangen. Abends kam die Großmama mit der Amie.

       Donnerstag

      9. Heute haben wir mit der Mama und mit dem kleinen Ludwig im Augarten gefrühstückt. Der Abbé Kiss (ein Geistlicher, der die jungen Erzherzoge im Ungarischen unterrichtete) hat da gespeist. Nachmittag sind wir geritten. Wir sind zur Herzogin von Köthen und zum Fritz gegangen. Abends bin ich allein gewesen.

      Mit der ›Herzogin von Köthen‹ ist wohl eines der letzten – nicht genau zu bestimmenden – Mitglieder der fürstlichen Familie von Anhalt-Köthen gemeint. Dieser Zweig der Fürsten von Anhalt starb noch im 19. Jahrhundert aus.

       Freitag

      10. Mittags waren wir im Kaisergarten und haben dort gespielt. Nachmittags sind wir mit dem Papa und mit der Mama im Prater spazierengegangen. Abends war die Großmama bei uns.

       Samstag

      11. Mittags sind wir in den Prater gefahren. Nachmittags ist die Hildegarde mit dem Albert von München angekommen; ich habe sie aber heute noch nicht gesehen. Abends sind wir allein, bis ½ 9 Uhr, dann ist die Großmama gekommen mit der Amie.

      Erzherzog ›Albert‹ (Albrecht), ein Sohn Erzherzog Carls, hatte am 1. Mai, also zehn Tage vor dieser Eintragung, in München Prinzessin Hildegard von Bayern geheiratet. Sie war eine Tochter König Ludwigs I. und eine direkte Nichte Erzherzogin Sophies (somit auch eine Cousine des Tagebuchschreibers). Da Carl Ludwig sie an diesem Tag, an dem sie in der Hofburg dem engsten Familienkreis vorgestellt wurde, nicht gesehen hatte, stattete er ihr am folgenden Tag den Gegenbesuch ab.

       Sonntag

      12. Mittags sind wir in den Schwarzenbergischen Garten gegangen, und dann sind wir wohl etwas später zur Hildegarde und zum Albert gegangen. Heute haben wir wieder zum ersten Mahle seit der Krankheit des Franzi beim Kaiser gespeist, auch die Hildegarde. Nachmittags sind wir in den Prater gefahren; es war recht hübsch. Die Hildegarde war auch dort.

      Allsonntäglich fanden unter Anwesenheit des jeweils regierenden Kaisers Familiendiners statt, an denen die meisten in Wien anwesenden Erzherzoge teilnahmen. Durch die Scharlacherkrankung Franz Josephs waren seine Brüder und Eltern für Wochen davon ausgeschlossen gewesen. Sonntag, der 12. Mai, markierte das Ende der streng eingehaltenen Quarantäne.

      Daß in den folgenden Wochen in den Eintragungen Carl Ludwigs ›Hildegarde‹ eine bedeutende Rolle spielte, hängt mit der kindlichen Begeisterung für das neuhinzugekommene Familienmitglied zusammen und natürlich auch mit den zahlreichen Empfängen, die man ihr zu Ehren gab.

       Montag

      13. Heute haben wir mit der Mama im Augarten gefrühstückt. Der Wittek speiste bei uns. Nachmittags sind wir in Schönbrunn gewesen, aber es hat geregnet. Heute geht die Hildegarde zum ersten Mahl in das Kärntnerthortheater; das Theater ist besonders beleuchtet. Abends sind wir allein.

      ›Gefrühstückt‹ meint eine Essenseinnahme um die Mittagszeit und bedeutete für die jungen Erzherzoge Unterbrechung nach vier, fünf Stunden Unterricht.

      Festbeleuchtungen eines Gebäudes (›das Theater ist besonders beleuchtet‹) wurden zu Ehren hoher Persönlichkeiten veranstaltet. An diesem Abend galt sie natürlich der neuvermählten Erzherzogin Hildegard.

       Dienstag

      14. Mittags waren wir bei der Parade, wobei der nach Linz bestimmte Regent H. Homburg vom Regiment Hrabovsky abgelöst wurde. Nachmittags waren wir im Kaisergarten und im Volksgarten (ein an der Hofburg gelegener öffentlich begehbarer Park). Der Hildegarde zu Ehren ist heute große Familientafel beim Kaiser. Abends sind wir allein.

      Die mittägliche Veranstaltung war militärischer Natur und fand vermutlich in Anwesenheit des Kaisers statt.

       Mittwoch

      15. Heute ist der Namenstag der Mama und der Geburtstag des kleinen Ludwig. In der Früh sind wir zum Frühstück zur Mama gekommen, und ich habe der Mama eine Zeichnung, einen Engel und einen Vorsprung (vermutlich eine dazupassende Konsole) dazu geschenkt, und der Maxi hat ihr sein Portrait und einen Teufel von Papier maché (in einer Klebetechnik, bei der aus Papierresten und Leim plastische Figuren geformt werden) geschenkt, und wir zusammen haben dem kleinen Ludwig ein lebendes Lamm geschenkt. Zum Frühstück ist der Onkel Ludwig, die Großmama und der Onkel Johann gekommen. Wir waren mit der Mama in der Messe. Wir haben beim Kaiser gespeist. Die Hildegarde ist etwas unwohl. Nachmittag sind wir mit dem Papa auf der Bastei herumgegangen, und dort sind wir dem Kaiser begegnet, dann sind wir in das Kärntnerthortheater gegangen, nähmlich in die italienische Oper: »Maria di Rohan«; es war sehr hübsch.

      Wenn ein Familienfesttag anfiel, wurde dem betreffenden Mitglied zu Ehren die Tagesgestaltung verändert. So wurde das sonst getrennt eingenommene Frühstück von Kindern und Eltern zusammengelegt und die jungen Erzherzoge meist vom Unterricht befreit.

      In СКАЧАТЬ