Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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»Ma Cherie!«, sagte er mit einer Zärtlichkeit, wie sie sie noch niemals in seiner Stimme vernommen hatte. »Ohne dich möchte ich hier nicht sein. Es ist so kalt, wenn du nicht da bist.«
»Es sind nur vier Tage, Nicolas, und du kannst mich besuchen«, flüsterte sie, und doch wusste sie, dass auch ihr diese vier Tage zu lang sein würden.
Sie drehte sich um und legte die Arme um seinen Hals.
»Verzeih mir, aber es macht mich glücklich, wenn du mich vermisst.«
»Willst du es herausfordern?«, fragte er, seine Arme um sie legend.
»Nein, Bestimmt nicht. Ich glaubte nicht, dass es dir etwas ausmachen würde.«
»Was denkst du sonst noch?«
Sie dachte gar nichts mehr. Sie hob ihm ihren Mund entgegen, und als sie seine Lippen spürte, versank die Welt für sie.
Es war das erste Mal, dass er sie so küsste, seit Florence tot war. Sie zitterte. »Es ist kalt«, sagte er.
»Im Haus ist es warm«, erwiderte sie. Ihre Blicke tauchten ineinander. Sie stieß die Tür auf und drückte auf den Lichtschalter.
»Du hast bestimmt noch nicht gegessen«, bemerkte Sabine. »Kannst du drüben überhaupt richtig schlafen, Nicolas?«
»Es riecht noch ziemlich nach Farbe.«
»Die Zimmer oben sind schon lange bereit für euch.«
»Aber André ist noch nicht da.«
Sie lachte leise. »Du willst mich also nicht kompromittieren.«
»Findest du das amüsant?«, fragte Nicolas.
Stand ihr Herz nicht still in diesem Moment, als sie Verzweiflung in seinen Augen las, die dann einem resignierenden Ausdruck wich?
Ein Schwindel erfasste sie, als er sich von ihr abwandte, und sie fiel ihm in den Arm. Sie stammelte unzusammenhängend zärtliche Worte, ganz dicht an seinem Ohr, und eine Seligkeit ohnegleichen erfüllte sie, als er sie dann an sich zog und küsste.
»Du darfst nicht weggehen«, flüsterte er.
»Ich gehe nie weg, Nicolas, nicht so weit, dass du mich nicht jederzeit erreichen könntest«, gab sie zurück.
*
Lisa ging immer früh zu Bett, und meistens schlief sie sofort ein. Sie sehnte sich in das Reich der Träume, in dem sie sprechen konnte wie andere, lachen und fröhlich sein. Sie wünschte sich, von Michael zu träumen, und in den vergangenen Nächten hatte sie wundervoll geträumt.
Diesmal schreckten Geräusche sie aus dem Halbschlaf, in den sie eben gesunken war. Sie vernahm Dr. Valderes Stimme, dann Andrés und Michaels. Mit atemloser Spannung lauschte sie und vernahm nun das Weinen eines Kindes. Es war ein klägliches Weinen.
Lisa schnellte empor, als ihr bewusst wurde, dass dies kein Traum war, und im nächsten Augenblick war sie aus dem Bett und schlüpfte in den flauschigen Hausmantel.
Als sie die Tür leise öffnete, herrschte draußen Stille. Aber sie sah in der Halle Michael stehen, nur ihn, nicht die anderen.
»Ich hörte das Kind um Hilfe rufen«, sagte er.
Lisa verstand jedes Wort. Nun sah sie auch das Kind. Es war ein kleines Mädchen, das, in eine Decke gehüllt, in einem der Sessel saß.
Dr. Valdere hob es jetzt empor und trug es in den Raum, in dem er sich mit seinen Patienten unterhielt. André folgte ihm, aber Michael blieb zurück. Langsam drehte er sich um und blickte zu Lisa empor.
Sie hielt sich am Geländer fest und ging nun langsam die Treppe hinab.
Michael zögerte noch, als könnte er es nicht glauben, sie wirklich zu sehen. Doch nun kam er ihr mit schnellen Schritten entgegen, griff nach ihren Händen und hinderte sie, die Treppe weiter hinabzuschreiten.
Ihre Lippen bewegten sich, doch mehr in ihren Augen als von ihren Lippen las er die Frage: Was ist geschehen? Er senkte den Kopf.
»Du solltest schlafen, Lisanne«, sagte er sanft.
Sie schüttelte heftig den Kopf und deutete auf die Tür, hinter der Dr. Valdere mit dem Kind verschwunden war. Mit beiden Händen umklammerte sie seinen Arm und sah ihn flehend an.
Warum bist du hier, was ist mit dem Kind, fragten ihre Augen.
»Es ist etwas Schreckliches geschehen«, erklärte er leise. »Das Kind ist nur leicht verletzt. Sie waren mit einem Wohnwagen drunten am Meer. Es ist wohl eine Propanflasche explodiert. Der Wagen brannte.«
Lisas Hände lösten sich von seinem Arm und legten sich über ihr Gesicht. Ein unartikulierter Laut kam über ihre Lippen. Ihr wurde es wohl nicht bewusst, aber es war ein deutlich vernehmbarer Laut, und augenblicklich dachte Michael nichts anderes. Seine Hände schlossen sich um ihre Schultern.
»Ich habe das Kind gefunden und hierhergebracht«, fuhr er heiser fort. »Die Eltern sind tot.«
Sie soll schreien, dachte er dabei, sie soll endlich schreien. Aber kein Laut kam mehr über ihre Lippen. Starr vor Entsetzen war ihr Gesicht, und bevor er sie wieder festhalten konnte, lief sie an ihm vorbei, die Treppe hinunter und auf die Tür zu, die André hinter sich ins Schloss gezogen hatte.
*
»Wie heißt du?«, fragte Dr. Valdere das Kind.
»Jill«, antwortete das Mädchen.
»Deutsch versteht sie«, sagte Dr. Valdere zu André.
»A little«, erwiderte die Kleine.
»Sie ist Engländerin«, bemerkte André. Das Kind nickte eifrig.
Lisa drängte sich durch die Tür. Betrofen sah Dr. Valdere sie an.
»Das ist nichts für Sie, Lisa«, erklärte er.
Sie hörte nicht auf ihn, kniete bei dem Kind nieder und umarmte es.
Verwirrt sah Jill Dr. Valdere an.
»Kann ich mit dem Mädchen englisch sprechen?«, fragte sie.
»Lisa kann gar nicht sprechen«, erwiderte er heiser. »Bitte, Lisa, lassen Sie uns mit dem Kind allein.«
»Ich will aber, dass sie dableibt«, sagte Jill in englischer Sprache.
»Sie will, dass Lisa dableibt«, übersetzte Michael, der in der Tür stand, mechanisch.
Dr. Valdere zuckte die Schultern. »Vielleicht dolmetschen Sie. Mit meinem mangelhaften Englisch kommen wir auch nicht weiter.«
»Und du, André?«, fragte Michael. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Lisa konnte sich anscheinend auch ohne Worte mit Jill verständigen. Die Kleine hatte ihre Arme um Lisas Hals geschlungen und weinte leise. Und Lisa streichelte sie beruhigend.
»Vielleicht СКАЧАТЬ